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Frühlingslust

Wir spüren milde Lüftchen sanft auf unserer Haut, der würzige Duft nach Kräutern und feuchter Erde steigt uns in die Nase, wir genießen die ständig zunehmende Kraft der Sonne. Durch die längeren Tage sinkt langsam die Melatonin-Konzentration in unserem Blut, wir werden wieder aktiv – ähnlich wie Tiere nach dem Winterschlaf. Mehr Sonnenlicht stimuliert das Mittelhirn, sodass die Produktion von Noradrenalin anläuft: Unsere Stimmung hebt sich, wir schütteln den Winterfrust ab und fühlen neue Kräfte in uns wachsen.

Aufs Ganze sehen

Im Frühling schenkt uns die Beschäftigung mit Pflanzen eine tiefe Verbindung zur erwachenden Natur, und dabei spielt es keine Rolle, ob Sie im eigenen oder gemeinschaftlichen Garten arbeiten, ob Sie Töpfe auf Terrasse oder Balkon bepflanzen, ob Sie Selbstversorger oder Hobbygärtner sind. Indem wir das Wachstum beobachten, dürfen wir teilnehmen am Kreislauf des Lebens. Das oberste Prinzip beim Säen, Pflanzen und Pflegen: mit dem Mond arbeiten, niemals dagegen. Die Mondin müsste es eigentlich heißen, denn in nahezu jeder Sprache ist der Mond weiblich. In den alten Religionen ist er mit einer Göttin verbunden und trägt demgemäß weibliche Eigenschaften: Die Menschen stellten ihn sich fruchtbar und nährend vor. Er galt ihnen als Schützerin der Familie und Helferin bei der Geburt. Das Element unseres Nachtgestirns ist das Feuchte, es symbolisiert Schönheit und Heilung, Frieden und Schlaf. Wie der Mond die Gezeiten bestimmt, so beeinflusst er auch die biologische Uhr: Nimmt er zu, geht die Saat besser auf, Pflanzen sprießen, die Fruchtbildung erfolgt. Abnehmender Mond lenkt negative Energien ab, und in dieser Phase sollte man im Garten nur jäten und im Übrigen die Natur sich selbst überlassen.


Gute Tradition

Kennen Sie die alte Art, einen Kräutergarten in Form eines vierblättrigen Kleeblatts anzulegen? Ein Abschnitt ist für die Küche bestimmt, zum Beispiel mit Petersilie, Salbei, Thymian, Majoran und Schnittlauch. Im nächsten stehen die Heilkräuter mit Kümmel für die gute Verdauung, Johanniskraut für ruhige Nerven, Knoblauch für ein intaktes Immunsystem und Fenchel gegen Husten. Das dritte Areal ist mit bunt blühenden Kräutern als Insektenweide bepflanzt wie blauer Borretsch, gelber Dill, lila Dost, rote und gelbe Kapuzinerkresse.

Und im vierten wachsen Duft- und Teepflanzen wie Lavendel, Kamille und Minze. Dazwischen stehen in Töpfen die empfindlichen Kräutlein wie verschiedene Basilikumsorten und Rosmarin. Selbstverständlich können Sie all diese Kräuter essen: Borretsch zum Beispiel schmeckt im Gurkensalat, Lavendel in der Fischsuppe, Dost auf der Pizza, Blätter und Blüten von Kapuzinerkresse mischt man in Blattsalate.



Die biologische Uhr lässt sich durch Wärme, Kälte und unsere künstliche Uhrzeit kaum beeinflussen, sondern folgt dem Tagesablauf, den Mondphasen und den Jahreszeiten. Deshalb bedeutet der Beginn der Sommerzeit einen Mini-Jetlag, den sensible Menschen nicht so einfach wegstecken.

Sammler-Glück

Bei einer ausgedehnten Kräuterwanderung im Frühling kriegen Sie eine ganze Menge von dem, was Sie nach den langen Wintermonaten unbedingt brauchen: frische Luft und Bewegung, Vitamine und Mineralstoffe. Damit schlagen Sie der Frühjahrsmüdigkeit ein Schnippchen, die ja vor allem aus einem Zuviel an Melatonin und einem Zuwenig an Vitalstoffen resultiert. Schon die bekanntesten Wildkräuter, die man ganz leicht findet, helfen da: Alle liefern reichlich Vitamin C, magenfreundliche Bitterstoffe und Mineralstoffe für gesunden Blutdruck, starke Knochen und schönes Haar. Brennnesseln empfiehlt die Volksmedizin seit jeher als Blutreiniger bei Entschlackungskuren, genau wie Sauerampfer übrigens, der den »Körperputz« im Frühling unterstützt, weil die Gerbstoffe darin die Verdauung fördern und die Leber stärken. Bärlauch senkt den Cholesterinspiegel, schützt Herz und Gefäße, fördert die Verdauung und sorgt für eine gesunde Darmflora. Löwenzahn fördert die Harnausscheidung und stärkt die Nieren, Gänseblümchenblätter regen den Gallenfluss an, Spitzwegerich und Klee reinigen die Bronchien und lösen den Schleim. Und mal ganz abgesehen von der Gesundheit: Im Frühling schmecken diese frisch gepflückten Wildkräuter so gut wie junge Küchenkräuter und nutzen weit mehr als Treibhausware.


