Читать книгу Nimmt - Блейк Пирс - Страница 10
KAPITEL VIER
ОглавлениеRiley konnte nicht anders, als sich zu wundern…
Ist er vielleicht sauer auf mich?
Auf dem Weg von Quantico zum Regan Flughafen hatte Agent Crivaro kaum mit ihr gesprochen.
Aber weshalb...?
Sie wusste, dass er eine schroffe, ungeduldige, und bisweilen zornige Art haben konnte, immer wenn sie Fehler machte oder Befehle nicht befolgte—was bedauerlicherweise nicht allzu selten der Fall war. Aber was konnte sie in der kurzen Zeit, in der sie heute Morgen zusammen gewesen waren wohl falsch gemacht haben?
Er hatte sie nur aus dem Gebäude der Verhaltensanalyseeinheit gehetzt, ohne wirklich etwas zu erklären. Er gab ihr nicht einmal Zeit Halt zu machen, um ein Privatgespräch mit Ryan zu tätigen. Natürlich war jetzt Ryan sauer auf sie und sie war es sich auch bewusst, dass er einigen Grund dazu hatte verärgert zu sein.
Aber wo konnte das Problem bei Agent Crivaro liegen?
Vielleicht hat es nichts mit mir zu tun, hoffte sie im Stillen.
Vielleicht plagt ihn eine persönliche Angelegenheit.
Wie dem auch sei, es erschien Riley keine gute Idee zu sein, ihn danach zu fragen.
Sie blieb einfach still im Auto sitzen und versuchte sich auf die unglaublichen Geschehnisse des heutigen Tages zu konzentrieren—sie war eine Agentin des FBI, ihr wurde ein Fall zugeteilt und ihr Partner war einer der angesehensten Agenten der Verhaltensanalyseeinheit.
Crivaro hetzte sie durch die Abfertigung, als sie am Flughafen ankamen. Sie musste sich beeilen, um mit ihm Schritt zu halten, da er den ganzen Weg zum Flugsteig praktisch rannte.
Außer Atem vor der Raserei durch die Flughafenhalle kamen sie gerade rechtzeitig zum letzten Aufruf für die Passagiere ihres Fluges an. Riley fiel jetzt ein, wie Crivaro auf die Uhr schaute, als sie in seinem Büro angekommen war und meckerte...
»Wurde auch Zeit, dass du hier bist.«
Jetzt wurde es Riley klar, weshalb Crivaro so beunruhigt wegen der Zeit war.
Wären sie nur ein paar Minuten später am Flugsteig angekommen, sie hätten ihren Flug komplett verpasst. Sie wünschte, er hätte ihr die Sache erklärt, anstatt zu erwarten, dass sie ihm ohne Fragen zu stellen folgte.
Er hatte ihr schon früher mitgeteilt, dass er Schwierigkeit bei der Zusammenarbeit mit einem Partner hatte. Und jetzt, da sie sein Partner und nicht nur eine Auszubildende war, was würde dies für sie wohl bedeuten?
Es kam Riley in den Sinn, dass Crivaro diese Reise sehr wahrscheinlich in großer Eile geplant haben musste. Wahrscheinlich wusste er selber bis zum letzten Augenblick nichts davon.
Es muss sich um etwas sehr Dringendes handeln, dachte sie sich, während sie ein leichter Nervenkitzel überkam.
Nachdem sie das Flugzeug bestiegen hatten, setzte sich Crivaro an einen Fensterplatz und starrte nach draußen, während das Flugzeug abhob. Neben ihm sitzend wunderte sich Riley, was ihm wohl durch den Kopf ging und weshalb sie sich in einer solchen Eile befanden. Als das Flugzeug seine normale Flughöhe erreichte, neigte Crivaro seinen Sitz nach hinten und starrte weiterhin durch das Fenster. Das Licht fiel auf sein Gesicht und ließ die durch jahrelange Arbeit an schwierigen Fällen entstandenen Falten zum Vorschein kommen.
Riley war sich sicher, worum auch immer es dieses Mal ging, sie würde viel über die Verfolgung kriminellen Verhaltens lernen. Bereits während ihrer früheren Zusammenarbeit hatte sie sich daran gewöhnt, aus, woraus auch immer eine normale Routine zu bestehen pflegte, herausgezogen zu werden—Studium, Praktikum, Ausbildung an der Akademie. Jetzt, da sie dem Fall zugeordnet war, würde sie mehr Zeit dazu haben zu verstehen was sich abspielte.
