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Annäherung

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»Was schreibst du denn da?«

Sara hatte nicht bemerkt, dass das Schiff abgelegt hatte und Björn hinter dem letzten neuen Fahrgast an ihrem Tisch vorbeiging. Neugierig beugte er sich über ihren Computer.

»Das geht dich gar nichts an!«, fuhr Sara ihn an. »Und überhaupt, das hier ist mein Tisch, das habe ich dir schon einmal gesagt. Wie kommst du dazu, zu lesen, was ich schreibe. Das geht dich gar nichts an. Gar nichts!« Sie redete sich in Rage. Dass sie Björn eigentlich gut fand, hatte sie völlig vergessen.

Björn war das Grinsen inzwischen vergangen. Er sah sich suchend nach Saras Mutter und Großvater um. Die beiden unterhielten sich in der Steuerkajüte und bekamen von dem kleinen Streit nichts mit. »Sorry!«, lenkte er ein. »Ich wusste nicht, dass dein Computer unantastbar ist.«

Sara sah, wie er die Augenbrauen hochzog, als wollte er seinen Verstand in Bewegung bringen. Bei dem Gedanken an eine Maschine, die Gedanken ausspuckt, musste sie leise lachen. Sie konnte förmlich sehen, wie aus den Gehirnwindungen metallische Maschinenwindungen wurden. Immer, wenn jemand eine Frage stellte oder ein Stichwort gab, wurde die Maschine durch ein Hochziehen der Augenbrauen in Gang gesetzt. Dabei kamen Sätze heraus, die direkt in den Mund geliefert wurden. Bei manchen Menschen wurde die Maschine auch durch ein Kratzen am Ohr oder ein Streichen über die Nase bedient. Das war wie bei einem Auto, da war der Lichtschalter auch nicht immer an der gleichen Stelle.

Je genauer sich Sara diese Maschine vorstellte, die gerade in Björns Kopf ratterte, umso breiter wurde das Grinsen auf ihrem Gesicht.

»Was ist daran so lustig?«, unterbrach Björn ihr Kopfkino..

»Das verstehst du nicht«, antwortete Sara. Sie kicherte leise und klappte ihr Notebook auf, um die neue Idee aufzuschreiben. Irgendwann, da war sie sich sicher, würde sie diese Gedanken benötigen.

»Was verstehe ich nicht? Dass dein Computer unantastbar ist?«

Sara antwortete nicht. Ihre Augen waren auf den Bildschirm geheftet, während ihre Finger flink über die Tastatur des Notebooks glitten.

»Wow! Das ist geil!«, staunte Björn. »Spielst du Klavier?«

Bei dieser Frage sah Sara auf. Ihr Blick verdüsterte sich. »Siehst du hier ein Klavier?« Dann seufzte sie, speicherte ihren Text ab und klappte das Notebook zu.

»Also gut, damit du mich in Ruhe lässt. Nein, ich spiele nicht Klavier. Ich würde gerne Klavier spielen, aber a) bin ich den ganzen Nachmittag hier und wo sollte ich üben und b) können wir uns die Klavierstunden nicht leisten!«

Sie sah Björn herausfordernd an. »Spielst du Klavier?«

Björn verzog das Gesicht. »Na und«, brummte er. »Kann ich etwas dafür. Glaub nicht, dass das Spaß macht. Den ganzen Tag auf Tasten drücken und es kommt nichts dabei heraus. Bei deinem Klimpern da entstehen immerhin Buchstabensammlungen, vielleicht sogar Wörter oder Sätze. Aber das Klavierspiel ist gleich weg. Man kann es nicht einfangen.«

Sara sah Björn an und überlegte, ob sie antworten sollte, dann zog sie es vor, sich hinter ihr Notebook zu verschanzen.

Björn setzte seinen Hut auf und nahm das Saxofon von der Bank. Ohne ein weiteres Wort ging er auf das Deck hinter der Küche, das nur für die Familie und für Praktikanten bestimmt war. Sara beobachtete nachdenklich, wie er sich auf die Holzkiste setzte, von der ihr Großvater behauptete, sie sei der Glücksbringer der MS Sara, weil sie schon auf Kolumbus Schiff gewesen war. Sie bezweifelte die Geschichte, doch ihr Großvater erzählte sie immer wieder und immer wieder fanden sich Menschen, die ihm glaubten. Eines aber wusste Sara sicher, die MS Sara hatte in all den Jahren, seit Großvater die Kiste gefunden hatte, nie einen Unfall oder ein Unglück erlebt.

MS Sara

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