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Geistige Verbundenheit
ОглавлениеEs ist Sonntag. Wir sind noch in der Zeit der Pandemie und der damit verbundenen Ausgangsbeschränkungen. Es finden keine öffentlichen Gottesdienste in unseren Kirchen statt. Ich gehe in der Früh nach dem Morgengebet ein wenig in die Natur und mache einen Spaziergang, um mein Herz vor dem Sonntagsgottesdienst, den ich über das Radio mitfeiere, für Gott und für die Liturgie zu öffnen.
Dann, es ist kurz vor zehn Uhr, höre ich die Glocken der Pfarrkirche. Wir haben alle Pfarren unserer Diözese gebeten, um 10 Uhr die Glocken zu läuten und die Menschen zur Mitfeier des Gottesdienstes via Radio einzuladen. Dieses ruhige, feierliche Läuten der Glocken berührt mich. Mit einem Male fühle ich mich mit vielen Menschen verbunden, die sich jetzt auf den Gottesdienst vorbereiten. Und ich denke an die Emmausjünger, die zunächst allein unterwegs sind, dann aber vom auferstandenen Christus, der überraschend auf ihrem Weg hinzukommt, begleitet werden. In diesem Moment wird ihnen eine völlig neue Perspektive auf die Krisensituation ihres Lebens geschenkt, ihr Herz begann zu brennen. Diese geistliche Verbundenheit mit vielen Menschen, die zu diesem Zeitpunkt Gottesdienst feiern, und der Gedanke, dass Gott uns neue Perspektiven schenkt, haben mein Herz berührt.
Zuversicht entsteht auch durch geistige Verbundenheit mit Menschen. Ich weiß nicht, wer den Gottesdienst mitfeiert, ich bin mit niemandem direkt verbunden, ich feiere ihn zuhause mit, alleine. Und doch ist dieses Netz des Betens, der guten Gedanken und des Vertrauens auf Gott etwas, das mir an diesem Tag ganz wichtig wurde. Zuversicht durch ein jahrhundertealtes Ritual: das Glockenläuten. Noch nie in meinem Leben habe ich so intensiv die Bedeutung und Wirkung einer Glocke verspürt, obwohl ich das Läuten über viele Jahrzehnte hunderte Male gehört und wohl oft auch überhört habe. Die bewusste Verbundenheit der Herzen überwindet jede räumliche Distanz.