Читать книгу Die Missionen 151-160 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21016 - Bernd Teuber - Страница 43
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Die Ankunft der ACCOUNT war wohl für alle Beteiligten ein besonderer Moment.
Über Funk waren längst alle notwendigen formalen Dinge abgeklärt worden. Dann schwebte der riesige Träger neben dem Wrack und dem fast zu klein anmutenden Frachtschiff.
Die ACCOUNT bestand aus zwei 60 Meter durchmessenden Kugeln, die durch einen 500 Meter langen Mittelsteg verbunden waren. Die vordere Kugel beinhaltete die Kommandoeinheit, die rückwärtige die gewaltigen Triebwerke, die den Koloss in Bewegung setzen mussten.
Entlang des Stegs gab es die Andockplätze für zahlreiche Raumschiffe. Zur Stammstärke der ACCOUNT gehörten die Scoutschiffe und ein paar Aufklärer sowie zwei Landungsboote – und natürlich gab es Platz für Gäste – und für Notfälle wie das Schiff der Plünderer.
Aus eigener Kraft konnte sich das Schiff der Plünderer nicht mehr bewegen. Was also lag näher, als einen Träger zu schicken?
„Ich habe es eilig“, begrüßte Hank den zuständigen Commander Eneim. „Meine Fracht wartet seit Tagen auf ihren Weitertransport.“
„Wenn sie schon seit Tagen wartet, kommt es ihr auf eine Stunde auch nicht mehr an. Ich lade sie zu mir an Bord ein. Soll ich sie abholen lassen?“
„Das wäre mir recht. Bis ich mich auf diesem Ungetüm zurecht finde, verliere ich womöglich noch eine Stunde.“
„Die Kreaturen werden ebenfalls abgeholt. Sag mal, haben die keine anderen Bezeichnungen?“
„Tut mir leid, Commander, aber anfangs waren wir einfach mit dem Überleben beschäftigt, da konnten wir uns über etwas anderes keine Gedanken machen.“
„Akzeptiert!“, meldete Eneim. „Aber wie soll ich sie ansprechen?“
„Mit ihrem Namen!“
*
Bei der folgenden Zusammenkunft fand Ajla als eine der ersten Gehör, da diese zumindest den Schiffstyp der Plünderer bereits kannte und all das mitteilen konnte, was ihr geläufig war. Zusammen mit den Erzählungen der „Gespenster“ und der „Salamander“ ergab das ein abgerundetes Bild.
Bis Hurgut auffiel, dass die „Truthühner“ seltsam abwesend wirkten.
„Ich weiß nicht, was mit ihnen los ist, aber als normal kann ich das nicht bezeichnen.“
„Sie stehen intelligenzmäßig weit unter uns“, zitierte Eneim. „Ich glaube, wir können sie einfach ignorieren.“
Die Besprechung ergab das Versprechen der Menschen von Axarabor, die als intelligent anerkannten Wesen auf ihre Heimatwelten zurück zu bringen. Was die Tierwesen anbetraf, einigte man sich allgemein darauf, sie übergangsweise in einem Zoo unterzubringen.
Nun gab es allerdings auch noch die Truthühner. Aus ihnen war einfach nicht herauszubekommen, woher sie ursprünglich stammten – und damit keine Chance, sie zurück zu bringen.
*
Als Commander Eneim später sämtliche Unterlagen nochmals durchging, fiel ihm ein weiterer Umstand auf.
„Es ist nicht geklärt, wer Gordon verletzt hat“, sagte er unvermittelt zu Dr. Borchert, der neben ihm in der Messe saß. „Du hast den Verletzten doch versorgt. Wie geht es ihm?“
„Beide Fragen auf einmal kann ich nicht beantworten, aber beide Antworten gehen recht kurz. Es muss einer oder eine der Truthühner gewesen sein – männlich oder weiblich, was weiß ich -. Sie hatten Angst, erneut gefangen zu werden, in dem Sinn ist es verständlich, dass geschossen worden ist. Wer es im Einzelnen wirklich war, werden wir wohl nie feststellen können. Ihre Intelligenz reicht nicht aus, uns diese Frage zu beantworten.“
„Wie können wir überhaupt Männchen und Weibchen unterscheiden?“
„Bevor wir nicht eine Leiche seziert haben, gar nicht“, gab Dr. Borchert zu. „ihr Federkleid verdeckt sämtliche körperlichen Unterscheidungsmerkmale.“
„Auch das noch!“, stöhnte Eneim. „Wir sind also auf Vermutungen angewiesen.“
„Das Frachtschiff startet in einer guten Stunde. Wenn du einen Verdacht mit dem Captain besprechen willst, solltest du dich beeilen.“
„Der ist mit seinen Gedanken bereits in seiner eigenen Welt!“, behauptete Eneim und dachte an die Hulami-Blüten, deren Geruch den Captain wie einen Mantel umgaben. „Er hat sein Möglichstes getan. Lass ihn seine Fracht abliefern!“
*
Pünktlich zur festgesetzten Stunde startete das Frachtschiff.
