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Bessere Beziehungen
dank Selbstliebe

Selbstliebe ist die Basis eines glücklichen Lebens – und zwar keineswegs nur des inneren Glücks wegen. Auch das äußere Glück hängt stark von ihr ab. Lange galten Betrachtungen über die Ausstrahlung eines Menschen als esoterischer Firlefanz. Dann kamen Gehirnforscher wie Joachim Bauer und entdeckten die Spiegelneuronen (>). Sie wiesen zum Beispiel nach, dass wir fühlen können, was unser Gegenüber fühlt. Ist in mir beispielsweise das Zentrum für emotionalen Schmerz aktiviert, setzen es die Spiegelneuronen auch in jedem Menschen in Gang, der mit mir zu tun hat. Etwas im anderen fühlt, wie es mir geht, und auch, ob ich mich selbst liebe oder nicht. Und dann ist es egal, ob ich neue Freunde suche, einen neuen Partner, einen neuen Job oder einen guten Eindruck bei einem potentiellen neuen Vermieter machen möchte. Je mehr Selbstliebe ich ausstrahle, desto besser sind meine Karten. Wer sich selbst liebt, strahlt viel deutlicher aus, wer er wirklich ist. Er wirkt authentischer und zieht die Menschen an, die wirklich zu ihm passen. Kann schon sein, dass es dann ein paar wegbeamt, die emotional von einem ganz anderen Stern kommen. Aber das ist auf lange Sicht gesehen auch eher ein Glück als ein Unglück.

Stell dir vor, du suchst deine Traumwohnung: schön, hell, ruhig, mit Garten, bezahlbar. Du findest sie, aber mit dir sind 100 andere Leute beim Besichtigungstermin. Jeder will die Wohnung haben. Und nun? Der Vermieter ist unsicher. Wen soll er bloß nehmen bei so viel Auswahl? Er begrüßt jeden per Handschlag. Und die meisten Interessenten haben vermutlich eine Ausstrahlung von: „Na ja, wäre ja zu schön, aber ich sehe schon, die Chancen stehen schlecht …“ Nun kommst du daher (nachdem du dieses Buch durchgearbeitet hast) und strahlst etwas anderes aus: „Wunderschöne Wohnung, genau so hatte ich mir das vorgestellt. Und weil ich mich liebe, vertraue ich darauf, dass das Leben mich auch liebt. Wenn es diese Wohnung nicht ist, dann finde ich bestimmt woanders eine ähnlich schöne oder sogar bessere. Ich bin sicher, das Leben meint es gut mit mir …“ (Das ist die typische Einstellung von Leuten mit einer gesunden Selbstliebe.) Du bist fröhlich und für alles offen. Der Vermieter gibt dir die Hand und atmet unwillkürlich auf. Endlich mal jemand mit einer entspannten Ausstrahlung. Und schwupp, schon hast du die Wohnung. Es sei denn, es wäre noch ein anderer dabei, der in stärkerer Resonanz zum Vermieter steht, der sich irgendwie noch besser oder vielleicht vertrauter für ihn anfühlt. Aber das kann nur bedeuten, dass auf dich eine Wohnung wartet, bei der du noch willkommener bist in der Nachbarschaft und wo auch alles andere noch besser passt.

Die Ausstrahlung zählt

Vermieter und Chefs wählen – meist ohne es bewusst wahrzunehmen – nach dem Gefühl und dem ersten Eindruck aus: Wer fühlt sich so an, wie ich mir das vorstelle? Von wem fühle ich mich angezogen? Und: Was strahlt die Person aus? Dieser letzte Punkt spielt eine entscheidende Rolle, und du kannst ihn beeinflussen. Wenn du dich entspannt mit dir selbst fühlst, fühlen sich andere ebenfalls entspannt mit dir. Liebe dich selbst, und es fällt den anderen leichter, dich zu lieben.

Wenn du häufig auf Bewerbungsgespräche eingeladen, aber nie genommen wirst, könntest du eine kleine Pause beim Bewerben machen und zuerst an deiner Selbstliebe arbeiten. Mach die Probe aufs Exempel: Stell dir vor, du selbst wärst der Boss oder die Chefin eines Unternehmens und du führst ein Gespräch mit zwei Bewerbern. Bewerber A bringt die nötigen Qualifikationen mit, strahlt aber Unsicherheit und eine Menge Selbstzweifel aus. Wie fühlst du dich bei der Vorstellung, ihn anzustellen? Bewerber B bringt ebenfalls die nötigen Qualifikationen mit, strahlt aber Optimismus und eine gesunde Selbstliebe aus. Wie fühlst du dich bei der Vorstellung, diese Person anzustellen? Letztlich entscheidet genau dieses Gefühl, das der andere in uns hervorruft, über Zusage oder Absage.

In Liebesbeziehungen ist es am offensichtlichsten: Wenn ich ausstrahle, nicht liebenswert zu sein, finde ich schwer jemanden, der mich liebt. Wenn ich ausstrahle, superliebenswert zu sein, werden sich viele Menschen angezogen fühlen. Du kannst also die Zeit des Singleseins ganz wunderbar dafür nutzen, deine Selbstliebe zu verbessern. Denn du kannst nur jemanden für eine herzliche Liebesbeziehung finden, wenn du wirklich in Kontakt mit deinem Herzen bist, wenn du dein Herz zuerst für dich selbst und dann für andere öffnest. Zudem läuft jede Beziehung besser, wenn beide Teile sich selbst lieben. Wer sich selbst liebt, der übernimmt eher die Verantwortung für sich selbst und schiebt nicht so Vieles dem Partner in die Schuhe, wofür der eigentlich gar nichts kann. Je weniger Selbstliebe, desto eher wertet man jeden freien Selbstausdruck des anderen als Angriff.

