Читать книгу Warum tut Liebe weh - Bianka Kitzke - Страница 6

Überraschendes Wiedersehen

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In der kommenden Woche wurde Emma ins Büro der Stationsschwester gerufen. Sie wollte eigentlich David am Wochenende wieder sehen hatte sich es dann aber doch anders überlegt und blieb zu Hause. Mittlerweile waren zwei Wochen seit ihrer gemeinsamen Nacht vergangen und sie vermisste ihn schrecklich. Immer wieder musste sie über sich selber schmunzeln, denn bisher war es ihr noch nie passiert, dass sie einen Mann kennengelernt hatte, der ihr sofort sympathisch war. Emma musste sich eingestehen, dass sie sich in ihn verliebt hatte. Liebe auf den ersten Blick sozusagen. Emma klopfte an die Tür und trat ein.

„Sie wollten mich sprechen?“

„Emma, Sie haben sich doch gut bei uns eingewöhnt, oder?“

„Ja natürlich“

„Gut, dann können wir sie nun auch in die Obhut unseres schwierigsten Patienten übergeben. Herr Abraham sitzt seit einem Unfall vor sechs Monaten im Rollstuhl, weigert sich die Reha hier im Zentrum zu machen und hat, - das muss ich leider zugeben schon drei Physiotherapeuten zum Teufel gejagt.“

„Und nun soll ich …“

„Ihr Glück versuchen. Sie sind jung und haben Ausdauer. Und sie können zurück bläffen. Das habe ich gesehen.“

„Hmm … Versuchen kann ich es ja mal. Und wo wohnt dieser Mensch“.

„Ich schreib es Ihnen auf, dann können sie gleich los wenn Sie wollen“.

In Emmas Dienstplan stand nichts mehr, das sie noch erledigen musste daher war es kein Problem, das sie gleich hinfuhr. Dreißig Minuten später stand sie vor dem Tor der riesigen Villa und klingelte. Eine ältere Dame machte auf und erkundigte sich, was sie wolle. Nachdem Emma ihr gesagt hatte, dass sie vom Reha-Zentrum käme, verzog sich ihre Miene zu einem Nichts sagenden etwas. In Emmas Augen war dies so viel wie Willkommen in der Hölle.

Sie wurde in das geräumige Wohnzimmer gebracht und kurz darauf kam auch schon der Herr des Hauses. Will Abraham saß in seinem Rollstuhl und machte keinen netten Eindruck.

„Guten Tag. Sie sind die neue Gymnastiktante.“

„Ihre neue Physiotherapeutin. Ja, das bin ich. Mein Name ist Emma Jakobson“.

„Hübsch. Dann hoffe ich doch das Sie das besser machen als diese alten Weiber, die meinten sie brächten mich innerhalb von sechs Monaten wieder auf die Beine“.

„Ok, dann wollen wir mal sehen … zuerst sollte ich wissen, wie das passiert ist. Und dann schauen wir nach ihren Reflexen und dann fangen wir mit leichten Massagen an“.

Will Abraham erzählte ihr, dass er einen Unfall mit dem Motorrad seines Sohnes hatte, - obwohl er es nie hätte fahren dürfen. Sich dabei das Bein zerschmettert hatte und er seither im Rollstuhl saß. Die Ärzte hatten nach der Operation alles gemacht was sie konnten und nun musste er von ganz allein Mithilfe einer Reha-Assistentin wieder laufen lernen. So schlimm war er doch gar nicht. Man durfte nur nicht blöd werden und ihm zwingen dann wäre alles kein Problem, -dachte sich Emma, während sie Will zuhörte.

„Ok. Herr Abraham, dann …“

„Nennen sie mich bitte Will, - das ist nicht so spießig wie Herr Abraham.“

„Ok, Will. Ein sehr seltener Name! Aber dann nennen Sie mich aber auch Emma! Einverstanden?“ Nachdem Will grinsend genickt hatte, fuhr sie fort.

„Dann fangen wir mal mit den Reflexen an.“

„Wissen Sie, eigentlich heiße ich William, aber ich habe mich schon immer Will genannt. Ich finde es … cooler … als Willi oder so!“

Emma zog ihm mit einem Lächeln auf den Lippen seinen Socken aus und tastete sich an seinem Fuß entlang.

„Na dann bleiben wir dabei“, erwiderte sie grinsend und legte den Socken weg um mit ihrer Therapie zu beginnen. Gerade als sie angefangen hatte ihn leicht über den Fußballen zu streicheln, wurde die Tür aufgerissen und ein Mann kam herein gestürmt.