Aber wann würde sie es herausfinden? Sicherlich hatte sie auch jetzt schon ein Anrecht darauf mehr zu erfahren.
Endlich fasste sie dem Mut zusammen, um ihn zu fragen…
»Also, hast du vor mir etwas über den Fall, an dem wir Arbeiten sollen, zu erzählen?«
Crivaros Lippen verzogen sich ein wenig. Es sah so aus, als wäre er sich nicht sicher wie er die Frage beantworten solle.
Dann sagte er: »Vielleicht—nur vielleicht—sind wir einem Serienmörder auf der Spur.«
Riley erschien es, als würde sie mehr als nur ein wenig Skepsis aus dem Ton seiner Stimme heraushören, als ob er nicht glauben würde, dass es dem so wäre.
Nach einer kurzen Pause fuhr Crivaro fort: »Ungefähr vor einem Jahr wurde die Leiche einer Frau an einem Wanderpfad im Dyson Park in Colorado entdeckt. Gestern tauchte eine weitere Leiche an einem weiteren Wanderpfad in Arizona auf. Sie kam unter ähnlichen... nun ja, Umständen ums Leben. Wir gehen nach Arizona, um nachzuprüfen, ob wirklich ein Zusammenhang zwischen den Fällen besteht.«
Crivaro schaute wieder zum Fenster hinaus, als ob es nichts mehr zu sagen gab.
»War das alles?«, fragte Riley.
»So ziemlich, ja«, antwortete Crivaro, immer noch zum Fenster blickend.
Riley war jetzt völlig verwirrt. Es mag zwar ihr erster Arbeitstag sein, aber sie war sich sicher, dass Crivaro mehr wissen musste, als er es ihr gerade mitgeteilt hatte. Tatsächlich sollte er eine Akte voller Dokumente vorbringen können, um sie auf den letzten Stand der Dinge zu bringen. Sie sollten in diesem Augenblick sich diese Sachen durchschauen.
Sie fragte: »Wie hießen die Opfer?«
Crivaro zuckte leicht die Schultern: »An den Namen des Opfers in Colorado erinnere ich mich nicht. Und den Namen des Opfers in Arizona hat mir noch niemand mitgeteilt.«
Riley konnte ihren Ohren nicht glauben.
Was meint er damit, niemand hätte es ihm mitgeteilt?
Was meint er damit, er erinnere sich nicht?
Verheimlichte er es ihr, oder...?
Ihre Augen weiteten sich, als ihr eine starke Vorahnung in den Sinn kam, womit sie es hier zu tun hatte.
Sie sagte zu Crivaro…
»Es handelt sich hierbei um keinen offiziellen Fall der Verhaltensanalyseeinheit, oder?«
Crivaro antwortete leicht knurrend: »Das spielt keine Rolle.«
Riley würde augenblicklich zornig.
Sie sagte: »Ich meine, es spielt doch eine Rolle, Agent Crivaro. Dies ist mein erster Tag als Agentin der Verhaltensanalyseeinheit. Was mache ich hier überhaupt? Ich denke, ich habe ein Anrecht darauf mehr zu erfahren, als es mir bisher mitgeteilt wurde.«
Crivaro nickte und rollte mit den Augen.
»Riley Sweeney, eines Tages werden dir deine Instinkte noch großen Ärger bereiten.«
Dan drehte er sich zu ihr. Mit leiser Stimme fing er an zu erklären.
»Schau, heute früh erhielt ich einen Anruf von einem alten Freund. Sein Name ist Harry Carnes. Er ist ein ehemaliger Polizist aus Los Angeles und wir arbeiteten dort an einem Fall zusammen. Er ist in den Ruhestand getreten und nach Colorado gezogen. Vor einem Jahr wurde eine Frau unweit seines Wohnorts ermordet—die erste von den bereits erwähnten zwei Frauen. Er versuchte der örtlichen Polizei bei der Aufklärung zu helfen, aber der Fall blieb ungelöst.«
»Und?«, fragte Riley.
