Читать книгу Liebe fragt nicht - Bernd Urlaub - Страница 8
ОглавлениеKapitel 3
31. Juli 1944
Werner lauschte gespannt auf den täglichen Wehrmachtsbericht. Was das Oberkommando der Wehrmacht von der Westfront meldete, klang nicht sehr positiv. ln der Normandie hatten die Amerikaner im Raum Saint-Lo einen Ausbruchsversuch aus ihrem Brückenkopf-Sektor unternommen. Und nun standen sie vor Avranches.
Armin Geiger hatte kein gutes Gefühl. Die Stellung, die sie heute Morgen etwa 3 Kilometer westlich von Avranches bezogen hatten, war für den Feind zwar nicht gut einsehbar, die Heckenreihen und Gräben boten aber günstige Gelegenheiten für einen Hinterhalt. Doch Armin gab sich keinen Illusionen hin. Wenn man sie erst einmal ausgemacht hatte, waren sie für die Luftwaffe der Amis eine leichte Beute. Und was dann noch von ihnen übrig war, würden sie dann mit ihrer Artillerie beharken. Die Pionierkompanie, in der Armin den ersten Zug befehligte war gestern der 12. SS-Panzerdivision „Hitlerjugend" unterstellt worden. Die Division war berühmt, aber auch berüchtigt für ihren Fanatismus. Sie war 1943 aus Freiwilligen der Hitlerjugend gebildet worden. Der Glaube der Jugendlichen an ihren Führer und an die NS-Ideologie war durch nichts zu erschüttern. Überzeugt, dass ihr Einsatz entscheidend für den Endsieg war,kämpften sie mit großer Härte und Entschlossenheit. Allerdings waren die Verluste auch dementsprechend hoch. Doch es war ein beruhigendes Gefühl einen solch starken Kampfverband an der Seite zu haben. Allerdings ging der Fanatismus der Soldaten so weit, dass sie gefangene Gegner nicht am Leben ließen. Wenn es stimmte, was Armin von einem Kameraden erzählt bekommen hatte, so sollten zweihundert Kanadier bei den Kämpfen um St.-Lo nach ihrer Gefangennahme erschossen worden sein.
Armin wollte sich eine Zigarette anzünden, als die Artillerie der Amis das Feuer eröffnete. Offensichtlich hatte der Pilot des Aufklärungsflugzeuges ihre Position ausgemacht und an die Artillerie weitergeleitet. „Deckung!" Armin überlegte, ob es nicht ratsam wäre, seinen Leuten einen Stellungswechsel zu befehlen. Doch das Gelände bot nirgendwo einen sicheren Schutz gegen Artilleriebeschuss. Überall nur flache Gräben und Hecken. Sie würden hier ausharren und auf den Angriff der Infanterie warten müssen. Zum Glück war das Gelände für einen Panzerangriff nicht so gut geeignet wie weiter nördlich. Dafür würden die Amis sicher ihre Jagdbomber zum Einsatz bringen. Sie hatten alle Freiheiten am Himmel. Von der deutschen Luftwaffe war weit und breit nichts zu sehen. Feldwebel Hofmann, sein stellvertretender Zugführer kam auf ihn zu zugerobbt, um ihn irgendeine Meldung zu überbringen. Doch dazu kam es nicht. ln unmittelbarer Nähe detonierte eine Granate und um Armin wurde es Nacht.
„Der Widerstand der Wehrmacht- und SS-Verbände war verbissen und heldenhaft. Konnten die Alliierten aber nur einige Tage aufhalten." Aus dem Wehrmachtsbericht vom 3. August 1944. Nach Beendigung der Kämpfe, die als Panzerschlacht von Avranches in die Geschichtsbücher einging, gelang den Amerikanern und ihren Verbündeten der Durchbruch durch die Westfront.
Die Männer, die das Gelände durchkämmten, gehörten keiner regulären Einheit an. Es waren Mitglieder der Resistance, der französischen Widerstandsbewegung. Sie suchten nach deutschen Soldaten, die es nicht geschafft hatten, sich mit den deutschen Verbänden zurückzuziehen. Sie waren nicht zimperlich. Wenn sie einen Schwerverwundeten fanden, bei dem es sich offensichtlich nicht lohnte, ihn am Leben zu lassen, beendete ein gezielter Schuss das Leben des verhassten Deutschen. Handelte es sich gar um einen Angehörigen der Waffen-SS, so wurde noch viel seltener Pardon gegeben.
