Читать книгу Reiseberichte einer begeisterten Seglerin - Beate Rüstemeier-Herget - Страница 5

Оглавление

Unsere Sommerreise 1997

Das Sahnestückchen

Cholesterinfrei und trotzdem schmackhaft - nahrhaft aber nicht leicht zu bereiten. Man nehme: ein Boot und drei Crews - unterschiedlicher Altersverteilung (d.h. Man wählt listigerweise Jüngere als man selbst) - schickt die eine Crew nach oben (oder nach Norden, wie man korrekter Weise sagen sollte) bereist das „Sahnestückchen“ und lässt Crew 3 das Boot wieder in den Heimathafen schippern. Klingt einfach, ist es aber nicht. Da hat man schon jahrelang zu träumen, bis das klappt. Aber eines Tages ist es dann so weit: Die Kinder sind alt genug, dass sie entweder mit Freundin allein den Hinweg wagen und genießen, oder mit Kleinfamilie den Rückweg durch geschützte Gewässer erkunden. Die Ehefrau ist äußerst motiviert und gespannt (Mann hat ihr schließlich schon den Mund wässerig gemacht). Die Zeiten sind geklärt - die Schul-, Uni-, Kurs- und Urlaubstermine koordiniert... Also dann.

Dass für Crew 1 strammes Segeln angesagt war, stand schon vor der Reise fest (es sollte ja noch Zeit bleiben für das junge Paar, die Stadt zu besichtigen). Dass strammes Segeln bei jedem Wetter auch schwer und frustrierend sein kann, stellte sich heraus. Manche Wetterlage hätte auf alle Fälle einen „Kojentag“ gerechtfertigt: Regen, Gewitter, Starkwind. Wenn die Klamotten nicht mehr trocken werden, verflüchtigt sich der Spaß. Aber - um mit Sprichwörtern diese Ausführungen aufzubessern: „Was lange währt wird endlich gut“. Die gefressenen Seemeilen konnte ihnen keiner mehr wegnehmen, und in der Stadt kam die Sonne und blieb bis zum Ende ihrer Reise. Der junge Segler, stolz auf das Teamwork mit seiner noch jüngeren Freundin, freut sich, dass sie Blut geleckt hat für diese Art von Aktivurlaub. Zwei Glückskinder übergaben dann - traurig über das Ende ihrer Reise - an den „Skipper und sin Fru“, - Crew 2 also, die das Sahnestück bereisen wollte, aber davon später.

Crew 3, die junge Familie, genoss die Heimfahrt: durchwachsenes, bis schönes Wetter - tüchtige Skipperin - angelbegeisterten Ehemann zum Segelpartner erzogen - dreieinhalb jährige Tochter dem Bootstest unterworfen und die Weichen gestellt für künftiges „Voltigieren am Gerät“ (ein höchst sportliches Persönchen beturnte das Schiff). Keine Maleschen, keine Gebrechen, keine Macken, kein Frust. Fröhliche Ankunft in Strande.

Lieber Leser, wenn Sie bis hierher durchgehalten haben, sollte das Geheimnis nun gelüftet werden: Octopus reiste über Langeland, Møn, Kopenhagen nach Göteborg mit Crew 1 - von dort durch die Westschären nach Norden bis zu den Koster-Inseln an der norwegischen Grenze, zurück nach Anholt und von dort nach Grenå mit Crew 2. Crew 3 brachte das Schiff über Samsø, dem kleinen Belt, Alsenfjord, Schleimünde nach Strande.

Das Sahnestückchen also, die schwedischen Westschären, kennen Sie die?

Sollten Sie kennenlernen, glauben Sie mir! Zwar bin ich Österreicherin und noch nicht sehr skandinavienkundig, aber ich habe noch nie eine vergleichbare Landschaft gesehen: karg und besonders - unzählige befelste, bemooste und bewaldete Rücken ragen aus dem Wasser, von unterschiedlicher Größe und oft ganz nah beieinander; gelblicher Fels, zart begrünt, kleidsam für den stahlblauen Himmel. Immer wieder neue Blicke werden frei, bunte Häuschen, noch buntere Leuchttürme und Seezeichen. Da durch zu navigieren ist spannend - Schauen auf die Gegend, aber auch und ganz besonders auf die Karten und die Tonnen und die ganz gefährlichen washing rocks.

Manchmal und in engen Fahrwassern begegnen einem viele Boote (auch die Schweden wissen von der Schönheit ihrer Heimat), dann ist man wieder über weite Strecken allein - nur die Buchten und Schärenplätze zum Ankern haben meist schon andere vor einem entdeckt. Spannend die vielen Möglichkeiten in diesen Gewässern, besonders mit einem kleinen Boot. Je nach Windstärke und -richtung Wählen zwischen äußerem Schärenweg, innerem Schärenweg und Kattegat - auch ganz kleine Wasserstraßen und Kanäle lassen sich erkunden.

