Читать книгу Die Missionen 151-160 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21016 - Bernd Teuber - Страница 34
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Die ersten Minuten waren noch vom Misstrauen geprägt, von gegenseitigem Abtasten und vorsichtigem Beschnuppern. Die höfliche Konversation half zumindest dem Übersetzer, einen genügend großen Wortschatz zu speichern, so dass bald ein reibungsloses Gespräch möglich war.
Schließlich konnte Hurgut seine Geschichte erzählen.
Die Plünderer waren mitten am Tag ohne Vorwarnung in das Zentrum der Gemeinde geplatzt. Dass bei ihrer Landung sowohl der Amtssitz des Bürgermeisters als auch drei weitere Gebäude schwer in Mitleidenschaft gezogen wurden, kümmerte sie nicht.
Kaum hatte ihr Schiff den Boden berührt, als auch schon eine Luke wie ein gefräßiges Maul aufschwang und mehreren Robotern den Weg in das Dorf ermöglichte. Das helle Leuchten, das bislang das Schiff umgeben hatte, erlosch im gleichen Augenblick, in dem der erste Roboter den Boden dieser Welt betrat. Nur die Einstiegsluke blieb hell beleuchtet.
Die Roboter machten kurzen Prozess. Jedes lebende Wesen trieben sie die Rampe in das Schiff hinauf, wo diese von anderen Robotern übernommen wurden. All jene, denen es nicht gelungen war, sich zu verstecken oder sich die widersetzen, wurden erbarmungslos getötet.
An Bord wurden sie in eine Halle getrieben und dort mehr oder weniger sich selbst überlassen.
Jeden Tag inspizierte sie ein Roboter. Vermutlich sah er nach, ob noch alle Gefangenen lebten. Ebenso wurde die gereichte Nahrung überprüft. In ihrem Fall trafen die Roboter erst am dritten Tag die richtige Wahl, indem sie Nahrung anboten, die für sie verwertbar war.
Dann, nahezu einen Monat später, ereignete sich in dem Schiff eine Explosion. Eines der Ergebnisse war, dass die Türen plötzlich aufgingen. Die Gefangenen waren plötzlich frei.
Doch mit dieser Freiheit konnten sie nichts anfangen.
Die wilden Tiere, Raubtiere meistens, fanden sich ebenso plötzlich frei. Nichts hinderte sie mehr an ihren Jagdzügen. Ihre rohe Kraft und Gewalt trugen in den meisten Fällen den Sieg davon.
In den ersten Tagen wusste niemand, wer zählte zu den Feinden, wer zu den potentiellen Verbündeten, wenn nicht gar zu den Freunden.
Im Kampf jeder gegen jeden suchte jeder für sich die beste Ausgangsposition.
Dazu kam weiters, dass niemand wusste, wie die Plünderer aussahen. Man hatte es ja nur mit den Robotern zu tun gehabt, und deren Aussehen ließ keinen Rückschluss auf das Aussehen der Plünderer zu. Jeder konnte also der eigentliche Gegner sein!
Für eine Vertrauensbasis stellte dies den denkbar ungünstigsten Umstand dar.
*
„Zuerst müssen wir Ordnung in dieses Wirrwarr der Lebewesen bringen“, bestimmte Hank. „Wir müssen sozusagen den Weizen von der Spreu trennen. Zuerst einmal bringen wir die eindeutigen Tiere in ihre Kammern zurück. Die gefährlichsten von ihnen, die Saurier, werden wir wohl töten müssen, wenn wir es nicht schaffen, sie zurückzutreiben.“
„Wie viele Intelligenzen treiben sich auf diesem Schiff wohl herum?“
„Bislang schätze ich ihre Zahl auf vier.“
„Können wir mit ihnen Kontakt aufnehmen?“ Fragend blickte Naomi die beiden „Gespenster“ an.
