Читать книгу Horch, da klopft die Seele an! - Bärbel und Sebastian Rockstroh - Страница 12
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WIE KRANKHEIT ENTSTEHT
Zufall. Schicksal. Strafe Gottes. Unmittelbare Auswirkung von Erregern wie Viren und Bakterien. Folge unserer Lebensweise. Einfach nur Pech. Wer sich der Frage nähern will, wie Krankheit entsteht, wird darauf eine Vielzahl von Antworten finden, die sich je nach Weltanschauung stark voneinander unterscheiden.
Die westliche Schulmedizin sucht, wie im vorigen Kapitel erläutert, eher symptombezogene Ursache-Wirkungs-Verknüpfungen und forscht häufig nach dem einen Auslöser für den momentanen Zustand.
Im Gegensatz dazu ist das Krankheitsbild in der Komplementär-/Alternativmedizin deutlich komplexer. Auch hier herrscht keine Einigkeit über den Ursprung einzelner Erkrankungen. Die TCM sieht ihn beispielsweise in der Störung des Energieflusses, die Anthroposophie als Ausdruck mangelnden oder fehlerhaften Zusammenwirkens der Wesensglieder eines Menschen, Ayurveda in der Disharmonie des inneren Gleichgewichts. Eine Sichtweise haben aber alle holistischen Strömungen gemeinsam: Krankheit ist kein starrer Zustand, sondern das Bemühen des Organismus um Heilung.
In unserer ganzheitlichen Sicht gibt es deshalb nicht die Krankheit, sondern einen Menschen, dessen Organismus auf das Zusammenwirken verschiedener Komponenten individuell reagiert.
Anders ausgedrückt: Wenn auf einer der 5 Dimensionen des Menschen - Körper, Energiesystem, Gedanken, Gefühle, Glaubensmuster - etwas aus dem Gleichgewicht gerät, kann sich die Auswirkung entweder direkt auf dieser Ebene zeigen oder auf einer oder mehreren der anderen.
Schauen wir uns zum Beispiel einen Mann an, der Angst vor dem Verlust seines Arbeitsplatzes hat. Nachts malt er sich die möglichen Folgen in düsteren Bildern aus. Diese Sorgen rauben ihm den Schlaf und er fühlt sich von Tag zu Tag immer kraftloser. Dieses alltägliche Beispiel zeigt, wie die Ursache in der einen Dimension, hier die der Gefühle (Angst), sich in anderen Dimensionen, hier Gedanken (Sorgen) und Körper (Schlafstörungen und Kraftlosigkeit), auswirken kann.
Das Gleiche geschieht, wenn die 5 Dimensionen nicht balanciert zusammenarbeiten oder der Mensch ihnen nicht gleichermaßen Aufmerksamkeit schenkt. Nehmen wir beispielsweise eine Frau, die sich in der letzten Phase ihres Studiums kurz vor den entscheidenden Prüfungen befindet. Sie lernt, lernt, lernt und nichts anderes scheint in ihrem Leben gerade Platz zu haben. Sie vernachlässigt ihren Sport, isst das, was ihr gerade in die Finger gerät und alle Aktivitäten mit ihrem sozialen Umfeld verschiebt sie auf die Zeit nach “Tag X“. In die Sprache ganzheitlicher Betrachtungsweise übersetzt, nimmt die Dimension Gedanken (das Lernen) in dieser Phase derart viel Raum ein, dass die anderen Ebenen wie der Körper (Bewegung und Ernährung) und Gefühle (soziale Kontakte) vernachlässigt werden. Das System gerät aus dem Gleichgewicht.
Diese holistische Sicht ist mit einem Mobile vergleichbar: Wenn in einer der 5 Dimensionen ein Problem entsteht, gerät das gesamte Gefüge in Disbalance. Das führt häufig dazu, dass sich die Auswirkungen auf einer der anderen Ebenen zeigen. Krankheit ist demnach ein Zustand, in dem eine oder mehrere der 5 Dimensionen des Menschen aus der Balance geraten ist/sind oder die Ebenen nicht ausgeglichen miteinander interagieren.
