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KAPITEL DREI

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Mackenzie hatte wirklich nichts gegen Frances Ellington. Sie war sogar eine Art Retter in der Not gewesen und hatte auf Kevin aufgepasst, als Mackenzie zur Arbeit zurückgekehrt war. Es schadete auch nicht, dass Kevin seine Oma E über alles liebte. Doch die Vorstellung, beide Großmütter zur selben Zeit am selben Ort zu haben war unglaublich beunruhigend. Mackenzie glaubte, beide Frauen gut genug zu kennen, um zu wissen, dass dieses Aufeinandertreffen einem Pulverfass ähnelte, das den Hügel hinunterrollte, wo ein immer größer werdendes Feuer tobte.

Langsam und schüchtern führte Mackenzie Frances ins Esszimmer. Als Kevin sie erblickte, leuchteten sein Augen auf und er streckte die Arme aus. Hinter ihr betrat Ellington mit perplexem Gesicht das Zimmer.

„Mom … was machst du hier?“

„Ich war in der Gegend und dachte, ich lad euch beide zum Abendessen ein – aber ich scheine zu spät zu kommen.“

„Das hättest du gewusst, wenn du angerufen hättest.“

Frances ignorierte ihren Sohn und schenkte Patricia, die sie am Tisch erblickt hatte, ein großes Lächeln. „Ich bin übrigens Frances Ellington.“

„Und ich bin Patricia White“, sagte Patricia. „Wie schön, Sie kennen zu lernen.“

Dann wurde alles still. Die Spannung war greifbar. Selbst Kevin schien erstaunt zu sein; er sah sich im Zimmer um, als stimme etwas nicht. Erst als sein Blick schließlich bei Mackenzie hängenblieb und sie ihn breit angrinste, wirkte er zufrieden.

„Nun, wenn wir schon alle hier sind, kann ich auch den Nachtisch rausholen“, verkündete Ellington. „Es ist nicht viel, nur eine Eistorte, die mich gestern im Supermarkt angelacht hat.“

„Das klingt fantastisch“, sagte Frances, als sie sich auf den Stuhl neben Kevin setzte. Kevin schenkte ihr nun seine ungeteilte Aufmerksamkeit und seine neue Großmutter war vergessen.

„Frances passt hin und wieder auf ihn auf“, erklärte Mackenzie ihrer Mutter. Sie hoffte, mit ihrem einfachen Statement in kein Fettnäpfchen getreten zu sein, denn in ihren Ohren klang es fast wie eine Anschuldigung. Sie passt hin und wieder auf ihn auf, weil sie sich von Anfang an dazu entschieden hat, ein Teil seines Lebens zu sein. So klang es zumindest in Mackenzies Ohren.

Ellington brachte die Torte und begann, sie anzuschneiden. Als er Kevin ein kleines Stück gab, reagierte dieser sofort damit, kichernd mit seiner Hand auf den Kuchen einzuschlagen. Das wiederum sorgte für Gelächter bei beiden Großmüttern und eine weitere Kuchenattacke Kevins.

„Halt mal“, meinte Patricia. „Ist er nicht ein bisschen zu klein für Kuchen?“

„Nein“, erwiderte Mackenzie. „Kevin liebt Eis.“

„Ich kann mich nicht erinnern, dir so jung Eis gegeben zu haben.“

Mackenzie traute sich nicht, es auszusprechen, aber ihr kam sofort ein Gedanke in den Sinn: Ich bin überrascht, dass du dich überhaupt an meine Kindheit erinnern kannst.

„Oh ja“, sagte Frances. „Erdbeereis isst er am liebsten. Aber nicht Schokolade. Sie sollten sein Gesicht sehen, wenn er etwas Schokoladiges versucht.“

Mackenzie beobachtete das Gesicht ihrer Mutter und erkannte die Frau wieder, die sie einmal gewesen war. Sie wirkte enttäuscht und auch peinlich berührt. Sofort wurde ihre Haltung abwehrend und Mackenzie wusste, dass die Situation heikel werden würde, wenn sie sich weiter in diese Richtung bewegten.

„Mach dir keine Sorgen, Mom“, meinte Mackenzie. „Er isst auch ganz viele gesunde Sachen.“

„Ich habe euch nicht in Frage gestellt. Ich war lediglich … neugierig. Es ist schon eine Weile her, seitdem ich ein Kind aufgezogen habe …“

„Ist es nicht seltsam?“, sagte Frances. „Man glaubt, damit fertig zu sein, vom Zauber der Kinder umgarnt zu werden, wenn sie das Haus verlassen und dann – bam – wirst du Oma.“

„Ich nehme an, das stimmt“, sagte Patricia und sah Kevin an. Sie streckte eine Hand aus, die er sofort packte und ihren Zeigefinger mit Vanilleeis bedeckte.

