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5. Unser erster Kriegsrat

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»Ein Privatdetektiv«, feixte Tony immer wieder, während er mich zur Straßenbahnhaltestelle begleitete. »Da labert uns ohne Scheiß ein Privatdetektiv an, einfach so! Was der sich einbildet!«

Er holte sein Smartphone heraus und surfte solange im Internet, bis er eine Website über Benito Camponelli fand.

»Er ist tatsächlich echt«, rief er überrascht aus. »Camponelli, registrierter Privatdetektiv. Diskretion garantiert, steht hier. Stammt aus der italienischen Schweiz. Na, da habe ich echt gut getippt!«

»Du kommst über unsere Begegnung ja gar nicht hinweg«, stellte ich fest. »Er wollte doch nur behilflich sein.«

»Sich dermaßen aufzudrängen«, beschwerte sich Tony. »Das gehört sich nicht. Wir führten immerhin ein Privatgespräch.«

»Aufdringlich war er schon«, räumte ich ein, »aber er hat sich doch entschuldigt. Vielleicht fühlte er sich einsam oder er braucht neue Klienten, um sich über Wasser zu halten.«

»Pah!«, machte Tony.

Um ihn abzulenken, erzählte ich ihm von der Eingebung, der ich zwei Tage zuvor gefolgt war.

»Ich habe eine Annonce in diversen Lokalzeitungen aufgegeben. Sie wird die ganze Woche über in den Ausgaben unserer Stadt, den Regionalblättern um den Hohen Meißner und natürlich auch in Niederfichtel zu lesen sein. Vielleicht findet sie Tante Mariebelle beim Durchblättern und reagiert darauf.«

»Liest sie denn regelmäßig Zeitung?«, fragte Tony.

»Tja, wenn ich das wüsste«, sagte ich.

»Was steht denn in der Annonce?«

»Du, ich hab sie ganz schlau formuliert, hör zu: ›Zu Hilfe Puttensen! Seit Mariebelle Himmelfahrt plagt mich ein Floh. Ende.‹ Genial, oder?«

Tony glotzte mich an und konnte sich nur zu einem verständnislosen »Hä?« durchringen. Von seiner ausgesuchten Wortwahl, mit der er vor einigen Tagen noch glänzte, war nichts mehr vorhanden.

»Ist doch sonnenklar. Der erste Satz spricht für sich. Im zweiten Satz habe ich den Feiertag Mariä Himmelfahrt umformuliert, damit meine Patentante ihren Vornamen wiederfindet und sich an unser traditionelles Treffen erinnert. Der Floh steht metaphorisch für mich, Florentine. Und das Wort Ende ist eine Abkürzung für meinen Nachnamen, nämlich Endesfelder.«

»Wieso musste das denn so kryptisch sein?«, wollte Tony wissen. »Ein einfaches Gesuch nach Mariebelle Puttensen hätte es doch aus getan, oder?«

»Eben nicht«, widersprach ich ihm. »Überlege doch mal! Wenn entgegen unseres Eindrucks gar nichts Schwerwiegendes mit Tante Mariebelle passiert ist und sie sich nur einmal zurückziehen wollte, würden wir mit solch einem Gesuch nur schlafende Hunde wecken. All ihre Freunde und Bekannten würden sich melden und nachfragen, was denn los sei. Brauchen wir solchen Stress?«

»Nein«, sah Tony ein.

»Falls wir hingegen recht haben und Tante Mariebelle schwebt in Gefahr – vielleicht musste sie wegen einer Erpressung untertauchen oder wurde entführt – dann erkennt sie anhand der Annonce, dass es jemanden gibt, der ihr helfen will. Nämlich ich. Und das wird sie trösten oder sogar dazu bringen, Kontakt mit mir aufzunehmen.«

»Wie kommst du ausgerechnet auf Erpressung?«

»Denk an den mysteriösen großen Glatzkopf, von dem Ullmann gesprochen hat. Keiner kennt ihn, aus dem Nichts taucht er auf, erkundigt sich nach meiner Patentante und verschwindet ohne jeden Gruß.«

»Und er trug klobige Schuhe«, erinnerte sich Tony. »Was auch immer klobig bedeutet.«

»Ullmann meint damit bestimmt unförmiges, primitives Schuhwerk«, nahm ich an.