Armin war aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht. So, wie es aussah, war er unverletzt. Er wollte sich aufrichten, um sich besser umsehen zu können, als er Stimmen hörte. Eine Gruppe von Männern kam auf ihn zu. Sie trugen keine Uniformen, waren aber bewaffnet. Armin war sich im Klaren, dass es sich um Angehörigen des französischen Widerstandes handeln musste. Seine Lage war äußerst misslich. Davonlaufen konnte er nicht mehr. Er konnte höchstens hoffen, dass sie ihn für tot hielten. Er blieb liegen und rührte sich nicht. Armin beherrschte die französische Sprache recht gut. So bekam er mit, was die Männer sprachen. „Hier liegt noch einer. Scheint tot zu sein." „Durchsucht ihn, ob er Brauchbares oder Informatives bei sich trägt und dann jagt ihm vorsichtshalber eine Kugel in den Kopf."
Der Anführer der Gruppe schien kein Freund von Skrupeln zu sein.
Armin öffnete die Augen und gab sich zu erkennen. Er nannte Namen und Dienstgrad.
„Wie heißt du?"
Der Anführer trat näher heran und musterte den Deutschen feindselig.
„Armin Geiger! Sagte ich doch schon."
„Und wo kommst du her?"
„Aus einem Ort in Franken, den du sicher nicht kennst. Thüngersheim heißt er."
„Thüngersheim?" Die Stimme des Anführers wurde um einige Nuancen freundlicher.
„Kennst du einen Hans Geiger?" „Ja, das ist mein Vater!" „Du lügst mich nicht an?"
„Warum sollte ich?"
„Kennst du einen Rene Macron?"
„Ja, das ist unser französischer Arbeiter."
Ein Mitglied der Gruppe mischte sich ins Gespräch ein. „Was ist jetzt? Wir können nicht ewig hier bleiben. Nehmen wir den Boche jetzt mit oder erledigen wir ihn hier?"
„Wir nehmen ihn mit. So wie es aussieht, ist er der Sohn des Winzers, bei dem mein Bruder arbeitet. Rene hat unseren Eltern immer nur mit Hochachtung von seinem Patron geschrieben und an Armin gewandt fuhr er fort:
„Du hast Glück. Ich behandle niemanden schlecht, dessen Vater einem Mitglied meiner Familie ermöglicht, in Deutschland zu überleben. Nehmt ihm die Waffen ab und dann Abmarsch zur Gefangenensammelstelle. "
Der große Saal der Gastwirtschaft „Krone" war bis auf den letzten Platz besetzt. Das dies so war, lag auch daran, dass von Seiten der Ortsgruppenleitung entsprechend Druck auf die Bevölkerung ausgeübt worden war. Fridolin Schell wollte seinem Kreisleiter Dr. Wahl keinen halbleeren Saal präsentieren. Das hätte auch auf ihn kein gutes Licht geworfen. Dr. Wahl war auch der Hauptredner des Abends. Er beschönigte nichts und schilderte die Situation so, wie sie war. Der Feind, so führte er aus, werde möglicherweise schon bald an den Grenzen des Reiches stehen. Doch er ließ auch keinen Zweifel daran, dass am Ende Deutschland siegen werde. Denn der Gemeinschaftsgeist und die hohe Moral der Deutschen werde allen Widrigkeiten zum Trotz die Oberhand behalten. Gespannte Aufmerksamkeit herrschte im Saal; als er dann auf die neuen Wunderwaffen zu sprechen kam, die die deutschen Ingenieure und Techniker entwickelten und die den Feind letztendlich vernichten würden. Auch werde in naher Zukunft eine Organisation gegründet werden, die alles Dagewesene in den Schatten stellen werde. Unter dem Motto. „Volk ans Gewehr" würden gewaltige Bataillone entstehen, die den Feind zusammen mit Wehrmacht und SS zurückwerfen würden. Er schloss mit den Worten: „Deutsche Volksgenossinnen und Genossen, es besteht also kein Grund sich unnötig Sorgen zu machen. Vertrauen wir weiterhin auf den Führer. Er hat schon immer die richtigen Maßnahmen getroffen, zum Wohle unseres geliebten Vaterlandes. Auf den Führer, Sieg Heil!"
