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3 Welche Anleitungen zum wissenschaftlichen Arbeiten sind wichtig?

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„Also, ich finde diese ganzen Hinweise zum wissenschaftlichen Arbeiten ziemlich verwirrend“, meinte David. „Unendlich viele Ansprüche, manches wird unterschiedlich gesehen, neue Fremdwörter – derzeit wächst meine Angst vor der neuen Aufgabe eher, als dass ich sicherer werde und weiß, was ich zu tun habe.“ Nora konnte das gut nachvollziehen: „Das ist mir schon mit meinem Buch so gegangen. Und ich habe nur ein Buch zum wissenschaftlichen Arbeiten bisher angelesen, aber es gibt doch so viele. Wie entscheide ich denn, welche Anleitungen wirklich wichtig und für meine Arbeit geeignet sind? Was muss ich unbedingt nachlesen und beherzigen, um eine gute Arbeit schreiben zu können?“

„Ich verstehe euch“, sagte Annkathrin. „Mir ist das am Anfang des Kurses auch so gegangen. Aber keine Sorge – es wird hinterher besser, wenn man erst einmal den Überblick über den gesamten Prozess hat. Außerdem wurde im Kurs auch einiges genau zu dieser Frage gesagt.“


„Die wichtigste Anleitung ist zunächst mal die, die der jeweilige Professor oder die Professorin herausgibt. Man findet solche Hinweise meist im Internetangebot zum Fach. Wichtig ist, wirklich die Anleitung zu verwenden, die der Professor herausgibt, bei dem man gerade schreibt. Die, die für die letzte Arbeit bei meinetwegen einer anderen Professorin galt, kann in Einzelbereichen völlig in die Irre führen.“

Also – ich weiß von einigen Leuten, dass es an ihren Hochschulen anders ist“, sagte Kevin. „Dort gibt es einen Leitfaden für wissenschaftliches Arbeiten und der gilt für alle wissenschaftlichen Arbeiten und für alle Fachbereiche an der Hochschule. Und andere kennen Anleitungen zumindest für ihren eigenen Fachbereich. Das finde ich viel besser.“

„Einerseits hast du völlig recht. Es ist schon leichter, wenn man die einmal gelernten Regeln immer beibehalten kann. Aber die unterschiedlichen Anforderungen der einzelnen Professoren und Professorinnen beziehen sich letztlich nur auf die Formalien, wie Fußnoten, Literaturverzeichnisse etc. Das Wichtigste, die grundlegende Technik des wissenschaftlichen Arbeitens, bleibt immer gleich. Es gelten auch die gleichen Anforderungen an eine wissenschaftliche Arbeit – egal bei wem und wo du schreibst“, entgegnete Annkathrin. „Außerdem bezweifele ich, nach dem, was ich gehört habe, dass diese Einheitlichkeit der Anleitungen wirklich stimmt. Zumindest sind die Regeln beispielsweise bei Naturwissenschaftlern, Psychologen und Medizinern deutlich anders als in den Wirtschaftswissenschaften – was sich übrigens auch auswirkt, wenn wir eine Arbeit in den Überschneidungsgebieten wie Wirtschaftspsychologie oder Gesundheitsökonomie schreiben.“

„Aber wieso sind gerade formale Anforderungen überall anders?“, fragte Kevin. „Gibt es denn keine allgemeingültigen Regeln?“ „Leider nein“, erwiderte Annkathrin. „Vielfach sind diese Regeln über viele Semester ‚historisch gewachsen‘ und einfach Gewohnheiten, die sich für die jeweiligen Lehrenden als sinnvoll herausgestellt haben. Manches darin ist einfach Geschmackssache, nicht ‚richtig‘ oder ‚falsch‘. Übrigens – wenn wir mal irgendwann entscheiden, in der Wissenschaft bleiben zu wollen, wird das eine ständige Frage sein. Oft haben selbst innerhalb eines Verlages die einzelnen Zeitschriften unterschiedliche Formvorschriften und es gehört zum wissenschaftlichen Arbeiten offensichtlich dazu, dass man sich über diese Vorschriften in der jeweiligen Umgebung, in der man arbeitet, informiert und sie anwendet. Sonst hat man beispielsweise keine Chance, in der Zeitschrift seiner Wahl einen Aufsatz zu veröffentlichen.“ „Ziemlich unwirtschaftlich“, sagte David. „Man sollte doch meinen, dass Wirtschaftswissenschaftler den Sinn von Vereinheitlichung sehen und sich dann einigen können.“ „Vielleicht. Aber offensichtlich werden die Kosten einer Einigung – die ja theoretisch weltweit stattfinden müsste – als höher eingeschätzt als ihr Gewinn. Also bleibt es dabei. Es ist sicher sinnvoll, wenn wir uns jetzt schon die jeweiligen Anleitungen besorgen, dann können wir bei den einzelnen Themen zum wissenschaftlichen Arbeiten vorab gucken, welche spezifischen Regeln für unsere Abschlussarbeiten gelten, und eventuell auch Fragen klären. – Aber das war nur ein erster Schritt zu den notwendigen Informationen. Uns wurde auch geraten, die Literatur zu solchen Anleitungen mal zu sichten und zu entscheiden, welches Buch uns gut gefällt, damit wir Sonderfragen klären können. Und dann wurden wir noch auf einige Internetseiten hingewiesen, die auch hilfreich sein können. Eine davon hat mich wirklich verblüfft: Es wurde tatsächlich ausdrücklich auf YouTube verwiesen.“

„Ach nee – sind da dann Filmchen zu sehen, wie ein Student am Schreibtisch sitzt und über seiner Arbeit brütet?“ Kevin grinste. „Quatsch, das würde wohl kaum helfen. Aber wenn du zum Beispiel auf der Seite mal nach dem Wort ‚Fußnoten‘ suchst, findest du für mehrere Textverarbeitungsprogramme gute Anleitungen. Und eine Suche nur nach dem Ausdruck ‚wissenschaftliches Arbeiten‘ ist wegen des großen Angebots mit über 800 Treffern tatsächlich schon zu ungenau, um problembezogene Hilfe zu finden.“ „Hätte ich ja nicht gedacht! Das probiere ich nachher noch aus!“ „Cool, das macht bestimmt mehr Spaß, als trockene Anleitungen in Büchern zu lesen!“ „Stimmt, aber es ist auch eine Gefahr damit verbunden, vor der wir gewarnt wurden: Man kann sich in allen diesen Anleitungen ziemlich verlieren. Und dann verwendet man viel Zeit darauf, die ‚richtigen‘ und ‚wichtigsten‘ Anleitungen zu finden, anstatt schon seine Arbeit zu schreiben. Also Vorsicht …!“

Wissenschaftliches Arbeiten im Wirtschaftsstudium

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