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Naturwissenschaften in den Bell Labs

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In den ersten Jahren drehte sich die Forschung in den Bell Labs vorwiegend um Physik, Chemie, Materialwissenschaft und Kommunikationssysteme. Die Forscher genossen außerordentlich viel Freiheit, um ihren eigenen Interessen nachzugehen, aber das Umfeld bot so viele relevante Probleme, dass es nicht weiter schwer war, sich auf Gebieten zu betätigen, die sowohl wissenschaftlich interessant waren als auch potenziellen Nutzen für Bell System und für die Welt im Allgemeinen versprachen.

Die Bell Labs steckten hinter einer großen Menge wissenschaftlicher und technischer Fortschritte von umwälzender Bedeutung. An erster Stelle steht dabei der Transistor, der 1947 von John Bardeen, Walter Brattain und William Shockley erfunden wurde, als sie daran arbeiteten, Verstärker für Ferntelefonleitungen zu verbessern. Der Transistor ging aus Grundlagenforschung über Halbleiter hervor, angeregt durch den Bedarf für Geräte, die haltbarer waren als Vakuumröhren und weniger Energie verbrauchten. Letztere bildeten in den 40er Jahren die einzige Möglichkeit, um Kommunikationsgeräte zu bauen – und nebenbei bemerkt auch die ersten Computer.

Die Erfindung des Transistors wurde mit dem Physik-Nobelpreis von 1956 gewürdigt – einem von neun Nobelpreisen für naturwissenschaftliche Arbeiten, die ganz oder teilweise in den Bell Labs erfolgten. Zu den weiteren bedeutenden Erfindungen gehören gegengekoppelte Verstärker, Solarzellen, Laser, Mobiltelefone, Kommunikationssatelliten und CCD-Sensoren (auf deren Grundlage Ihre Handykamera funktioniert).

Von den 60ern bis in die 80er arbeiteten etwa 3.000 Personen im Forschungsbereich der Bell Labs (vor allem in Murray Hill) und 15.000 bis 25.000 in Entwicklungsgruppen an verschiedenen Standorten, an denen Geräte und Systeme für die Bell Labs konstruiert wurden, oft auf der Grundlage von Ergebnissen des Forschungsbereichs. Das ist eine stattliche Anzahl. Wer hat sie alle bezahlt?

Da AT&T Telefondienste für fast die gesamten USA anbot, hatte das Unternehmen praktisch ein Monopol. Allerdings waren seine Möglichkeiten, diese Monopolstellung auszunutzen, beschränkt, da es von Behörden auf Bundes- und Staatenebene reguliert wurde. Die Preise, die AT&T für die verschiedenen Dienstleistungen verlangen durfte, unterlagen einer Kontrolle, und das Unternehmen durfte nur Geschäfte ausüben, die unmittelbar mit der Bereitstellung von Telefondiensten zusammenhingen.

Diese Regulierung funktionierte viele Jahre lang sehr gut. AT&T war verpflichtet, Dienstleistungen für alle anzubieten (»universeller Dienst«), auch für abgelegene, unrentable Orte. Zum Ausgleich erhielt das Unternehmen eine stabile und vorhersehbare Rendite.

Im Rahmen dieser Vereinbarungen zweigte AT&T einen kleinen Teil seiner Einkünfte an die Bell Labs ausdrücklich für den Zweck ab, die Kommunikationsdienstleistungen zu verbessern. De facto wurden die Bell Labs also durch eine bescheidene Gebühr bezahlt, die bei jedem Telefonat im Land anfiel. Nach einer Abhandlung von A. Michael Noll gab AT&T etwa 2,8 % der Einnahmen für Forschung und Entwicklung aus, wobei etwa 0,3 % auf Grundlagenforschung entfielen. Ich bin mir nicht sicher, ob so etwas auch heute noch funktionieren würde, aber jahrzehntelang sorgte diese Vorgehensweise für kontinuierliche Verbesserungen des Telefonsystems und eine erhebliche Anzahl grundlegender wissenschaftlicher Entdeckungen.

Die sichere Finanzierung war von großer Bedeutung für die Forschung. Dadurch gewann AT&T eine sehr langfristige Sichtweise. Die Forscher bei den Bell Labs hatten die Freiheit, sich auch mit Themen zu beschäftigen, die keinen kurzfristigen Ertrag versprachen und vielleicht sogar niemals gewinnbringend sein mochten. Das unterscheidet sich sehr stark von der heutigen Situation, in der oft nur wenige Monate vorausgeplant und viel Aufwand betrieben wird, um über die finanziellen Ergebnisse im nächsten Quartal zu spekulieren.

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