Frenetischer Beifall wurde dem Redner für seine Ausführungen entgegengebracht. Ortsgruppenleiter Schell bedankte sich bei Wahl, worauf dieser ihm gratulierte, dass die Thüngersheimer eine solche funktionierende Gemeinschaft im nationalsozialistischen Sinne sei. Nichtsdestotrotz löste sich die Versammlung rasch auf. Franz Lauk, der neben seinem Freund Hans Geiger saß, meinte nur:
„Jetzt brauch ich aber dringend etwas Alkoholisches. Nach so viel Vaterland und Führer ist mir ganz übel. Gehen wir noch irgendwohin?"
„Ja zu mir. Sonst bekommt man ja nichts Gescheites zum Trinken."
Die beiden gingen Richtung Weingut Geiger, das nicht weit entfernt lag.
Hans bat seine Frau, ihnen eine Brotzeit zu richten und sich dann zu ihnen zu setzen. Sie nahmen in der Probierecke Platz und ließen es sich schmecken. „So, nachdem das leibliche Wohl befriedigt ist, kann jetzt auch der Geist zu seinem Recht kommen. Was sagt ihr zu diesem heutigen sogenannten lnformationsabend?" „Was soll man dazu sagen? Ich habe nichts anderes erwartet. Die üblichen Durchhalteparolen halt und dass der Führer es schon richten wird. Wenn wir nur alle fest genug daran glauben und uns zur Schlachtbank führen lassen."
Franz Lauk ließ seinem Sarkasmus freien Lauf.
„Und du, Emma, was meinst du?"
„Was soll ich dazu sagen? Ich war ja nicht dort. Aber wenn man euch so reden hört, wird es Einem angst und bang. Irgendwann landet ihr noch einmal im KZ. Hans, ich bitte dich inständig, vorsichtig damit zu sein, mit dem was du sagst. Was können wir denn schon anderes tun, als hoffen und beten, dass alles so schnell wie möglich vorbei ist…" „Da gib dich nur keinen falschen Hoffnungen hin. Zumindest im Westen hat sich die deutsche Front stabilisiert. Die Alliierten haben ihre Versorgungslinien überdehnt!" „Woher weißt du das alles?" Franz war gespannt auf die Antwort seines Freundes.
„Ich höre ab und zu BBC London."
„Bist du verrückt Hans!? Du weißt doch genau, was auf das Abhören von Feindsendern steht."
Emma war entsetzt über den Leichtsinn ihres Mannes.
„Ja, ich weiß. Ich pass schon auf, keine Sorge. Außerdem habe ich Verbündete im Haus, die aufpassen."
„Emma hat Recht, Hans. Du solltest wirklich vorsichtiger sein." Franz wusste, dass sein Freund manchmal sehr leichtsinnig sein konnte.
„Ach was, ich hab´ es langsam satt, mir von diesen braunen Arschlöchern vorschreiben zu lassen, was falsch und richtig ist. Hat meine Familie nicht schon genug gelitten unter diesem Wahnsinn. Waldemar ist vermisst, wer weiß, ob es Armin nicht genauso ergeht. Sagt mir, wohin dieser Wahnsinn noch führen soll?"
„Zum Endsieg. Du hast doch gehört, was der Wahl von sich gegeben hat. Jetzt komm wieder herunter. Emma hat Recht. Im Moment können wir nicht viel dagegen unternehmen, wenn du nicht riskieren willst, im KZ zu landen. Aber vielleicht kommt ja der Zeitpunkt, wo es möglich ist, zu handeln. Bis dahin bleibt wirklich nur die Hoffnung und Gottvertrauen."
Hans atmete ein paarmal tief durch. Dann entspannten sich sein Gesichtszüge und er wurde ruhiger.
„Wahrscheinlich habt ihr Recht. Aber manchmal kann ich diese Verlogenheit und dieses Getue einfach nicht mehr ertragen. Und das Schlimme daran ist, dass es noch viele Menschen gibt, die daran glauben, was ihnen tagtäglich vorgelogen wird." Franz Lauk konnte den Freund gut verstehen. Er versuchte das Gespräch in andere Bahnen zu lenken, was nicht so leicht war.
