Читать книгу Die Missionen 151-160 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21016 - Bernd Teuber - Страница 30
2
ОглавлениеDer Schiffskörper glich in etwa einem Ei. Der ovale Körper, insgesamt sicherlich dreihundert Meter lang, wies an zwei Stellen große Wunden auf. Eine befand sich am Heck. Dort hatte eine Explosion oder ein Treffer eines feindlichen Schiffes– die genaue Ursache musste erst festgestellt werden – ein gewaltiges Loch in die Hülle gerissen. Dort befand sich die Antriebseinheit, zumindest wenn man menschliche Maßstäbe anlegte. Vorerst sprach nichts dagegen, weshalb man diese nicht anlegen sollte.
Ein zweites klaffendes Loch tat sich im vorderen Drittel auf der Oberseite des ovalen Körpers auf, wenn man die Position des Frachters als Fixpunkt betrachtete. Rund um diese klaffende Wunde trieben noch immer zahlreiche Gegenstände, aber auch Körper, die langsam von dem Schiff wegtrifteten.
Der Vitalscanner hatte bei seiner Zählung nach über 100 Lebewesen seine Zählung eingestellt.
„Wer lebt dort drüben?“, wunderte sich Hank.
„Hoffentlich die Opfer!“, sagte Ajla.
„Aber auch die Plünderer werden wir antreffen!“
„Wir müssen in das Schiff“, bestätigte Naomi. „zuvor sollten wir uns allerdings bewaffnen.“
„Fliege einmal um das Schiff herum“, orderte Hank an. „Ich will mir vor allem das Loch im vorderen Teil ansehen.“
„Sie werden es abgedichtet haben“, vermutete Naomi.
„Sonst wäre das Schiff tot!“ Die Stimme Hanks klang schon wieder so, als bräuchte er bald die nächste Blütenzufuhr. Er zeigte in der Erregung bereits jetzt wieder Entzugserscheinungen. Das, was er jetzt zum Gespräch beitrug, klang nämlich eher wie eine tadelnde Belehrung denn ein konstruktiver Beitrag.
Wortlos ließ Naomi den Frachter langsam über das Wrack der Plünderer schweben. Viel gab es nicht zu sehen außer zerfetzten Verstrebungen, die einmal die Außenhülle in Form gehalten haben mussten. Dahinter hatten sich allenthalben Gegenstände zwischen den verformten Stahlteilen verfangen, die eine freie Sicht in das Innere nicht zuließen. Aber da sie nun ruhig lagen, musste dieser Teil des Schiffes luftleer sein.
Die trudelnde Bewegung des Schiffes hatte sich normalisiert. Es flog zwar immer noch nicht ruhig, aber bei Weitem nicht mehr in so abrupten Bewegungen. Mit dem Entweichen der Atmosphäre musste sich die Flugbahn beruhigt haben.
„Arne, du bleibst an Bord und sicherst die Schleuse“, bestimmte Hank.
Gleichzeitig mit diesen Worten öffnete er den Waffenschrank. „Bedient euch!“, ordnete er an.
Dann stellte er sich wieder hinter Naomi Schröder und legte ihr fast väterlich die Hand auf die Schulter.
„Bringe uns in die Nähe einer Schleuse und park in sicherer Entfernung.“
Anschließend wandte er sich an Ajla.
„Wie sehen die die Plünderer aus? Welche Spezies?“
„Das weiß ich nicht. Aber nicht nur ich nicht, denn bislang hat sie anscheinend noch niemand gesehen. Die Leute dort kennen nur die Schiffe. Alle, die sie gesehen haben mögen, haben sie ja mitgenommen.“
„Dann weißt du vermutlich auch nicht, wie der Schleusenmechanismus funktioniert?“, vermutete Hank.
„Ich bin doch nichts als eine bessere Kellnerin dort gewesen“, schrie Ajla fast ebenso laut zurück. Man hörte ihrer Stimme ein wenig die Ungeduld an, die sie langsam ergriff, wenn Hank in ihre Worte mehr hineinlegen wollte, als sie einfach ausgesagt hatte.
„Ist schon gut, Ajla“, beruhigte Gordon die Frau. „Wir werden die Schleuse schon irgendwie knacken. Nimm dir eine Waffe und dann steig in deinen Raumanzug. Diesmal erlebst du mehr als eine bessere Kellnerin üblicherweise zu sehen bekommt.“
Ajla war sich im ersten Moment nicht sicher, ob Gordon sich über sie lustig machte, doch dann lachte er sie so entwaffnend an, dass sie sich umdrehte und mit festen Schritten in ihre Kabine ging. Dort hing ihr Raumanzug.
