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Tour 1: Rund um den Liepnitzsee (ca. 8 km , 3 Stunden)

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Von meinem Wohnort Bernau aus ist der See ein naheliegendes Ziel.

Im Sommer zieht er auf Grund seines klaren Wassers und der wunderbaren Umgebung Heerscharen von Erholungssuchenden an. Während sich die Badenden im Wesentlichen auf drei, vier Stellen konzentrieren, sind große Teile des Uferbereichs geschützt bzw. vollkommen unzugänglich. Der umgebende Wald bleibt insbesondere am Südufer weiträumig sich selbst überlassen. Auf der Insel, dem großen Werder, befindet sich ein Naturcampingplatz für Menschen, die Stille mögen.

Begleiten Sie mich auf eine herbstliche Wanderung um den See. Start und Ziel ist, von Lanke aus kommend, der Parkplatz am Ortseingang Ützdorf. Es geht hinter der Schranke zunächst ein Stück die Asphaltspur entlang, bevor der Rundweg nach rechts abzweigt. Er ist gut markiert und mit Entfernungsangaben versehen.

Bald schimmert der östliche Ausläufer des Gewässers zwischen den Bäumen hindurch. Hier konnte ich letztens überraschenderweise einen Seeadler beobachten, der mir gelassen den Rücken zudrehte und beim Geräusch der Kamera nur andeutungsweise den Kopf bewegte.

Leider ist die Dateigröße bei E-Books arg beschränkt, weshalb sich nur einige wenige Bilder markanter Wegpunkte einfügen lassen. Der gleiche Band liegt auch in Form eines umfangreichen Fotobuchs vor und kann in gedruckter Form auf Anforderung erstellt werden. Das Zustandekommen dieser Wegbeschreibungen in beiden Varianten hat eine bestimmte Bewandtnis, die nach und nach vielleicht deutlich werden wird. Aber zurück zum Thema.

Rechterhand blicken wir auf das Fließ hinunter, das seinen Weg in Richtung Obersee und Hellsee nimmt und dahinter zur Finow wird. Die steilen Hänge an allen drei Seen lassen erkennen, dass es sich um eine eiszeitliche Rinne handelt. Dies mag zur Orientierung genügen; wir werden auf das muntere Bächlein zurückkommen. Am See begrüßt uns ein Schwanenpaar.


Bäume wachsen direkt an der Uferkante. Manche ihrer Wurzeln umschließen kleine wassergefüllte Biotope. Großräumige intakte Schilfbereiche sorgen für eine gute Filtration und bieten Wasservögeln Schutz und Nistmöglichkeiten.

Umgestürzte Stämme in der Hanglage bleiben liegen und verrotten auf natürliche Weise. Nur die Wege werden freigeschnitten. Der Natur wird Raum gelassen, sich zu entfalten. Unabhängig von Gedanken an irgendeinen zweifelhaften „Nutzen“.

Hinter dem schmalen Ausläufer des Sees besteht in der Saison die Möglichkeit von der Fähranlegestelle Südufer auf die Insel, den großen Werder zu gelangen. Man könnte sich bei Zeitknappheit gleich an die Nordseite übersetzen lassen, hätte dann jedoch nur knapp das erste Drittel des Gewässers gesehen.


Mannigfaltige Kindheitserinnerungen keimen auf, aus der Zeit in der wir mit unseren Eltern am See zelteten. Das unbeschwerte Umherstreifen mit Freunden an den Ufern des Sees und auf der bewaldeten Insel bleibt unvergesslich und bis heute prägend. Fast jedes Wochenende im Sommer und auch die Urlaube verbrachten wir dort. Bereits damals gab es auf der Insel einen urigen, gemütlichen Bauernhof mit einer einfachen Wirtschaft in der unter anderem Waldmeisterbrause ausgeschenkt wurde. Zwischen diesem und der Naturcampinganlage befand sich unser wunderbarer Abenteuerspielplatz in einer mit Strauchwerk bewachsenen Sandgrube. Bis heute gibt es auf dem Werder kaum Veränderungen, warum auch. Nur gut dass einige wenige Fluchtpunkte bleiben, an denen die Zeit scheinbar stillsteht. Hier dürfte nur selten der Gedanke aufkeimen, mit irgendwelcher Action dafür zu sorgen, ja keine freie Minute zu „vergeuden“. Auch das Vorhandensein eines „Netzes“, das gewährleistet nichts zu verpassen, verliert automatisch an Bedeutung.

Um nicht missverstanden zu werden: Auch ich nutze soziale Netzwerke, erkenne ihren immensen Nutzen und ziehe Vorteile aus ihnen. Nur ich sehe deutlich die Gefahren. Das Sucht-und Missbrauchspotential ist immens und wie schon beim guten alten Fernseher wird viel zu oft vergessen dass es glücklicherweise eine Abschaltmöglichkeit gibt.

Die Sehnsucht der Menschen nach halbwegs intakter Natur wird überdeutlich, wenn an heißen Sommertagen oder im Winter bei zugefrorenem See, gefühlt Tausende hierher strömen. Natürlich bringt dies Belastungen mit sich, sollte aber an dieser Stelle eher als ein positives Zeichen gesehen werden.

Es ist jetzt erst früher Nachmittag, wir haben keinen weiteren Termin und sind gut zu Fuß. Es gibt auf dem Rundweg noch viel zu entdecken.

