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Kapitel 5

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12. August. Tom’s Bar & Grill. Mitternacht.

„Zu mir oder zu dir?“, fragte George verführerisch, als die Freunde sich vor der Tür des Grills verabschiedet hatten und verschiedene Richtungen einschlugen.

„Wohin auch immer du mich entführst.“ Ever lächelte verliebt. Es war ein schönes, geborgenes Gefühl, George an ihrer Seite zu wissen. Der dunkle Vampir strahlte Stärke aus und sein Blick zog sie regelmäßig in einen Bann, dem sie sich nicht entziehen konnte – oder wollte. George legte schließlich den Arm um ihre Schultern, zog sie an sich und eine Weile sprach keiner von ihnen ein Wort. Der Weg zu seinem Haus war nicht weit und die Nacht mild und sternenklar.

Kurz vor dem Ziel brach Ever das Schweigen. „Lukas Drake“, sagte sie im Gehen. „Ich kann es immer noch nicht glauben, dass er James Platz eingenommen hat.“

„Geht mir ähnlich. Ich hoffe so wie du, dass James zurückkehrt. Und, dass er Drake dann auf den Mond schießen wird“, kommentierte George halb im Ernst und halb zum Spaß.

„Du hasst ihn, stimmt’s?“

George runzelte die Stirn. „Ach nein, so kann man das nicht sagen. Wächter sind mir einfach generell suspekt und ich kann Issys Enthusiasmus ihm gegenüber nicht nachvollziehen, das ist alles“, wiegelte er die Frage ab.

„Aber James hast du doch vertraut, oder etwa nicht?“ Ever blieb kurz vor Georges Haustür stehen und drehte sich zu dem Vampir um, als wolle sie ihm den Weg versperren, um eine Antwort zu erhalten. James hatte ihr verdammt viel bedeutet und nun vermisste sie ihn, dass es schier schmerzte.

„Zumindest mehr als Drake“, räumte er gezwungenermaßen ein. George wusste um James‘ Bedeutung für Ever. Aber ganz unabhängig davon mochte er ihn tatsächlich ganz gerne. Dann lächelte er sanft. „Aber du solltest dir keine Sorgen machen, ich bin einfach misstrauisch und nicht besonders glücklich darüber, Drake in unserer Nähe zu wissen. Das ist meine Natur.“ Er beugte sich vor und gab Ever einen zärtlichen Kuss auf den Mund, um sie vor weiteren Fragen über den neuen Wächter abzuhalten. „Da spricht sozusagen mein übertriebener Beschützerinstinkt.“

Ever kicherte leise. „Ich kann schon ganz gut auf mich selbst aufpassen.“

„Ich weiß“, erwiderte George. Er stand vor ihr und sah ihr direkt in die Augen, als ihre Lippen sich erneut fanden. Für eine ganze Weile versanken sie beide in diesem Kuss, bis George sich sanft von ihr löste, um die Haustür aufzuschließen.

„Komm rein.“ Er hielt die Tür weit auf und machte eine einladende Handbewegung. „Aber schau dich besser nicht zu genau um.“

„Warum denn das?“, fragte Ever überrascht und trat ein. Ihr Blick fiel sofort auf den massiven, antiken Schreibtisch, der in der Mitte des Wohnzimmers stand und nicht wirkte, als gehöre er tatsächlich hierher. „Ah, ich verstehe. Immer noch dein Einzug.“

George seufzte. „Oh ja. Ich bin immer noch dabei, mich einzurichten. Heute früh kamen noch ein paar Sachen, die ich bei einem Bekannten eingelagert hatte. Und nun finde ich einfach keinen Platz für dieses verdammte Ding.“ Er ging voraus ins Wohnzimmer und klopfte auf die blank polierte Tischplatte des Schreibtischs. „Ich habe ihn jetzt schon an so ziemlich jede Wand in jedem Zimmer dieses Hauses gestellt und nirgendwo sieht er wirklich gut aus“, meinte er missmutig. „Ich fürchte, ich werde mich von ihm trennen müssen.“

„Bist du verrück?“, fuhr Ever auf. „Der ist wunderschön und muss doch ein Vermögen wert sein!“

„Was nutzt es, dass er ein Vermögen wert ist, wenn er einfach nicht in dieses Haus passen will?“ George zuckte ratlos mit den Schultern. „Weißt du, was merkwürdig ist? Je mehr ich auspacke und je mehr ich mich hier einrichte, desto mehr seltsame Dinge geschehen.“

Ever runzelte fragend die Stirn. „Was meinst du?“

„Naja … Sachen verschwinden und tauchen ganz woanders wieder auf, Vorhänge, die ich zugezogen habe, sind plötzlich wieder offen … Keine Ahnung, die typischen Spukgeschichten eben.“

Ever stellten sich unwillkürlich die feinen Härchen in ihrem Nacken auf. Doch bevor sie etwas erwidern konnte, fuhr George fort: „Aber eigentlich stört mich das nicht. Ich bin schließlich ein Vampir, was soll mir schon passieren?“ Er lachte kurz auf. „Aber manchmal nervt es ein wenig.“