Salat mit gebratenem Käse ☯ ✺*

Zutaten für 4 Portionen

Je 1 Handvoll Rucola, Dill, Petersilie, Minze und Zwiebelgrün

1 Handvoll Blüten von Gänseblümchen, Veilchen und Löwenzahn

4 Blätter Radicchiosalat

4 Blätter Endiviensalat

4 EL Apfelessig

1 EL Himbeersirup

Salz nach Belieben

5 EL Olivenöl

200 g Feta, Manouri oder Halloumi

1 Rucola, Dill, Petersilie, Minze und Zwiebelgrün waschen, in der Salatschleuder trockenschleudern und nicht zu fein zerkleinern. Die Blüten waschen und trockentupfen, die Salatblätter ebenfalls waschen, trockenschleudern und zerkleinern. Alle diese Zutaten in einer großen Schüssel mischen.

2 Den Essig mit dem Himbeersirup, Salz und 2 EL Olivenöl verrühren. Das Dressing unter den Salat mischen und diesen auf Portionstellern anrichten.

3 Den Käse in Stücke schneiden, das restliche Olivenöl in einer kleinen beschichteten Pfanne erhitzen und die Käsestücke darin bei schwacher Hitze goldbraun braten. Den Salat mit dem heißen Käse belegen, das Bratöl über den Käse träufeln und den Salat sofort servieren.

* Zur Bedeutung der Symbole → Seite 13


Ziegenkäse mit Kräutern ☯ ✺

Zutaten für 4 Portionen

2 Handvoll Dill, Schnittlauch, Minze und Kerbel

1 kleine rote Zwiebel

250 g weicher weißer Ziegenkäse

250 g türkischer Joghurt (10 % Fett)

1 TL Zitronensaft

Salz nach Belieben

Frisch gemahlener schwarzer Pfeffer

1/2 TL Zucker

1 Die Kräuter waschen, trockentupfen und ganz fein zerkleinern, dabei alle harten Stiele entfernen. Die Zwiebel schälen und ebenfalls fein zerkleinern.

2 Den Ziegenkäse mit einer Gabel zerdrücken und mit dem Joghurt zu einer glatten Creme verrühren, dann die Kräuter und die Zwiebel darunter mischen. Die Käsecreme mit Zitronensaft, Salz, Pfeffer und Zucker würzen.


Kräuterpie mit Hähnchen ✺ ☽

Zutaten für 4 Portionen

1 kleine Zwiebel

150 g Bulgur

3 EL Öl

500 ml Gemüsebrühe

Etwa 250 g Hähnchen fleisch (Rest)

3 Handvoll Wildkräute (Löwenzahn, Spitzwegerich, Vogelmiere oder Küchenkräuter (Petersilie, Bohnenkraut, Estragon, Oregano)

2 Eier

200 g körniger Frischkäse

Salz nach Belieben

Cayennepfeffer

1/2 TL gemahlener Koriander

50 g geriebener Bergkäse

Butter für die Form

1 Die Zwiebel schälen, fein hacken und mit dem Bulgur in 1 EL heißem Öl anbraten. Die Brühe zugießen und aufkochen. Den Bulgur zugedeckt bei schwächster Hitze 10 Minuten garen. Den Topf von der Kochstelle nehmen und den Bulgur lauwarm abkühlen lassen.

2 Inzwischen das Hähnchenfleisch gegebenenfalls vom Knochen lösen und in kleine Stücke schneiden. Das restliche Öl in einer Pfanne erhitzen und das Fleisch darin auf beiden Seiten kräftig anbraten, dann die Pfanne von der Kochstelle nehmen.

3 Die Kräuter verlesen, waschen, trockentupfen und zerkleinern, dabei alle harten Stiele entfernen. Die Eier trennen und zuerst nacheinander die Eigelbe, dann esslöffelweise den Frischkäse und zum Schluss die Kräuter unter den Bulgur rühren. Die Mischung mit Salz, Cayennepfeffer und Koriander würzen.

4 Die Eiweiße steif schlagen und auf den Bulgurteig geben. Das Fleisch und etwa die halbe Menge Käse hinzufügen und nun alles mit einem Kochlöffel vermischen. Den Teig in einer gefetteten runden Form verteilen und mit dem restlichen Käse bestreuen.

5 Die Pie im vorgeheizten Backofen bei 180 °C etwa 40 Minuten backen, bis sie leicht gebräunt ist. Heiß aus dem Ofen oder lauwarm abgekühlt servieren.

Tipp

Getreide, Eier, fettarmer Käse und mageres Fleisch sind in diesem Gericht sehr ausgewogen; die Pie passt deshalb gut zu Mittag- und Abendessen.

Entgiften mit Pflanzen

Die Volksmedizin nutzt Pflanzen seit jeher als natürliches Mittel, den Organismus über die Leber zu entgiften; Wildkräuter mit ihren vielen Bitterstoffen sind da besonders wertvoll (→ Seite 23). Doch selbstverständlich müssen Sie nicht immer sammeln gehen; gegen zu viel Harnsäure im Blut hilft auch Birkenblättertee aus Apotheke und Reformhaus; er tut den Nieren wohl, spült die Blase richtig durch und kann die Ablagerungen von Harnstein verhindern. Halten Sie sich aber unbedingt an die Dosierungsanleitung: Sie sollten den Tee nämlich wie Medizin nur dann trinken, wenn die Gelenke schmerzen oder sich steif anfühlen, wenn die Nieren zwicken oder die Blase Beschwerden macht. Ein Heublumensäckchen wirkt krampflösend und stillt Schmerzen, die durch Anspannung der Muskeln entstehen. Die Blumen bekommen Sie getrocknet ebenfalls in der Apotheke. Das Säckchen nähen Sie mit einem Stück Baumwollbatist (etwa 25 mal 15 cm) und lassen es an einer Seite offen. Füllen Sie es mit den Heublumen und schließen Sie dann die letzte Naht.

Die Biorhythmus-Küche

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