Читать книгу Die Missionen 151-160 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21016 - Bernd Teuber - Страница 49

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„Name?“

„Daomir Tuhman!“

„Ständiger Wohnsitz?“

„Ich habe keinen!“

„Wie denn das?“

„Ich bin ein Namenloser.“

„Aha, daher finde ich hier keine Registrierung auf meinem Display?“

Der Uniformierte sah aus der Perspektive von Daomir Tumahn eher lächerlich aus mit seiner schreiend bunten Uniform und den vielen Abzeichen, die eher zu einem hochdekorierten General gepasst hätten und nicht zu einer Aufsicht im Zentralgefängnis.

Immerhin war diese Aufsicht für die Neuzugänge zuständig. Und der Typ hielt sich ans Protokoll, auch wenn es noch so sinnlos erschien.

Daomir musste an sich halten, um dieses für ihn einfach nur lächerliche Ritual nicht zu unterbrechen. Es wäre gegen seine eigenen Pläne gewesen.

Er schürzte wie nachdenklich die Lippen.

„Nein, von mir gibt es keine Registrierung. Bisher jedenfalls noch nicht. Aber jetzt werde ich ja registriert, nämlich durch Sie.“

„Das ist wohl nicht zu vermeiden“, schnarrte der Uniformierte.

Daomir fragte sich, wieso er nichts gegen seinen Bauch unternahm. Als Aufseher an so einer verantwortungsvollen Stelle konnte er es sich doch wohl leisten, seine Fettleibigkeit medizinisch korrigieren zu lassen. Und wieso tat er das nicht?

Er spielte schon mit dem Gedanken, die Gedanken des Aufsehers zu lesen, rein aus Neugierde, aber er widerstand dem Impuls. Hatte er sich nicht vorgenommen, als völlig normaler Krimineller behandelt zu werden? Nicht das Geringste durfte darauf hinweisen, dass er kein normaler Mensch war, sondern ein Mutant. Vor allem durfte niemand auch nur im Entferntesten ahnen, über welche Fähigkeiten er verfügte. Sonst scheiterte er mit seinem Plan schon bevor dieser überhaupt so richtig begonnen hatte.

„Welches Delikt?“, war die nächste vorgeschriebene Frage laut digitalem Datenblatt.

Diese Frage war allerdings nicht an Daomir gerichtet, sondern an die beiden Polizisten, die ihn hier einliefern sollten. Sie würden so lange noch bleiben müssen, bis die sogenannten Übergabeverhandlungen abgeschlossen waren. Obwohl man ihnen ansehen konnte, dass sie dieses hochbürokratische Ritual selber nicht besonders erquickend fanden. Anscheinend kannten sie den Aufseher bereits und konnten ihn nicht ausstehen, weil er wohl immer einen solchen Aufwand betrieb.

„Ich habe die Daten doch übermittelt“, meinte der eine Polizist mühsam beherrscht. „Sehen Sie doch einfach einmal auf ihr Display.“

„Ich möchte es aber von Ihnen persönlich hören!“, bestand der Aufseher auf die Beantwortung seiner Frage.

Der Polizist tauchte einen raschen Blick aus mit seinem Kollegen. Dann seufzte er leise und antwortete endlich:

„Also, dieser Typ hier wurde beim Ladendiebstahl erwischt. Im Einkaufszentrum.“

„In welchem Einkaufszentrum? Mann, geht das nicht ein wenig genauer? Haben Sie überhaupt eine Ahnung, wie viele Einkaufszentren es in Haupt-Tandora gibt?“

„Doch, habe ich, aber Sie sehen doch selber auf ihrem Display...“

„Welches?“

„Das Kaufhaus Grandmile!“

„Ach ja?“

„In der Tat!“

„Oh, ja, stimmt sogar. Das können wir also abhaken. Und was hat Daomir Tumahn entwendet?“

„Lebensmittel! Der Typ...“

„Dieser Typ hat einen Namen!“, wurde der Polizist brüsk unterbrochen.

Der Polizist schluckte schwer. Man sah ihm an, dass er wirklich sehr mit seiner Beherrschung rang. Flüchtig schnappte Daomir den zornigen Gedanken auf:

„Dieses Arschloch will es wirklich darauf ankommen lassen, und mein Chef hat leider recht: Wir haben keine Chance, dem zu entgehen. Scheiße!“

Irgendwie taten Daomir die beiden Polizisten sogar leid. Sie taten ja nur ihre Arbeit, und zu der wollten sie möglichst bald wieder zurückkehren. Für unnötige Bürokratie fehlte ihnen die Zeit, und vor allem hatten sie keine Nerven dafür.

Daomir selber jedoch musste zugeben, dass es ihn ungemein amüsierte. Der hochdekorierte Typ in der bunten Uniform war für ihn so etwas wie ein Starkomiker. Nur durfte er es sich jetzt nicht erlauben, zu lachen. Das wäre ebenfalls schlecht gewesen für seinen Plan.

„Nun gut“, schnarrte der geplagte Polizist schließlich, „dieser Typ mit Namen Daomir Tumahn hat scheinbar wahllos Lebensmittel in seine Taschen gesteckt, bis die Taschen voll waren. Dann ging er gemütlich in Richtung Ausgang. Die automatische Überwachung hat natürlich sofort Alarm geschlagen. Wir konnten ihn beim Verlassen des Kaufhauses Grandmile widerstandslos festnehmen.