„Vater, stell dir vor … oh entschuldige … ich wusste nicht …“

Emma wurde plötzlich heiß und kalt. In ihrem Bauch fing es an zu kribbeln. Diese Stimme! Wahrscheinlich hatte Emma schon Halluzinationen und ihr Hirn spielte ihr einen Streich, da sie David so vermisste. Sie hätte schwören können, dass sie seine Stimme gehört hatte.

David, der Emma nicht erkennen konnte,- da sie das Gesicht abgewandt hatte, die Haare hochgesteckt und ihre Arbeitskleidung trug, blieb stehen und blickte auf den Rücken der neuen Physiotherapeutin seines Vaters.

„Junge, schön, dass du mich besuchen kommst. Ich habe eine neue Masseurin. Schau! Und eine Hübsche noch dazu“, sagte er und zwinkerte Emma zu. „Das ist …“

Emma stand auf und drehte sich um. Ihr blieb fast die Luft weg, als sie in die Augen von David blickte.

„David!“

Also doch keine Wahnvorstellung - er war es wirklich! In ihrem Körper kribbelte es immer heftiger. Und Emma hätte beinahe das Atmen vergessen. Oh Gott, wie gut er aussah in seinen Jeans und dem Sweater.

„Emma!“

Ein Leuchten machte sich in Davids Augen breit. Endlich nach zwei langen Wochen sah er sie wieder, - doch Emma blickte ihn nur desinteressiert und verstört an. David war der Sohn von William Abraham? Ihr dämmerte es - niemals war er Hausmeister oder sonst was. Wie konnte sie nur so was denken?

„Ooh, ihr kennt euch?“, unterbracht Will die Stille und blickte von David zu Emma und wieder zurück.

„Was? Oh ... Ähm. Ja, wir hatten schon mal … das Vergnügen“, gab ihm David grinsend zur Antwort ohne den Blick jedoch von Emma zu lassen. Wie könnte er sie vergessen?

David hatte Emma den Atem geraubte, seit sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte und seit sie dann noch die Nacht gemeinsam verbracht hatten, ging er ihr erst recht nicht mehr aus dem Kopf. Überall,- egal wann und wo,- überall war David. Sein Duft, seine Augen, sein Lachen. Einfach alles.

„Ja, wir kennen uns, allerdings nur flüchtig“.

„Schön das freut mich. Dann wird die Arbeit bei mir ja nicht allzu schwer werden, wenn sie meinen Sohn schon kennen. Nicht wahr David?“

David, der Emma immer noch anstarrte hörte nur mit halbem Ohr seinem Vater zu, es interessierte ihn auch nicht im Geringsten, was er wollte, denn im Moment hatte er nur Augen für Emma. Wie sie da stand in ihrem weißen Schwesternkittel mit den Locken nach oben gesteckt, dass ihr Gesicht noch mehr zur Geltung brachte. Wie gern wäre er nun zu ihr um ihr die Strähne, die sich gelöst hatte, als sie aufgestanden war, aus dem Gesicht zu streichen und sie um den Finger wickeln. Das Ziehen, das er seit dieser einen Nacht in seinem Bauch hatte, - immer wenn er an sie dachte war wieder da, doch diesmal stärker als zuvor. Er hatte Sehnsucht nach dieser Frau. Er hatte sich einfach so in sie verliebt. Und nun nach zwei Wochen stand sie einfach wieder in seinem Leben.

„Ähm, Herr … Ähm Will. Ich komm dann morgen wieder vorbei, dann können wir mit den Übungen beginnen. Einverstanden?“, wandte sie sich an Will, um dem Blick von David zu entkommen.

„Natürlich. Ich werde hier sein. Ich kann ja auch nicht weg. David begleite doch Emma bitte hinaus.“

David nickte und wandte sich dann Emma zu, die sich an ihm vorbei drückte um schnell zur Tür zu gelangen, als wäre sie auf der Flucht.

„Nicht nötig. Ich finde den Weg schon. Also bis morgen dann, Will“, sagte sie und stürmte nach draußen, dicht gefolgt von David. Emma merkte nicht, dass sie fast rannte. Nur weg von hier, - ging es ihr durch den Kopf.

„Emma! Warte! Bleib doch mal stehen!“

Endlich hatte David sie eingeholt, bevor sie in ihren Wagen springen und verschwinden konnte. Er knallte ihr die Wagentür vor der Nase zu.

„Warum rennst du denn davon?“

David stand so dicht vor ihr, dass sie seinen maskulinen Männerduft riechen konnte. Emma lief das Wasser im Munde zusammen. Sie hob den Kopf doch blickte David nicht an. Da sie zwei Kopf kleiner als David war, sah sie nur wie sein Brustkorb sich hob und senkte. In ihrem inneren Auge sah sie wieder seinen Körper vor sich, als sie in dieser einen Nacht zusammen waren.

