Читать книгу Kampf dem Karl, - Bernhard Giersche - Страница 9
9. Juli 2017
ОглавлениеIch sitze hier vor meinem Rechner und tausend Worte fallen mir gleichzeitig ein. Ich lasse sie einfach fließen, nachdenken ist nicht so gut für mich. So viele Menschen, die mich mit guten Worten bereichern und die mir das Gefühl schenken, diese letzte, unsäglich unfassbare Sache, ist doch für irgendetwas gut.
Gut für mich, der ich in dieser Situation bin, denn ich bin nicht als sterbenskranker Mann aller irdischen Aufgaben enthoben und kann mich wie ein Elefant zurückziehen und mich dem Vergessen ausliefern, trotzdem ich lebe, lebe, lebe... gut! Vielleicht für den ein oder anderen Menschen, der oder die hier mit liest und so auch einmal Gedanken denken kann, Gefühle fühlen kann, die im hektischen Alltagsgetriebe zu kurz kommen. Dann ist das alles noch für irgendetwas gut, ist nicht zur Gänze sinnlos. Es bewirkt vielleicht noch etwas Gutes, schafft fruchtbare und neue, positive Handlungsstränge. Damit kann ich besser leben und sterben als wäre es wirklich sinnlos.
Ich glaube nicht in der klassischen Weise an Gott, Manitou, Mamawata oder den großen Watumba. Ich glaube fest daran, dass sich eine andere Daseinsform anschließt. Das dachte ich schon, als ich mich gesund wähnte. Und was oder wer auch immer dieses Schicksal für mich gewählt hat, wollte bei der Wahl der Methode ganz sicher gehen. Wenn er oder es sich da mal nicht vertan hat.
Sehe ich mir meine Biografie an, erkenne ich, dass der Gevatter schon mehrmals heftig mit der Sense gewackelt hat. Habe ihm jedes Mal eine Nase gedreht. Getanzt haben wir schon das ein oder andere Mal miteinander. Mal eng umschlungen, mal Rock `n Roll. Ich sah all zu oft was er hinterlässt. Erst als Soldat und später dann als Altenpfleger. Wir beide kennen uns ganz gut, denke ich. Irgendwann trifft ihn jeder Mensch. Wann und wo und wie wird man selten vorher gewahr.
Im Moment habe ich keine gute Phase. Bin ziemlich traurig, gerührt und ja, auch verängstigt ein Stück weit. Ich will meine Lieben vor Schmerz und Kummer schützen und die Sachlage zwingt mich, ihnen Schmerz und Kummer zu bereiten. Dieses Ambivalente zerreißt mich. Ich gebe nicht auf und ich will auch nicht in ein Tal der Tränen steigen. Ich weiß, dass es kleine Chancen gibt, dem Tod noch einmal zu entrinnen.
Ich stelle mir Aufgaben. Ich habe meine Sachen immer zu Ende gebracht. Unerledigte Sachen hasse ich. Ich habe noch jede Menge zu tun....und was ist mit meinem Lebensmotto: Geht nicht, gibt es nicht? Und gleichzeitig sehe ich ihn vor mir. Ich visualisiere ihn in der klassischen Variante. Mit Eieruhr, Jedikutte und Sense. Der gute alte Jedermann. Vielleicht zieht er ja doch noch einmal weiter. Vielleicht denkt er, dass die Welt schöner ist mit mir darin. Sehen wir dann. Und wenn irgendwann der Zeitpunkt gekommen ist, soll es so sein wie von Reinhard Mey besungen. Euch allen einen schönen Sonntag und denkt immer daran: Jippijahjee Schweinebacke !!!