Naomi hatte das Schiff unmittelbar vor einer Schleuse zum Halten gebracht, das hieß im Klartext, sie hatte die Geschwindigkeit und Drehbewegung dem Plündererschiff angepasst.
Sie schaltete sämtliche Systeme auf Schlafmodus.
„Du kannst übernehmen“, meinte sie zu Arne und erhob sich aus dem Steuersitz.
„Wir verlassen uns auf dich!“, setzte Hank noch hinzu. Du öffnest die Schleuse nur, wenn du ganz sicher bist, dass wir es sind. Wir wissen nicht, welche Wesen sich alle auf dem Schiff herumtreiben, ob sie intelligent sind oder nicht. Aber vermutlich werden einige versuchen, unser Schiff zu kapern. Das darf nicht passieren.“
„Du kannst dich auf mich verlassen, Cap.“
Hank brummte nur etwas Unverständliches, dann schob er sich ein paar neue Hulami-Blüten in den Mund. Sowie er den Helm geschlossen hatte und sich draußen im Vakuum aufhielt, konnte er seinem Körper keinen Nachschub mehr zuführen. Wenn die Atmosphäre in dem Plündererschiff ebenfalls nicht atembar war, konnte es länger dauern, bis er seiner Sucht nachgeben konnte.
Hank Hardin hasste Situationen dieser Art. Sie sorgten nur für Stress. Selbst die Tatsache, dass er möglicherweise bei einem Feuergefecht ums Leben kommen könnte, bereitete ihm nicht so viele Sorgen wie die Ungewissheit, wie lange er ohne seine Droge auskommen musste. Eine Ration hatte er bereits in seinem Anzug verstaut. Vorsichtshalber, man wusste ja nie, steckte er noch eine zweite Ration in eine der anderen Taschen, über die der Anzug im Übermaß verfügte. Dann steckte er eine kurzläufige Handfeuerwaffe ein und griff nach einem Paralyse Gewehr, das auch auf größere Entfernungen einsetzbar war. Für jede der Waffen verstaute er noch zwei Ersatzmagazine. Die Handfeuerwaffe konnte neben der Paralyse auch auf tödliches Feuer eingestellt werden.
So ausgestattet machte er sich auf den Weg zur Schleuse. Ajla und Gordon hatten sich mit den gleichen Waffen wie er ausgestattet, lediglich Naomi hatte auf das Gewehr verzichtet und statt dessen zwei der kurzläufigen Strahler eingesteckt.
Sie war als letzte gekommen. Jetzt nickte sie den Männern zu.
*
Glücklicherweise bereitete der Schleusenmechanismus keine Probleme. Es gab nur diese einzige Erhebung in der unmittelbaren Schleusenumgebung und ein sanfter Druck darauf setze den Mechanismus in Gang.
Wenig später standen sie alle in der Schleuse. Das Außentor schloss sich.
Über die Helmmikrophone konnten sie das Einströmen der Atmosphäre mitverfolgen, und als das typische Geräusch verstummte, glitt das innere Schott automatisch auf.
Ihr Blick fiel auf einen hell erleuchteten Gang. Teile der Wand wiesen erhebliche Zerstörungen auf.
Handgroße Löcher klafften in unregelmäßigen Abständen. Teilweise ragten abgerissene Kabel daraus hervor.
Panisch klingende Laute drangen an ihre Ohren.
Fragend blickten sich die Menschen an.
Hank war der erste, der in den Gang schritt. Seine Waffe hielt er schussbereit. In beide Richtungen inspizierte er den Gang, ehe er mit seiner freien linken Hand winkte und seine Mannschaft nachkommen ließ.
Ein Schrei ließ sie zusammenzucken.
„Das klingt nach einem Tier...!“, stellte Gordon fest.
„... und hört sich verdammt wehrhaft an“, stellte Hank fest. „Machen wir uns auf alles gefasst!“
Hank blickte abwägend auf sein Paralyse Gewehr, dann schulterte er es und griff statt dessen nach der Faustfeuerwaffe.“
„Rücksicht ist hier wohl fehl am Platz“, meinte er.
Dann erschien das Tier. Es raste um eine Biegung und kam auf sie zu.