„Lass mich bitte gehen, David. Ich …“

„Was? Warum willst du weg? Ist es weil wir …“

„Nein, das ist es nicht. Sagen wir so - ich weiß nun, dass wir zu verschieden sind. Dass es ein Fehler war, mich mit dir einzulassen. Eigentlich wollte ich dich wieder sehen, aber in diesen Fall … kann ich das nicht. Wir sollten nicht weiter miteinander verkehren“.

David fing zu lachen an und lehnte sich lässig an ihren Wagen.

„Verkehren? Hört, hört …“ - Doch dann wurde er wieder ernst und fügte hinzu.

„Emma, freust du dich denn nicht mich wieder zu sehen? Ich tue es ... und wir sind doch erwachsen. Wir hatten eine Nacht zusammen, - eine sehr schöne wie ich finde. Warum sollten wir dann nicht normal miteinander umgehen? Wo ist dein Problem? Ich warte schon zwei Wochen darauf, dich wieder zu sehen. Sag mir das du dich nicht freust!“

„Doch natürlich freue mich dich wieder zusehen. Aber David, verstehst du nicht. Sieh dich doch mal um. Du bist reich. Und ich bin die Physiotherapeutin deines Vaters. Ich kann nicht einfach so mir nichts, dir nichts sagen, dass es mir nichts ausmacht, das ich …“

„Es stört dich also, das Ich der Sohn von Will Abraham bin“.

„Ja … nein“. David konnte am wenigsten dazu, dass sein Vater steinreich war. „Ich habe gedacht du wärst der Hausmeister, ein Angestellter oder ein Gast vom DaAbra. Hätte ich gewusst, dass du der Sohn des Besitzers bist, hätte ich die Finger von dir gelassen“.

David konnte es nicht fassen. Emma wollte ihn nicht, weil er nicht der Hausmeister der Discothek ist.

„Hilft es dir wenn ich dir sage, dass ich nicht der Sohn des Besitzers bin“.

Emma machte einen irritierten Blick.

„Nicht? Aber du hast doch ... - der Waschraum und …“

„Nein! Ok, der Hausmeister und die Angestellten haben auch Schlüssel dafür, aber all das bin ich nicht, weil …“, - er musste es ihr sagen. Wenn er klare Verhältnisse wollte, dann sollte Emma wissen, mit wem sie sich einließ.

„Weil ich der Besitzer bin“, grinste er.

„Was? Sag das noch mal! Der Club gehört … DIR?“ rief Emma und David nickte.

„Ach, das ist ja noch besser“, sagte sie schnippisch und machte ein paar Schritte vom Wagen weg. - „Was komm denn noch. Dass du verheiratet bist, Kinder hast und ich eine verdammte Ehebrecherin bin. “

David stieß sich von Wagen ab und griff Emma an der Hüfte um sie zu sich zu ziehen. Sie roch so wunderbar nach Vanille, als er ihr Haar riechen konnte.

„Lass das, David.“

„Emma, schau mich an“, sagte er zu ihr und legte ihr zwei Finger unter das Kinn um es anzuheben, sodass Emma ihn ansah. „Ich bin weder stinkreich, noch verheiratet, noch habe ich Kinder. Ich bin ein ganz normaler Mann, der wie andere Leute auch arbeiten gehen muss. Und der sich freut, dich wieder zu sehen. Außerdem kannst du gar nicht mehr vermeiden das wir miteinander verkehren, - wie du es nanntest.“

„Warum denn nicht?“

Davids blaue Augen begannen zu leuchten und sie jedes Mal aufs Neue darin versinken wenn er sie ansah.

„Ganz einfach, - weil du für meinen Vater arbeitest“, sagte er und grinste sie dabei an. Sie blickte zum Haus und merkte, dass David sie immer noch in seinen Armen hielt und ihre Hände auf seinem Oberkörper lagen. Seine Hände lagen auf ihrer Hüfte und hielten sie fest. Emmas Bauch kribbelte, als ob Tausende von Schmetterlingen geradewegs los geflogen wären und ihre Beine gaben nach.

„David, so kommen wir nicht wirklich weiter“, mahnte sie.