Mir fällt dazu der folgende Witz ein:

Sie schreibt in ihr Tagebuch: „Liebes Tagebuch, alles ist aus, ich bin total deprimiert, er liebt mich nicht mehr, ich weiß es genau. Seit gestern Abend redet er kein Wort mehr mit mir, sieht durch mich hindurch. Ich weiß, er hat eine andere, alles ist aus, buhuhuuuhu …“

Er schreibt in sein Tagebuch: „Alles ist aus. Der FC hat verloren …“

So läuft es doch häufig: Ein Mensch ohne Selbstliebe ist von vorneherein sicher, dass alle gegen ihn sind. Der Mensch mit Selbstliebe ist sich sicher, dass er liebenswert ist. Dass der Frust des anderen etwas mit ihm zu tun hat, ist daher erst mal weniger wahrscheinlich. Außerdem gibt es ja nichts zu verlieren, wenn man sich selbst liebt. Also fragt man einfach nach: „Schatzi, hast du was? Du siehst so bedrückt aus?“

Ein Mensch mit Selbstliebe fragt das in einem interessierten, offenen, liebevollen Tonfall. Und erhält vermutlich eine normale Antwort.

Ein Mensch ohne Selbstliebe tendiert automatisch dazu, dieselbe Frage mit einem beleidigten, misstrauischen Unterton zu stellen. Und er erhält darauf vom ohnehin deprimierten Anderen eine patzige Antwort. Typisches Ergebnis: „Wusste ich es doch, dass er mich nicht mehr liebt!“

ÜbungBeobachte dich und deine Umgebung. Wie geht es dir mit Personen, die dir im täglichen Leben begegnen. Wie hoch schätzt du ihre Selbstliebe ein? Wie fühlst du dich mit wem? Nimmst du einen Unterschied wahr zwischen echtem, gelassenem und natürlichem Selbstvertrauen und einer aufgesetzten Arroganz? Wie reagierst du mit deinem Gefühl auf andere? Wie reagieren sie möglicherweise auf dich? Kannst du am Verhalten anderer ablesen, wie viel Selbstvertrauen oder Selbstzweifel du gerade ausstrahlst?

Betrachte die Übung als ein Spiel, bei dem du mehr über dich selbst lernen und dir selbst noch ein Stückchen näher kommen kannst. Denn wahre Liebe – auch die Selbstliebe – braucht Nähe.

 Stell dir eine Person vor, die sich selbst liebt und der Schöpfung dankbar für die eigene wundervolle Existenz ist. Diese Person, innerlich erfüllt von Liebe, trifft dich, schaut dir in die Augen und findet dich spontan sympathisch. Ihr lernt euch kennen und du fühlst dich wirklich rundherum geliebt und akzeptiert von ihr. Wie fühlt sich das an? Was kommen dir für innere Bilder zu so einer Freundschaft oder Beziehung? Wie könnte sie verlaufen?

 Stell dir nun eine zweite Person vor. Diese liebt sich selbst nicht. Sie setzt gedanklich Selbstliebe mit Eitelkeit gleich und verbietet sich diese. Sie will sich selbst und die eigene Meinung bloß nicht zu wichtig nehmen, denn andere wissen es im Zweifelsfall besser. Dieser Person fehlt es an Liebe, sie braucht dringend welche. Nun trifft sie auf dich. Sie sieht dir in die Augen und Hoffnung glimmt darin auf: „Das könnte doch ein Mensch sein, den ich lieben kann, wenn er mir zuerst die lang ersehnte Liebe gibt, die ich so dringend brauche …“ Ihr lernt euch näher kennen, und diese Person schwört dir ewige Liebe und beteuert, wie sehr sie dich braucht. Wie fühlt sich das an? Was kommen dir für innere Bilder zu einer solchen Freundschaft oder Beziehung? Wie könnte sie verlaufen? Welche Art von Zuneigung oder Liebe fühlt sich besser an? Welche fühlt sich echter an? Was geschieht in dir, wenn du dir diese beiden Personen vorstellst? Klar, die zweite Person ist dir vermutlich treu ergeben. Sie ist viel zu unsicher, um dich je wieder zu verlassen. Aber fühlst du dich dadurch wirklich geliebt oder vielleicht eher benutzt als Energietankstelle? Darfst du neben einem Menschen mit Liebesdefizit so sein, wie du bist? Oder schreit derjenige panisch auf, sobald du mal ohne ihn etwas für dich tun willst? Musst du zur Verfügung stehen, um die Ängste des anderen zu beruhigen, oder darfst du wirklich deine Wahrheit leben neben dieser Person?

Ich will mit diesen Fragen nur deine Aufmerksamkeit auf diesen Punkt lenken. Denn es gibt keine allgemein gültigen Antworten auf sie – nur eine Unmenge an Kombinationsmöglichkeiten, etwa diese beiden: Wenn sich jemand zu, sagen wir mal, 80 Prozent selbst liebt und dich noch ein bisschen „braucht“, um sich nicht wertlos zu fühlen, ist das vielleicht gerade recht, um dir ein Gefühl von Sicherheit zu geben. Wenn jemand dagegen erst bei 10 Prozent Selbstliebe herumdümpelt, macht ihm vielleicht schon ein Mensch mit 50 Prozent Selbstliebe Angst.

Das Wunder der Selbstliebe

Wenn du dich wenig liebst und dich anstrengst, die Zuneigung anderer zu erringen, kannst du viel und lange ringen und erreichst doch wenig. Entwickelst du stattdessen mehr Selbstliebe, geschieht das Wunder: Die anderen kommen von allein auf dich zu und suchen deine Gesellschaft.

Das Wunder der Selbstliebe

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