Wo klopft die Seele an?
Den meisten Menschen fällt es schwer, die Nachrichten aus der Welt der eigenen Gefühle, Gedanken, Glaubensmuster und energetischen Ebene wahrzunehmen oder zu deuten. Deshalb zeigt unser Organismus eine Disbalance meistens durch körperliche Symptome. Die Seele klopft beim Körper an, um zu zeigen: Da gibt es etwas, um das du dich kümmern solltest.
Doch warum erfolgt dieses Anklopfen bei der einen Person in Form von Kopfschmerzen, bei der anderen mit Hautausschlägen und der nächsten durch Verdauungsbeschwerden? Das liegt an der Prädisposition, also der Empfänglichkeit eines Organismus für eine bestimmte Erkrankung. Dabei unterscheidet man unter anderem diese Formen:
» Genetische Prädisposition
Das Risiko, sich eine bestimmte Krankheit zuzuziehen, kann durch die Erbanlage weitergegeben werden. Mehr dazu erfahren Sie in Kapitel 8 “Krankheit als Erbe“.
» Geschlechtliche Prädisposition
Ein Mann bekommt keine Eierstockentzündung und eine Frau keine Erektionsstörung. Aber auch jenseits des Offensichtlichen zeigen sich geschlechtsspezifische Unterschiede. Frauen erkranken zum Beispiel rund fünfmal häufiger an Osteoporose, während beim Herzinfarkt die Zahl der betroffenen Männer doppelt so hoch ist.
» Konstitutionelle Prädisposition
Auch die Beschaffenheit des Körpers hat eine Auswirkung darauf, für welche Krankheiten der eine Mensch anfälliger ist als der andere. So leiden beispielsweise übergewichtige Menschen häufiger unter Gelenkverschleiß und -schmerzen als normalgewichtige. Das Risiko einer Kniearthrose verdoppelt sich schon bei fünf Kilogramm Übergewicht.
» Sozio-ökonomische Prädisposition
Soziale und wirtschaftliche Faktoren haben einen erheblichen Einfluss auf das Krankheitsrisiko. Chronische Leiden wie Bluthochdruck, Adipositas (Fettleibigkeit), Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes treten in sozial schwächeren Gruppen deutlich häufiger auf als bei sozial und finanziell besser Gestellten.
Jeder Mensch trägt also aus verschiedenen Ursachen ein ganz persönliches Risiko für den Ausbruch einer bestimmten Krankheit. Man könnte dies als die “Sollbruchstelle“ des Körpers bezeichnen. Wenn auf einer der 5 Ebenen des Menschen etwas nicht stimmt oder das Zusammenwirken der Ebenen aus der Balance geraten ist, dann zeigt sich das am ehesten an dieser Schwachstelle des Körpers.
Dabei handelt es sich selbstverständlich um eine sehr individuelle Veranlagung. Aus Diskussionen mit Raucher*innen über die gesundheitsgefährdende Wirkung des Nikotins kennen wir alle die Geschichte von Onkel Karl, der sein Leben lang Kettenraucher und dessen Lunge angeblich noch im Alter von 87 vollkommen gesund war. Falls das stimmt, und daran haben wir offen gestanden so unsere Zweifel, können wir nur sagen: “Herzlichen Glückwunsch, Onkel Karl! Du hattest offenbar keine Prädisposition für eine Lungenerkrankung.“
Wer gesund bleiben will, sollte die Sollbruchstelle des eigenen Körpers kennen oder, anders ausgedrückt, wissen, an welcher Stelle die Seele anklopft, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Das versetzt uns in die Lage, auf diesen Bereich unseres Körpers besonders aufzupassen und zu vermeiden, dass er übermäßig stark gefährdet wird.
Das Fass läuft über
Ein erkrankter Organismus verhält sich wie ein Fass, dessen Inhalt überläuft. Es stellt sich die Frage, wie und zu welchem Zeitpunkt es gefüllt wurde, auf den Körper übertragen also, wann und wodurch die Belastung entstanden ist. Dies kann auf zweierlei Arten geschehen: durch ein einmaliges, plötzliches Ereignis oder durch eine Dauerbelastung.
