Читать книгу City Vampire - Beth St. John - Страница 5

Kapitel 3

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„Hey, mein Freund! Verdammt, du siehst nicht gut aus.“ Kai Westphal klopfte Janus zur Begrüßung herzlich auf die Schulter und zog die Tür weiter auf. „Komm erst mal rein.“

Janus brachte ein schwaches Lächeln zustande und trat über die Schwelle in die offene Halle. Kais Familie war zwar wohlhabend, doch er selbst war als Hauptaktionär eines großen Software-Konzerns, den er vor einigen Jahren gegründet hatte, regelrecht reich. Er lebte allein in einer kleinen Villa am Stadtrand, in der vor wenigen Monaten eine rauschende Party gefeiert wurde: Kais dreißigster Geburtstag. Janus musste sich ein Lächeln verkneifen, wenn er an das Fest dachte. Er hatte niemals zuvor so viele exakt gleich aussehende – natürlich überaus attraktive – Blondinen an einem Ort gesehen wie an diesem Tag. Ganz klar: Kai war ein Playboy und vielleicht manchmal ein bisschen zu großspurig, aber er hatte das Herz am rechten Fleck. Janus mochte ihn sehr.

Kai führte Janus in sein privates Arbeitszimmer, einen weitläufigen, mit schweren, dunklen Möbeln ausgestatteten Raum, der von einem großen Schreibtisch an der Südwand dominiert wurde.

„Setz dich doch“, forderte Kai seinen Besucher auf und deutete auf einen schwarzen Ledersessel. Janus ließ sich in die schweren Polster sinken, während Kai zwei Gläser und eine Glaskaraffe von einem kleinen silbernen Tisch nahm.

Er reichte Janus eines der Gläser, öffnete die Karaffe und goss Janus eine klare Flüssigkeit ein. Dann füllte er sein eigenes Glas und stellte die Karaffe beiseite. Der Geruch des Grappas stieg Janus sofort in die Nase. Er roch Muskatellertrauben, frisches duftendes Heu, Himbeeren und den Kupferkessel, in dem der Grappa destilliert wurde.

„Auf die Gesundheit!“ Kai streckte Janus sein Glas entgegen.

Janus verzog amüsiert den Mund. „So langsam müsstest du der Unsterblichkeit gefährlich nahe kommen“, lachte er leise und deutete auf Kais Portrait an der Wand hinter dem Schreibtisch, welches ihn in einer Siegespose vor einem Hintergrund voller Bits und Bytes abbildete.

„Dann hätte ich es besser getroffen als du, meinst du nicht?“ Auch Kai lachte. Sie tranken und Kai setzte sich neben Janus in einen der schwarzen Ledersessel. Der schelmische Funke, der wie immer in seinen blauen Augen glomm, wich für einen Moment einem ernsten Ausdruck. „Also gut. Schieß los. Was hast du für ein Problem?“

„Die Polizei“, raunte Janus grimmig.

Kai zog die Augenbrauen hoch. „Wie bitte? Du willst mir doch nicht erzählen, dass du mit dem Gesetz in Konflikt geraten bist, oder?“ Janus mochte ein Vampir sein, was ihn zu einigen Geheimnissen in seinem Leben zwang, aber er besaß in Kais Augen eine gute Seele. „Bist du zu schnell gefahren?“

Janus schnaubte. „Ich wünschte, es wäre so einfach.“ Er schüttelte den Kopf. „Nein. So wie es aussieht, bin ich einer der Verdächtigen bei einer Mordermittlung.“

Kai starrte ihn an. In seinem Gesicht regte sich kein Muskel. „Quatsch“, sagte er schließlich. „Das ist doch ein Scherz?“

Janus sah ihm in die Augen. „Nein, kein Scherz. Die Polizei war eben bei mir und hat mich – verhört.“

Endlich hatte Kai seine Mimik wieder im Griff. „Um Gottes Willen, wen sollst du denn ermordet haben?“

Janus zuckte in einer hilflosen Geste die Schultern. „Keine Ahnung. Die Tote wurde noch nicht identifiziert.“

„Und warum verdächtigen sie gerade dich?“

„Ich denke, vorerst verdächtigen sie jeden, der im selben Haus wohnt wie ich. Dort wurde die Leiche nämlich gefunden – im Hausflur. Vor meiner Tür. Und der Ermittler, der bei mir war, hat mich auf dem Kieker. Ich konnte es spüren.“ Janus nahm einen weiteren Schluck aus seinem Glas und seufzte. „Aber du weißt das Schlimmste noch nicht: Die Leiche hatte eine Bisswunde am Hals.“