»Und du glaubst, dieser Fremde könnte ein Erpresser gewesen sein?«

»Ach, Tony«, seufzte ich und ließ mich auf die Sitzbank vor der Haltestelle fallen, »ich weiß eigentlich gar nicht, was ich glauben soll.«

»An wilden Theorien mangelt es dir jedenfalls nicht«, bemerkte Tony trocken. »Wenn ich meinen Senf dazu geben darf: Vielleicht war dieser Kerl ja nur ein Verehrer. Generell könnte sich deine Patentante einfach frisch verliebt haben und mit einem Mann, der dir unbekannt ist, durchgebrannt sein?«

Ich musste lachen. Solch eine Szenerie war für Tante Mariebelle unvorstellbar.

»Sie wollte niemals heiraten und als irgendjemandes Ehefrau enden«, klärte ich Tony auf. »Seit ich denken kann, war sie stolz darauf, als ledige Frau durchs Leben zu gehen und ihre Unabhängigkeit zu zelebrieren. Das macht sie jedem Mann klar, der sich ihr auf romantischer Weise nähern will. Nein, ein Verehrer kann der große Glatzkopf keinesfalls gewesen sein.«

»Und wie wäre es mit deinem Ullmann als Verdächtigen?«

»Er ist nicht mein Ullmann«, motzte ich.

Tony ging über meinen Tonfall hinweg und plauderte fröhlich weiter.

»Er hat vielleicht ein Auge auf deine Tante geworfen, und weil er ihr lästig wurde, ist sie Hals über Kopf vor ihm ausgerissen. Oder sie gab ihm einen Korb und aus Wut hat er sie sich geschnappt und hält er sie nun in seinem Keller gefangen?«

»Wer hat hier jetzt die wilden Theorien?«, neckte ich ihn. »Ullmann ist über 80, spindeldürr und war zudem schon dreimal verheiratet. Wenn er nicht sowieso genug von den Frauen hat, wird er sich kaum eine aussuchen, die doppelt so kräftig ist wie er.«

Meine Linie traf ein und ich sprang auf.

»Mach's gut, Tony. Ich melde mich, wenn sich in der Sache was tut.«

»Du denkst doch nicht darüber nach, diesen Fuzzi von Privatdetektiv einzuschalten?«

Die Straßenbahntür schloss sich zwischen uns, bevor ich auf die Frage eine Antwort gefunden hatte. Als ich später die Post aus dem Briefkasten fischte und darin ein Telegramm fand, stand mein Entschluss allerdings fest.

»Tony«, sprach ich ihm auf die Mailbox, »wir müssen definitiv Benito Camponelli einschalten. Jemand hat auf meine Annonce reagiert und mir ein Telegramm zukommen lassen. Hör dir an, was darin steht: ›Der Floh soll ins liebreizende Niederfichtel hüpfen, dort gibt es Neues von TMP‹.«

*

Am nächsten Morgen klingelte mich Tony aus dem Bett. Er hatte sich die Mühe gemacht und war mit seinem Drahtesel von seiner WG in der Nordstadt bis zu mir gefahren, damit wir uns gemeinsam auf den Weg zu Camponelli machen konnten. Es schien ihm klüger zu sein, sich bereits vorher zu treffen und in Ruhe abzusprechen, was wir dem Privatdetektiv erzählen und was wir besser für uns behalten wollten.

Camponelli war selbst ans Telefon gegangen, als ich die Nummer auf seiner Visitenkarte anrief, und höchst erfreut gewesen, dass ich mich meldete. Als Treffpunkt schlug er das Café am Eck vor, denn in seinem Büro wäre es wegen der Sommerhitze viel zu stickig gewesen. Ich solle mir auch keine Sorgen machen, die erste Beratung sei kostenlos.

»Es gilt ja, erst einmal zu schauen, ob meine Dienste überhaupt zu Ihrem Problem passen«, lauteten seine exakten Worte.