„Wir werden es müssen“, sagte Hurgut, „wenn wir nicht sang- und klanglos untergehen wollen.“
Naomi blickte den durchscheinenden Alien erstaunt an. Seine Wortwahl erinnerte sie an übliche Wendungen der Menschen. War dies etwa ein Indiz, dass ihre Denkweise in ähnlichen Bahnen ablief, dass Menschen und diese Aliens einen sich überschneidenden kulturellen Werdegang zurückgelegt hatten? Oder war es nur der Übersetzer, der ein Äquivalent ausgesucht hatte?
*
Je näher sie den Decks kamen, welche die Käfige beherbergten, um so belebter schien das Schiff.
Die meisten der Wesen nahmen bei ihrem Anblick Reißaus, ein deutliches Zeichen dafür, dass sie nicht zu den Intelligenzwesen zählten.
Bevor sie das unmittelbar vor den Käfigen liegende Deck erreichten, drangen eindeutige Kampfgeräusche an ihre Ohren. Panisch klingende, manche schmerzgepeinigt drangen ebenfalls an ihre
Ohren.
„Da benötigt jemand Hilfe!“, meinte Hank und schob sich die nächste Hulami-Blüte in den Mund.
Dann stürmte er auf die Geräusche zu, bevor er sich mit seinen Begleitern auch nur im Geringsten abgesprochen hatte.
Als Hank um die nächste Biegung stürmte, tat sich links vor ihm eine breite Rampe auf. Sie war breit genug, damit sogar die Sauropoden sie als Weg bewältigen konnten.
Das war das erste, woran er dachte.
Und er sollte recht behalten.
Hank stürmte die Rampe hinunter. Ajla und Naomi blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen, wenn sie den Anschluss nicht verlieren wollten. Den „Gespenstern“ lag ebenfalls nichts daran, ihre neu gefundenen Verbündeten schon wieder zu verlieren. So drang eine geballte Kampfkraft die Rampe hinab.
Das schauerliche Brüllen der Saurier schallte ihnen entgegen. Mit ihren fülligen Körpern taten sie sich in dieser Umgebung schwer. Tatsächlich steckten zwei der Tiere in einem der Gänge fest, aber sie besaßen anscheinend noch genügend Bewegungsfreiheit, die sie angreifenden Kämpfer abzuwehren.
Hank übersah die Situation mit einem Blick. Sie waren im Rücken des Kampfgeschehens die Rampe herabgekommen und konnten von ihrem leicht erhöhten Standpunkt die ganze Szene übersehen.
Vor ihnen befand sich einen Kreuzungsweg, an dem drei Gänge aufeinander stießen. In der Mitte dieses Weges wütete eine riesige Echse, die auf zwei stämmigen Hinterbeinen thronte und mit dem Kopf, der auf einem fast ebenso langen Hals wie der Schwanz saß, der angreifenden Feinde Herr zu werden versuchte.
Sowohl Hals wie auch Schwanz fegten die Angreifer einfach beiseite.
Zurückweichen konnte das Tier nicht, denn in zwei Seitengängen steckten zwei weitere Saurier fest und aus dem dritten Gang stürmten die Angreifer. Sie glichen aufrecht gehenden Echsen, und waren ungefähr eineinhalb Meter hoch und bewegten sich auf ihren kurzen Hinterbeinen erstaunlich schnell vorwärts. Sie hatten sich mit allem Möglichen bewaffnet, was auch nur irgendwie brauchbar erschien. Damit konnten sie die Saurier vielleicht ein wenig abhalten, aber effektiv gegen sie vorgehen konnten sie nicht. Die Zahl der Leichen, die rund um den Kampfplatz lag, sprach eine eindeutige Sprache.
Unterbewusst fügte Hank Fakt an Fakt. Die „Salamander“ mussten intelligent sein. Ihre Strategie sprach eine eindeutige Sprache. Mit ihren Waffen standen sie allerdings von vorneherein auf der Verliererstraße.
„Los, killt die Biester!“, schrie Hank.
