Читать книгу König Oyster und sein Reich - Bärbel Junker - Страница 6
SPIEL IM RIFF
Оглавление„Hi, hi, die Luftbläschen kitzeln so schön“, kicherte Marissa, und ihre beiden Freundinnen stimmten fröhlich in ihr Lachen ein. Die drei Paradiesbarben-Mädchen hatten sich zum Spielen zwischen ein üppig bewachsenes Korallenriff zurückgezogen, wo sie ungestört waren.
Alle drei Fischmädchen waren gleich gemustert, jedoch von unterschiedlicher Farbe, bis auf die leuchtend rote, salmiförmige Schwanzflosse, die ein Kennzeichen ihrer Rasse war.
Marissas Gesicht war rosa und zu den herzförmig geschwungenen roten Lippen hin hellblau gefärbt, während Podima ein orangefarbenes, zum Mund hin in ein warmes Gelb übergehendes Gesicht hatte und Xzessas Gesichtsfarben laubgrün und türkisfarben waren.
Die Schwanzflossen der drei farbenprächtigen Fischkinder arbeiteten wie emsige kleine Rotoren, um ihre Körper regungslos in der von ihnen gewünschten Position zu halten. Nur die arme Marissa, durch ihre fehlende Schwanzflossenspitze ein wenig gehandicapt, schwankte ab und an ein wenig hin und her.
„Lasssssst mich mitssssspielen“, zischelte es plötzlich neben Podimas Gesicht, und eine laubgrüne Schlange mit leuchtend gelben Augen wand sich geschmeidig unter einer Wasserpflanze hervor.
„Das geht nicht“, beschied Xzessa die unerwünschte Spielgefährtin.
„Wiesssssso nicht?“, zischelte die Schlange.
„Das liegt doch ganz klar auf der Flosse“, mischte sich Marissa ein. „Du kannst keine so schön kitzelnden Luftbläschen machen wie wir.“
Die grüne Schlange musterte sie schweigend. „Ich heisse Sssumella“, sagte sie um Freundschaft werbend.
„Na und? Was können wir dafür?“, erwiderte Podima kühl.
„Wie heisssst ihr denn?“, versuchte es Sumella erneut.
„Das geht dich nichts an“, giftete Marissa. „Hau endlich ab, du blöde, hässliche Schlange, und störe uns nicht länger.“
Die Schlange zuckte anfangs vor so viel Unfreundlichkeit erschrocken zurück. Doch kurz darauf näherte sie sich erneut. Lange fixierte sie mit ihren schmalen Augen die drei unfreundlichen Barbenmädchen.
„Ihr ssseid sssooo schööön“, zischelte sie endlich. „Eure Farben leuchten ssso wunderbar hell und ssstrahlend wie dasss Ssssonnenlicht am Firmament. Eure äußerliche Schönheit hat mich geblendet. Ich nahm an, euer Charakter sssei ebenssso licht und schön.
Doch ich habe mich getäuscht, denn ihr sseid in eurem Innersten ebensssoo schwarz und ssso bössse wie die Menschenkinder, die andersssartige und andersssfarbige, kränkliche oder auch nur unansssehnlichere Kinder alsss sssie esss sssind vertreiben und nicht an ihren Ssspielen teilhaben lassen.
Ich kann zwar keine Luftblasssen machen“, fuhr sie bitter fort. „Doch dafür besssitze ich andere mannigfaltige Talente. Ihr ssolltet euch für eure Herzlosigkeit schämen“, sagte Sumella und glitt davon.
„Blöde Ziege“, murmelte Marissa. Doch innerlich hatten sie Sumellas Worte schwer getroffen. Sie schämte sich, und ein leises Stimmchen in ihrem Kopf fragte: „Weshalb lasst ihr nie andere Fisch- oder Schlangenkinder mitspielen, Marissa? Könnte es sein, dass du deshalb zur Strafe deine Schwanzflossenspitze verloren hast?“
Ja, überlegte das Paradiesbarbenmädchen, sollte wirklich meine Unfreundlichkeit Schuld an der Verstümmelung sein? Und ihre Freude am Spiel erlosch.
„Ich habe keine Lust mehr“, rief sie Xzessa und Podima zu. „Ich mache mich auf den Heimweg.“ Und bevor ihre beiden Freundinnen antworten konnten, schwamm sie hastig davon.