In der Straßenbahn zeigte ich Tony das Telegramm.

»Was soll denn TMP bedeuten?«, fragte er.

»Das ist doch offensichtlich«, antwortete ich ungeduldig. »MP sind die Initialen von Mariebelle Puttensen. Das T steht für ›Tante‹. Das beweist, dass das Telegramm wirklich von ihr ist, denn niemand sonst weiß, dass ich sie als solche bezeichne, obwohl wir keine Blutsverwandten sind. Ist das nicht toll? Endlich ein Lebenszeichen von ihr.«

Ich war sehr, sehr erleichtert darüber.

»Wenigstens wird deutlich, dass du in Niederfichtel nicht irgendwo, sondern auf Schloss Liebreiz erwartet wirst«, sagte Tony. »Sonst hätte der Schreiber dieser Zeilen dieses altmodische Adjektiv nicht extra eingebaut, noch dazu, wenn es bei den Kosten für ein Telegramm um jedes einzelne Textzeichen geht.«

»›Der Schreiber‹, wie du das betonst«, regte ich mich auf. »Das hat eindeutig Tante Mariebelle selbst verfasst. Von wem hätte die Post sonst erfahren, an welche Adresse es geschickt werden soll?«

»Vielleicht hat der Schreiber nach dem Lesen der Annonce bei der Lokalzeitung angerufen und um deine Adresse gebeten…«

Ich ließ ihn nicht ausreden.

»Tante Mariebelle hat geschrieben und niemand anders«, bestimmte ich. »Sie lebt und benötigt meine Hilfe, basta.«

Wir erreichten die Haltestelle am Südpark. Ich steckte das Telegramm in meine Handtasche und hakte mich bei Tony unter, während wir zum Café liefen. Camponelli sollte wissen, dass wir beide ein Team waren.

Der Privatdetektiv hatte wieder drinnen Platz genommen. Er saß an einem Dreiertisch, der direkt am Fenster stand, und sah gedankenverloren auf die Straße hinaus. Erst, als Tony und ich uns setzten, schien er von unserer Anwesenheit Notiz zu nehmen.

»Frau Endesfelder, da sind Sie ja. Entschuldigen Sie bitte, dass ich nicht an der frischen Luft sitze, aber hier drinnen gibt es eine Klimaanlage. Die Sommerhitze draußen macht mir zu schaffen.«

Würde er auf seine weißen Anzüge verzichten, wäre dem nicht so, dachte ich, und kam ohne Umschweife zum Thema.

»Herr Camponelli, wie Sie bereits gestern gehört haben, suche ich meine Patentante, Mariebelle Puttensen. Sie ist verschwunden und die Polizei kann oder will nichts tun. Ich habe den Verdacht, dass ihr während ihres Aufenthaltes auf einer Schönheitsfarm etwas zugestoßen ist, und die Hinweise darauf erhärten sich.«

»Wenn Sie Schönheitsfarm sagen, reden Sie dann von jenem Schloss, auf dem sich Ihr Begleiter als Detektiv versuchte und seinen ersten Achtungserfolg erzielte?«

Er nickte Tony zu, wie ein Lehrer einem Schüler zunickte, der an der Tafel eine Aufgabe bewältigt hatte.

»Genau, Schloss Liebreiz nennt es sich und liegt in Niederfichtel«, gab ich zur Antwort. »Alle Spuren führen in diese Richtung, weshalb jemand dorthin muss, um die Wahrheit herauszufinden.«

»Ihr Instinkt trügt sie nicht«, sagte Camponelli anerkennend. »Was Ihr Begleiter gestern über seinen Besuch auf Schloss Liebreiz berichtete, klang ganz und gar verdächtig. Ihren Beschluss, die Nachforschungen dort an Ort und Stelle weiterzuführen, kann ich nur begrüßen.«

Endlich lobte er auch mich, nicht nur Tony! Das schmeichelte mir sehr und ich verheimlichte, dass meine weibliche Intuition die Hilfe eines Telegramms erhalten hatte. Wozu meinen Instinkt entzaubern?