Die Saurier waren glücklicherweise noch nicht auf sie aufmerksam geworden. Es sprach wohl für ihre geringe Intelligenz, dass sie dem Geschehen in ihrem Rücken nicht allzu viel Aufmerksamkeit schenkten.
Hank überprüfte kurz seine Waffe und stellte sicher, dass sie nicht auf Paralyse stand, dann zielte er auf jenen Saurier, der noch seine volle Bewegungsfreiheit besaß.
Der Strahl aus seiner Waffe traf den Hals des Sauriers und schnitt ihn fein säuberlich durch.
Zuerst ließ sich lediglich ein verstärktes Brüllen hören, dass steigerte sich die Stimme des Sauriers in ein wütendes Schallchaos. Als Kopf und Hals schließlich einfach abfielen, verstummte zwar jegliches Geräusch, aber die Nerven hielten den Körper noch eine Zeitlang in Bewegung.
Die Salamander überraschte dieses Eingreifen von dritter Seite ebenso. Obwohl sie mit ihren Augen vor vollendete Tatsachen gestellt wurden, dauerte es eine geraume Weile, bis sie begriffen, dass die unmittelbare Gefahr gebannt war.
Doch dann begriffen sie recht schnell.
Hank hielt ihnen die leere Handfläche seiner linken Hand entgegen. Dieses Friedensangebot sollten sie verstehen können.
Die meisten der „Salamander“ wuselten noch ziellos herum und näherten sich dann dem toten Saurierkörper, dessen reflexartige Bewegungen immer mehr erlahmten. Alle von ihnen hatten die Fremden sicherlich noch nicht wahrgenommen.
Einer der „Salamander“ – ihr Anführer, wie sich bald darauf herausstellte – hatte Hank jedoch bald entdeckt.
Noch lag der Saurier zwischen ihnen, aber er über den toten Körper hinweg hob dieser jetzt ebenfalls seine Hand. Auf den ersten Blick sah es aus, als winke er den Menschen. Diese Interpretation war sicherlich nicht zulässig. Zu wenig wussten die beiden Spezies noch voneinander, aber Hank nahm es als Friedensangebot.
Die Worte, die dann gleich darauf aus dem Translator von Hurgut klangen, bestätigten seine erste Vermutung.
„Der Kampf ruht, bis die Bestien besiegt sind und wir sprechen können!“
„Der Kampf ruht!“, rief Hank und hoffte, das Übersetzungsgerät vermittelte seine Worte getreu in die Sprache der „Salamander“.
Die in den engen Gängen gefangenen Saurier hatten mitbekommen, welches Schicksal ihrem Artgenossen geblüht hatte. Entweder war es Urinstinkt oder bereits der erste Ansatz, der zu einem Aufstieg als intelligentes Wesen hätte führen können, auf jeden Fall schienen die beiden Tiere zu ahnen, dass ihre Situation hilflos war. Ihre Schreie wurden immer lauter und ihre Befreiungsversuche immer intensiver, doch trotz all ihrer Kraft, gegen die stählernen Wände kamen sie nicht an.
„Machen wir ein Ende!“, sagte Hank und erschoss den zweiten Saurier.
Naomi übernahm es, die dritte der gewaltigen Echsen zu töten.
Kaum war der letzte Schrei der Saurier verklungen, als die kleinen Biester, mit denen Hank und die beiden Frauen bereits Bekanntschaft gemacht hatten, über die toten Echsen herfielen. Im Nu hatten sie die Bauchdecke eines der Tiere geöffnet und begannen begierig zu fressen.
Als die Salamander dies entdeckten, kam augenblicklich Bewegung in ihre Reihen. Mit ihren zum teil unzulänglichen Waffen stürzten sie sich mit schierer Todesverachtung auf die kleineren Raubtiere.
Was nun folgte, konnte man nichts anders als Gemetzel bezeichnen, wobei beide Seiten Verluste zu beklagen hatten.