Einmaliges, plötzliches Ereignis
Eine riesige Ladung Wasser ergießt sich in das Fass. Es ist auf einen Schlag voll und läuft sofort über. Für den Organismus des Menschen bedeutet das, er ist plötzlich mit etwas Großem, Mächtigem, Intensivem konfrontiert, das ihn komplett überfordert. Er kann seine Abwehrmechanismen nicht oder nicht schnell genug aktivieren, sodass auf die Ursache eine unmittelbare Auswirkung erfolgt.
Diese Kausalität ist meist nachvollziehbar und die Wirkung so deutlich zu spüren, dass die betroffene Person sich normalerweise zeitnah medizinisch oder therapeutisch unterstützen lässt. Wer zum Beispiel nach dem heftigen Aufprall bei einem Autounfall starke Kopf- und Nackenschmerzen hat, wird so schnell wie möglich eine Klinik oder eine ärztliche Praxis aufsuchen. Durch die sofortige Behandlung kann in der Regel eine rasche Heilung herbeigeführt werden.
Dauerbelastung
Ganz anders sieht es aus, wenn der Wasserpegel tröpfchenweise steigt. Der Gesundheitszustand des Menschen verschlechtert sich sehr langsam und deshalb oft lange unbemerkt oder, treffender ausgedrückt, unbeachtet. Irgendwann bringt der sprichwörtliche einzelne Tropfen das Fass zum Überlaufen. Der Zustand kippt und kann nicht länger ignoriert werden. Dieser schleichende Prozess ist aus zwei Gründen problematisch:
Erstens entwickeln sich die gesundheitlichen Beeinträchtigungen in so minimalem Tempo, dass sie nicht wahr- oder ernstgenommen werden. Die wenigsten Menschen suchen wegen vermeintlicher Kleinigkeiten einen Heilpraktiker oder eine Ärztin auf. Vielmehr arrangieren sie sich mit leichten Beschwerden und empfinden sie rasch als Normalzustand. Medizinische oder therapeutische Hilfe wird deshalb erst zu einem Zeitpunkt in Anspruch genommen, an dem die Krankheit schon weit fortgeschritten und eine längere, intensivere Behandlung erforderlich geworden ist.
Zweitens werden in diesem Moment häufig falsche Schlussforderungen gezogen, indem sich das Hauptaugenmerk auf den “letzte Tropfen“ richtet. Statt ihn als Auslöser zu betrachten, gerät er als Ursache für die Erkrankung in den Fokus und verstellt damit den Blick auf alles, was zuvor das Fass literweise gefüllt hat.
Dies lässt sich am Beispiel Allergie anschaulich verdeutlichen: Ein Mann verträgt Milchprodukte nicht besonders gut. Da er Joghurt, Quarkspeisen und Käse sehr gerne mag, nimmt er kleine Beschwerden wie Blähungen und das leichte Anschwellen der Nasenschleimhaut in Kauf und isst diese Lebensmittel jahrein, jahraus. In dieser Zeit füllt sich, bildlich gesprochen, langsam aber stetig das Giftmülldepot seines Körpers. Eines Tages genießt er zum Dessert Erdbeeren mit Sahne. Plötzlich juckt sein Rachen, die Nase schwillt zu, die Augen tränen und im Gesicht erscheinen rote Flecken. Obwohl die Sahne sein Fass zum Überlaufen brachte, lautet seine Schlussfolgerung: “Ich habe eine Erdbeerallergie.“
Wer gesund werden oder bleiben will, braucht ein Bewusstsein dafür, welche Faktoren in den einzelnen Dimensionen des Menschen Schaden anrichten. Deshalb schauen wir uns in den folgenden Kapiteln detailliert an, welche einmaligen, plötzlichen Ereignisse und welche Dauerbelastungen für den Körper, das Energiesystem, das Glaubensmuster und die Psyche des Menschen problematisch sein können.