»Die Schwierigkeit dabei ist«, fuhr ich fort, »dass wir zwei keinerlei Erfahrungen mit dem Aufspüren verschwundener Personen haben.«

»Bis jetzt haben Sie sich doch recht klug angestellt«, widersprach Camponelli.

»Mag sein«, sagte ich mit leisem Zweifel in der Stimme, »aber nun heißt es, richtig zu investigieren. Leute befragen, Spuren suchen… Da braucht es die Hilfe eines Profis. Und ich dachte, vielleicht würden Sie für mich nach Niederfichtel fahren?«

Camponelli glitt mit den Fingerspitzen über seinen Oberlippenbart und beäugte Tony und mich genau. Dann hub er zu einer kleinen Rede an.

»Gern würde ich Ihren Fall übernehmen, Frau Endesfelder. Aber sehen Sie, ich bin ein berühmter Privatdetektiv. Überall kennt man mich. Reiste ich nach Schloss Liebreiz, würden dort alle wissen: Etwas ist geschehen! Camponelli sucht wieder Verbrecher! Und wer auch immer das Verschwinden ihrer Tante Mariebelle auf dem Gewissen hat, wird folglich doppelt auf der Hut sein. Ja, ich wage sogar zu behaupten, dass mein Auftauchen ihre Tante möglicherweise in noch größere Gefahr brächte, als sie jetzt schon steckt. Daher würde ich Ihnen raten, Ihr ursprüngliches Vorhaben auszuführen und selbst nach Niederfichtel zu fahren. Man kennt Sie dort nicht, weiß nichts von Ihrer Verbindung zur Vermissten. Wenn Sie die Rolle einer Kundin spielen, werden sich die Mitarbeiter Ihnen gegenüber offen und parat für Gespräche zeigen, ebenso die anderen Gäste. Nehmen Sie Ihren Begleiter gleich mit, er kennt sich auf dem Gelände ja schon ein wenig aus. Das erhöht die Aussicht auf eine erfolgreiche Investigation, glauben Sie mir. Ich werde Sie dagegen aus der Ferne unterstützen, indem wir, sagen wir mal, in telefonischem Kontakt bleiben. Wie wäre das?«

»Flo ist viel zu jung und hübsch, um als Gast einer Schönheitsfarm durchzugehen«, gab Tony zu Bedenken. »Und mich wird man ohne Weiteres wiedererkennen.«

»Ohohoho«, lachte der Privatdetektiv und hob seinen Zeigefinger. »Da spricht der Laie aus Ihnen. Vertrauen Sie sich Camponelli an, der seinen reichen Erfahrungsschatz gern mit Ihnen teilen will. Was Frau Endesfelder angeht, braucht es natürlich keine Schlankheitskur, da gebe ich Ihnen recht. Wenn Sie allerdings ein paar Nächte auf Schlaf verzichtet, sich das Haar nicht wäscht und auf Schloss Liebreiz ohne Make-up eintrifft, werden dort alle davon überzeugt sein, sie habe Erholung und Aufpäppelung nötig. Und was Sie angeht, Herr Tony – haben Sie schon mal was von verdeckter Ermittlung gehört?«

»Selbstverständlich!«

»Dann wissen Sie ja, was zu tun ist. Ändern Sie Ihren Namen. Färben Sie Ihre Locken. Lassen Sie sich einen Schnurrbart stehen. Abracadabra, schon sind Sie in den Augen aller anderen ein neuer Mensch. Hinzufügen möchte ich, dass es für Sie beide ratsam ist, nicht als Paar aufzutreten. Das verschafft Ihnen die Gelegenheit, unabhängig voneinander nach Spuren zu suchen und den Feind zu überlisten.«

»Den Feind«, wiederholte ich langsam. »Herr Camponelli, mit Ihnen einen Fall zu besprechen fühlt sich an, als ob man einen Schlachtplan entwickeln würde.«

»Wenn man Verbrecher fangen will, muss man strategisch denken«, belehrte mich der Privatdetektiv. »Bei allen Fällen, die ich übernehme, treffe ich mich regelmäßig mit meinen Klienten zum Kriegsrat. Ansonsten hat man in diesem Geschäft keine Chance, glauben Sie mir.«

Während Tony seine Mundpartie abtastete und überlegte, wie schnell sein spärlicher Bartwuchs die genannte Aufgabe erfüllen könnte, kalkulierte ich im Kopf alle Kosten, die auf mich zukämen. Die vielen Telefonate, die ich geführt hatte, die doppelte Rechnung im Bistro, die Zeitungsannonce – ich schluckte.

