Читать книгу Reiseberichte einer begeisterten Seglerin - Beate Rüstemeier-Herget - Страница 7

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Unsere Sommerreise 2000

Octopus 2000 von A bis Z Sommerreise nach Stockholm

A bstinenz im vergangenen Segelsommer ließ die Sehnsucht wachsen (wir hatten uns in Kanada herumgetrieben). Überholungsarbeiten an Octopus im Frühjahr verstärkten sie noch. Was also hinderte uns, abzulegen?

B litzblauer Himmel, wer braucht den schon? Den Wind von der richtigen Seite – warme Unterwäsche an – das Ölzeug parat – legten wir los, am 11.7.2000 – Freude im Gepäck und Zeit. Wohin? Nach Stockholm.

C hance, in 2 Tagen Kalvehave zu erreichen, gut genützt – dort einen Sturmtag abgewettert, mit Ausschlafen, Lesen und einer Erkundungstour des Städtchens Stege auf Møn – Farbenpracht der Natur – Licht und Sonne, nachmittags und abends.

D ann nach Schweden. Gislövsläge, nahe Trelleborg, mit Rauschefahrt erreicht – die Sonne wärmt bei Luftdruck 998 mb – fröhlicher Tiefdruck, also! – Der Alltag tritt in den Hintergrund, Meile für Meile – die Gedanken lassen langsam los – die innere Betriebsamkeit zieht die Bremse.

E ilig aber ist es schon – die Distanz zu den Schären noch weit – nicht „der Weg ist das Ziel“ diesmal, oder doch – oder zu mindestens trotzdem? Die Schritte dorthin genießen lernen, bewusst erleben – nicht drängen. –

F röhlichen Wassersportler anderer Bootsart getroffen; einsamen Paddler – ihn dann von Skillinge über die Hanö-Bucht bis Hanö gezogen, mit Spi und bei brütender Hitze im Tiefdruckkeller. Einiges über Wanderpaddeln gelernt. – Nach oben zum Leuchtturm von Hanö gestapft – interessante kleine Insel

G roßartiges Utklippan im Südosten Schwedens: Klippen, Felsen, niedriger Bewuchs, ein paar Blumen und tausende Möwen – bis zum Ende der Reise der reizvollste Hafen für mich – bei viel Wind eingebraust –

(morgens mit viel Wind wieder abgelegt). Vom urigen Hafenmeister Räucherflunder erstanden – abenteuerliche Hochstimmung.

H erumzigeunern in Christianopel – Interessante Ausstellung (Reliefs aus Maschendrahtgeflecht) – auf dicker alter Mauer stehen und Rinderherde auf grasgrüner Weide beobachten – Rosengarten bestaunen und beriechen – Einstimmen beim schwedischen Volksgesang mit Schifferklavierbegleitung – Turmbläser klingen zur Nacht.

I n Kalmar dann 3 Nächte geblieben – Altstadtrundgang – Tanz im Regen auf der Pier – Schlossbesichtigung – Schachspielen im Park – Dinieren im Fischrestaurant – Regen, Wäschewaschen, Landesmuseum – Regen. Dem Zauber der Stadt fehlte ein wenig Sonnenschein.

J a, Borgholm auf Öland haben wir in schlechter Erinnerung: Hohe Hafengebühr, Anonymität im Riesenhafen, doppelte Discobeschallung selbst bei Sonnenuntergang. Hinter der lauten Stadt zauberhafte Natur – Sand, Sumpf, Wiesen und Felder in aparter Mischung. Bei halbstündigem Abstand vom Hafen haben die leisen Töne wieder Raum.

K wie kaputt, K wie kein (Gas mehr) – Unfreiwilliger Reparatur- und Beschaffungstag, wie zum Hohn bei strahlendem Wetter und traumhaftem Segelwind – alles noch in Borgholm. Am Spätnachmittag endlich startbereit – Es wird bloß ein kleiner Schlag zum Windmühlenort Sandvik.

L eckere Pilze zum Abendbrot – Boviste und Wiesenchampions gebraten – heben die Laune. Brote für morgen schmieren, Wetterbericht, früh in die Koje. Morgen 0700 h Richtung Gotland? – Richtung Schären? Irgendwie Richtung Nord.

M isty – Morgennebel wird Diesigkeit – Wind schwach bis „geht so“ – St.Petersburger Segler getroffen – bei Ölands Norre Udde Entscheidung für Visby – lange lange Fahrt – gemeinsames Lesen verkürzt die Zeit – neuer Motor wird richtig gefordert und besteht. In Gotlands Hauptstadt laut und hell und laut und kalt – Wir ergötzen uns noch an Dosenwürstchen und Essiggurken (zu mehr reicht’s nicht) und ab in den Tiefschlaf.

N atürlich ist Visby eine Reise wert, die Stadt der Rosen und Ruinen, zum Bersten voll – geschmackvolle originelle Geschäfte – vieles zum Schauen – Historie paart sich mit der Gegenwart, aber Regen, Regen, Regen. – Bei der Dombesichtigung sind wir mit einer Hand voll Menschen zum anglikanischen Gottesdienst eingeladen – vertrauter Ritus – schöne schwedische Sprache.

