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Wovor haben wir Angst?
ОглавлениеHier ist spannend, dass es Objekte oder Situationen gibt, die wahrscheinlicher Angst auslösen als andere. Es gibt zum Beispiel keine bisher bekannte → Phobie vor kleinen Schafen, dafür aber Angst vor Tieren, die potenziell gefährlich sind wie Spinnen oder Schlangen. Hier geht man davon aus, dass wir genetisch dazu veranlagt sind, vor gefährlichen Dingen schneller Angst zu entwickeln als vor ungefährlichen, was an sich ja sehr sinnvoll ist. Das nennt man PreparednessPreparedness, also „Vorbereitet-Sein“. Arne Öhman, ein schwedischer Psychologe, hat sich mit der Forschung zu Preparedness einen Namen gemacht und saß sogar im Nobelpreiskomitee. In seinem meistzitierten Paper von 2001 fasst er vier Charakteristiken von Furchtlernen zusammen. Das erste Kriterium ist, dass → Furcht vor allem von Reizen ausgelöst wird, die in einem evolutionären Sinn gefährlich sind. Das zweite ist, dass die Furchtreaktion auf solche Reize automatisch abläuft. Das dritte, dass man mit bewusster Kontrolle wenig ausrichten kann gegen Furchtreaktionen, und das vierte, dass die → AmygdalaAmygdala und mit ihr verbundene Gehirnbereiche hauptverantwortlich sind für die ausgelösten Furchtreaktionen (Öhman & Mineka, 2001).
Diese Preparedness wird von Beutetieren auch als Schutz vor dem Gefressen-Werden genutzt. Die Fähigkeit bestimmter Tiere, sich zu schützen, indem sie sich der Gestalt oder Farbe solcher Tiere anpassen, die von ihren Feinden gefürchtet werden, nennt sich MimikryMimikry. Beispiele hierfür sind harmlose Schwebfliegen, die sich durch gelb-schwarze Wespenfarben als giftig ausgeben, und wehrlose Schmetterlinge, zum Beispiel das Pfauenauge, deren Flügelmuster den Augen eines gefährlichen Raubvogels ähneln.
Für viele Phobien spielen soziale Situationen eine große Rolle, vor allem Situationen, in denen die Betroffenen von anderen Personen kritisch bewertet werden könnten.
Bei den unspezifischen AngststörungenAngststörungunspezifische treten die Symptome der AngstAngstSymptome, auf die wir später nochmal genauer eingehen, nicht nur bei ganz bestimmten Objekten oder Situationen auf, sondern scheinbar zufällig. Es gibt auch Zusammenhänge zwischen Phobien und der sogenannten generalisierten Angststörung. Wenn Personen beispielsweise erleben, dass sie unvorhersehbaren Angstattacken ausgeliefert sind, also eine generalisierte Angststörung haben, dann werden sie auch öffentliche Plätze meiden, an denen Hilfe nicht so einfach zur Verfügung steht. Sie entwickeln also möglicherweise eine Agoraphobie aufgrund der generalisierten Angststörung.
Linktipp | In diesem eindrucksvollen Video „verwandelt“ sich eine Raupe in eine Schlange und schlägt den Affen, der die Raupe ansonsten gerne gefressen hätte, in die Flucht. Damit nutzt die Raupe die Angst des Affen vor Schlangen aus, um sich selbst zu schützen. Sehr clever! https://www.reddit.com/r/NatureIsFuckingLit/comments/m6vkrn/this_caterpillar_impersonating_a_snake/.