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Das habe ich
gut gemacht!

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Unser Töchterlein hasst Mathematik, obwohl das in meiner Schulzeit immer mein Lieblingsfach war. Neulich kam sie nach Hause und war sehr traurig. In der Schule war das kleine Einmaleins durchgenommen worden, und sie hatte nichts verstanden. Ihr war nicht klar, was dieses „Malnehmen“ überhaupt sein soll. Mama kann das erklären, kein Problem: „Wenn du einmal fünf Kuscheltiere im Zoo kaufst, wie viele Kuscheltiere hast du dann? Fünf. Wenn wir dann am nächsten Tag wieder in den Zoo gehen, und du kaufst wieder fünf Kuscheltiere, dann hast du schon zweimal fünf gekauft, wie viele hast du dann?“ Ist doch klar, zehn! Unsere Tochter liebt Kuscheltiere. Da verliert sie nie den Überblick. In Kuscheltieren kann sie alles rechnen, in Eiskugeln auch. An vier Tagen hintereinander je sechs Kugeln Eis schlecken, das sind 6 + 6 + 6 + 6, also 24, das leuchtet ein. Sie hat schließlich auch verstanden, dass Malnehmen eine Art abgekürztes Addieren ist. So weit, so gut. Als ich aber sagte: „Siehst du, du hast es doch verstanden“, sträubte sie sich total und sagte: „Nein, ich versteh noch immer gar nichts!“ Und bei der nächsten Übung wusste sie es tatsächlich wieder nicht.

Mama Bärbel (MB): „Schau, das hier hast du schon alles gekonnt. Sag mal zu dir selbst: Das hab ich gut gemacht!“

Nein, oh nein, das ging auf keinen Fall.

Das Kind verschwand unter dem Tisch, Kopf unter den Stuhl, die Beine baumelten oben – Kopf in den Sand und weg.

MB: „Warum magst du das denn nicht sagen?“

Kind: „Ich haaaasse Mathe.“

MB: „Das verstehe ich. Aber weißt du, dein Bauchgefühl und dein Unterbewusstsein hören immer mit, was du sagst. Wenn du sagst, dass du es nicht kapierst, obwohl du es gerade gut gemacht hast, dann denkt dein Unterbewusstsein, du willst, dass du es gleich wieder vergisst – und dann musst du noch viel öfter Mathe machen, bis du es dir merkst. Wenn du stattdessen ganz oft zu dir selbst sagst, ‚Das habe ich gut gemacht!‘, dann denkt dein Unterbewusstsein: ‚Oho, wenn das so ist, dann merke ich mir das.‘ Und dann musst du nur halb so oft Mathe machen.“

Kind: „Aber ich hasse Mathe.“

MB: „Möchtest du weniger Mathe machen müssen?“

Kind: „Ja!“

MB: „Dann solltest du dich selbst loben, sobald etwas geklappt hat. Dann bist du die Matheaufgaben viel schneller los. Probier es doch mal!“

Kind knöddert, jammert und schimpft, aber schließlich sagt sie – immer noch von unterm Stuhl und kopfüber – verschämt kichernd: „Das habe ich gut gemacht.“

Für diesen Tag wollte ich sie in Ruhe lassen mit Mathe. Beim Mittagessen fragte sie: „Mama, glaubst du, ich weiß noch was 5 mal 5 ist?“

„Bestimmt nicht.“

„25!“ triumphierte sie und ging alle Aufgaben mit Kuscheltieren und Eiskugeln, die wir gemacht hatten, im Kopf noch einmal durch. Sie wusste alle noch. Und diesmal konnte sie schon leichter sagen: „Das habe ich toll gemacht!“ Sie war auf einmal so glücklich und erleichtert darüber, das verflixte Malrechnen verstanden zu haben, dass sie sich nach dem Essen hinsetzte und die ganze Einmaleins-Tafel allein aufschrieb und ausrechnete. Plötzlich ging es. „Das hab ich super gemacht!“ Das Kind war froh.

Ich habe später darüber nachgedacht, warum sie am Anfang partout nicht sagen wollte „Das habe ich gut gemacht!“. Dieser Satz schien sich mit ihrer Abneigung gegen Mathe nicht zu vertragen. Es war, als würde sie ins Lager der Matheliebhaber wechseln, wenn sie sich zugestand, etwas gut gerechnet zu haben. Sie wollte aber kein Mathefan werden wie ihr Bruder oder die Mama oder der Papa. Denn Mathefans machen ja viel Mathe. Sie aber wollte die Aufgaben so schnell wie möglich loswerden.

Dieser Mechanismus kommt auch bei Erwachsenen öfter vor: Wir mögen etwas nicht und denken, wir müssen es ablehnen und dagegen sein, um es schneller loszuwerden. Aber das genaue Gegenteil ist der Fall: Die Ablehnung wirkt wie ein Kleber.

ÜbungLobe dich bei allem, was du nicht gern machst oder nicht gut kannst, für jeden kleinen Erfolg. Du wirst sehen, die ungeliebte Aufgabe geht dir immer schneller von der Hand. Und nach und nach ändert sich dadurch auch dein Selbstbild. Statt „Für dies und das bin ich einfach viel zu blöd“, denkt dein Unterbewusstsein auf einmal: „Ich schaffe auch dies und das. Ich mache das auf meine eigene Art und finde immer einen Weg. Ich bin eigentlich überhaupt eine tolle Person.“ Genau das ist der Trick: Wenn du dich selbst für noch so kleine Erfolge lobst, steigt dein Selbstwertgefühl, und du traust dir in allen Lebensbereichen immer mehr zu.

Du kannst den Effekt steigern, indem du dich bei allem lobst, was dir gut gelungen ist und was du gut gemacht hast. Nicht auf eine eitle Weise: „Ätsch, ich bin der Beste“, sondern auf eine dankbare Weise: „Ich freue mich über meine Stärken und Fähigkeiten und bin dankbar dafür.“

TippManchmal macht es Spaß, sich mit anderen zu vergleichen, und es stachelt zu besseren Leistungen an. Manchmal frustriert der Vergleich mit anderen aber auch nur. Bei Dingen, die du ohnehin tun musst, obwohl sie dir schwer fallen, ist es meist kontraproduktiv, dich mit anderen zu messen. Vergleiche lieber das, was du früher geschafft hast, mit dem, was dir inzwischen gelingt. Sieh deinen eigenen Fortschritt und freue dich daran.

Und wenn du auf einem Gebiet der Beste bist, freue dich an deinen Fähigkeiten und hilf den anderen, nicht in Frust zu verfallen, weil sie weniger gut sind. So wächst in dir eine Gewohnheit heran, auch zu dir selbst liebevoll zu sein, wenn etwas mal nicht gleich klappt.

Das Wunder der Selbstliebe

Eben noch rein gar nichts kapiert – und mit ein bisschen Selbstlob geht es wie geschmiert. Mit Selbstbestärkungen können auch schwierige Dinge wunderbar leicht gehen. Dabei wirst du es häufig nicht so machen, wie die anderen, sondern einen ganz eigenen Weg finden. Ein weiterer Grund, stolz auf dich zu sein. Verleih dir selbst den „Nobelpreis für positive Selbstmotivation“.

Das Wunder der Selbstliebe

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