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Liebe tut weh

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David wurde am anderen Morgen durch das Klingeln seiner Türglocke geweckt. Völlig desorientiert und mit tierischen Kopfschmerzen stand er auf und öffnete.

„Na endlich. Wieso schläfst du denn so lange? Ist doch sonst nicht der Fall.“

Will rollte in das Zimmer und schaute sich um. Da das Gebäude damals schon einen Fahrstuhl besaß, war es für ihn kein Problem auch in dieser Situation bei seinem Sohn vorbeizuschauen. David hatte ihn nur restaurieren und wieder funktionstüchtig machen lassen.

„Vater? Was machst du hier? Wie bist du hergekommen?“ fragte er nachdem er die Tür wieder geschlossen hatte.

„Horst hat mich gefahren. Ich habe ihn wieder nach Hause geschickt, da du mich … David! Hast du diese Flasche da ganz allein getrunken?“ fragte er und zeigte auf die leere Cognac Flasche neben dem Tisch. David strich sich mit der Hand durch die Haare und machte ein seufzendes Geräusch.

„Spinnst du denn? Wann hast du das letzte Mal Alkohol getrunken?“

„Schon länger her“, antwortete er als er sich auf einen Stuhl setzte. Hinsetzten war genau das Richtige,- denn noch immer kreiste sein Kopf wie ein Karussell.

„Was machst du hier? Wenn du hier bist um mir Vorwürfe zu machen, die kann ich heute nicht ertragen. Ich habe wirklich andere Sorgen“.

„Das glaube ich gern“.

Davids Kopf schnellte in die Höhe, was nicht besonders gut tat.

„Vater lass ... Oh, entschuldige mein Kopf“.

Will schüttelte nur den Kopf.

„Das kommt davon, wenn man unbedingt saufen muss. Warum hast du dich überhaupt so zulaufen lassen? War was im Club?“

David winkte nur ab.

„Nein! Alles in Ordnung, aber ... ich will nicht drüber reden“.

„Na gut. Dann geh duschen, rasieren, trink eine oder besser zwei Tassen Kaffee und dann fahr mich ins Reha-Zentrum“.

„Ok!“, Gab David murrend von sich und verschwand im Badezimmer. Noch während David unter der Dusche stand und das Wasser über ihn prasselte wunderte er sich, warum sein Vater ins Reha-Zentrum wollte. Er konnte es nicht ausstehen! Und wo doch Emma … Emma! Das war der Punkt. Emma war nicht da! Er stellte das Wasser ab, rubbelte sich trocken, rasierte sich schnell und ging dann ins Schlafzimmer. Frisch kam er in die Küche, wo Will schon auf ihn wartete.

„Warum kommt denn Emma heute nicht?“

„Sag du es mir“.

„Ich? Woher soll ich denn das wissen? Ich bin nicht ihr Babysitter“.

Will schaute seinen Sohn an, wie er Kaffee in den Filter tat und immer unruhiger wurde.

„David, was ist vorgefallen? Was hast du gemacht?“ fragte er - doch David schüttelte nur den Kopf.

„Es kann nicht sein. Du musst was getan haben. Heute Morgen rief die Frau vom Zentrum an und meinte Emma kann nicht kommen. Sie wäre krank.“

„Emma ist krank?“ rief er alarmiert.

„Ich weiß es nicht. Gestern ging es ihr noch gut und heute … - Sag mir was ist passiert?“

„Ich habe es dir schon mal gesagt,- woher soll ich denn wissen? Ich habe sie seit Tagen - ach was seit Wochen, weder gesehen noch gesprochen.“

Moment! David wurde es ganz anders. Er erinnerte sich an den vergangen Abend, als sie in ihrem Wagen davon gerast war. Wenn sie nun einen Unfall hatte? Wenn sie verletzt ist? Wenn …

„Du hast nicht mit ihr gesprochen?Ich dachte sie wollte mit dir reden?“

„Wann?“

„Gestern. Sie wollte nach der Sitzung mit dir reden“.

„Verdammter Mist“, sagte er und knallte seine flache Hand auf die Arbeitsfläche.