Und jetzt sind wir hier, gemäß hochrichterlicher Anordnung, um ihn bei Ihnen einzuliefern, wo er auf seinen Prozess warten soll. Unterwegs habe ich den Bericht verfasst und bereits hierher gesendet.“

„Aha, dann waren in der Tat Sie das, der solche ärgerlichen Rechtschreibfehler übermittelt hat?“, erkundigte sich jetzt der Aufseher betont von oben herab.

„Nein, das war dann wohl mein Bordcomputer, denn ich habe den Bericht nur diktiert.“

„Die taugen alle nichts, die Bordcomputer der Polizeigleiter.“

„Vollkommen richtig. Aber würden Sie jetzt den Typen Daomir Tumahn endlich übernehmen?“

„Noch nicht ganz“, wurde der Polizist ausgebremst. „Da sind doch noch ein paar wesentliche Formalitäten zu erledigen - leider.“

„Leider?“

„Leider!“

„Hören Sie, wir haben es wirklich eilig. Derzeit sind wir auf der Dienststelle nur schwach besetzt, und es hat unterwegs schon einen Hinweis gegeben, dem wir unbedingt nachgehen müssen.“

„Können Sie ja, sobald wir hier fertig sind!“, versprach der Aufseher großzügig.

Beide Polizisten kochten jetzt innerlich erst recht. Der zweite, der bisher noch gar nichts gesagt hatte, neigte mehr und mehr dazu, die bereits zur Faust geballte Hand zu gebrauchen. Gegen den Kollegen Aufseher natürlich. Doch er brachte das Kunststück fertig, sich noch zu beherrschen, zur Bewunderung Daomirs.

„Daomir Tumahn!“, sagte jetzt der Aufseher gedehnt und sah den Festgenommenen lange an. Viel zu lange, wie jeder fand, außer ihm selbst. „Warum haben Sie das überhaupt getan?“

„Ich hatte schrecklichen Hunger!“, behauptete Daomir Tumahn ungerührt.

„Aber Sie wissen doch, dass die ganze Stadt kameraüberwacht ist. Es gibt außer den eigenen vier Wänden der Bewohner nicht viele Stellen in der Stadt, die davon befreit sind. Und vor allem die Kaufhäuser dulden überhaupt keine Überwachungslücken. Selbst wenn Ihnen die Flucht gelungen wäre, hätte man gewusst, wer Sie sind.“

„Mit Verlaub, aber das hätte man allein schon deshalb nicht gewusst, weil ich unregistriert war bis jetzt!“, meinte Daomir dazu mit einem gewinnenden Lächeln auf den Lippen.

Der Aufseher lachte. Tatsächlich! Es grenzte an ein Wunder, dass er lachen konnte, fand nicht nur Daomir.

„Da haben Sie auch wieder recht. Und wieso haben Sie nicht einmal versucht zu fliehen und sind sozusagen ganz gemütlich zum Ausgang spaziert nach dem erfolgten Diebstahl?“

„Na, weil ich befürchtet habe, die eingesteckten Lebensmittel unterwegs wieder zu verlieren, falls ich meine Schritte beschleunigen würde!“

Entgeistert sah ihn der Aufseher an.

Daomir grübelte bereits darüber nach, ob er sich eigentlich selber vorgestellt hatte. Er konnte sich nicht erinnern.

Und dann prustete der Aufseher laut los:

„Sie sind mir aber auch ein Scherzbold! Obwohl... Irgendwie leuchtet es sogar ein. Aber was nutzt es letztlich, wenn Sie vor Hunger Lebensmittel stehlen und anschließend deswegen festgenommen werden? Jetzt haben Sie sicherlich immer noch Hunger?“

„Vielleicht rechne ich ja auch einfach damit, dass ich nach der Einweisung etwas zu essen kriege?“

Abermals stierte ihn der Aufseher an, als würde er ihn jetzt erst bemerken.

„Nein“, schlussfolgerte er, diesmal ohne dabei zu lachen: „Sie sind kein Komiker, sondern einfach nur verrückt. Das werde ich vermerken.“

Ein vernichtender Seitenblick auf den Polizisten, der den Bericht verfasst hatte:

„Sehen Sie jetzt, wozu so eine korrekt durchgeführte Übergabeverhandlung nötig ist? In Ihrem Bericht steht kein Wort darüber, dass Daomir Tumahn offensichtlich ein psychisches Problem hat.“

Der Polizist presste fest die Lippen zusammen, dass sie nur noch einen weißen Strich bildeten, um nur ja kein Wort entschlüpfen zu lassen, das er danach vielleicht bereuen würde. Denn jedes Wort konnte die Übergabeverhandlungen auch noch verlängern.

Der Aufseher war zufrieden damit, dass es keinerlei Widerworte gab. Er winkte Daomir Tumahn zu:

„Gehen Sie hinter mich und betreten selbstständig die Schleuse! Sie werden vom automatischen Überwachungssystem zur Umkleide und danach zu Ihrer Zelle geleitet. Ich mache Sie vorschriftsmäßig darauf aufmerksam, dass Sie bei Zuwiderhandlung von automatischen Betäubungswaffen außer Gefecht gesetzt werden!“

Während Daomir sich in Bewegung setzte, wandte der Aufseher sich ein letztes Mal an die beiden Polizisten, von denen er eingeliefert worden war.

„Ich habe meine Bestätigung eingegeben. Hiermit habe ich den Festgenommenen mit Namen Daomir Tumahn offiziell in Gewahrsam genommen. Sie können jetzt gehen.“

Die Gesichter der beiden Polizisten sprachen Bände: Sie waren grenzenlos erleichtert und beeilten sich, von hier zu verschwinden, ehe es sich der Aufseher doch noch anders überlegen konnte.

Die Missionen 151-160 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21016

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