Ever fand die Angelegenheit weit beunruhigender als er. „Du solltest das nicht ganz so sehr auf die leichte Schulter nehmen“, warnte sie, „du kennst doch die Geschichte dieses Hauses?“

„Jaja. Die Vorbesitzer waren ein junges Ehepaar, doch die schwangere Ehefrau hat Selbstmord begangen und danach wollte ihr Mann nicht mehr hier wohnen. Naja, ich kann ihn verstehen.“

„Der Punkt ist“, Ever hob bedeutungsvoll die Hände und verlieh ihrer Geste noch mehr Ausdruckskraft, indem sie die Farbe ihrer smaragdgrünen Augen deutlich dunkler werden ließ, „dass die Frau überhaupt keinen Grund hatte, sich umzubringen. Mein Gott, sie waren gerade dabei, das Kinderzimmer einzurichten … und sie waren glücklich verheiratet!“

„Man kann nicht in die Menschen hineinschauen, Ever“, bemerkte George pragmatisch. „Wer kann schon wirklich sagen, was in ihrem Inneren vor sich ging? Vielleicht war sie in Wirklichkeit verdammt unglücklich und niemand wusste davon.“

Ever schüttelte den Kopf. „Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Und außerdem war es ja auch schon die zweite Tote in diesem Haus.“

George nickte. „Ich weiß. Auch die Frau des Besitzers davor hatte sich das Leben genommen – auf dieselbe Art und Weise: Sie hat sich ebenfalls die Pulsadern aufgeschnitten.“

„Vor den Augen ihres kleinen Sohnes – er war höchstens zehn!“, fügte Ever geschockt hinzu. „Ich frage dich: Welche Mutter tut so etwas?“ Sie schüttelte angewidert den Kopf bei dem Gedanken. „Du kannst es drehen, wie du willst: In diesem Haus sind schlimme Dinge geschehen.“

George trat dicht vor seine Freundin und sah ihr schmunzelnd in die Augen. „Sag bloß, du glaubst an Geister?“

„Mein Freund ist ein Vampir“, stellte Ever trocken fest. „Ich selbst kann die Gestalt jedes Wesens annehmen, das ich mir vorzustellen vermag. Also ja“, sie legte den Kopf zur Seite, „ich könnte mir durchaus vorstellen, dass es Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die wir nicht erklären können. Und Geister gehören da definitiv dazu.“

„Ich gebe zu, Sie haben verdammt gute Argumente, Miss Crest“, meinte George sichtlich amüsiert. „Aber ich bleibe dabei: Was stört es mich? Selbst wenn es Geister sind – sie können mir nichts tun. Und dir auch nicht.“

Ever schüttelte sich. „Ich weiß nicht, mir läuft es eiskalt den Rücken herunter, wenn ich nur daran denke.“

„Dann denk einfach nicht daran“, flüsterte George mit hypnotischer Stimme und senkte langsam den Kopf. „Denk an … denk an etwas Schönes.“

Ever lachte leise und war kurz davor, sich ihrem Schicksal zu ergeben. „Hm, und was könnte das sein?“

„Nun …“ George gab ihr einen sanften Kuss auf den Mund. „Du könntest zum Beispiel an mich denken.“ Langsam ließ er seine Hände ihren Rücken hinab gleiten, schob sie unter ihr zartes Shirt und fuhr über die weiche, nackte Haut darunter. „Und an meine Hände. Daran, wie sie dich berühren.“

„Mhm“, hauchte Ever, „das könnte klappen.“

George umfasste ihren Nacken und zog sie fest an sich, dann küsste er sie voller Leidenschaft. Ever wurde mitgerissen von dem Sturm der Gefühle und mit einem Mal waren alle bösen Geschichten, Geister und seltsamen Vorfälle vergessen. Es gab nur noch sie beide, sie und George, und die Woge der Leidenschaft, die sie forttrug. George spürte das leichte Zittern, das ihren Körper durchlief und er fragte leise: „Und, funktioniert es?“

„Allerdings“, seufzte Ever und George führte sie die Treppe hinauf. Er hatte im oberen Stockwerk kein Licht angeschaltet und so schimmerte das silbrige Mondlicht durch die Fenster und tauchte alles in ein schier magisches Zwielicht. Wortlos stellte Ever sich auf ihre Zehenspitzen, richtete sich auf und küsste George immer fordernder, bis er sie endlich hochhob, als wöge sie nicht mehr als eine Feder, und sie die wenigen Schritte bis zum Bett trug. Sanft legte er sie darauf ab.

Evers ganzer Körper kribbelte in der Erwartung, George ganz und gar zu spüren. Voller Ungeduld begann sie, sein Hemd aufzuknöpfen. Seine Hände glitten wieder unter ihr Shirt und er schob es nach oben. Ever legte die Arme über ihren Kopf, damit er es abstreifen konnte, doch George hielt sie mit einer Hand fest, in den Ärmeln des Shirts gefangen. Mit der anderen Hand löste er den Gürtel ihrer Jeans und ließ seine Finger hinein gleiten. Mit sanften Bewegungen massierte er sie und Ever stöhnte leise auf.

