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12. Juli 2017

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Gestern habe ich es also tatsächlich nicht geschafft, mein kleines Tagebuch hier fortzusetzen. Seit wir von meiner Erkrankung wissen, nimmt der Stress irgendwie zu. Termine bei Ärzten und Diagnostikern, tausend Sachen die geregelt werden müssen. Sehr viele und lange Gespräche. Wenn hier abends die Ruhe einkehrt, sind wir oft fix und fertig. Aber das ist auch gut so. So bleibt weniger Zeit und Raum zum grübeln.

Ich hatte gehofft, dass ich mich an die neue Situation gewöhnen würde, leider geht das offenbar nicht. Es ist morgens der erste und abends mein letzter Gedanke. „Du hast Krebs, du musst sterben. Ich habe Krebs, ich muss sterben.“ Dieses Gedankenkarussell dreht sich permanent in meinem Kopf. Aber das ist irgendwie auch, als würde man an Bahngleisen wohnen. Irgendwann hört man den Zug nicht mehr.

Und am Donnerstag werden Gisela und ich heiraten. Um elf Uhr fünfzehn schließen wir im Standsamt Lippstadt den Bund fürs Leben. Das ist uns unglaublich wichtig. Es ist für mein Leben ein wichtiges Zeichen, nämlich dass es weitergehen wird. Es wird keine große Feier geben oder so. Nur Gisi und ich, dann verbunden für den Rest unserer Tage. Darauf freuen wir uns wie verrückt.

Am Freitag dann um neun Uhr werde ich meine erste Chemotherapie bekommen. Weil ich körperlich noch recht fit bin, haben die Onkologin und ich mich darauf verständigt, „eine Schüppe draufzulegen“. Das bedeutet, dass die Chemotherapie mehr als nur palliativ dosiert sein wird. Wenn schon, denn schon.

Gestern war auch ein Zeitungsredakteur hier. Unsere lokale Zeitung ist irgendwie auf meine Facebookposts aufmerksam geworden und will jetzt darüber berichten. Soll sogar eine ganze Reihe werden, mein „Krebstagebuch“ sozusagen. Da sind wir sehr gespannt drauf.

Das Methadon schmeckt zwar absolut widerlich, hilft aber unglaublich gut gegen die Schmerzen. Ungefähr so, als würde man eine Zigarette zerkauen. Pfui Deibel. Aber angesichts der Chance, die uns dieses Medikament bietet, kann es schmecken wie es will. So, es gibt auch heute viel zu tun, deswegen belasse ich es heute bei diesem kurzen Text. Ich möchte mich noch einmal für die vielen guten Wünsche und eure Unterstützung bedanken. Das schenkt mir, schenkt uns, Kraft. Und die können wir, weiß Gott, gut gebrauchen.

Kampf dem Karl,

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