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2.3 Wissen und Universität

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Eine gravierende Veränderung der gesellschaftlichen Lebensformen war die Gründung der Universitäten. Zentren von Wissensvermittlung und mittelalterlicher Gelehrsamkeit waren bislang Schulen an Pfarreien, bei Kathedralen und lange Zeit vor allem in den Klöstern gewesen. Diese Ausbildungsstätten standen Laien und Klerikern nur begrenzt offen. Gelehrt wurde Grammatik, Komputistik (Berechnung des Jahreskalenders), liturgischer Gesang, Bibelstudium, Lesen, Schreiben. Die Schulen standen unter kirchlichem Einfluss; ihre Aufgabe bestand unter anderem in der Heranbildung von Klerikern und qualifizierten Beamten für den Hofdienst. Ab Beginn des 11. Jahrhunderts wurden auch praxisorientierte Themen wie Recht (Pavia) und Medizin (Salerno) unterrichtet. Auf dem Gebiet der Artes liberales und der Theologie erfuhr die Kathedralschule von Paris große Bedeutung. Im 12. Jahrhundert entstanden zahlreiche private Bildungsanstalten, in denen u. a. praktizierende Juristen und Ärzte tätig waren. Diese Institution entzog sich fast vollständig der kirchlichen und weltlichen Kontrolle.

In Bologna, Paris, Oxford, Cambridge usw. entstand dann um 1200 ein weiterer neuer Typ einer Bildungsinstitution – die Universität. Diese unterschied sich von den (herkömmlichen) Schulen durch die Qualität des Unterrichts, die universelle Geltung der verliehenen Grade und durch den Erwerb kaiserlicher (bzw. königlicher) und päpstlicher Privilegien.

Wohl waren die einzelnen Universitäten unterschiedlich strukturiert. Es lassen sich aber dennoch grundlegende Gemeinsamkeiten feststellen: Es gab vier Fakultäten: die sieben Artes liberales (sieben freie Künste) als Grundlagenstudium und dann Medizin, Recht und Theologie. Zu den septem artes liberales zählten Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie. Den Artes liberales standen die praktischen Künste, Artes mechanicae, also handwerkliche Fertigkeiten, gegenüber. Die einzelnen Disziplinen bildeten jeweils eine geschlossene Fakultät, an deren Spitze der Dekan stand. An Universitäten mit weitem Einzugsbereich, besonders in Bologna und Paris, waren die Studenten nach ihrer Herkunft in nationes zusammengeschlossen.

Das Universitätsstudium konnten im Prinzip Studenten jeder sozialen oder regionalen Herkunft aufnehmen; mehrheitlich waren es aber Angehörige oder Beauftragte der Oberschicht. Die Päpste, die Könige von Frankreich, England und Kastilien unterstützten die Institutionalisierung der Universitäten, um die Entwicklung von qualitätsvollen Studien und die Ausbildung von hochgebildeten Theologen und Juristen, aber auch Medizinern zu fördern – nicht zuletzt, um selbst von deren Wissen zu profitieren. Grundlage der Lehrinhalte waren zum einen die christliche Lehre, zum anderen antike Wissenschaftstraditionen (wie Donatus, Priscianus, Aristoteles, Galen und Avicenna, das Corpus iuris civilis und das Corpus iuris canonici), ergänzt durch die Schriften der Kirchenväter, arabischer Gelehrsamkeit und der Kommentatoren der frühen Scholastik.

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Die Kunst der Gotik

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