Bevor Gordon das Wesen genau erkennen konnte, löste er seine Waffe aus. Der Strahl aus purer Energie schlug in den massigen Körper ein. Der Echsenkopf riss seinen Rachen auf und ließ den Blick auf eine doppelte Reihe scharfer Zähne zu. Wild schwankte der Kopf hin und her. In der Enge des Ganges war das Tier in seinen Bewegungen gehemmt.
Mit einer zeitlichen Verzögerung von deutlich mehr als drei Sekunden erfolgte die Reaktion auf den Treffer, denn das Tier brüllte erst jetzt gepeinigt auf. Die im Verhältnis zu dem Körper kleinen Augen blickten verwirrt geradeaus, genau auf Hank. Mit Schwung schob sich der Saurierkörper vorwärts, blieb aber fast in dem engen Gang stecken.
Erneut brüllte das Tier auf, es kam allerdings keinen Schritt mehr vorwärts.
„Der steckt fest“, stellte Hank befriedigt fest und schoss ein weiteres Mal.
Diesmal hatte er sich Zeit genommen und genau gezielt. Einmal noch wollte sich das Tier gegen sein Schicksal aufbäumen, doch zu mehr als ein paar Zuckungen reichte es nicht mehr.
„Na prima“, entfuhr es Naomi, „jetzt hast du uns tatsächlich den Gang blockiert! Musstest du es gleich killen?“
„Wolltest du dich etwa auf einen Ringkampf einlassen?“, fragte Hank spöttisch. „Das Tier war auf Blut aus, lass es dir gesagt sein! Ich war einfach schneller.“
„Und übermäßig bewaffnet.“
„Du zeigst dich mal wieder von deiner weichen Seite. Der Gang hat ja auch noch eine andere Seite.“
„He, hört mal!“, fuhr Gordon dazwischen.
Angestrengt blickte er in den Gang, der von dem erschossenen Saurer blockiert war. Er horchte.
„Verdammt, was bedeutet das?“, fragte er sich.
Hank lachte auf. „Du warst wohl noch nie in der wilden Natur unterwegs, wie?“
Gordon schüttelte automatisch den Kopf.
„Schaut so aus, als wären wir in einem Zoo gelandet. Und die Viecher hier scheinen alle ziemlich hungrig zu sein. Das klingt nämlich so, als würden seine Fressfeinde sich über seinen Körper hermachen.“
Jetzt, da er eine Erklärung bekommen hatte, konnte Gordon die Geräusche einordnen. Das Reißen und Fressen, das Zuschnappen der Gebisse konnte er sich anhand der Geräusche bildlich vorstellen.
„Der Gang wird bald wieder passierbar sein!“ Hank stellte es mit Befriedigung fest.
„Ich möchte gar nicht wissen, welche Tiere ...“
„Du bist bewaffnet, Ajla. Wie immer sie auch aussehen möchten, sie sind garantiert kleiner. Lass sie in Ruhe fressen. Wenn sie satt sind, sind sie vermutlich halb so gefährlich.“
Hank blickte plötzlich auf die Anzeigen, die an seinem Ärmel aufblinkten.
„Wir können die Atmosphäre gut vertragen“, meldete er sachlich und löste gleichzeitig den Verschluss seines Helmes. Er klappte ihn zurück und der Helm faltete sich auf seinem Rücken zusammen.
Tief atmete er ein.
„Ich hätte ihn zulassen sollen“, meinte er, „es stinkt hier erbärmlich.“
Tatsächlich drangen eine Reihe von Gerüchen an seine Nase, allen gemeinsam war eine animalische Note.
Nachdem alle ihre Helme geöffnet hatten, blickten sie fasziniert zu dem Saurierkörper. Zwischen Gangdecke und Körper befanden sich zehn Zentimeter Luft. Und jetzt konnten sie tatsächlich Körperteile eines weiteren Lebewesens sehen. Was sie sahen, erinnerte sie an ein Wiesel oder zumindest eine Art von Marder, aber anstelle eines Fells war auch es geschuppt. Vermutlich ein weiterer Echsenabkömmling. Schlank, aber langgestreckt. Noch reichte der Raum nicht aus, dass sich das Tier über den Kadaver hinwegbewegen konnte. Einmal erhaschten sie jedoch den Blick auf eine blutige Schnauze. Das Tier taxierte sie, prüfte wohl, ob sie in sein Beuteschema passten.
Sekundenlang starrten sie sich an, die Menschen und das Raubtier.
Als sich das Tier wieder seiner Mahlzeit widmete, musste es wohl zu dem Schluss gekommen sein, dass die Menschen für es keine Gefahr darstellten.