„lch bin die nächste Woche übrigens mit Father Clark unterwegs. Er besucht einige Gefangenlager in seiner Eigenschaft als Militärgeistlicher und hat darum gebeten, mich als Dolmetscher mitnehmen zu dürfen. Vielleicht mache ich auf der Rückreise Station in Thüngersheim und wir laden uns auf einen Schoppen bei dir ein. Übrigens, haben wir in Hammelburg einen prominenten Gefangenen bekommen. Den Schwiegersohn von General Patton."
„Sehr interessant. Wenn du mit deinem Pfarrer hier Halt machst, würde ich mich natürlich freuen, wenn du bei uns vorbeischaust."
„Gut, aber ich denke, es wird langsam Zeit zu gehen. Sonst macht sich meine Frau womöglich Sorgen. Ich danke euch für eure Gastfreundschaft." Lauk erhob sich. „Warte, ich bringe dich zur Haustüre, nicht dass du dich noch verläufst und womöglich bei der Birgit Schmadtke landest." Als Hans zurückkam, erwartete ihn seine Frau mit vorwurfsvoller Miene.
„Was fällt dir ein, Hans? Ab sofort hört das auf, mit dem Abhören von Feindsendern. Du bringst uns alle in Gefahr. Denk gefälligst auch an mich und Franziska. Reicht es nicht, dass unsere Söhne womöglich nicht mehr zurückkehren?" Hans sah seine Frau mit düsterem Gesichtsausdruck an. „Gut, ich werde noch vorsichtiger sein als bisher. Aber eines sage ich dir. Was ich tun kann, um dieser braunen Brut zu schaden, werde ich tun. Irgendwann ist einmal Schluss. Und sollten Armin und Waldemar auf dem sogenannten Feld der Ehre bleiben, dann werde ich mich rächen, das verspreche ich dir. Und jetzt lass mich bitte allein. Ich muss nachdenken." Emma ging die Treppe hinauf. Das, was ihr Mann ihr gerade mitgeteilt hatte, trug nicht dazu bei, ihre Sorgen zu zerstreuen.
Hans brütete noch einen Moment vor sich hin. Dann schenkte er sein Glas voll. Ihm war danach, sich zu betrinken und das tat er dann auch.
Franzi konnte Werner nie lange böse sein. Denn abgesehen von seinen politischen Ansichten war er ein lieber und zuverlässiger Mensch, mit dem man Pferde stehlen konnte.
Schon nach einigen Tagen nach ihrem Streit hatten sie sich wieder versöhnt. Man hatte den Flakhelfern immer noch nicht mitgeteilt was ihnen in den nächsten Wochen bevorstand. Mittlerweile war Ferienzeit und Werner war, versehen mit dem Notabitur, abgegangen.
Heute, am 20.August wurde er achtzehn. Es wurde nun höchste Zeit, dass er sich um seinen Plan kümmerte, sich freiwillig zu melden, um einer Einberufung zuvorzukommen. Doch dann wurde ihm mitgeteilt, dass er zusammen mit anderen Thüngersheimer Jungs des Jahrgangs 1928/29 zum Schanzen an den Westwall abkommandiert werden sollte. Weiter stand darin, dass ihm, Werner Schmadtke, dabei eine ehrenvolle Aufgabe zukäme. Da er ja schon fast zwei Jahre älter war, sei er sozusagen als Führer der Thüngersheimer Gruppe ausersehen.