„Emma.Es ist mir egal was oder wer du bist. Ich habe dich in meinem … im DaAbra gesehen und hatte nur noch Augen für dich. Ich habe …“

„Stopp! Wir hatten eine Nacht, - mehr nicht. Wir kennen uns noch nicht mal richtig. Mach es nicht kaputt. Es war zu schön … Lass dir alles noch mal durch den Kopf gehen, was du grade gesagt hast. Ich will nicht, dass … - versprich es mir …“

„Aber …“ Emma legte ihm ihre Finger an die Lippen die er sogleich küsste, schmiegte seine Wange an ihre Hand, ließ sie aber nicht los.

„Ich muss mir nichts durch den Kopf gehen lassen“, sagte er wurde aber von Emma unterbrochen.

„David denk drüber nach. Bitte“

„Aber …“

Emma schob ihn, bevor er weiter reden konnte sanft zur Seite, stieg in ihren Wagen und fuhr davon.

„Ich bin mir sicher! … Ich … Fuck! Ich liebe dich“, flüsterte er und lief zurück zum Haus.

Tränen waren in ihren Augen, als Emma die Hofeinfahrt hinausfuhr. Sie hatte sich in David Abraham verliebt und konnte es ihm nicht sagen, weil sie Angst hatte, dass sie recht behalten würde und sie doch zu verschieden waren.

Wie sollte sie die Reha hier weiter machen, wenn ständig David in ihrer Nähe war? Emma hatte keine Ahnung, aber irgendwie musste sie ihre Gefühle unter Kontrolle bringen.

„Wo hast du denn Emma kennengelernt?“ fragte Will, als David wieder das Haus betrat.

„Was? Ach … im DaAbra! Sie war das erste Mal da und ich habe mich ihrer angenommen, als ihr Drink sich über ihrem Oberteil ergoss“.

„David! Du hast doch nicht …“

„Doch! - Wir haben die Nacht zusammen verbracht. Im Club. Und ich muss sie wieder sehen. Ich habe mich in sie verliebt und ... Nein warte ... Ich liebe sie. Vater, ich habe noch nie bei einer Frau so gefühlt wie bei Emma.“

„Junge, ich wünsche dir ja das du endlich die Frau fürs Leben findest und ich wünsche mir auch das ich dann vielleicht … egal“. Den Satz mit den Enkelkindern sagte Will nun lieber nicht, denn er wusste wie David darauf reagierte.

„Aber dass du im Club - David du bist der Chef von dem Laden, das weißt du. Ich will dir nicht rein reden was du zu tun oder zu lassen hast, du bist alt genug mein Sohn, aber verführe nie ein Mädchen in deinem Club. Das schadet nur deinem Ruf.“

So wie es deinem geschadet hatte? - dachte sich David. Will Abraham hatte vor vielen Jahren eine Frau, - die am Ende zwar seine eigene wurde, in seinem Club verführt. Sie wurde schwanger und die Presse hatte es mitbekommen. Keine schöne Werbung für einen Club. Sie zerrissen ihn in der Luft. Wills Club war wie der von David heute, damals der angesagteste in der ganzen Stadt. Und dann wurde in allen Zeitungen über ihn geschrieben. Es begann eine Schlammschlacht über Tausende von Anwälten, was zur Folge hatte, dass Will seinen Club schließen konnte. David verdrehte nur die Augen, denn er kannte die Moralpredigten seines Vaters nur zu gut. Immerzu hörte er Sätze wie Tue dies nicht, lass das … Er hatte genug davon!

„Vater, ich weiß deine Sorgen wirklich zu schätzen,“ - auch wenn es nicht so war. „Aber ich bin wirklich alt genug. Vertrau mir einfach“.

„Na ja, deine Worte …“, fing er an wechselte dann aber schnell das Thema. „Vielleicht siehst du sie ja wirklich öfter. Emma ist nicht nur hübsch, jung und nett. Nein, sie ist auch talentiert und das will was heißen. Und glaub mir, mein Sohn - mit ihrer Hilfe werde ich in ein paar Monaten wieder laufen können.“

„Das hoffe ich doch“, sagte David und grinste, während Will nur mit dem Kopf schüttelte.

Nachdem Emma bei Will Abraham war, fuhr sie noch mal in das Reha-Zentrum um ihren Bericht abzugeben. Sie hatte Will gesagt, dass Sie morgen wieder kommen würde, um dann mit den Übungen zu beginnen. Sollte sie wirklich wieder dahin? Sie hatte eine Nacht mit David gehabt und sie hatte sie genossen, ihn nun jeden Tag zu sehen, ohne ihn anfassen zu dürfen, das konnte sie nicht. Und seit sie sich sicher war, dass sie ihn liebte, ohnehin nicht. Mit einem Seufzer stützte sie ihren Kopf auf ihre Hände. Was soll ich denn nun tun? Aber Emma hatte schon einen Plan. Sie würde immer erst am Abend, nach ihrer Schicht, zu Will fahren, dann, wenn David schon weg war. So konnte sie ihm aus dem Weg gehen und würde vielleicht besser mit ihren Gefühlen zu ihm klarkommen. Oh David!- dachte sie sich, bevor sie ihren Heimweg antrat.