O hne unser Ziel vor Augen wären wir etwas länger auf Gotland geblieben oder bei besserer Wettervorhersage. – Der Wind aber trieb uns weg von der Stadt – Raum, nur mit kleiner Genua, gallopierte Octopus nach Grankullevik auf Öland in 8 Stunden.

P fannenförmige Bucht im geschützten Nordteil der Insel, uriger kleiner Hafen, und man liegt ruhig wie an einem See. Dem Motor sind die Gotlandwellen von Achtern nicht bekommen. Er hat Wasser geschluckt. Neue Kerzen und ein paar Streicheleinheiten erwecken ihn wundersamer Weise zu neuem Leben. Gemütlicher pilziger Abendspaziergang in den nassen Wäldern.

Q uälgeist Regen – Quertreiber, Querulant – An diesem Tag schaffte er uns – Spät weg, weil es von allen Seiten nass war, kaum abgelegt und Richtung NW zu den Schären gewandt, schon wieder diese pieselgrauen fadendünnen Nässebänder so dicht gewoben, dass sie den Blick trüben und sogar den Wind einschlafen lassen. Bei solchen Bedingungen mussten wir uns dann wie beim Klettern mit Seil und Pickel (Leine und Schärenhaken) am Felsen hochziehen, so glatt war er. Abends kam der „Nässekoller“. Endlich in den Schären – aber so? Wir entzündeten eine Kerze und machten uns warme Gedanken.

R iesengroße Überraschung am nächsten Morgen: Sonnenschein! Erst zaghaft, dann immer beständiger blieb er uns treu bis zum Ende der Reise. Kein Tag mehr, ohne dass die Sonne nicht einmal Farbe bekannte. Das beleuchtete Landschaft und Laune.

S chärensegeln – anders als normales Segeln – Es braucht meist 2 Leute –Einer schaut primär auf die Karte und einer auf die Tonnen. Irrtümer könnten laut und hart werden. Ein kleiner selbstklebender roter Pfeil, der 1999 das Ehepaar Thilow sicher durch den Schärengarten führte, weist uns den Weg auf der Karte. Die sichere Hand von Skipper Paul den Weg durch die Fahrrinne. Nach und nach ist da auch Raum zum Wahrnehmen der Landschaft – Schärengarten – ein sprechender Begriff: Wie Blüten, Sträucher und Hecken ragen die Inselchen aus dem Wasser. Wie es wohl unter dem Wasser aussehen mag?

T raumhaft schöne Naturhäfen – wir geben ihnen Namen: Pilzschäre und Stiefmütterchenschäre, Blaubeerschäre...sie haben ihr eigenes Gesicht, ihren charakteristischen Bewuchs, ihren speziellen Geruch – sie laden ein zum Sein, zum „in sich Ruhen“.

U nd die echten Häfen, die wir anlaufen müssen, „tun nicht weh“ – Fiskehamn in Oxelösund und schließlich Södertälje. Ersterer hat, obwohl nahe der Industriestadt, Atmosphäre. Ein sehr netter Hafenmeister verbreitet Gastfreudschaft – ein reizvolles Hinterland beschenkt uns mit tollen Ausblicken und dem variantenreichsten Pilzfund unseres Törns. Auch Wanderwege von Blaubeeren gesäumt, führen durch diese Gegend. Södertälje, Tor zum Mälaren. Wir verlassen den Schärengarten und entscheiden uns vorerst für diese Richtung nach Stockholm. Episode eines Abends: Die Hafenmeisterin und Restaurantbetreiberin dort reagiert auf die Antwort auf die Frage „Hat es geschmeckt?“- „Ja, sehr gut, aber es war ein bisschen wenig“ – mit dem entschiedenen Ausspruch: „Ach, Sie sind nicht satt geworden? Dann mach ich Ihnen noch was!“ und kommt wenig später mit 3 knusprig gebratenen Fleischspießchen und Reis zurück.

V ergnügliche Abende und Gespräche in besagten 2 Häfen mit jeweils momentanen Einhandseglern. Tipps über die Fahrt nach Stockholm und über den Märlaren bei erlesenem Heidelberger Wein. Von Södertälje aus mit dem Zug zum Schnuppertag nach Stockholm – Erster Eindruck, wunderschön: Katarinahissen, Gamla Stan, Bummel und schönes Chorkonzert in der Tyska Kirka „St Gertrud“.