»Herr Camponelli, ich fürchte, ich kann mir einen Aufenthalt von Tony und mir auf Schloss Liebreiz nicht leisten, zusätzlich zu Ihrem Gehalt.«

Der Privatdetektiv winkte ab.

»Mich können Sie auf Raten bezahlen«, versprach er. »Und Spesen wird es meinerseits nicht geben, da ich Ihnen nur von meinem Büro aus zur Hand gehen werde. Was Schloss Liebreiz angeht, bestünde noch eine weitere Möglichkeit, sich hineinzuschmuggeln.«

Er schielte zu Tony und lächelte.

»Was können Sie denn gut, junger Mann? Wo liegen Ihre Fähigkeiten? Schon mal gekellnert? Schon mal massiert? In einer Sauna Aufgüsse gemacht? Das sind alles Dinge, die in Etablissements wie Schloss Liebreiz gefragt sind. Bieten Sie sich dort als Aushilfe an, per Initiativbewerbung.«

Ich fand den Einfall hervorragend.

»Das spart nicht nur Kosten, sondern bringt sogar ein bisschen Geld wieder rein«, freute ich mich. »Tony, zück dein Smartphone und ruf die Seite der Schönheitsfarm auf. Vielleicht haben sie sogar ein Stellenangebot, das auf dich passt.«

»Ich kann aber kaum etwas von dem, was Herr Camponelli aufgezählt hat«, entgegnete Tony. »Nur gekellnert habe ich mal, mit mittelmäßigem Erfolg.«

Camponelli und ich ließen nicht locker. Von zwei Seiten bedrängt, suchte Tony die Website von Schloss Liebreiz und fand dort tatsächlich ein Stellengesuch.

»Einen Hilfsgärtner benötigen sie«, las er vor.

»Na, das passt doch«, fand ich. »Dann kannst du dir ein bisschen Erde ins Gesicht schmieren und keiner wird dich erkennen. Auch nicht die dralle Mitvierzigerin, die dich angebaggert hat.«

»Ich wünschte nur«, seufzte der Privatdetektiv, »ich könnte während Ihrer Abwesenheit mehr tun als nur Tipps übers Telefon zu geben.«

»Das können Sie, Herr Camponelli«, tröstete ich ihn. »Weil Sie offenbar gern in dieses Café gehen, bitte ich Sie, jeden Tag hier Ihren Espresso zu trinken und aus dem Fenster zu schauen. Direkt gegenüber befindet sich die Querstraße, wo Tante Mariebelle wohnt. Prüfen Sie, ob jemand regelmäßig bei ihr klingelt – ihr Nachbar hat mir etwas von einem großen Mann mit Halbglatze erzählt. Das wirkte auf mich sehr verdächtig.«

»Und vielleicht sehen Sie ja Flos Tante höchstpersönlich aus dem Urlaub wiederkommen«, setzte Tony hinzu, »und der ganze Spuk stellt sich, so Gott will, als Riesenirrtum heraus.«

Camponelli erklärte sich einverstanden. Wir schüttelten einander die Hände und verabredeten uns für den kommenden Morgen.

»Dann unterzeichnen wir den Vertrag, Frau Endesfelder, und ich bringe Ihrem Begleiter meine Sammlung von lang anhaltenden Haarfärbemitteln mit. Lachen Sie nicht, Herr Tony, in meinem Geschäft braucht man sowas. Und ein paar künstliche Schnurrbärte besorge ich ebenfalls. Keine Widerrede! Ich kenne mich aus – blondgelockte Sommersprossengesichter wie das Ihre brauchen Jahre, bis ihnen ein vernünftiger Bart gewachsen ist.«

Liebreiz, Mord und Kaktusstiche

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