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Das Projekt „Führermuseum“ Eine Galerie für Hitlers Heimatstadt

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Wenige Stunden nachdem die deutsche Wehrmacht am frühen Morgen des 12. März 1938 in Österreich einmarschiert war, passierte Hitler die Grenze in seiner Geburtsstadt Braunau am Inn und erreichte gegen Abend Linz an der Donau, jene Stadt, in der er prägende Jugendjahre verbracht hatte. Die Bevölkerung, die seit Stunden auf sein Erscheinen gewartet hatte, bereitete dem Sohn der Stadt, der es bis zum deutschen Reichskanzler gebracht hatte, einen begeisterten Empfang. Hitler war erleichtert und zeigte sich gerührt: Bei seiner Rede vom Balkon des Rathauses auf dem Hauptplatz bemühte er die Vorsehung; es sollen ihm sogar die Tränen gekommen sein.

Die Dankbarkeit des Diktators für den begeisterten Empfang hatte Folgen: Oberdonau wurde mit dem Titel „Heimatgau des Führers“ ausgezeichnet und Linz zur „Heimatstadt des Führers“ und zu einer der fünf „Führerstädte“ erhoben. In Linz wollte Hitler seinen Lebensabend verbringen, auf dem Freinberg oberhalb der Altstadt plante er seinen Alterssitz. Die Stadt konnte sich aus dieser liebenden Umarmung nicht mehr befreien: In der Ratssitzung vom 30. November 1943 klagte der Oberbürgermeister, der Führer liebe seine Heimat sehr und habe das Ziel, aus Linz

„die schönste Stadt an der Donau zu machen. Er kümmert sich um jedes Detail, er kümmert sich auch im Krieg um jede Einzelheit, er kümmert sich um jeden Splitterschutzgraben, Feuerlöschteich, genauso um kulturelle Veranstaltungen. Es kommen in der Nacht Fernschreiben, in denen er verbietet, dass Veranstaltungen im Volksgarten stattfinden, da der Volksgarten doch eine schlechte Akustik hat und daher besonders bekannte Künstler im Vereinshaus auftreten sollen.“ Frustriert resümierte er: „Die Selbstverwaltung der Stadt ist in erheblichem Maße eingeschränkt.“1

Am 12. März verschob Hitler die Weiterfahrt nach Wien erst einmal und beschloss, die Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich zu beschleunigen und ein Gesetz zur Wiedervereinigung, das seine Juristen in Berlin jedoch erst noch formulieren mussten, von Linz aus bekannt zu geben.2 Den dadurch verlängerten Aufenthalt nutzte er zum Besuch des Grabes seiner Eltern und zu einem Mittagessen mit Linzer Lokalpolitikern, bei dem er in Aussicht stellte, dass er die Patenschaft über die Stadt übernehmen werde und die Errichtung einer neuen Donaubrücke versprach. Bürgermeister Wolkersdorfer packte die Gelegenheit beim Schopf und wies darauf hin, dass auch ein eklatanter Mangel an Kulturstätten zu beklagen sei, da die Stadt außer dem viel zu kleinen Landesmuseum keine Gemäldegalerie und keine Museen besitze. Das Problem brannte dem Bürgermeister auf den Nägeln, hatte die Stadt doch Pläne für einen Ausbau ihrer Museen 1931 wegen der Verschlechterung der Landesfinanzen auf Eis legen müssen. Da sich Hitler im Jahr zuvor mit der Eröffnung des „Hauses der Deutschen Kunst“ in München als Bauherr und Förderer der bildenden Kunst präsentiert hatte, war es naheliegend, die kulturellen Anliegen an ihn heranzutragen.

Wenige Wochen später, am 8. April, war Hitler auf „Wahlkampfreise“ für den „Anschluss“ erneut in Linz. In Begleitung von Museumsdirektor Dr. Theodor Kerschner stattete er dem Oberösterreichischen Landesmuseum einen einstündigen Besuch ab. Hitler fühlte sich dem Museum in besonderer Weise verbunden: Dem Gebäude hatte schon in jungen Jahren seine Bewunderung gegolten; besonders gut gefiel ihm der monumentale Skulpturenfries, der sich um das Gebäude zieht und diesem eine zugleich malerische und sprechende Außenwirkung verleiht. Als Realschüler (1900–1905) war Hitler sogar Mitglied des Musealvereins gewesen.

Allerdings ist das Museumsgebäude vergleichsweise klein und wirkt eher wie eine große Privatvilla als wie ein öffentliches Gebäude; das Innere wird zudem von einem monumentalen Treppenhaus dominiert, sodass für die erheblich angewachsene Sammlung zu wenig Ausstellungsfläche zur Verfügung stand. So war das Gebäude vom Keller bis zum Obergeschoss mit den Beständen seiner diversen Sammlungen vollgestopft: den Objekten der Vor- und Frühgeschichte, der Naturwissenschaft und Zoologie, dem Kunstgewerbe, der Waffensammlung und der Kunst. Während seines Rundganges äußerte Hitler Pläne zum Ausbau der städtischen Museumslandschaft: Linz sollte ein repräsentatives Gaumuseum, ein großes Volkskundemuseum und einen Ergänzungsbau zum bestehenden Museum erhalten.


Hitler verlässt das Oberösterreichische Landesmuseum in Linz, 8. April 1938

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