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Gut lässt sich der ewige Kreislauf von Werden und Vergehen beobachten. Zu groß und schwer werdende Bäume verlieren den Halt im weichen Uferbereich und stürzen in den See. Abgestorben dienen sie als Rastplatz und Unterschlupf. Moose und Pilze siedeln sich an. Gräser und selbst neue Bäumchen finden Halt.

Einschnitte in die Hanglage laden dazu ein, den umgebenden Wald zu erkunden. Rotbraunes Laub bestimmt zu dieser Jahreszeit längst die Szenerie. Vereinzeltes Blattgrün hält sich tapfer.

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Am westlichen Ende des Sees führt ein Holzsteg über eine sumpfige Niederung. Hier verläuft die Wasserscheide zwischen Nord-und Ostsee. Dahinter zeigen unverwüstliche Kiefern, dass sie mit dem sandigen Boden gut leben können. Selbst teils freigespülte Wurzelbereiche gefährden ihre Standsicherheit kaum.

Nach ca. der Hälfte des Weges leuchtet die tiefstehende Sonne das nördliche Ufer beeindruckend an. In der Nähe schwenkt der Rundweg nach oben auf den Hang. Der folgende Bereich bleibt der Natur vorbehalten und ist mit Dickicht geschützt.


Bereits gegenüber der Inselwestspitze musste das ab Herbst geschlossene Waldbad außen umgangen werden. Im Sommer lädt hier ein reichhaltiges Imbissangebot ein; Boote können ausgeliehen werden.

Auch wenn der Weg im Folgenden oben auf dem Hang verläuft, wird es nie langweilig. Die erhöhte Perspektive ermöglicht viele interessante Ausblicke.

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Kurz bevor es wieder hinunter zum Ufer geht, eröffnet sich auf der seeabgewandten Seite ein Tal. Ein Wegweiser weist auf den romantischen, abgeschiedenen kleinen Regenbogensee hin. Dort habe ich als Kind manchmal geangelt und war vollauf zufrieden damit, in der Stille die Pose zu beobachten. Auf großen Fang war ich jedenfalls nicht aus. Ein kurzer Abstecher in das gut begehbare Luch Gebiet lohnt.

Entweder wir erklimmen anschließend wieder den Landrücken zwischen beiden Seen oder laufen ein Stück in der feuchten Niederung. An deren Ende überquert erneut ein Holzdamm das sumpfige Gelände. Dahinter erstaunen in der Hanglage die sich oberflächlich verzweigenden imposanten Wurzelsysteme der Buchen.


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Bald ist der nördliche Fähranleger erreicht. Für einige Schritte wäre es möglich einer Steganlage zu folgen. Sie ist ein Überbleibsel des ehemaligen Campingplatzes oben auf dem Steilhang. An jedem 1. Mai war „Aufbautag“. Dies bedeutete für den 50 PS-Wartburg Schwerstarbeit. Schließlich musste er mit einem relativ schweren, schwankenden Wohnwagen im Schlepp eine holprige Steigung überwinden. Möglich war dies nur, indem entsprechend Schwung geholt wurde und durch eine „Augen zu und durch“-Mentalität des Fahrers. Mit einem Vorzelt wurde es für die vierköpfige Familie eigentlich nie eng. Ohnehin lief fast alles draußen ab. Auch die abendlichen feucht-fröhlichen Runden der Eltern an einer langen Tafel. An bestimmten Tagen setzte eine Art Völkerwanderung ein. Mit Klappstühlen bewaffnete Camper bewegten sich in Richtung Zelt Kino. Die Vorstellungen unter freiem Himmel inmitten des Waldes waren einmalig. Zu jener Zeit liefen gerade die DEFA-Western mit dem „Ostblock-Indianer“ Gojko Mitic. Die hartnäckigen Angriffe der Mücken gehörten dazu. Spuren des Kinos finden sich nicht mehr, auch nicht von den damaligen „Sanitären Einrichtungen“, bestehend aus einer Reihe von Plumpsklos.

Der Begriff „Andere Zeit“ hat wirklich seine Berechtigung. Dies betrifft auch den damaligen Fischreichtum. Während auf einer Seite des Steges ins Wasser gesprungen und geplantscht wurde, bissen gegenüber handtellergroße Plötzen an.

Die nun vielleicht etwas zu ausführlich geratenen Reminiszenzen seien verziehen und werden nicht zur Regel. Vielleicht verdeutlichen sie aber die besondere Beziehung zum Liepnitzsee und aus welchem Grund er am Anfang steht.

Hinter den Stegen ist ein Weiterwandern durchs Feuchtgelände auf eine Art Halbinsel im Sommer durchaus reizvoll, jetzt aber nicht zu empfehlen.

Wir nehmen gleich den Anstieg in Richtung des neuen Zeltplatzes am Feldrand. Die Camper haben nun ein Stück bis zum See zu laufen, dafür jedoch Annehmlichkeiten einer zeitgemäßen Anlage. Von hier aus ist es nicht mehr weit, die schnurgerade Betonstraße entlang bis Ützdorf.

Gegenüber der Jugendherberge, kurz vor dem Parkplatz führt eine Brücke über das Fließ zum Obersee. Gerne bleibe ich eine Weile darauf stehen und schaue in der abendlichen Stimmung zum Ausläufer des Liepnitzsees.

In zwei Monaten wird er größtenteils zugefroren und auch die Aussicht von der Brücke winterlich sein.

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