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KAPITEL 2, in dem Luis ein Spaceship entdeckt
und eine Frau um Hilfe ruft

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Luis wirft seinen Rucksack aufs Bett. Verrückt, nun ist er in einem Seniorenheim gelandet und muss die nächsten Tage mit Leuten verbringen, die seine Urgroßväter oder Urgroßmütter sein könnten. Was soll man mit solchen Tattergreisen schon anfangen? Immerhin ist das Haus cool, eine alte, verwinkelte Villa, mit Erkern und Türmchen und einem riesigen Garten mit prächtigen Bäumen, auf die man super klettern kann.

Hier oben, im Besucherzimmer, riecht es komisch – nicht nach Desinfektionsmittel und Essen, eher nach Staub und alten Socken. Er fischt sein Deo aus dem Rucksack, das er sich letzte Woche heimlich mit seinem Kumpel Luca gekauft hat. Ein Playboy-Deo, Duftnote: Play it wild. Er hat es in seinem Zimmer gut hinter dem Lego-ICE versteckt. Bei den alten Spielsachen findet Mama es sicher nicht.

Er zieht die Verschlusskappe ab und sprüht einen dicken Zickzack-Nebel durch den Raum. Jetzt riecht es schon besser. Und einmal zickzack über seine Brust. Wahnsinn, echter Männerduft.

Das Zimmer hat ein Bullauge, wie Mamas Kapitänskajüte auf den Rettungsschiffen. In der Mitte des Raums steht ein wuchtiges Doppelbett aus Holz mit dicken Federdecken. Julia hat vorhin gesagt, dass schon lange keiner mehr im Besucherzimmer übernachtet hat. Es ist eigentlich für die Angehörigen der alten Leute, die nicht in der Nähe wohnen, aber die übernachten lieber bei Freunden oder im Hotel.

Auf dem Tisch steht eine Schale mit Schokokeksen. Luis nimmt sich einen. »Das Glück des Augenblicks lässt sich nicht für später aufheben«, steht auf einem mit Blumen bestickten Deckchen, das an der Wand hängt. ›Schokoladenkekse lassen sich auch nicht für später aufheben‹, denkt er und nimmt sich noch einen. Luis lässt sich in den Sessel plumpsen. Dann entdeckt er eine Fernbedienung in einer Außentasche der Lehne. Er fischt sie heraus und drückt auf eine Pfeiltaste. Mit einem Ächzen und Surren setzt sich der Sessel in Bewegung. Es ruckelt und schuckelt; quietschend fährt ein Fußteil aus. Krass, ein echter Spaceship-Sessel!

Luis lehnt sich ins Polster und drückt auf einen anderen Pfeil. Das Fußteil wird wieder eingefahren, nun kippt die Sitzfläche nach vorn, wie eine Baggerschaufel beim Ausladen, die perfekte Aufstehhilfe. Aber Luis will noch gar nicht aufstehen, im Gegenteil. Er positioniert den Sessel wieder auf Normalhöhe und orgelt die Rückenlehne runter. Das dauert ewig und knarrt und knackt wie morsche Knochen. Dann verwandelt der Sessel sich in eine lange Liege. Wenn das Teil draußen stehen würde, könnte man mit einem Fernglas bequem die ISS beobachten, die mit einer Geschwindigkeit von 28.000 Stundenkilometern in 90 Minuten einmal die Erde umrundet. Sein Spaceship ist zwar nicht ganz so schnell, macht dafür aber witzige Verrenkungen. Gerade als er sich ächzend ins Cockpit emporschraubt, in dem er durch den Orbit düst, hört er eine Stimme von draußen.

»Hilfe! Hilfe! Polizei!«

Luis springt auf, läuft zum Fenster und öffnet das Bullauge.

»Hilfe! Polizei! Haltet den Dieb!«, hört er nun ganz deutlich eine Frauenstimme, sieht aber nur den Ex-Bademeister, der da hinten im Garten steht und eine Schnur auf den Rasen abspult.

Luis stellt sich auf die Zehenspitzen. Jetzt entdeckt er die Frau, die gerufen hat. Sie steht vornübergebeugt auf dem Kiesweg vor dem Haus, beide Hände auf einen Rollator gestützt. Der Bademeister ist weiterhin mit seiner Leine beschäftigt.

»Haltet den Dieb!«, ruft die Frau noch mal.

Ab in die Rakete

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