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GESUNDHEIT:EIN DEHNBARER BEGRIFF

Wann bezeichnen Sie sich als gesund? Wenn nichts schmerzt? Oder nur dann, wenn Sie sich topfit fühlen, sodass Sie die sprichwörtlichen Bäume ausreißen könnten? Bedeutet der Begriff Gesundheit für Sie lediglich die Abwesenheit akuter Beschwerden oder gehört mehr dazu?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beschreibt es so:

“Gesundheit ist der Zustand vollkommenen körperlichen,

geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein das Fehlen

von Krankheit und Gebrechen.“

Die WHO betrachtet den Menschen mit einem Rundumblick und wir laden Sie ein, ihn einen Moment auf sich wirken zu lassen: vollkommenes körperliches, geistiges und soziales Wohlbefinden. Würden Sie sich nach dieser Definition als gesund bezeichnen? Oder kennen Sie Menschen, auf die das zutrifft? Vermutlich eher nicht. Wer kann schon von sich behaupten, es ginge ihr oder ihm in jeder Hinsicht gut? Aber genau das ist das Ziel des ganzheitlichen Ansatzes, auf den wir im nächsten Kapitel intensiv eingehen werden.

Schauen wir uns zunächst an, wie unterschiedliche medizinsche Modelle den Begriff Gesundheit interpretieren.

Schulmedizin: der symptombezogene Ansatz

Die wissenschaftlich orientierte Medizin folgt dem Prinzip von Ursache und Wirkung, die mit systematischen, kontrollierten Methoden objektiv nachweisbar sind. Sie umfasst diagnostische und therapeutische Maßnahmen, die an Universitäten und Hochschulen gelehrt werden, daher wird sie vereinfacht als Schulmedizin bezeichnet.

Im Mittelpunkt der Behandlung steht das Symptom, also die wahrnehmbaren Beschwerden der Person, oder messbare Abweichungen von einer festgelegten Norm. Ziele der ärztlichen Bemühungen sind das Beherrschen des Symptoms, die Freiheit von Beschwerden und/oder das Herstellen eines Normalzustandes.

Ihr Rücken plagt Sie?

Dann sind Sie gesund, wenn Sie keine Schmerzen mehr haben.

Sie leiden unter einem juckenden Hautausschlag?

Ihre Gesundheit ist hergestellt, wenn Juckreiz und Rötung verschwunden sind.

Sie liegen nachts wach?

Gesundheit bedeutet, dass Sie durchschlafen.

Die Sichtweise der Schulmedizin ist also in erster Linie krankheitsorientiert, das heißt das Beschwerdebild entscheidet darüber, was als Gesundheit bezeichnet wird.

Um diesen Zustand herzustellen, werden Kollateralschäden in Kauf genommen. Nehmen wir an, Sie haben Kopfschmerzen und Ihr Hausarzt verschreibt Ihnen das Schmerzmittel Ibuprofen 400. Der Beipackzettel dieser Tabletten führt beispielsweise als häufige Nebenwirkungen Sodbrennen, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Blähungen, Durchfall und Verstopfung auf. Es ist also durchaus möglich, dass Sie Ihre Kopfschmerzen loswerden, dafür aber unter Übelkeit und Bauchweh leiden. Obwohl dies nicht der Definition der WHO entspricht, die “vollkommenes Wohlbefinden“ beschreibt, wären Sie aus Sicht der Schulmedizin - in Bezug auf Ihre ursprünglichen Beschwerden - dennoch gesund, denn Ihre Kopfschmerzen sind ja weg. Gegen die Übelkeit und das Bauchweh gibt es ein anderes Medikament oder eine Fachärztin/ein Facharzt für Gastroenterologie kümmert sich darum.

Komplementärmedizin/Alternativmedizin: der vernetzte Ansatz

Komplementär- und Alternativmedizin sind Sammelbezeichnungen für eine Vielzahl diagnostischer und therapeutischer Methoden, die sich als Ergänzung oder Gegenangebot zur Schulmedizin begreifen. So unterschiedlich die einzelnen Verfahren auch sein mögen, haben sie doch einen gemeinsamen Nenner, nämlich die Sichtweise: Es kommt nicht ein krankes Organ zur Behandlung, sondern ein individueller Mensch. Sie arbeiten vernetzt, indem sie den Organismus als untrennbare Einheit betrachten und sich mit den Wechselwirkungen zwischen Körper, Seele und Geist beschäftigen.

Die Sichtweise der Komplementär-/Alternativmedizin ist gesundheitsorientiert, denn sie folgt der Überzeugung, dass die ursprüngliche Absicht des Organismus die Erhaltung oder Wiederherstellung der Gesundheit ist. Deshalb dient die Behandlung mit alternativen Methoden dem Ziel, die eigenen Heilkräfte des Menschen anzuregen und voll zu entwickeln, dadurch das innere Gleichgewicht (wieder) herzustellen und künftigen Gesundheitsstörungen vorzubeugen.

In der Komplementär-/Alternativmedizin wird der Mensch also grundsätzlich als gesund betrachtet und Symptome werden als Hinweise des Organismus auf notwendige Veränderungen gedeutet.

Das Grundverständnis von Gesundheit in der Komplementär-/ Alternativmedizin kommt dem der WHO also um einiges näher, auch wenn die einzelnen Strömungen den Begriff unterschiedlich definieren, wie die folgende Übersicht zeigt.