Ein dummes Tier, dachte Hank. Sonst hätte der tote Saurier ihm ja zu Denken geben müssen.
Laut sagte er: „Okay, schaut so aus, als reagiert hier die rohe Gewalt. Also, Regel Nummer eins: Keiner bewegt sich alleine irgendwohin. Vorerst bleiben wir zusammen, bis wir einen groben Überblick über die Verhältnisse hier haben. Wir nehmen jetzt den Gang in die andere Richtung. Das Schiff ist groß genug, dass wir anderswo einen Weg finden, der Richtung Bug führt.“
Diese erste Begegnung an Bord des Schiffes hatte sie vorsichtig gemacht. Ihre Paralyse Waffen hatten sie alle auf den Rücken geschnallt und hielten statt dessen die kleinen Handfeuerwaffen in ihren Fäusten. In den engen Gängen des Schiffes konnten sie damit ohnehin mehr ausrichten.
Ohne einen weiteren Zwischenfall führte sie der Gang bis zu einem Sicherheitsschott. Eine runde Glasscheibe von zwanzig Zentimeter Durchmesser ermöglichte den Blick in das Dahinter. Hier mussten unvorstellbare Gewalten geherrscht haben, denn der Anblick der Zerstörung sprach für sich selbst.
„Wir müssen zurück“, stellte Naomi lakonisch fest. „Entweder warten wir, bis die Fressfeinde den Saurier skelettiert haben oder wir versuchen in eine andere Ebene zu gelangen.“
„Ich habe weder einen Schacht noch eine Treppe entdeckt.“
„Aber wir sind an einer Reihe von Türen vorbeigekommen.“
„Klingt logisch“, kam Ajla ihrer Geschlechtsgenossin zu Hilfe. Es muss auf diesem Schiff ja Bereiche geben, in welche die Tiere noch nicht vorgedrungen sind.“
„Wieso laufen die überhaupt frei herum?“, wunderte sich Gordon.
„Das sollten wir herausfinden“, stimmte Hank zu. „Deswegen sind wir ja hier. Also machen wir uns auf die Suche.“
Systematisch öffneten sie nun Tür um Tür, an denen sie vorbeikamen. Viele waren es ohnehin nicht, und die wenigen ließen keine Rückschlüsse zu, wofür die Räume benutzt worden waren. Eines war ihnen allerdings gemeinsam. Sie waren vollgestopft mit verschiedensten Gegenständen. Hatten die Plünderer hier an Bord bereits eine erste Inventarisierung versucht?
Diese Erklärung war zumindest so gut wie jede andere auch.
Als sie die Hoffnung bereits aufgeben wollten, entdeckten sie einen Zugang in ein anderes Stockwerk.
Hank schrie erleichtert auf und schob sich vor Freude einige Hulami-Blüten in den Mund.
„Das sieht verdammt gut aus. So können wir den blockierten Gang umgehen.“
„Wer wagt es?“, erkundigte sich Naomi.
„Du hast wohl Schiss“, meinte Gordon und schwang sich in den ringförmigen Schacht, an dessen Wänden rundherum Sprossen angebracht waren, die selbst für menschliche Ausmaße ideal zum Auf- und Absteigen waren. Die geschlossene Öffnung maß nicht mehr als einen Meter in der Länge.
Der Schacht war nicht ringsherum geschlossen, sondern ließ den Blick frei auf ein Versorgungsdeck, das freiliegende Kabel und Leitungen zeigte.
„Idiot!“, sagte Naomi noch, da vernahmen sie bereits das helle Singen, das typisch war für Energiestrahlen.
Gordon war bereits soweit hinabgeklettert, dass sein Unterkörper aus dem Schacht hervorragte.
Im gleichen Augenblick schrie Gordon auf, dann blickte er entsetzt an seinem Körper herunter.
„Mein Bein!“, schrie er.
Trotz seiner Schmerzen hantelte er sich geschwind wieder den Schacht empor und ließ sich dann einfach auf den Boden fallen.
Noch stand er unter Schock. Der Schmerz war noch nicht bis in sein Innerstes vorgedrungen.
Ajla war die erste, die reagierte. Kurzerhand paralysierte sie Gordon, dann versiegelte sie mit ihrem Strahler die klaffende Wunde.
