Читать книгу Die Missionen 151-160 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21016 - Bernd Teuber - Страница 51
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„Ich bin drin, und die erste Phase ist angelaufen: Ich habe Kontakt aufgenommen mit Miguel Darwoni!“, berichtete die Gedankenstimme Daomirs seinem Partner Tom Sawlster, kaum dass er wieder in seine Zelle zurückgekehrt war.
Eigentlich hatte sich Daomir Tuhman bei der Rückkehr auf seinen Heimatplaneten vorgenommen, niemals wieder die Kanalisation unterhalb von Haupt-Tandora zu betreten, wo er dermaßen viele Jahre hatte verbringen müssen. Nein, er wollte an der Oberfläche bleiben diesmal. Doch Tom hatte ihn dazu überredet, seine Pläne zu ändern.
Seine Begründung:
„Die Kanalisation ist der ideale Ort, unterzutauchen. Hast du mir das nicht selber lang und breit erklärt? Und wie willst du an der Oberfläche auftreten? Höchst offiziell oder was? Willst du denen etwa erzählen, dass du ein Mutant bist mit Superkräften oder was? Was glaubst du wohl, was passieren würde? Na?
Du würdest ganz einfach nur zum Staatsfeind Nummer eins erklärt werden. Und selbst wenn es denen nicht gelingen würde, deiner habhaft zu werden: Es würde sich rumsprechen innerhalb des Imperiums von Axarabor, was da einer abzieht auf einer Welt mit Namen Tandora. Und es würde zwangsläufig das Adakoni-Kartell auf den Plan rufen.
Hast du denn schon vergessen, dass die fieberhaft nach Mutanten suchen, um sie einzufangen und daraus in irgendwelchen Horrorlaboren Supermutanten zu erschaffen? Und glaubst du denn, du könntest dich gegen die Häscher des Kartells lange zur Wehr setzen? Das werden Supermutanten sein, die schon vorher wissen, was für einer du bist, und sich entsprechend auf dich einstellen.“
Letztlich hatte dies den Ausschlag gegeben. Immerhin, Tom Sawlster wusste, wovon er sprach, denn er war lange genug selber als Wissenschaftler innerhalb einer solchen Horrorlaboranlage beschäftigt gewesen. Zwar nur mit einer eher untergeordneten Aufgabe als eine Art Laborant betraut, weil man ihn für mehr nicht als loyal genug eingeschätzt hatte, aber immerhin: Was war letztlich daran so schlecht, in der Kanalisation erneut eine Art Hauptquartier zu errichten?
Und dann hatte er es einfach getan. Es gab ja kaum einen Quadratmeter im Untergrund der Hauptstadt, den er nicht sowieso schon kannte. Er musste einfach nur wieder die von der Oberwelt vergessenen Räumlichkeiten aufsuchen, in denen er sich so viele Jahre vor der Gesellschaft versteckt hatte.
Das Versteckspiel würde weitergehen, obwohl er es ganz anders geplant hatte. Aber er beruhigte sich mit dem Gedanken, dass die Vorzeichen diesmal völlig andere waren.
Er wurde das Phantom von Haupt-Tandora, von dem niemand wusste, wer oder was es war. Die ersten Schlagzeilen hatte er bereits hinter sich. Die Fahndung nach ihm lief auf Hochtouren, weil sich die Obrigkeit natürlich bedroht fühlte von einer für sie unbekannten Gefahr aus dem Unsichtbaren.
Dies war erst seine eigentliche Vorbereitung gewesen zu dem, was danach folgen musste:
Jetzt endlich wollte er seinen ursprünglichen Plan wieder aufnehmen, nämlich auf Tandora etwas zum Positiven zu verändern. Nur war er leider zu ungebildet, um es selber anzupacken, und auch Tom Sawlster war zu sehr Wissenschaftler und zu wenig Politiker, um wirklich genau zu wissen, was richtig und was falsch sein würde. Daher war Daomir als das Phantom auf die Idee gekommen, den Kontakt aufzunehmen zum gescheiterten Revolutionsführer der Namenlosen.
Miguel Darwoni war selber niemals ein Namenloser gewesen. Fast jeder Dritte in der Hauptstadt gehörte zu den Namenlosen. In anderen größeren Städten des Planeten war das Verhältnis ähnlich. Nur auf dem sogenannten flachen Land, bei einer sehr geringen Bevölkerungsdichte, gab es keine Namenlosen, weil dort ihr Überleben schwieriger war.
Sie hatten nichts, sie galten nichts, sie besaßen keine Rechte. Doch sie wurden staatlich ernährt, indem sie ein bedingungsloses Nahrungsangebot fanden in entsprechenden Ausgabestationen. Es gab sogar so etwas wie primitiven Wohnraum. Dort fand das Leben statt, nicht anders als auf dem restlichen Planeten. Der einzige Unterschied war, dass hier niemand arbeiten musste. Und natürlich niemand musste hungern, obwohl das Nahrungsangebot bei den Ausgabestellen nicht gerade etwas für Feinschmecker war. Aber man konnte zumindest eben damit überleben.
Was das Arbeiten betraf: Viele taten es dennoch, obwohl es nicht zwingend nötig war, doch dies galt offiziell als illegal und wurde sogar bestraft.
Jegliche Bestrafung hatte die Registrierung zur Folge. Einmal registriert wurden die Strafen sogar für geringe Vergehen immer drastischer. Zwar gab es auf Tandora nur in besonders schwerwiegenden Fällen die Todesstrafe, aber man konnte so enden wie Miguel Darwoni: Einst ein Privilegierter, hatte er sich gegen die Regeln gestellt und sich dafür stark gemacht, die sogenannten Namenlosen, ob registriert oder auch nicht, zu einem bessere Leben zu führen.
