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Elfmeter-Ikone Matt Le Tissier

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Matt Le Tissier erlebte die Niederlage gegen Argentinien bei der WM 1998 im Haus von Francis Benali, einem Freund und Kollegen beim FC Southampton. Je näher das Elfmeterschießen rückte, desto aufgebrachter wurde er. Le Tissier hatte seit fünf Jahren keinen Elfmeter mehr verschossen, und Hoddles Entscheidung, ihn nicht für das Turnier zu berücksichtigen, hatte allgemein für Verwunderung gesorgt (zumal er nur eine Woche vor der Nominierung des Kaders einen Hattrick für die B-Nationalmannschaft erzielt hatte). „Ich war schon erstaunt, dass ich angesichts meiner Elfmeterbilanz nicht dabei war“, erzählte Le Tissier mir. „Bei einem Kader von 23 Spielern sind am Ende immer vier oder fünf dabei, die keine einzige Minute auf dem Platz waren, warum also nicht einen Elfmeterspezialisten mitnehmen, nur für den Fall, dass man vielleicht einen braucht. Ich hatte eine gute Quote vom Punkt.“


Sicherer englischer Elfmeterschütze: Matthew Le Tissier. Trotzdem stand er bei der WM 1998 nicht im Kader.

Sogar mehr als gut: In seiner ganzen Karriere vergab Le Tissier nur einen einzigen Elfmeter, 1993 gegen Nottingham Forest, und verwandelte alle anderen 47. Wenn er eine Weile keinen hatte schießen müssen, trainierte er umso mehr und bot Torhütern aus Jugendmannschaften, die damals 40 Pfund die Woche verdienten, zehn Pfund für jeden gehaltenen Elfmeter. „Hin und wieder musste ich zahlen“, erinnerte er sich. „Aber nur ganz selten.“

Das Geheimnis ist Le Tissier zufolge, sich darauf zu freuen, einen Elfmeter schießen zu dürfen. „Ich mochte es, wenn das ganze Stadion auf mich schaute, das tat meinem Ego gut. Außerdem schoss ich gerne Tore, und das war die einfachste Art, eins zu schießen, vor allem, weil ich nicht mal laufen musste!“ Er wartete ab, für welche Ecke sich der Torwart entschied, visierte aber stets seine natürliche Seite an, denn das machte es leichter, den Körper im letzten Moment zu verlagern und gegebenenfalls in die andere Ecke zu schießen. „Wenn du das andersrum versuchst, ist es so gut wie unmöglich, sofern du dir nicht sämtliche Bänder im Knie reißen willst.“

Le Tissier erlebte in seiner Karriere nur ein einziges Elfmeterschießen, im Pokalspiel gegen Manchester United im Februar 1991. Sein Trainer Ian Branfoot wies ihn an, den ersten Elfmeter auszuführen. Le Tissier lehnte ab und schlug stattdessen vor, den entscheidenden fünften zu schießen. Doch nach vier Durchgängen hatte Southampton 4:2 gewonnen, so dass Le Tissier nicht mehr gebraucht wurde. „Ich wollte unbedingt den Helden spielen, das geschah mir also ganz recht.“

Wie könnte England sein Problem in den Griff kriegen? „Vieles ist eine Sache der Wahrnehmung: Wenn die Leute dir ständig erzählen, wie schlecht du bist, glaubst du irgendwann selbst nicht mehr daran, gewinnen zu können“, sagte Le Tissier. „Auf mich wirken die Spieler immer so, als wären sie lieber woanders. Aber auch in der Premier League gibt es eine Menge Druck, sie sollten also in der Lage sein, damit umzugehen. Das ist eine ziemlich komplexe Gemengelage.“

Ich frage mich, ob sich Englands Elfmetertrauma jemals so zugespitzt hätte, wäre Le Tissier damals gegen Argentinien dabei gewesen.

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1In seinem Artikel „U21 flameout more evidence of England stagnation“ („Scheitern der U21 weiterer Beleg für Englands Stagnation“, ESPN.com, 11.6.2013) schrieb Rory Smith: „Insgeheim stehen die Engländer darauf, immer wieder im Elfmeterschießen zu verlieren, denn dadurch lässt sich eine Geschichte konstruieren, nach der der englische Fußball eigentlich nur eine Schwäche hat – nämlich die Unfähigkeit, einen Ball aus elf Metern ins Tor zu schießen –, statt deren viele.“ Da könnte etwas dran sein, es gibt aber noch andere Geschichten, wie z.B. die von den tapferen Engländern, die Besseres verdient gehabt hätten (wie 1990 und 1996 gegen Deutschland oder 2004 gegen Portugal) oder mit einem Mann weniger auf dem Platz Übermenschliches leisteten, um überhaupt so weit zu kommen (wie 1998 gegen Argentinien oder 2006 gegen Portugal).

2Die Tabelle berücksichtigt Elfmeterstatistiken von Welt-, Europa- und Südamerikameisterschaften. Spiele der Afrika- und Asienmeisterschaften wurden wegen Bedenken hinsichtlich der Zuverlässigkeit der Daten nicht einbezogen.

3Die Zahlen für Mexiko berücksichtigen Teilnahmen am Gold Cup sowie an der Copa América als Gastmannschaft.

4„Gehalten“ umfasst auch verschossene Elfmeter.

5Hier irrte Ricardo: Lampard hatte für England zwei Monate zuvor im Freundschaftsspiel gegen Ungarn verschossen.

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