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Sibylla ist eine Wurst
ОглавлениеMirjam wohnte auch auf dem Hügel, nicht weit entfernt von Agnes. Sie wohnte zusammen mit ihrer Mama Maria, ihrem Papa Juan und Carlos. Das war ihr Bruder.
Maria ist fast genauso dünn wie Sibylla, dachte Agnes. Aber sie hat schwarze Haare. Wie Mirjam.
Sie saßen in Mirjams Zimmer. Es war Montag und Ostern war bald vorbei.
»Mirjam ist derselbe Name wie Maria«, sagte Mirjam.
Sie hatte Jesus von Nazareth im Fernsehen angeguckt. Agnes hatte den Film schon vor mehreren Jahren gesehen. Hinterher hatte sie Jesus gezeichnet, wie er an Luftballons gebunden zu seinem Vater in den Himmel hinaufflog.
Mirjam blätterte in dem Buch mit Namen, das sie sich in der Bibliothek ausgeliehen hatte.
Agnes hatte ihr einmal ein Buch gezeigt, in dem man nachlesen konnte, was Namen bedeuteten.
Agnes bedeutet »die Keusche« und Amanda »sie, die man lieben sollte«. Das würde Agnes nie vergessen.
Sie bereute es, dass sie Mirjam das Buch gezeigt hatte.
»Guck mal bei Sibylla nach«, sagte Agnes.
»Das bedeutet Wahrsagerin. Das weiß ich schon.«
»Oje«, sagte Agnes.
»Und außerdem heißt doch so die Wurstbude am Bahnhof«, sagte Mirjam.
Sibylla Wurst, dachte Agnes. Aber sie heißt doch Sibylla Karlsson.
Mirjam klappte das Buch zu und ging zum Fenster. Eine ganze Weile guckte sie hinaus.
»Hat Carlos eine Freundin?«, fragte Agnes.
Mirjam hörte auf, aus dem Fenster zu gucken.
»Ich weiß nicht«, sagte sie.
»Martin hat eine«, sagte Agnes. »Sie heißt Elenor.«
»Ich weiß«, sagte Mirjam. Sie wollte nach dem Buch greifen, aber Agnes warf es aufs Bett.
»Ich will nicht wissen, was Elenor bedeutet«, sagte sie.
»Was wollen wir dann machen?«, fragte Mirjam.
»Jörgens Freundin heißt Sibylla. Sie haben in Papas Bett geschlafen.«
Mirjam fing an, sich dafür zu interessieren.
»Wie alt ist sie?«
»Dreißig oder vierzig vielleicht«, sagte Agnes. »Wahrscheinlich ist sie schon zu alt, um ...«
Sie holte tief Luft und dann sagte sie es: »... um zu bumsen.«
Mirjam zog eine Grimasse.
»Manche machen das noch mit hundert«, sagte sie.
»Hundert!«, rief Agnes aus.
Sie dachte an Großvater und Großmutter. Die würden das doch wohl nicht mehr machen? Und die waren noch nicht mal siebzig.
»Alle Erwachsenen machen es«, sagte Mirjam.
Agnes war drauf und dran zu fragen, ob sogar Maria und Juan es machten, aber zum Glück schaffte sie es, sich die Frage zu verkneifen.
Sie hatte es gelernt. Sie zählte fünf Mississippi.
Papa hatte ihr beigebracht erst nachzudenken, ehe sie etwas sagte.
Jetzt warf sie einen Blick auf die Uhr. Es war Zeit, nach Hause zum Essen zu gehen. Danach würden sie abreisen, Jörgen und Sibylla. Agnes zog ihre Jacke an.
Mirjam hatte sich wieder das Buch genommen.
»Wir sehn uns«, sagte Agnes, wie Douglas das immer sagte. Eines Tages würden Douglas und sie es vielleicht auch machen.
Als sie zu Hause ankam, überfiel sie ein Gedanke.
Vielleicht machte nur Papa es nicht. Er, der allein in dem großen Doppelbett lag ...