„Ich liebe das“, hauchte er an ihrem Ohr, „wenn du wie Wachs in meinen Händen bist.“ Er küsste sie mit solcher Leidenschaft, dass Ever mitgerissen wurde von der Woge seiner Lust und die Welt um sie herum zu verschwimmen begann. Sie spürte jetzt seine scharfen Eckzähne auf ihren Lippen, die langsam hinab zu ihrer Kehle glitten. Für einen Augenblick wünschte sie sich, er würde sich vergessen und sie beißen. Doch sie wusste, dass er es nicht wollte und so bat sie ihn nicht darum. Nicht heute Nacht.

„Ich will dich spüren“, flehte Ever stattdessen mit vor Erregung zitternder Stimme, „jetzt sofort.“

„Nicht so schnell. Ich will das genießen.“ George gab ihre Hände frei. Er richtete sich auf und streifte in einer einzigen, geschmeidigen Bewegung ihre enge Jeans herunter. Als er sie betrachtete, fühlte er sich endlich frei – George hatte mittlerweile keine Angst mehr, er könnte Ever verletzen. Er schien nach all den Jahren die Kontrolle über sich und seine Natur zu haben. Die Kontrolle über seinen Tod bringenden Blutdurst. Der Moment war vollkommen.

Evers ganzer Körper glühte. Sie öffnete auch seine Hose und half ihm, sie auszuziehen. Sanft strichen ihre Hände über seinen Brustkorb und wanderten langsam hinunter.

Sie spürte seine Erregung, umfasste sanft seine Männlichkeit und begann, ihre Finger langsam auf und ab gleiten zu lassen. George stöhnte auf.

„Ich bin verrückt nach dir“, gestand er mit einer Glut in den Augen, die andere wahrscheinlich erschreckt hätte. Er küsste Ever stürmisch, bevor er wieder hinab wanderte zu ihrer Kehle, über ihr Schlüsselbein bis hin zu ihren festen Brüsten. Zärtlich biss er in ihre Nippel und beobachtete zufrieden, wie sie sich vor Erregung ihm entgegen reckten.

Ever fuhr durch sein dunkles Haar und krallte sich fest. Noch immer konnte sie seine spitzen Zähne auf ihrer Haut spüren, deren gefährliches Kratzen sie schier wahrsinnig machte.

Lass das hier niemals enden, wünschte sie sich in Gedanken. Ich möchte niemals aufhören, ihn zu lieben.

George löste sich von ihren Brüsten und rutschte tiefer. Seine Zunge fand ihren Bauchnabel, erkundete ihn und wanderte dann noch weiter hinab, wo er inne hielt. Evers Körper bebte, das konnte er spüren. Er küsste sie sanft, dann ließ er seine Zunge weiter gleiten, bis hin zu ihrer empfindlichsten Stelle.

Ever schrie leise auf.

„Es ist niemand hier, der dich hören kann“, flüsterte George.

Sie glaubte, schier zerbersten zu müssen. Das hatte er noch nie mit ihr getan; liebliche, wunderbare Qual stieg von ihren Lenden herauf und floss durch ihren ganzen Körper. In diesem Moment existierten nur noch sie beide in dieser Welt; seine Hände, die sie festhielten, und seine Lippen, die ihr auf eine Art und Weise Lust bereiteten, wie sie es niemals für möglich gehalten hätte. Ever stöhnte laut und glaubte, den Gipfel der Lust zu erreichen. George genoss es, wie die Leidenschaft von Ever Besitz ergriff. Langsam wanderten seine Lippen zurück nach oben, um sie noch für eine Weile dort zu halten, an der Schwelle zum Höhepunkt.

„Bitte, hör nicht auf“, flehte sie.

„Ich höre nicht auf“, versprach George. „Ich mache nur anders weiter.“ Er schob seine Hüfte zwischen ihre Schenkel, umfasste ihr Gesicht mit seinen Händen, sah ihr tief in die dunkelgrünen Augen und drang dann ganz langsam in sie ein.

George hielt noch immer ihr Gesicht, während er begann, sich langsam und rhythmisch zu bewegen. Evers Körper wölbte sich ihm entgegen, um ihn noch tiefer in sich aufzunehmen und er schob einen Arm unter sie, um sie anzuheben.

Ekstatisch folgte sie seinem Takt, bis sie ihren Höhepunkt erreichte und in einem erstickten Schrei gemeinsam mit George Erlösung fand. Erschöpft und glücklich blickte sie in die nachtschwarzen Augen des Vampirs, die sie seit ihrer ersten Begegnung in ihren Bann zogen.

„Ich liebe dich, Ever Crest“, gestand George plötzlich. „Mehr als alles in meinem unsterblichen Leben. Weißt du das?“

„Ich weiß“, antwortete Ever. „Und ich liebe dich.“

Lost Vampire 2

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