Hank saß vor den Kontrollen und übernahm wie üblich den Startvorgang. Nachdem er die allgemeine Richtung programmiert hatte, übergab er das Kommando an die Automatik. Fortan hatten die Besatzungsmitglieder nur mehr eine Aufgabe als Kontrolleur zu erfüllen.
„Die nächsten zehn Stunden dürfte nichts mehr passieren. Ich ziehe mich zurück!“
„In Ordnung, Cap.“, sagte Arne und schaute von seinem Platz auf. Auf seinem Monitor war gerade
ein wildes Gemetzel im Gang. Er hatte sich in ein Computerspiel vertieft.
Sie alle vertrauten der Automatik.
Was sollte also wirklich passieren?
*
Im Frachtraum hatte Kürä ihren gesamten frisch geschlüpften Nachwuchs um sich versammelt. Wie sie gehofft hatte, befanden sich fünf Weibchen unter den Jungen. Mit ihnen sollte es ihr möglich sein, das Schiff zu erobern und ihre Heimatwelt zu erreichen.
Die Männchen wollte sie vorerst noch bei sich behalten. Ihre Zeit als Opfer würde sicherlich bald kommen.
Der Antrieb des Schiffes drang als gleichmäßiges Geräusch bis in die Lagerhalle. Sämtliche anderen Geräusche waren verstummt.
War es noch zu früh, auf Erkundung zu gehen?
Obwohl, rechneten die Menschen so früh bereits mit einer Machtübernahme.
Ein Erkundungsgang schadete nie.
Eine Waffe hatte sie an Bord schmuggeln können.
Die Menschen rechneten an Bord sicherlich mit keiner Gefahr, das heißt, sie bewegten sich unbewaffnet fort. Sie musste sie lediglich einzeln erwischen, damit niemand die Gelegenheit erhielt, sich zu bewaffnen.
Zumindest zwei Menschen sollte sie ausschalten. Den Rest konnten ihre Töchter erledigen. Diese brannten regelrecht darauf, in einem Kampfeinsatz zu kommen.
*
Das Schott zur Zentrale war geschlossen.
Damit hatte sie gerechnet. Das brachte sie nicht aus dem Konzept. Ihre Töchter hatte sie mitgenommen. Eine davon wies sie an, das Schott nicht aus den Augen zu lassen und sie augenblicklich zu informieren, wenn es sich öffnete.
Von den fünf Mann Besatzung hielten sich üblicherweise nicht mehr als zwei oder drei in der Zentrale auf. Die anderen gingen individuellen Aufgaben oder auch Neigungen nach.
Befanden sie sich in ihren Schlafräumen? Kürä blieb eigentlich nichts anderes übrig, als sie zu finden. Da das Schiff relativ klein war, konnte diese Suche nicht allzu viel Zeit in Anspruch nehmen.
Den Captain fand sie schließlich mit einem glücklichen Lächeln im Gesicht in seiner Kabine. Von der Wirklichkeit bekam er überhaupt nichts mit.
Kürä gab nur einen verachtenden Laut von sich. Dieser Captain würde nicht einmal mitbekommen, dass man ihn getötet hatte.
Sie ging ganz nah auf ihn zu und blickte auf ihn herab. Er hatte sich mit den Hulami-Blüten berauscht. Die waren auch ihrer Spezies nicht ganz unbekannt. Vereinzelt waren es Männchen, die dem Rausch verfielen. Von einem Weibchen hatte sie noch nie vernommen, dass es sich so hatte gehen lassen.
Die Zeit drängte.
Sie tötete Hank Hardin. Kurz und schmerzlos. Selbst als sie ihre Tat ausführte, veränderte sich sein Gesichtsausduck kaum. Nur kurz stand ein Erschrecken in dem Gesicht, öffneten sich die Augen weit, als wollten sie mit einem Blick noch einmal die ganze Welt erfassen, dann brachen sie.
Kürä wandte sich ab. Einer weniger, zählte sie im Geiste.
*
Gordon befand sich in der Aufwachphase.
Die knapp zwei Wochen Tiefschlaf hatten seiner Genesung gut getan. Obwohl er ständig ernährt worden war, spürte er ein Hungergefühl. Ihm schwebte ein saftiges Steak vor Augen. Er sehnte sich danach, seine Zähne in ein Fleischstück hineinzuschlagen und einen großen Bissen abzureißen. Dazu träumte er von einer Soße, die als idealer Speisenbegleiter den ursprünglichen Geschmack des Fleisches verstärkte.
Zur selben Zeit war er sich jedoch bewusst, wo er sich befand. Er war noch immer in der Medoliege eingeschlossen. Die transparente Kuppel lag über ihm.
Seine Augen vermittelten ihm noch nicht den tatsächlichen Blick. Ein verschwommenes Grau, das keinen klaren Ausblick zuließ, war alles, was er zu sehen bekam.
Noch.
Mit jeder Sekunde wurde er sich seiner Situation klarer bewusst.
Er hatte ein Bein verloren! Das wusste er definitiv. Doch das ließ sich irgendwann einmal ersetzen. Abgesehen davon, dass er glücklicherweise keine Schmerzen spürte, fühlte er sich gesund und voller Tatendrang.
Es wurde Zeit, dass er wieder zu Kräften kam.
Die Automatik hatte sein Erwachen registriert.