Es gab ja die immer wieder anberaumten Tests, bei denen angeblich geprüft wurde, ob ein Namenloser sich eignete, zum Privilegierten zu werden, also mit Arbeit, regelmäßigem Einkommen und einem gewissen Komfort, von dem ein Namenloser normalerweise noch nicht einmal zu träumen wagte. Doch längst waren dieses Tests zur Farce verkommen: Niemand bestand sie mehr. Sie wurden absichtlich so durchgeführt, dass keiner mehr sie bestehen konnte.
Alles dies hatte Miguel Darwoni ändern wollen. Und es hatte durchaus Sympathisanten für seine Ideen gegeben. Doch die Führung des Planeten Tandora, mit Regierungssitz in Haupt-Tandora, ließ keine abweichenden Meinungen zu. Die hier herrschende Demokratie hatte sich für Miguel Darwoni mehr und mehr selbst als faschistische Parteiendiktatur erwiesen.
Bevor die Angelegenheit weiter eskalieren konnte, hatte man Miguel Darwoni festgenommen und eingesperrt.
Man hatte versucht, von ihm die Namen der Mitverschwörer zu erfahren, wie man alle nannte, die ihn unterstützt hatten, doch er blieb standhaft. Selbst Folter und Wahrheitsdrogen konnten ihn nicht zum Verräter machen.
Das hatte natürlich das Phantom auf ihn aufmerksam gemacht. Und deshalb hatte Daomir Tumahn dafür gesorgt, ebenfalls in dieses Gefängnis zu gelangen. Denn er hatte einen Plan, wie er Miguel Darwoni auf seine Seite bringen konnte. Doch dafür benötigte er Zeit. Er konnte nicht einfach so als Phantom bei diesem auftauchen und ihm seine Unterstützung anbieten. Zumal dabei das Risiko bestanden hätte, dass er die Hilfe abgelehnt hätte. Aber dann hätte er Daomir als das Phantom erkannt. Dies durfte nicht geschehen.
Tom hatte Daomir dringend abgeraten, so vorzugehen, wie er es jetzt begonnen hatte. Er hielt es für viel zu umständlich und langwierig und nicht zuletzt ebenfalls mit einem gewissen Risiko behaftet.
Zumindest war Daomir nun als Gefängnisinsasse registriert. Er war zwar immer noch im Stand eines Namenlosen, doch durch die Registrierung war er kein anonymer Namenloser mehr, sondern ein registrierter Namenloser, was deutlich schlimmer erschien.
Daomir hatte nicht auf Tom gehört und berichtete jetzt weiter:
„Und in der Tat, Miguel Darwoni kann nicht nur den stärksten Wahrheitsdrogen widerstehen, sondern er versteht es auch perfekt, seine Gedanken abzuschirmen. Ich kann sie jedenfalls nicht lesen.“
„Meinst du denn, er ist ein Mutant?“, erkundigte sich Tom auf dieselbe lautlose Weise, wie Daomir mit ihm den Kontakt aus dem Gefängnis aufgenommen hatte.
„Nein, das nicht. Sagen wir mal, es handelt sich um eine Art Vorstufe zum Mutanten.“
„Ich wusste gar nicht, dass es so etwas geben könnte“, gab Tom zu.
„Ich auch nicht – bisher!“, meinte Daomir. „Aber jetzt machen wir erst einmal eine Pause. Ich kann ja leider nicht weg von hier, weil ich ständig überwacht werde, und wenn in dieser Nacht gleich zweimal das System ausfällt, erregt das vielleicht doch noch unnötig Verdacht.“
„Also ehrlich, Daomir, ich habe bei der ganzen Sache ein äußerst ungutes Gefühl!“
„Ach was, Tom, bleibe am Ball, was die Berichterstattung betrifft in den Medien. Lass dir da ja nichts entgehen. Und vergiss nicht, auf die Überwachungssysteme der Stadt zuzugreifen, die wir angezapft haben.“
„Ich weiß immer noch nicht, wie du das überhaupt schaffen konntest, obwohl du eigentlich von Technik nicht wirklich eine Ahnung hast.“
„Aber ich habe es dir doch schon erklärt: Ich kann mich gedanklich mit technischen Systemen verbinden, falls sie nicht zu kompliziert sind dazu. Und die Überwachungssysteme der Stadt sind für mich eben noch im Rahmen, was die Kompliziertheit betrifft. Ich verstehe es zwar selber nicht, wie ich das schaffe, aber es hat zumindest funktioniert, nicht wahr?“
„Ja, das hat es, und ich bleibe damit am Ball, wie versprochen.“
Daomir legte sich auf seine Pritsche und schloss die Augen, um in dieser Nacht noch ein wenig zu schlafen. Er wusste zwar immer noch nicht konkret, wie es ihm letztlich gelingen konnte, Miguel Darwoni auf seine Seite zu bringen, ohne diesem zu verraten, dass er selber das Phantom war, aber es musste ihm ganz einfach gelingen. Er sah nämlich anderweitig kaum eine Möglichkeit, auf diesem Planeten politisch etwas zu ändern. Die Strukturen waren dermaßen verkrustet, dass eigentlich jeglicher Änderungsversuch zum Scheitern verurteilt war. Ergo war es kein Wunder, dass auch Miguel Darwoni hatte scheitern müssen.
Bis jetzt jedenfalls. Aber da hatte er ja noch nicht die Unterstützung des Phantoms von Tandora gehabt. Vielleicht würde genau das den entscheidenden Ausschlag geben?
Falls Daomir es eben wirklich schaffen sollte, ihm das irgendwie klar zu machen, hieß das...