»Und—Harry ist mit seiner Frau diesen Winter im Südwesten unterwegs. Nachricht zu einem neuen Mordfall ist ihm zu Ohren gekommen, bei dem er dachte, dass er vielleicht in Zusammenhang mit dem Fall in Colorado stünde. Also bat er mich hinzugehen und der Sache auf den Grund zu gehen.«
Riley wurde von Sekunde zu Sekunde ratloser.
»Identische Mordfälle«, sagte sie. »Und weshalb ist es kein Fall für das FBI?«
Crivaro schüttelte seinen Kopf und sagte: »Ich mied die offiziellen Kanäle. Es scheint mir nicht etwas zu sein, worin sich das FBI einmischen wollen würde. Ich weiß auch noch nicht wie sehr sich die Fälle ähneln. Auch sind einige der Details gar nichts Ungewöhnliches. Tatsächlich vermute ich, dass kein Zusammenhang zwischen den beiden Mordfällen besteht.«
Riley warf Crivaro einen strengen Blick zu und sagte...
»Also, was du mir damit sagen willst ist, dass du nach Arizona fliegst, um einem alten Freund damit einen Gefallen zu tun.«
»Du hast es erraten«, sagte er.
Riley fiel es schwer der ganzen Sache einen Sinn zu entnehmen.
Sie fragte: »Und warum zerrst du mich in die Sache mit hinein?«
»Du bist mein Partner«, antwortete Crivaro.
»Aber es handelt sich nicht einmal um einen richtigen Fall!«
Crivaro zuckte mit den Schultern: »Das wissen wir noch nicht. Vielleicht stellt es sich heraus, dass Harry recht hat. Vielleicht stehen die zwei Mordfälle wirklich in Zusammenhang und wir bekommen es mit der Jagd nach einem echten Serienmörder zu tun. Sollte dies der Fall sein, dann wird es ein Fall für die Verhaltensanalyseeinheit werden. Du würdest es dir doch nicht entgehen lassen wollen, oder nicht? Wie dem auch sei, Ich dachte... also, ich dachte mir, dass es sich hierbei um eine gute Gelegenheit handeln würde uns beide an die Zusammenarbeit miteinander zu gewöhnen.«
Riley rief beinahe laut aus…
Wir haben doch bereits an drei Mordfällen miteinander zusammengearbeitet!
Aber es fiel ihr ein, dass in diesen früheren Fällen sehr viel Spannungen zwischen ihnen herrschte. Und auch war sie damals keine Agentin.
Vielleicht hatte Agent Crivaro recht.
Vielleicht brauchten sie ein wenig Zeit sich an die Zusammenarbeit in ihren neuen Rollen zu gewöhnen. Aber war dieser inoffizielle und womöglich sogar nicht bestehende Fall wirklich der beste Zeitpunkt dazu?
Sie fragte: »Wer zahlt denn für diesen Einsatz eigentlich?«
»Ich zahle, in Ordnung?«, murrte Crivaro. »Natürlich werde ich die Kosten rückerstattet bekommen, sollte es sich als ein echter Fall herausstellen.«
Riley sagte: »Also, du teilst mir was mit? Dass wir uns auf einer Art Urlaub miteinander befinden?«
Crivaro schmunzelte unbeholfen: »Hey, das Wetter in Arizona ist zu dieser Jahreszeit sicherlich viel angenehmer als in Virginia. Du brauchst dich für den Ortswechsel bei mir nicht zu bedanken.«
»Ich finde es nicht lustig«, sagte Riley, während sie sich bemühte ihrer gefühlten Irritation keinen Ausdruck zu verleihen. »Du hättest mir zumindest von Anfang an sagen können worum es sich hier eigentlich handelt.«
Sich verteidigend, sagte Crivaro: »Also, offensichtlich war ich in Eile. Und auch würdest du sowieso keine Arbeit in Quantico während meiner Abwesenheit zu verrichten haben. Deshalb ist es besser, dass du mich begleitest und zumindest versuchst nützlich zu sein. Wir werden eine Untersuchung durchführen während wir dort sind. Es könnte sich auch als gute Lernerfahrung für dich herausstellen. Also worin besteht das Problem?«
»Ich sage dir, worin das Problem liegt«, antwortete Riley. »Ich habe einen Verlobten zu Hause der sauer auf mich ist, weil ich mich so plötzlich aus dem Staub gemacht habe. Glaubst du, er wird sich weniger ärgern, wenn er hört, dass ich nicht einmal an einem echten Fall arbeite?«
Crivaro seufzte schuldbewusst: »Und du wirst es im so mitteilen?«
Riley machte ein bestürztes Gesicht. Sie hatte es nicht einmal in Erwägung gezogen, Ryan etwas von ihren Tätigkeiten während sie weg war zu verschweigen.
