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7. Juli 2017
Оглавление„Sterben für Anfänger“, sicher gibt es den Titel schon. Trotzdem trifft er so passend zu, dass ich ihn einfach diesen Zeilen voran setze. Meine Fresse, was haben wir Menschen schon über das Sterben und den Tod herum sinniert. Das wirklich blöde an unserem sogenannten Verstand ist es doch, dass wir uns über unseren eigenen Tod Gedanken machen können. Wir packen unsere Ängste und unser Grauen davor in philosophische Betrachtungen, in Gemälde und Skulpturen oder wir gründen Religionen und machen ein riesiges Tam Tam um den Tod. Und weil wir nicht wissen können, was geschieht in jener Sekunde, wenn die Pumpe und das Hirn zu funktionieren aufhören, malen wir uns bunte Geschichten darum aus und beten die so lange vor uns hin, bis wir daran selbst glauben.
Jetzt, da ich akzeptieren muss, dass in meiner ganz persönlichen Sanduhr nur noch ganz wenig Sand im oberen Teil des Glases ist, muss ich etwas tun, was normalerweise erst in vielleicht dreißig Jahren aktuell wird. Ich muss mich mit der Unabwendbarkeit des eigenen, nahenden Todes befassen. Versucht das mal. Denkt und fühlt euch mal für eine Minute da hinein. Geht nicht. Mutter Natur hat da eine Barriere eingebaut, die wir kaum gedanklich und emotional überwinden können. Zu abstrakt, zu schrecklich ist diese Vorstellung.
Und vor allem müsst ihr auch nicht tun. Dafür ist im Alter noch Zeit genug. Derzeit ist das so unglaublich weit weg, dass ihr euch mit diesen Gedanken und Gefühlen nicht befassen müsst. Gut für euch….beschissen für mich. Denn ich muss das jetzt tun. Viele denken vielleicht, ich sei wer weiß wie stark und tapfer und so weiter, weil ich offen darüber rede. Ich kann euch versichern…ich bin weder das eine, noch das andere. Ich schwanke stündlich zwischen Todesangst und Zuversicht. Ich kann leider nicht weglaufen, das nicht delegieren, niemanden anflehen, Gnade walten zu lassen. Das kommt unumkehrbar und in absoluter Gnadenlosigkeit auf mich zu. Das ist die Situation hier. Also gut, dann ist das eben so. Ich habe gelernt im „Hier und Jetzt“ zu denken und zu fühlen. Ich muss das hinnehmen, es akzeptieren und genau hinschauen und hineinfühlen.
Vor etwa 20 Jahren habe ich ein Nahtoderlebnis gehabt. Exitus nach Kohlenmonoxidvergiftung. Die Erinnerung daran ist absolut präsent jetzt und auch früher schon. Nichts mit hellem Licht und anderen Phänomenen. Aber definitiv dematerialisiert schwebte ich über der Szene und sah auf meinen Körper, den Krankenwagen, die Gaffer und die Sanitäter herab. Konnte sogar die Dachbeschriftung des Rettungswagens lesen. Egal. Was am intensivsten haften blieb, war das Gefühl der absoluten Sorglosigkeit. Ein solches Maß an Sorglosigkeit, wie man es unmöglich als Mensch auf diesem Erdball wird erleben können. Eine Sekunde nur oder zwei… dann holten mich die Sanitäter wieder, ich sah wie sie Herz/Lungenmassage betrieben.
Daran halte ich mich jetzt fest. Davor muss ich keine Angst haben. Alles wird gut sein. Und selbst wenn das nur ein Film ist, den mein Körper abspielt im Moment meines Todes um es mir zu erleichtern….alles gut. Ich habe mein Leben gelebt. Dicht gepackt mit Erlebnissen und Erfahrungen. Andere bräuchten vielleicht drei Leben um so viel an Erfahrungen zu sammeln. Meine Bilanz ist okay. Ich habe vier wunderbare Kinder. In ihnen lebe ich weiter. Ich habe vieles bewirkt und vielleicht zu viel Scheiße gebaut. Ich habe gelernt, gelitten und geliebt. Ich habe Grenzen überschritten und manches Mal Unmögliches möglich gemacht. Deswegen ist es okay, wenn jetzt bald das letzte Sandkorn fällt. Man soll ja nicht unbescheiden sein. Mein Tipp für euch: Lebt !!! Denn nur deswegen seid ihr hier.