„Und wie du siehst, ist er ziemlich gut darin, zu teilen“, meinte Frances.

Patricia kicherte und wurde mit einem großen Lächeln Kevins belohnt. Mackenzie konnte die Tränen in den Augen ihrer Mutter sehen, die gleichzeitig fröhlich lachte. Und als ihr Lachen eine höhere Oktave annahm, kicherte Kevin mit ihr mit, als hätten sie gerade einen Insiderwitz geteilt.

„Ich nehme an, dass er seinen Humor von eurer Seite der Familie hat“, sagte Frances. „Gott weiß, dass meine Kinder nie viel gelacht haben.“

„Hey“, sagte Ellington. „Viele Leute denken, dass ich witzig bin! Nicht war, Mac?“

„Ich weiß nicht“, antwortete sie. „Kenne ich die?“

Er verdrehte die Augen, als ihre Mütter auf seine Kosten loslachten. Kevin machte mit und patschte weiter mit der Hand gegen die Eistorte, während er sich ein Stück in den Mund schob.

Es ist fast wie bei einer dieser Fernsehsendungen, in denen unerklärliche Dinge geschehen, dachte Mackenzie, als sie den Austausch beobachtete. Ihre Mütter kamen tatsächlich miteinander aus. Und das ganz ungezwungen. Natürlich war noch nicht viel Zeit vergangen, aber irgendwie fühlte es sich natürlich an. Es fühlte sich – Gott möge ihr beistehen – richtig an.

Sie war sich bewusst, dass sie erstaunt aussah, aber sie konnte nicht anders. Wer weiß, wie lange sie noch weiter gestarrt hätte, wenn das Telefon nicht geklingelt und sie aus ihrer Trance befreit hätte. Sie nahm die Chance, den Tisch zu verlassen, freudig an, eilte zu ihrem Handy auf dem Küchentresen und wunderte sich nicht einmal, wer wohl am anderen Ende wartete.

Das änderte sich, als sie den Namen ihres Chefs, McGrath, auf dem Bildschirm der Anrufererkennung sah. Es war bereits nach siebzehn Uhr und ein Anruf zu dieser Uhrzeit bedeutete gewöhnlich, dass ein paar geschäftige Tage auf sie warteten. Sie nahm ab und schielte durch den Flur in den Essbereich, in der Hoffnung, Ellingtons Blick aufzufangen. Doch der sprach gerade mit seiner Mutter und befreite Kevins Hände und sein Gesicht von Eis.

„Agent White“, antwortete sie.

„Hey White.“ McGraths Stimme war so nüchtern wie immer. Es war schwer, seine Stimmung anhand dieser zwei Worte festzumachen. „Ich glaube, einen Fall zu haben, der wie gemacht für Sie beide ist. Allerdings ist es etwas eilig. Sie müssten sich noch heute Abend vorbereiten und dann morgen früh im Flieger Richtung Utah sitzen.“

„Das ist in Ordnung, aber warum kümmern sich die Kollegen vor Ort nicht darum?“

„Es handelt sich um besondere Umstände. Ich werde alles erklären, wenn Sie hier im Büro sind. Wie schnell können Sie hier sein?“

Sie war ein bisschen enttäuscht von sich selbst, Erleichterung darüber zu empfinden, den Abend vorzeitig verlassen zu können – schließlich handelte es sich um eine gültige Ausrede, dem seltsamen Zusammentreffen den Rücken zuzukehren.

„Tatsächlich sogar ziemlich schnell“, sagte sie. „Wir haben gerade automatische Babysitter vor Ort.“

„Sehr gut. Dann in einer halben Stunde?“

„Perfekt“, sagte sie. Sie beendete den Anruf und während sie noch immer ins Esszimmer starrte und versuchte, die Situation zu begreifen, rief sie: „Hey E? Kannst du mal kurz kommen?“

Vielleicht war es ihre Stimme oder die einfache Annahme, dass sie stets lediglich aus Geschäftsgründen angerufen wurden, denn Ellington kam sofort und grinste erwartungsvoll.

„Arbeit?“, fragte er.

„Ja.“

„Prima“, meinte Ellington. „Denn ehrlich gesagt finde ich es ziemlich unheimlich, was hier gerade abgeht.“

„Wem sagst du das!“

Um seinen Punkt zu unterstreichen, kicherten plötzlich beide Mütter im Esszimmer um die Wette und wurden vom hellen Lachen ihres Sohnes begleitet.

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