Werner wusste nicht so recht, was er davon halten sollte. Begeistert war er nicht. Er wunderte sich nur, dass es mit der Flakabteilung keine Probleme gegeben hatte. Doch weigern konnte er sich nicht. Schließlich war ihm auch klar, dass der Dienst am Vaterland notwendig war. Ewig würden sie ja nicht im Westen bleiben. Danach konnte er sich immer noch melden. Sein Geburtstag neigte sich dem Ende zu. Seine Mutter hatte einen Kuchen gebacken. Emma Geiger das Mittagessen spendiert, Schweinebraten mit selbstgemachten Klößen und Blaukraut. Hans Geiger hatte zu Ehren des Geburtstagskindes einen Bocksbeutel aufgemacht. Das Mittagessen verlief in prächtiger Stimmung. Dazu trug auch die Neuigkeit bei, dass in Thüngersheim demnächst ein Film gedreht werden sollte. Zwar würden die Schauspieler und die übrige Crew in Würzburg übernachten, aber die Außenaufnahmen sollten in Thüngersheim gedreht werden. „Kamerad Hedwig" war der Titel des Filmes, wie Hans Geiger erfahren hatte. Er war deshalb so gut informiert, weil die Crew das Weingut Geiger für das Abstellen ihrer Kameras und sonstiger Gerätschaften nutzen wollte. Die Frauen reagierten ganz aufgeregt. Endlich war mal was los, was den üblichen Rahmen sprengte. Den Tag ließ man bei einer Brotzeit ausklingen. Die beiden jungen Leute beschlossen ihren Lieblingsplatz am Main aufzusuchen. Franziska war in einer merkwürdigen Stimmung. Werner hatte ihr den Brief von der Kreisleitung gezeigt. Mit einem Male wurde ihr bewusst, dass sie Werner für einige Zeit nicht mehr sehen würde. Und danach würde dann höchstwahrscheinlich die Einberufung zur Wehrmacht folgen. Plötzlich wurde ihr klar, dass sie ihn vermissen würde.
Hand in Hand schlenderten sie den Weg zum Main hinunter. Es war ein lauer Sommerabend und fast hätte man vergessen können, dass Krieg war. Doch wie zum Hohn, jagten zwei amerikanische Jagdbomber über die Felder und Gärten. Franziska und Werner sahen sich nach Deckung um, und erreichten gerade noch unter einer Baumgruppe ein halb verfallenes Gartenhaus. Die Piloten hatten sie offensichtlich nicht bemerkt, denn sie flogen Richtung Würzburg weiter. Werner atmete tief durch.
„Das war knapp. Die Scheißkerle machen auf alles Jagd, was sich bewegt, selbst auf Frauen und Kinder."
Franzi verzichtete darauf ihn zu erwidern, dass die Deutschen, als sie in Polen und Frankreich die Lufthoheit hatten, sich wohl auch nicht anders verhalten hätten. Sie wollte nicht schon wieder mit Werner streiten. Stattdessen umarmte sie Werner und küsste ihn.
„Franzi?" Werner war ganz überrascht. Er erwiderte den Kuss und allmählich steigerte sich seine Erregung. Doch als er anfing, Franziskas Brüste zu streicheln, schob sie sanft seine Hände weg.
„Bitte nicht. Ich bin noch nicht so weit, mit dir zu schlafen. Nicht heute. Bitte respektiere das."
Was blieb Werner anderes übrig. Doch dann kam ihm ein Verdacht. Konnte Franzi immer noch nicht diesen Fähnrich, diesen Bernhard Krämer vergessen? Ärger kam in ihm hoch. „Warum küsst du mich und machst dann gleichzeitig einen Rückzieher? Liebst wohl immer noch diesen Krämer?" „Spinnst du! Das ist lange vorbei. Bitte verdirb uns nicht den Abend, indem du den Eifersüchtigen spielst. Versuch es zu verstehen. Ich möchte im Moment keine feste Beziehung. Ich werde dich vermissen, wenn du weg bist. Aber du kommst ja wieder. Und was dann geschieht, weiß niemand. Wenn du eingezogen wirst, dann wirst du viel länger fort sein und dann wirst du mir noch viel mehr fehlen."
Sie verbiss sich gerade noch die Bemerkung:
„Wer weiß, ob du dann wieder heimkommst."
Stattdessen lächelte sie ihn tapfer an.
„Lass uns zum Fluss hinuntergehen und den Abend genießen. Aber respektiere meine Entscheidung."
Werner schluckte den Kloß hinunter, den er plötzlich in seinem Hals hatte und wischte sich mit einer schnellen Handbewegung die Tränen ab. Das hätte noch gefehlt, dass ein angehender Offizier der deutschen Wehrmacht wegen ein bisschen Abschied geweint hätte.
Sie setzten ihren Weg fort, wohl wissend, dass es einer der letzten Sommerabende sein könnte, den sie miteinander verbrachten.