„Jetzt weiß ich, warum sie da war. Ich habe sie gestern … Sie hat mich mit Chantal gesehen, - als wir uns geküsst haben. Scheiße.“

„Ja! Scheiße wäre das passende Wort dazu. Was hast du dir dabei gedacht. Du bist ein Trottel. Weißt du, wie sehr sie das verletzt haben muss? Hat sie denn mit dir gesprochen? Hat sie dich zur Rede gestellt? Hat sie dir gesagt, dass sie dich liebt?“

Er schaute seinen Vater an. Emma liebte ihn. - Sie liebte ihn. Und er hatte ihr weh getan. Wie in Trance schüttelte er den Kopf und gab ein leises „Nein“ von sich.

„Komm. Wir müssen ins Reha-Zentrum. Emma wollte heute eh dahin. Sie wollte die ersten Übungen mit mir machen.“

David parkte vor dem Eingang. Er beförderte seinen Vater in seinen Rollstuhl und schob ihn nach drinnen, während ihm alle Bediensteten hinterher schauten und ihm ein verlegenes Lächeln schenkten.

„Mach die Leute hier nicht verrückt. Die schauen ja schon ganz seltsam.“

David fing zu lächeln an.

„Was kann ich denn dazu, dass sie mir hinterher schmachten“, sagte er und drehte sich um,- wobei er bemerkte dass ihm zwei junge Auszubildenden hinterher und auf seinen Hintern sahen. Mit einem Lächeln und einem Zwinkern lief er weiter. Die Mädchen schmachteten daraufhin wie bei einem Jungstar.

„Weißt du eigentlich wo wir hin müssen?“ fragte David, als sie den Fahrstuhl bestiegen hatten. In dessen Inneren waren noch mal zwei junge Angestellte, die David von oben bis unten abcheckten.

„Ja! - In den Keller“, antwortete Will und sah die Mädels, dann seinen Sohn an der den Knopf UG drückte. David trug an diesem Tag eine ausgewaschene Jeans, die für Wills Geschmack an allen Stellen etwas zu eng saß und ein weißes T-Shirt, das auch mehr zeigte, als es eigentlich sollte. Wenn man als Frau hinsah, konnte man nicht nur erahnen, - sondern sich auch bildlich vorstellen, was sich darunter versteckte. Die Mädels schauten und grinsten, was David natürlich nur ermutigte weiter mit ihnen zu flirten, indem er sie immer wieder anlächelte.

„Hör auf damit. Wir sind nicht zum Spaß hier“.

„Jawohl, Herr General“, antwortete David, als sich der Fahrstuhl öffnete und die beiden hinausfuhren.

„Tschüss“, sagte David noch als sie gingen und hörte nur ein tiefes Aaahhhh als Seufzer aus dem Fahrstuhl heraus, was ihn zum Lächeln brachte.

„Kein Wunder das die alle dich anstarren als wärst du Frischfleisch. Du bist ja heute wieder angezogen - enger ging es nicht mehr“.

Doch desto mehr Will meckerte, desto bestätigter fühlte sich David.

„Jaja Vater“, grinste David, während er den Rollstuhl den Gang hinunter schob.

„Ahh, Sie sind wohl Herr Abraham. Freut mich, dass sie es doch her geschafft haben. Tut mir leid, aber Ihre Physiotherapeutin hat sich gestern krank gemeldet“.

Klara eine Kollegin Emmas nahm sich ihrer an und erklärte ihnen sie Situation.

„Gestern?“ fragte David. „Entschuldigung, David Abraham. Ich bin sein Sohn“.

Als Antwort bekam er nur ein Aahhaa und wieder einer dieser lüsternen Blicke, wie sein Vater sagen würde.

„Ja! Emma rief gestern Abend sehr spät an und sagte, dass es ihr nicht gut ging und sie zum Arzt wolle. Warum interessiert Sie das denn?“

„Nicht so wichtig. Es ist nur, dass ich …“

Gerade als er noch was sagen wollte, ging die Tür auf und Emma stand da.

„Emma?“

„Entschuldige, aber ich habe versprochen, dass ich mit Will die Übungen heute mache. Daher bin ich hier“, gab sie von sich ohne David auch nur eines Blickes zu würdigen.

„Aber Kind, du bist krank“, sagte Klara zu ihr.

