Читать книгу König Oyster und sein Reich - Bärbel Junker - Страница 17
TOMMYS TRAUM
ОглавлениеAls Tommy am nächsten Morgen erwachte, fühlte er sich wie zerschlagen. Er kletterte müde aus dem altertümlichen Eichenbett und trottete gähnend zum Waschbecken.
Als er in seine blau-weiß gestreiften Turnschuhe schlüpfte, die er zusammen mit seiner Mutter und Dennis an derselben Stelle vorgefunden hatte, wo er sie zurückgelassen hatte, musste er wieder an seine Flucht vor den Monsterkrabben denken und auch die geträumten Visionen der vergangenen Nacht holten ihn erneut ein.
Mehrmals hatte ihn der unheimliche Traum heimgesucht, selbst dann noch, als das freundlichere Morgengrauen die nächtlichen Schatten vertrieb um Platz für die lichten Farben des Tages zu schaffen, hatten ihn die Monsterkrabben nicht zur Ruhe kommen lassen.
Doch in seinem Traum holten sie nicht nur den wunderschön geschliffenen Glastropfen und sein neues Segelboot. Nein, sie holten IHN! Unerbittlich trieben sie ihn aufs Meer zu, in dem ein riesiges, schattenhaftes Wesen auf ihn lauerte.
„Geh, Tommy“, drängen sie. „OLMOKAN, der Wächter der Meere, erwartet dich. Nun geh schon, Kind. Er ist es nicht gewohnt zu warten.“
„Nein!“, schreit er in seinem Traum. „Nein, ich will nicht! Ich hab Angst, dass er mich verschlingt.“
„Unsinn, Tommy“, beruhigen ihn die Krabben. „OLMOKAN wird dir nichts zu Leide tun. Er will nur mit dir reden. Er hat dir etwas sehr Wichtiges zu sagen. Nun geh schon, Kind.“
Sie treiben ihn vorwärts, näher und näher ans Wasser heran. Oh ja, natürlich leistet Tommy Widerstand, stemmt sich gegen ihren Willen, will ihnen Paroli bieten, versucht zurückzuweichen. Doch all sein Sträuben ist vergebens.
„Vorwärts, Tommy. Komm schon. Komm her zu mir“, raunt es dunkel hinter seiner Stirn.
„Nein“, wimmert Tommy. „Ich will nicht.“ Doch seine nackten Füße beachten weder seine Weigerung noch seine Furcht. Sie tragen ihn unerbittlich voran. Ein Schritt. Noch ein Schritt. Und gleich darauf noch einer. Salziges Wasser leckt an seinen Zehen, umklammert seine Waden, zieht ihn näher zu sich heran – und dann mit sich fort.
„Komm nur. Komm her zu mir, mein Kind“, lockt die Stimme ganz sanft, ganz zart. „Hab keine Angst. Entspann dich, kleines Menschenkind. Ich bin nicht dein Feind. Komm, lass dich fallen. Ich fange dich auf in meinen weichen Armen, halte dich wie deine Mutter, schütze dich, wie sie es tut.“
„Mama?“, flüstert Tommy verträumt. „Mama, bist du es?“
„Ja“, wispert es. „Aber ja.“
Da lässt Tommy sich fallen, und seine Furcht verschwindet im Nichts. „Müde, Mama. So müde“, murmelt er. Die Augen fallen ihm zu. Die Wellen nehmen ihn mit, schaukeln ihn sanft, und Tommy lächelt im Schlaf.