Naturheilkunde

Wie der Name verrät, geht die Naturheilkunde von der Gabe der Natur aus, sich selbst zu heilen und zwar durch in der Natur entstandene Kräfte: Wasser und Erde, Licht, Luft, Wärme, Kälte, Bewegung, Ruhe, Ernährung und Nahrungsenthaltung, Heilpflanzen und positive seelische Impulse. Die Naturheilmittel werden zur Pflege, zur Förderung und zur Wiederherstellung der Gesundheit eingesetzt.

Einige der bekanntesten Naturheilverfahren, deren Wirkungsweise wir Ihnen im Kapitel 10 “Wege zur Gesundheit“ näher erläutern, sind:

» Anthroposophische Medizin

» Bachblütentherapie

» Balneotherapie und Klimatherapie

» Bewegungstherapie

» Biochemie nach Schüßler

» Bioresonanztherapie

» Chiropraktik

» Entspannungsverfahren

» Ernährungstherapie

» Feng-Shui

» Geistiges Heilen

» Hildegard-Medizin

» Homöopathie

» Hydrotherapie

» Hypnosetherapie

» Kinesiologie

» Kneipp-Therapie

» Lymphtherapie

» Lichttherapie

» Magnetfeldtherapie

» Neuraltherapie

» Osteopathie

» Ozontherapie

» Phytotherapie

» Reflexzonentherapie

» Spagyrik

» Wirbelsäulentherapie nach Dorn

Die Naturheilkunde geht von einem lebenserhaltenden Ordnungsprinzip aus, das den Menschen gesund und vital erhält. Krankheit entsteht, wenn diese Ordnung durch Einflüsse gestört wird, die der Organismus nicht (mehr) kompensieren kann. Deshalb verfolgt die naturheilkundliche Therapie das Ziel, den Organismus bei der Wiederherstellung seiner biologischen Ordnung zu unterstützen.

Traditionell Chinesische Medizin (TCM)

Die TCM fußt auf den Grundlagen der alten chinesischen Heilkunst und wird seit mehr als 2000 Jahren praktiziert. Die Grundannahme: Der Mensch ist Teil des Kosmos, in dem eine universelle Lebenskraft existiert, das sogenannte Qi (sprich: Tschi). Qi fließt in Energiebahnen, den Meridianen, durch den Körper und versorgt die inneren Organe.

Gesundheit oder Krankheit hängen davon ab, ob alle Organe optimal mit Qi versorgt werden. Blockaden im Energiefluss führen zu Über- oder Unterversorgung und somit letztlich zur Erkrankung. Ziel der TCM ist es daher, den Fluss des Qi in Balance zu halten oder zu bringen.

Ayurveda

Ayurveda bedeutet übersetzt “Wissen vom Leben“ und gehört zu den ältesten Gesundheitslehren. Diese traditionelle indische Heilkunst wird bereits seit mehr als 5000 Jahren angewendet. Sie basiert auf der Annahme, dass die Welt von fünf Elementen beziehungsweise Wandlungsphasen gestaltet wird: Feuer, Erde, Wind, Wasser und Äther. Im menschlichen Körper manifestieren sie sich in Form der Doshas Pitta, Kapha und Vata, die als Lebensenergie für die individuelle Konstitution verantwortlich sind und die körperliche und geistige Funktion des Menschen regulieren. Gerät das Zusammenspiel der Doshas in Disharmonie, verliert der Mensch seine Gesundheit. Dies geschieht durch krankmachende Faktoren wie falsche Ernährung, ungesunde Arbeits- und Lebensbedingungen, exzessiver, zu geringer oder unpassender Gebrauch der Sinne und übermäßige Stressbelastungen.

Der ayurvedische Ausdruck für einen gesunden Zustand ist svastha, was so viel heißt wie “im Selbst verweilen“. Gemeint ist damit ein Zustand, in dem wir uns durch Kontakt mit unserem wahren Selbst, unserer innersten Natur, auf allen Ebenen unserer Persönlichkeit ausgeglichenen und kraftvoll fühlen.

Schamanismus

Der ursprünglich aus Sibirien stammende Begriff “Schamane“ bezeichnet heute unterschiedlichste spirituelle und heilend tätige Spezialist*innen, die als Mittelspersonen zur Geisterwelt dienen. Je nach Ethnie und Kultur werden darunter Medizinfrauen und -männer, Heiler*innen, geistige Führer*innen oder weise Alte verstanden.

Der Schamanismus, den die Weltgesundheitsorganisation WHO als Teil der komplementären medizinischen Versorgung akzeptiert, versteht den Menschen gemeinsam mit Tieren, Pflanzen, Tiergeistern und Ahn*innen, sowie den Elementen Feuer, Wasser, Erde und Luft als eine der vielfältigen Formen des Lebens. Als Teil der Natur ist das Individuum eng mit den Kräften des Universums verbunden.

Ziel des schamanischen Wirkens ist es, die Harmonie des Menschen mit den anderen Lebensformen (wieder) herzustellen.

Der gemeinsame Nenner

Auch wenn die Definitionen des Begriffs “Gesundheit“ in den verschiedenen Bereichen der Komplementär-/Alternativmedizin teilweise voneinander abweichen, so haben sie, wie eingangs schon angedeutet, doch etwas Wesentliches gemeinsam: Sie betrachten den Menschen als Einheit aus Körper, Seele und Geist. Heilung kann in der Tiefe nur dann geschehen, wenn dieses Gesamtsystem balanciert wird. Die Methoden, mit denen dies in den einzelnen Bereichen der Komplementär-/Alternativmedizin geschieht, stellen wir Ihnen in Kapitel 10 “Wege zur Gesundheit“ vor.

Horch, da klopft die Seele an!

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