Kais Gesicht hatte die Farbe einer kalkgetünchten Wand angenommen. „Du meinst, der Mörder war ein Vampir? Aber welcher Artgenosse wäre so dumm, ein Opfer praktisch direkt vor deiner Haustür …“ seine Stimme erstarb mitten im Satz. „Es sei denn, genau das war sein Ziel.“

„Es wird noch vertrackter“, erklärte Janus mit Grabesstimme. „Es war kein Vampir. Ich habe es gespürt. Aber scheinbar wollte jemand, dass es so aussieht.“

„Was haben die Beamten gesagt? Was ist ihre Theorie? Ich meine, so schnell haben sie sich doch wohl nicht auf die Vampirgeschichte eingelassen, oder?“

„Sie gehen davon aus, dass das Opfer woanders ermordet und schließlich dort abgelegt wurde.“

Kai schwieg eine ganze Weile. „Das ist ernst“, gab er schließlich zu. „Sehr ernst. Sollten sie dich in Untersuchungshaft stecken …“

Janus hob abwehrend die Hände. „Bitte, sag es nicht. Was glaubst du, warum ich dich um Hilfe bitte?“

„Gut. Nein, nicht gut, aber … Vielleicht wäre es ein schlauer Plan, der Polizei ein wenig auf die Sprünge zu helfen – was die Suche nach dem wahren Mörder angeht.“

Janus verzog den Mund. „Ich fürchte, meine Fähigkeiten als Tatortermittler halten sich in Grenzen. Außerdem möchte ich mich so weit wie möglich entfernt halten vom Radar dieses Kommissars Schmidt. Wenn ich mich in die Angelegenheiten der Polizei einmische …“

„Nein“, fiel Kai ihm ins Wort. „Nicht du! Du hast vollkommen recht, du solltest dich in der nächsten Zeit so bedeckt wie nur irgend möglich halten. Aber“, er stand auf, ging um seinen Schreibtisch herum und zog eine der Schubladen auf der Rückseite auf, „ich weiß da jemanden.“ Kai kramte einen Moment in der Schublade herum und fand schließlich, was er suchte. Ein triumphierendes Lächeln umspielte seine Lippen und er schob die Schublade wieder zu. „Hier“, sagte er, kam zurück und reichte Janus eine Visitenkarte. „Sie ist eine der Besten ihres Fachs. Du kannst ihr vertrauen.“

Janus nahm die Karte entgegen. Das hellblaue Büttenpapier fühlte sich schwer und hochwertig an. „Lara Winter“, murmelte er. „Privatdetektivin.“ Er hob den Blick und sah seinen Freund zweifelnd an. „Ernsthaft?“

„Ernsthaft.“ Kai schien sehr überzeugt von seinem Vorschlag. „Wenn jemand die Aufmerksamkeit der Polizei in eine andere Richtung lenken kann, dann sie.“

„Woher kennst du eine Privatdetektivin?“, fragte Janus misstrauisch. Ihm war der Gedanke, diese Frau zu engagieren, nicht geheuer.

„Ich habe schon des Öfteren mit ihr zusammengearbeitet“, sagte Kai schulterzuckend. „Weißt du, sie war mal Polizistin. Aber sie war so gut, dass sie sich selbstständig gemacht hat. Am Anfang hat sie noch für die Polizei gearbeitet, als Beraterin. Und sie pflegt nach wie vor gute Kontakte zur örtlichen Polizei – ein großer Pluspunkt in deiner Angelegenheit. Aber mittlerweile ist sie fast nur noch für gut zahlende Wirtschaftsbosse tätig.“ Er grinste breit und ein bisschen unverschämt. „Und da gelangte ich dann irgendwann in ihren Dunstkreis. Mittlerweile haben wir schon drei- oder viermal zusammengearbeitet und sie hat die Fälle stets absolut schnell und professionell gelöst. Glaub mir, sie hat echt was drauf. Und“, er hob bedeutungsvoll eine Augenbraue, „was am Allerwichtigsten ist: Sie ist äußerst diskret. Was auch immer sie im Laufe ihrer Ermittlungen über dich herausfinden sollte – es wird ihr Büro nicht verlassen.“

„Wie du meinst.“ Janus kapitulierte und steckte die Visitenkarte ein. „Einen Versuch ist es wohl wert.“ Er sah seinen Freund offen an. „Danke, Kai. Ich werde sie anrufen.“

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