„Was jetzt?“, fragte sie danach. „In das Schiff können wir ihn nicht zurückbringen, denn sein Raumanzug ist zerstört.“
„Arne soll sich um ihn kümmern!“, bestimmte Hank, „und wenn er einen Verbindungstunnel errichten muss. Er muss möglichst rasch auf die Medoliege. Das Bein ist dahin. Mit etwas Glück ist das zweite Bein zu retten.“
„Ich habe mitgehört“, meldete sich Arne. „Ihr könnt euch auf mich verlassen. Ich werde ihn schon finden. Der Gang ist ja nur in eine Richtung begehbar, wenn ich das, was ich gehört habe, richtig interpretiere.“
„Aber lass dir nicht zu viel Zeit! Ich weiß nicht, wie hungrig die anderen Bestien sind – und vor allem, wie viele es sind.“
Man konnte über Hank sagen, was man wollte, und man konnte zu seiner Sucht verschiedener Meinung sein, wenn es darauf ankam, war auf ihn immer noch Verlass. Gleich nachdem er erkannt hatte, dass sich die Frauen um den Verletzten kümmerten, sicherte er den Schacht. Mit der Waffe in der einen Hand ließ er sich kopfüber in den Schacht gleiten. Die nächste Sprosse nahm er jeweils erst dann, wenn er absolut überzeugt war, keinen möglichen Gegner übersehen zu haben. Während er sich langsam vortastete, besaß er noch genügend Kapazitäten, sich Gedanken über ihre Situation zu machen. Er glaubte nun auch zu wissen, was sich zumindest in der letzten Stunde auf dem Schiff abgespielt hatte.
Wenn man die Tatsache akzeptierte, sich auf einem Plündererschiff zu befinden, war es durchaus möglich, auf verschiedene Gruppen, intelligent und auch tierisch, zu treffen. Manche mochten natürliche Feinde sein, manche von Natur aus aggressiv – und andere wiederum einfach vorsichtig.
Das hieß, Kampf jeder gegen jeden.
Die Plünderer mussten die verschiedenen Gruppen isoliert voneinander untergebracht haben.
Wenn sie sich jetzt frei im Schiff bewegten, setzte das einen Umstand voraus, der die Türen zu ihren Verliesen geöffnet hatte.
War die Explosion, die sie beobachtet hatten, erst der Auslöser gewesen oder gar der Endpunkt einer Auseinandersetzung zwischen den Plünderern und einer intelligenten Spezies, welche die Plünderer unterschätz hatten?
Nun, das ließ sich herausfinden.
Zuerst galt es, für klare Verhältnisse zu sorgen.
Da stand an erster Stelle: Wer hatte soeben geschossen? Die Plünderer oder ein entführtes Wesen?
Als sich Hank bis an den Rand des Schachtes vorgearbeitet hatte, spürte er die Anspannung an seinen zitternden Händen. Eine unbezwingbare Gier nach einer Ladung Hulami-Blüten erfüllte ihn, aber noch siegte sein Überlebenswille.
„Wir sind keine Feinde!“, rief er in den Schacht. Gleichzeitig hoffte er, dass diese Wesen bereits einmal Kontakt mit Menschen gehabt hatten und damit ihre Sprache in den Übersetzern gespeichert war.
„He, zeig dich, ich will dir nichts antun!“
Nichts rührte sich. Fast eine Minute verharrte Hank in dieser für ihn ungemütlichen Stellung: mit dem Kopf voraus, sein Gewicht hielten seine Beine, die er um eine Sprosse geklemmt hatte.
Alles blieb ruhig. Schließlich löste er seine Beine und ließ sich fallen. Mit der freien Hand fing er den Fall ab, dann rollte er sich geschwind weiter, bis er an die Wand des Ganges stieß. Ein schneller Blick links und rechts überzeugte ihn, dass zumindest kein Gegner sichtbar auf ihn lauerte. Aber so ganz traute er dem Frieden doch noch nicht. Er schaltete seine Handfeuerwaffe auf möglichst breite Fächerung ein und gab in jede Richtung einen Schuss ab.
Als keine Reaktion erfolgte, beruhigte er sich zusehends.
In jede Richtung war der Gang etwa zwanzig Meter frei sichtbar. Zwar gingen einige Türen auf dieser Strecke ab, aber sonst gab es keine Versteckmöglichkeit. Das beruhigte ihn etwas.
„Okay, ihr könnt kommen“, sagte er zu den Frauen.
„Was ist mit Gordon?“
„Was soll mit ihm wohl sein? Wenn er so unvorsichtig ist und unbedingt den Helden spielen wollte, soll er jetzt warten, bis Arne ihn abholt“, stieß Hank hervor, dann meinte er noch versöhnlich: „dem passiert schon nichts.“