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1 Naturschutz und Gesellschaft 1.1 Mensch und Natur 1.1.1 Das Verhältnis von Mensch und Natur
Оглавление„Die Natur erobern heißt im Wesentlichen alle natürlichen Hindernisse und menschlichen Normen beseitigen und an die Stelle natürlicher Prozesse künstliche technische Äquivalente setzen, die unermessliche Vielfalt der Naturschätze durch gleichförmigere, stets verfügbare Maschinenprodukte ersetzen“ (MUMFORD 1977, 532 ff).“
Dieses Zitat von MUMFORD zeigt in krasser Weise, wie gestört oder einseitig das Verhältnis von Mensch und Natur durchaus sein kann. Wobei dieses Zitat dem industriellen Zeitalter entspringt, als viele glaubten, man müsse alles, was technisch machbar ist, auch umsetzen. Dabei beginnt das Verhältnis Mensch-Natur schon in der Bibel, im 1. Buch Mose (1, 28):
„Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch, und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über alles Getier, das auf Erden kriecht.“
Einstellung zur Natur
Der Begriff und die Vorstellung von der Natur sind nicht einheitlich. In den verschiedenen Kulturen gibt es andere Vorstellung, ebenso wie in den sozialen Schichten. Auch veränderte sich die Vorstellung vom Leben des Menschen mit, in und von der Natur im Laufe der Jahrhunderte. Sicherlich wurde schon in der vorchristlichen Zeit die Natur genutzt, oft auch übernutzt, und damit verändert. Als Beispiel können die Etrusker, Griechen und Römer im Mediterranraum angeführt werden. Durch eine wachsende Bevölkerung aber auch zunehmenden Handel benötigte man Holz für die Häuser, den Schiffbau und als Feuerholz und entwaldete dadurch viele Gegenden völlig. Teilweise war dieser Eingriff in die Natur derart schwerwiegend, dass sich bis heute ein typischer mediterraner Wald dort nicht mehr eingestellt hat. Allerdings gab es damals kein Bewusstsein für solche Umweltveränderungen. In Sachen Entwaldung muss man aber gar nicht so weit gehen. So wurde zum Beispiel der Harz zwischen dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit mehrfach entwaldet, weil man das Holz neben dem Häuserbau besonders für die Berg- und Hüttenwerke benötigte. Besonders der Umgang mit Reststoffen aus der Erzverarbeitung vergiftete in dieser Zeit häufig Mensch und Umwelt. Im Harz kämpft man an seinem Nordrand teilweise noch heute mit diesen Hinterlassenschaften. Denn etwas zu hinterlassen, was nicht mehr gebraucht wurde, war relativ neu im Verhältnis Mensch und Natur. Man begann damals die Umwelt als „Mülldeponie“ zu nutzen, so wie der Mensch es fortan überall auf der Welt in zunehmendem Maße getan hat. Denn dieses Deponieren bezieht sich nicht nur auf einen Feststoff, der in der Landschaft sichtbar ist. Wir entlassen auch Gase (z.B. Industrie und Kraftfahrzeuge) sowie Flüssigkeiten in die Umwelt, die vorher dort nicht waren und häufig dann für (sehr) lange Zeit (radioaktive Stoffe) dort verbleiben. Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts wurde die Natur häufig nur genutzt und benutzt. Der Mensch nutzt aber weiterhin die Natur und ihre Ressourcen, teilweise bis zur völligen Erschöpfung bzw. Vernichtung. In vielen Bereichen (Landwirtschaft, Industrie, Abfallwirtschaft) bringt er nicht verwertbare oder sogar schädliche Stoffe in die Kreisläufe der Umwelt ein und greift dadurch, oft ungewollt, in Prozesse ein, die in der Regel Naturgesetzen gehorchen. In den letzten Jahren versuchen wir das wenn möglich zu vermeiden und auf den Grundlagen einer Umweltethik einen moralisch verantwortbaren Umgang mit der Natur zu schaffen. Das war aber nicht immer so und gilt im Grunde auch heute nur für die Staaten, die sich einen verantwortbaren Umgang mit der Natur leisten können.