Viermal ankerten wir an einer Schäre - Sonnen und Lesen in den Felsen - Abendstimmung und zauberhaftes Panorama vom Schärengipfel aus gesehen - Schreiben und Schach spielen unter freiem Himmel bis dreiundzwanzig Uhr bei Tageslicht - Himbeeren entdecken und pflücken - in geschützter Felsbucht (auf der Suche nach einem stillen Örtchen) - Möven beobachten und ihre Sprache bestaunen (alle Facetten vom Kreischen bis zu Babylauten). Die schönste menschliche Begegnung war die mit den „Pauli-Brothers“. Drei Brüder (mit Frauen und Freunden) machten Wochenendurlaub auf einer Schäre. Sie hießen mit Familiennamen Pauli. Ein Hoch ihrer schwedischen Gastfreundschaft. Mit kleinen Motorbooten brachten sie Segler zum Ankerplatz - holten am Morgen vom nahen Ort für alle Brötchen und veranstalteten einen gemütlichen Abend für die, die mitfeiern wollten, im Freien, mit Getränken und Leckereien, Live-Musik, Zaubereien und Gesprächen. Der schönste gesellige Abend auf dieser Reise.

Strahlendes Sommerwetter und guter Wind ließ uns gut vorankommen. Smögen und Fjällbakka bezauberten uns durch ihr Flair - natürlich auch Marstrand, die erste Station unserer Reise - der ganze Ort hieß „Sommer“ - eine Atmosphäre, wie ich sie nur vom Süden her kenne: Musik, viele Menschen, Straßencafés, hell, fröhlich, freundlich. Je nördlicher wir kamen, desto weniger Landsleute trafen wir. Auf den Koster-Inseln nahe der norwegischen Grenze war keiner mehr zu entdecken. Unser kleines Bordfahrrad kam erstmalig zum Einsatz, ein zweites Rad wurde gemietet, vom Nord- zum Südstrand radeln und einmal mehr schauen und sein. Es war ein Urlaub für die Sinne - Natur pur - Kultur nur für die Seele (von wegen nur!). Die Farbe des Wassers von graubraun über grün bis tiefblau - die Bewegung der Oberfläche, die Bugwelle und das Rauschen von Wind und See; das Gleiten des Schiffes durchs Wasser - das Ziehen und Jagen beim Hoch-am-Wind-Segeln - das seekrankmachende Schwanken bei achterlicher See - Gott sei dank kein Thema für uns. Apropos achterlich und Spi: Die längste Fahrt war von Vrangö nach Anholt - 55 sm, elf Stunden bei vier bis fünf Windstärken.

Anholt als Kontrast- ruhig und sommerlich. Milder Gegensatz zur herben Schönheit der schwedischen Schärenlandschaft. Hier noch einmal drei Tage verdauen der Erlebnisse der vergangenen vierzehn Tage - in den Dünen wandern und liegen und den wunderbar feinen Sand genießen. - Anholt ade - und in Grenå landen, noch vor dem großen Sturm und Wetterumschwung, der uns drei Tage festhielt und den Start von Crew 3 verzögerte.

Fazit: Schweden soll uns wieder einmal sehen - Segelurlaub ist „mein“ Urlaub - wieder ganz zu sich finden nach einem intensiven Arbeitsjahr. Seglers Frau zu „sein“ ist schön - stressfreies Dazulernen von Jahr zu Jahr und immer mehr Gefallen finden am Gerät. Also, segeln Sie auch mal dorthin - und wenn Sie die Pauli-Brothers treffen, grüßen Sie herzlich von Beate und Paul!

Reiseroute Sommerreise 1997 mit SY.Octopus


Reise 1997 22.Juni bis 8.Juli (Sohn Arne mit Freundin Inga) 316sm

Strande – Bagenkop – Kragenæs – Kalvehave – Rødvig – Kopenhagen – Helsingør – Mölle – Torrekov – Glommen – Varberg – Lerkil – Langedrag

8.Juli bis 25.Juli (Beate und Paul) 338sm

Schäre S-lich Smögen – Fjällbacka – Kostersund – Schäre Nahe Hunnebostrand – Lysekil – Schäre Nähe Skärhamn(57°59,1N,11°37,1E) – Vrangö – Anholt – Grenå

29.Juli bis 9.August (Tochter Ursula mit Familie) 194sm

Grenå – Ebeltoft – Langør/Samsø – Ballen – Bogense – Middelfart – Dyvig – Sønderborg – Schleimünde – Strande Gesamt: 848sm

Link für Fotos 1997©

https://www.dropbox.com/sh/qmr49c6y68orobi/gikdG7wDg8?n=267714909

Reiseberichte einer begeisterten Seglerin

Подняться наверх