W eiter durch die Schleuse in den Mälaren – ganz andere Landschaft – lieblicher, weniger Felsen, viel Sumpf und Wald. Ankern nahe Gripsholm in einsamer Bucht – Baden und die Stille genießen – der Morgen so zauberhaft wie der Abend – Sonnen, Lesen, Baden – „einfach Bleiben“ ruft alles in einem – aber es lässt sich nicht halten – wir ziehen weiter – rumsen kurzfristig auf, weil wir auf die richtige Beleuchtung von Schloss Gripsholm zum Fotografieren während der Fahrt warten – und tauchen ein in die Welt des Adels vergangener Jahrhunderte und ihre sichtbare Pracht.- Noch ein 2. netter Ankerplatz im Mälaren und schon geht’s nach Stockholm. –

X mal habe ich schon die Schönheit der schwedischen Hauptstadt preisen gehört – beim „Einsegeln“ nach Stockholm bewahrheitet sie sich. Eine fordernde Etappe, aber zauberhaftes Segeln im belebten Wasser der großen Stadt. Schon der Weg dorthin spannend und schön. – In Navishamn „im Schwell getanzt“, das war die einzige negative Stockholmerfahrung, aber wenigstens zentrale Lage: „Skansen“ satt. Einen Tag Eintauchen ins historische Schweden – abends Neustockholm, beides faszinierend. „Zu unserer Begrüßung“ am ersten Abend ein prächtiges Feuerwerk vom Boot aus genossen. Eine Stadt zum „Immer-Wiederkommen“. Der Blitzbesuch war gut und dennoch: was für ein Kontrast zu den Schären, zur Natur pur. Seltsam, als wir nach 2 Tagen Stockholm verlassen, (wieder eine wunderschöne Segeletappe) hebt sich die Stimmung mit jeder Meile weg von der Stadt.

Y stad wurde es natürlich nicht – trotzdem sind wir in nur 3 Tagen zurück nach Südwesten gesegelt bis Nyköping. Ein Sturmtag forderte uns ziemlich: Es wurde 7 gegen an und auch im Schärengarten baute sich See auf. Abwettern in einem Nothafen – Schachspielen und sich noch ein bisschen bedauern über die 2 noch ausstehenden Starkwindsegeltage aus SW – aber erstens kommt es anders... und beim Segeln kommt es sehr oft anders. 50 Meilen am vorletzten Tag, 10 herrliche Segelstunden bei Sonne – einfach fröhliches Kreuzen. Zum Schluss raum durch den engen „Maschenzaun“ des Nyköpingfjords einsegeln. Ist es wirklich zu Ende hier und heute? Richtige Wehmut erwächst. – Arne und Mirja erwarten uns schon – familiäres Austauschen und Lachen und Lachs essen und mit Fischhaut die Enten füttern und als die Gabel mit über Bord geht, springt der Skipper der 1. Etappe ins Hafenbecken, rettet zwar die Gabel nicht, bringt aber einen alten Topf als Hut an die Oberfläche.

Das Alphabet ist fast zu Ende, ich hab noch nicht alles erzählt:

... dass knapp vor Stockholm die bunte Mütze über Bord ging, die aber mit schicker Q-Wende im engen

Fahrwasser bravourös gerettet wurde.

... dass es in den Schären nach Wald und Meer gleichzeitig riecht.

... dass einen das innere Schwanken an Land nach einem Tag auf See richtig froh machen kann.

... dass ein Segelurlaub, selbst bei durchwachsenem Wetter, in so einer Gegend das Größte ist.... dass, ach was weiß ich? ... Fahren Sie doch selber hin!

Wir jedenfalls fuhren mit dem Auto nach Hause – seltsam genug: Vätternsee, Campen etwas südlicher, Öresundbrücke, Dänemark Richtung Rødby.

Z wei Möwen begleiteten die Fähre nach Puttgarden, fraßen den Gästen aus der Hand, bevor sie weiter zogen. Und wir zurück in den Alltag – die nächste Freiheit zu Wasser kommt erst 2001.

Reiseroute Sommerreise 2000 mit SY.Octopus


Reise 2000 11.Juli bis 10.August (Beate und Paul) 780sm

Strande – Spodsbjerg – Kalvehæve – Gislövsläge – Skillinge – Hanö – Utklippan – Kristianopel – Kalmar – Borgholm/Öland – Visby/Gotland – Grankulleviken – Schäre s-lich Älö – Schäre Stadholmen – Schäre Kråkmarö –Oxelösund – Schäre Nähe Ringsön – Södertälje – Mariefred(A) – Gumnviken(A 59°19,1N,17°18,3E) – Stockholm – Schäre (A 59°11,5N,18°25,4E) – Bucht Gålön (A 59°04,9N,18°16,5E) – Schäre (58°44,6N,17°22,9E) – Nyköping.

11.August bis 25.August (Arne mit Freundin Mirja) 266sm

Nyköping – Oxelösund – Svartskogskär – Schäre(58°°27,1N,16°56,3E) – Schäre(58°19,9N,16°44,0E) – Karö(A) – Västervik – Käringskäret (57°29,8N,16°44,0E) – Påskallevik – Borgholm – Kalmar – Sandhamn – Karlskrona – Ekenäs

26.August bis 2.September (Hans-Jörg + Crew) 266sm

Eckenäs – Hanö – Skillinge – Smygehamn – Nyord – Vordingborg – Fejø – Bagenkop – Strande. Gesamt:1294sm

Link für Fotos 2000©

https://www.dropbox.com/sh/rqhogqz5xq0st7e/PauT8qXnTv?n=267714909

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