»Natürlich!«, schimpfte sie.
»Dann tut es mir leid«, sagte Crivaro. »Ich vermute, du hast recht. Ich hätte dich zuerst fragen sollen.«
»Ja, das denke ich auch.«
Crivaro sah sie jetzt teilnahmsvoll an und sagte: »Schau, wenn du mit dieser Sache nichts zu tun haben möchtest, ich kann’s verstehen. Sobald wir in Phoenix gelandet sind, kannst du den ersten Flug zurück nehmen, wenn du möchtest. Ich zahle auch für das Ticket. Möchtest du das?«
Riley fühlte sich erneut überrascht über dieses Angebot und sie wusste nicht, wie sie antworten sollte.
Soll ich das Angebot annehmen? wunderte sie sich.
Einen Augenblick lang erschien die Antwort offensichtlich. Crivaro hatte kein Recht dazu sie quer durch die Vereinigten Staaten zu schleppen, um einen zwecklosen Auftrag zu erledigen. Und der unverzügliche Rückflug nach Hause wäre ein guter Weg das Verhältnis mit Ryan wieder auszubügeln—besonders, wenn es sich herausstellen sollte, dass sie noch einen oder zwei freie Tage bekommen würde, bevor sie wieder zur Arbeit in Quantico antreten müsste. Es könnte sich als genau das herausstellen, was ihre Beziehung brauchte.
Dann klang ihr aber plötzlich wieder seine verärgerte Stimme im Ohr, als er sie über das Handy fragte...
»Was ist mit meinem Auto? Wie lange werde ich ohne es auskommen müssen?«
Riley erstarrte vor Verärgerung.
Dieses blöde Auto, dachte sie.
Ohne das Auto auskommen zu müssen erschien Ryan schwieriger zu fallen, als ohne sie auskommen zu müssen.
Es machte sie wirklich stinksauer.
Auf einmal war sie nicht mehr in Stimmung dazu, die Sache mit Ryan wieder auszubügeln. Und soweit es um Crivaro ging...
Also, zumindest zeigt er Interesse an mir.
Zudem hatte Crivaro bei einer Sache recht. Sie würden sicherlich eine Untersuchung durchführen, selbst wenn es nur darum ginge herauszufinden, dass es nichts zu untersuchen gab. Es könnte sich dennoch als gute Erfahrung herausstellen. Vielleicht lernt sie dabei auch was.
Endlich sagte Riley: »Es geht Ordnung. Ich gehe mit dir mit.«
Crivaros Augen wurden hell.
»Bist du dir sicher?«, fragte er.
Riley schmunzelte ein wenig und antwortete: »Ich lass es dich wissen, sollte sich meine Meinung ändern.«
Crivaro grinste: »Also dann, das Angebot steht immer noch, solltest du dich aus dem Staub machen wollen. Zumindest, soweit es sich um diesen Ausflug handelt. Aber wenn wir dann anfangen an echten Fällen zu arbeiten, dann kommst du nicht mehr von mir davon.«
»Ich werde es im Hinterkopf behalten«, sagte sie.
Crivaro lehnte sich zurück in seinen Stuhl und schloss die Augen. Offensichtlich wollte er ein Nickerchen machen.
Riley nahm sich ein Magazin aus dem Sitzfach vor ihr und fing an es durchzublättern.
Sie war dabei sich zu überdenken, was gerade hier abgelaufen war.
Ich habe meine Arbeit über Ryan gestellt.
Und sie war überrascht festzustellen, dass sie kein schlechtes Gewissen dabei hatte.
Was sagt das über mich aus? wunderte sie sich. Und über unsere Zukunft?
Dann fingen ihre Gedanken an, sich um die Gegenwart zu drehen.
Arizona.
Sie wusste nicht wirklich viel über diesen Staat.
Sie hat den Großteil ihres Lebens in den grünen Hügellandschaften Virginias verbracht. Welche Überraschungen würde wohl ein solch andersartiger Staat für sie bereithalten?