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Elenor

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Elenor saß mit gekreuzten Beinen in dem roten Sessel und blätterte in einer Zeitschrift.

»Wo ist Martin?«, fragte Agnes.

»Er joggt«, antwortete Elenor.

»Bleibst du hier heute Abend?«

Elenor guckte auf. Sie hatte die Lippen rot geschminkt und in der Oberlippe eine kleine Perle. Die bewegte sich, wenn sie sprach.

»Vielleicht«, antwortete sie.

»Wir haben aber nur drei Koteletts«, sagte Agnes.

Elenor leckte über ihre Perle. Sie spreizte die Finger und fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar.

In Agnes’ Ausweis stand, dass sie blonde Haare hatte. Der Ausweis war neu. Den hatte sie sich erst vor einigen Wochen besorgt. Im Juni brauchte sie ihn. Dann wollten sie in die Türkei, sie, Martin und Papa. Aber Douglas nicht. Und Elenor auch nicht.

In Elenors Ausweis stand wahrscheinlich dunkelblond.

Oder mausfarben, dachte Agnes.

»Vielleicht ess ich nicht hier«, sagte Elenor.

»Bist du in ihn verliebt?«, fragte Agnes. »In Martin?«

»Aber hallo«, sagte Elenor. »Was für eine Frage.«

»Er ist wahrscheinlich in dich verliebt«, sagte Agnes. »Und ich bin in Douglas verliebt.«

Elenor lachte ein piepsendes Lachen.

»Verliebt?«, sagte sie.

»Das ist ein Adjektiv, wie verknallt«, sagte Agnes.

»Und wie neugierig

»Martin hat es nicht leicht gehabt«, sagte Agnes. »Deshalb will ich nicht, dass ...«

Sie verstummte und starrte Elenor an, als ob sie sie zum ersten Mal sähe. Sie war schlank in ihrer braunen Stretchhose, dazu trug sie eine gelbe Bluse. Wenn sie sich bewegte, wippte eine kleine Halskette in ihrem Ausschnitt.

»Wir werden Schwägerinnen«, sagte Agnes, »du und ich.«

Elenor piepste wieder und strich mit den Händen über ihre Hosenbeine, wie um sie zu glätten.

»Wie lange er wegbleibt«, sagte sie.

Agnes hob eine der Hanteln an, die auf dem kleinen Tisch lagen, und versuchte sie mit ausgestrecktem Arm zu halten.

»Ich kann sie zehnmal über den Kopf stemmen.«

»Wirklich?«, sagte Elenor.

»Aber jetzt hab ich damit aufgehört. Seit ich zehnmal geschafft habe. Martin macht aber weiter. Außerdem joggt er.«

Elenor stand auf.

»Er ist wirklich lange weg.«

»Er läuft weit«, sagte Agnes. »Mindestens zehn Kilometer.«

Elenor setzte sich wieder und guckte in die Illustrierte.

Agnes blieb stehen.

»Wenn ihr beiden also ...«, sagte sie.

»Was?«

Elenor fuhr sich wieder mit den Händen durchs Haar.

»Dann werden wir Schwägerinnen«, sagte Agnes. »Du und ich. Dann müssen wir uns vertragen.«

»Ich hab einen kleinen Schlumpf auf der Schulter«, sagte Elenor. »Der merkt sich alles, was du sagst.«

»Was alles?«, fragte Agnes.

»Jetzt hör auf«, sagte Elenor. »Ich will lesen, bis Martin kommt. Und du solltest wieder nach unten in dein Zimmer gehen.«

»Für dich reicht das Essen jedenfalls nicht«, sagte Agnes. Aber schließlich ging sie. Sie nahm die Treppe in drei Sprüngen.

In ihrem Zimmer machte sie eine Liste mit Plus und Minus für Elenor. Die Minusliste wurde länger. Auf der Plus-Seite fiel ihr nur hübsch und schlank ein. Aber auf der Minus-Seite stand: eingebildet, albern, Perle in der Lippe, Mausehaare, nicht verliebt, piepsiges Lachen, satt und Schwägerin.

Oben über die Liste schrieb Agnes: Adjektive über Elenor. Dann las sie noch einmal durch, was sie geschrieben hatte, und änderte die Überschrift in Adjektive und anderes über Elenor.

So was macht die Liebe

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