„Es geht schon. Ich habe genug Kraft, um mit Will zu trainieren. Na dann los. Hilf mir mal Klara. Da rüber an den Balken.“

Gemeinsam hievten sie Will zwischen den Balken, während David auf einer Bank saß und Emma beobachtete. Sie war wirklich blass und sie schwitzte wie ein Schwein. Bestimmt hatte sie mindestens 40° Grad Fieber.

„So Will, nun mach einen Schritt auf mich zu“, sagte Emma und stellte sich vor ihn.

„Bist du sicher, dass du das heute kannst? Ich meine nur, weil du siehst nicht gerade blendend aus“

„Jaja, geht schon“, sagte sie und obwohl es ihr ziemlich schummrig war, machte sie weiter. - „Wir wollen doch in sechs Monaten wieder laufen, nicht wahr? Und ich halte was ich verspreche“.

Auch Will kostete es die ganze Kraft die er hatte, aber er machte einen, zwei, drei sogar vier Schritte auf Emma zu.

„Ich laufe. David hast du das gesehen. Ich laufe“.

„Ja Paps. Ich sehe es und es freut mich“, antwortete er und stand auf. „Emma, könnten wir später … Ich sollte …“ - doch Emma ignorierte ihn vollkommen. So als wäre er nicht im Raum. Oh Mann, - dachte sich David. Die muss ja mächtig sauer auf mich sein.

„Das reicht dann mal für den Anfang. Wir werden das nun jeden zweiten Tag wiederholen“, gab Emma Will zur Kenntnis als sie und Klara ihn wieder in den Rollstuhl beförderten.

„Oh Emma, das war super“.

Sie lachte Will an, der sich freute wie ein Kleinkind dem man gerade einen Lutscher geschenkt hatte.

„Wir machen dann übermorgen die nächste Übung, aber nun muss ich … ich muss wieder nach Hause … mir geht … es …“ - doch in nächsten Moment brach sie vor den Augen Davids zusammen. So schnell er konnte war er bei ihr und fing sie auf, damit sie nicht vollends auf den Boden knallte.

„Emma“ flüsterte er und blickte besorgt in ihr Gesicht, während er ihre Haare aus dem Gesicht strich.

„David bring bitte Emma nach Hause“.

„Aber ich weiß doch gar nicht …“

„Dann bring sie zu dir. Ich komm später mit Horst um nach ihr zu sehen. Aber nun geh und bring sie ins Bett. Das arme Mädel“.

David fuhr mit der ohnmächtigen Emma auf seinem Rücksitz in seine Wohnung. Da er mit seinem Vater unterwegs war, hatte er dessen Wagen genommen und den Porsche stehe lassen. Will besaß ja genügend Autos. Horst würde später die Autos schon austauschen. Behutsam trug er sie nach oben. Die Schmetterlinge in seinem Bauch flatternden wieder. Wie gut sie doch roch, fiel ihm auf als er ihr Haar an seiner Nase spürte. Geschickt balancierte er Emma auf seinen Armen, während er den Schlüssel ins Schloss steckte, um die Tür zu öffnen. Als er drinnen war, gab er ihr mit dem Fuß einen Tritt und sie fiel mit einem Knall zu. David trug Emma in sein Schlafzimmer und legte sie ganz vorsichtig in seinem Bett ab, zog ihr Schuhe und Hose aus, deckte sie zu und schloss die Gardinen. Danach ging er die drei Stufen auf der einen Seite des Zimmers nach unten in das Badezimmer um einen nassen Waschlappen zu holen. Da lag sie nun! Da wo er sie seit Wochen haben wollte,- in seinem Bett, in seinen Armen, - ging es ihm durch den Kopf, als er in den Spiegel sah und den Waschlappen ausdrückte.

Emma war glühend heiß. Irgendwo musste er auch noch ein Thermometer haben. Im Schrank wurde er dann fündig. David nahm alles wieder mit ins Schlafzimmer und legte es auf den Nachttisch, wo auch seine Uhr und sein Handy lagen. Das Thermometer steckte er ihr unter ihren Arm und strich ihr ein paar Strähnen aus dem Gesicht, sodass er den nassen Waschlappen auf ihre Stirn legen konnte.

„Oh Emma“, flüsterte er ihr zu, streichelt ihre Wange noch mal und ging dann nach unten.

Warum tut Liebe weh

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