Читать книгу Nun bin ich schlank - Bozena Möhring - Страница 4
Die Diät
Оглавление„Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten.“
Katharina von Siena
Als Kind musste ich Medikamente einnehmen, weil ich nicht essen wollte. In der Kindheit war Essen für mich ein Zwang, etwas Unangenehmes. Mit den Pausenbroten, die mir meine Mutter zur Schule mitgab, fütterte ich Vögel oder die Tiere im Zoo. Auf keinen Fall durfte ich das Pausenbrot wieder mit nach Hause bringen, denn dann bekam ich Ärger.
So war es für mich jeden Tag eine wichtige Aufgabe, daran zu denken, das Pausenbrot verschwinden zu lassen. Nicht immer dachte ich daran. Oftmals vergaß ich es und musste mir dann eine Ausrede einfallen lassen, warum ich es nicht gegessen hatte.
Ich bin in den fünfziger und sechziger Jahren aufgewachsen. Zu dieser Zeit musste der Teller abgegessen werden. „Du stehst nicht eher auf, bis Du alles aufgegessen hast!“ bekam ich immer wieder zu hören. Ich aß dann langsam und versuchte mein Bestes, doch ich hatte das Gefühl, es wurde immer mehr im Mund. Manchmal brauchte ich Stunden, bis ich die Mahlzeit endlich heruntergewürgt hatte.
Als ich etwa zwanzig Jahre alt war rieten mir meine Arbeitskollegen zu einer Kur, weil ich für meine Größe viel zu wenig wog.
Damals wollte ich vieles, nur nicht essen. Genau wie zuvor in der Kindheit war das Essen eine Qual für mich. Ich vermied es, zum Essen eingeladen zu werden, denn ich wusste, ich würde kaum einen Bissen herunterbekommen.
Oft bestand die Mahlzeit an einem Tag nur aus einer Kleinigkeit, die ich irgendwann zwischendurch aß. Meine Gedanken kreisten nicht um das Thema „Was könnte ich essen?“ sondern um „Welche Ausrede benutze ich das nächste Mal, um nichts essen zu müssen?“
Was war damals anders? Warum war das Essen damals eine Last für mich, während ich mich heute oftmals nicht zügeln kann? Wie finde ich den Weg zurück zu den alten Essgewohnheiten?
Genaugenommen musste ich nur diese alte Einstellung zum Essen wiederfinden, dann würde ich von ganz allein abnehmen.
Diese Gedanken wirbelten vor jeder Diät durch meinen Kopf.
***
Es gab Zeiten, da konnte ich keine Diät beginnen. Ich wusste von vornherein, dass es nicht der richtige Zeitpunkt war. Es war eine Zeit, in der ich nicht bereit war, mich einzuschränken, was bei einer Diät zweifellos der Fall ist. Ich wusste aber auch, dass diese Einstellung irgendwann ein Ende haben würde.
Als diese Zeit gekommen war, beschloss ich, mich während der Diät jeden Tag auf die Waage stellen. Auf diese Weise kam ich weniger in Versuchung, etwas über die Stränge zu schlagen oder kleine Ausnahmen zuzulassen. Die Quittung für mein Fehlverhalten hätte ich sofort am anderen Tag erhalten.
Mir war klar, dass der tägliche Gang auf die Waage auch Frust hervorrufen kann, besonders wenn ich viel gelitten habe und dieses Leiden mit nicht einem Gramm weniger belohnt wurde.
Ich startete mit einem Gewicht von 112,9 kg bei einer Körpergröße von 1,77 m. Das ergab einen Body-Mass-Index von 36,04. Ein BMI von über 35 bedeutete Adipositas Grad II, was schon erhebliches Übergewicht ist. Als Ziel setzte ich mir 77 kg, was meinem Normalgewicht entspricht.
Eine bestimmte Zeit, dieses Gewicht zu erreichen, setzte ich mir nicht. Es sollte nur möglichst schnell gehen. Schon lange konnte ich mich nicht mehr im Spiegel sehen und je eher ich ein normales Gewicht erreichte, desto besser. Allerdings wollte ich mich diesbezüglich auch nicht unter Druck setzen und notfalls geduldig warten, bis mein Ziel erreicht war.