David kam an anderen Morgen hastig zur Hintertür herein. Er sah fürchterlich aus. Die Haare standen in alle Himmelsrichtungen vom Kopf ab, er war nicht rasiert und seine Kleidung hatte auch schon bessere Tage gesehen. Sein Vater saß im Wintergarten am Tisch und frühstückte. David schenkte ihm keinerlei Beachtung, sondern marschierte geradewegs in das Haus, durch die Küche, ins Bad, ins Wohnzimmer und dann wieder nach draußen.

„Guten Morgen David.“

„Ähm, guten Morgen Paps“

Will sah erschrocken zu seinem Sohn. Paps? So hatte er ihn schon seit fünfundzwanzig Jahren nicht mehr genannt und das dann auch nur dann, wenn es ihm gut ging.

„Möchtest du vielleicht einen Kaffee?“, fragte Will.

„Hmm? Ähm ... nein danke“, antworte ihm David und blickte immer wieder auf seine Uhr.

„Wahrscheinlich besser so. So nervös wie du heute Morgen wieder bist, hattest du schon genug Kaffee“, sagte Will und blickte zu David, der noch immer hibbelig vor ihm stand. - „Hast du noch einen Termin?“

„Nein! Warum?“

„Weil du ständig auf deine Uhr schaust! Setz dich hin, du machst mich ganz nervös. Was ist denn los mit dir?“

David setzte sich verkehrt herum auf einen der vielen Stühle, die um den Tisch herumstanden und legte seine Hände auf die Lehne.

„Ach nichts. Ich dachte nur, dass vielleicht Emma schon hier wäre, weil … weil ich noch mal mit ihr reden wollte“.

„Hattest gestern wohl keinen Erfolg?“

„Nein! Sie wollte nicht hören, was ich zu sagen hatte. Sie hat gesagt wir sind zu verschieden. Paps, ich liebe diese Frau. Doch sie denkt nur, weil ich einen Klub besitze bin ich stinkreich und wir passen nicht zusammen“.

„Aber du bist stinkreich“.

„Eben nicht. Ich bin … Ich habe ein wenig mehr Geld als andere, aber deshalb bin ich nicht stinkreich. Warum versteht sie das nicht? Ich wohne nicht in einer Villa wie du. Ich wohne in einer Fabrikwohnung …“

„Die super schick, riesen groß ist und jede Menge gekostet hat.“

„Was allerdings nicht ich bezahlt habe“.

„Stimmt auch wieder“, lächelte Will und biss herzhaft in das Brötchen. „Soll ich mal mit ihr reden, wenn sie kommt?“ murmelte er mit vollem Mund.

„Nein,- lass mal. Ich mach das schon“, sagte er und stand auf. Vielleicht sollt er ihr einen Besuch abstatten im Reha-Zentrum und sie dann zwingen mit ihr zu reden. Nein, das war keine gute Idee, so käme er auch nicht weiter.

„Ich geh dann mal. Muss doch noch ein paar Einkäufe machen“.

David murmelte noch das Frauen so stur sein müssen vor sich hin und verschwand durch die Tür so wie er hereingekommen war – nervös und desorientiert!

„Oh mein Gott, das ich das nochmal mitmachen muss“, sagte Will während er David hinterher sah wie er in Gedanken verloren zu seinem Wagen ging. Völlig in seinen Gedanken versunken bemerkte er nicht wie Frieda, die Köchin des Hauses hereingekommen war. Sie war schon lange im Haus beschäftigt und kannte die Familie gut. Will hatte sie eingestellt, als seine Frau vor zwanzig Jahren gestorben war und seither kochte sie für ihn. Lange hatte sie auch noch für David mit gekocht, aber als er dann vor einigen Jahren auszog um selbstständig zu werden, kochte sie nur noch für Will allein.

„Den hat es ja ganz schön erwischt“, erwähnte sie und Will blickte zu ihr auf.

„Das kann man wohl sagen. So nieder geschlagen habe ich ihn das letzte Mal gesehen als Ruth zu Grabe getragen wurde. Wenn ich ihm doch nur helfen könnte“.

„Ach Will, das wird schon wieder. Bei den anderen die er ständig hier angeschleppt hatte war es auch nur ein Feuerchen, das so schnell wie es angezündet, auch wieder erloschen war“.

Warum tut Liebe weh

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