Читать книгу Mut zum Lebenswandel - Brigitte Hieronimus - Страница 5
Vorwort
Оглавление„Das einzig Beständige ist die Veränderung.“
Buddha
Fast niemand mag Veränderung. Außer bei Zahnschmerzen oder anderen unangenehmen Lebenssituationen. Da möchte man, dass sie möglichst schnell vergehen -die Schmerzen, die Unsicherheit, das Bedrohliche. Aber das Schöne, das Angenehme oder das, was uns selbst und unsere Ansicht über die Welt bestätigt, soll bitte nicht vergehen. Jedenfalls nicht so schnell und nicht so bald. Vergänglichkeit und Veränderung sind unvermeidlich — so viel Einsicht haben wir schon. Aber sie sollen bitte später im Leben kommen, erst dann, wenn es uns besser passt und wenn wir gut darauf vorbereitet sind. Unerwartete Veränderungen, überraschende Situationen und ungeplante Änderungen im Lebensplan mögen wir nicht. Weil es uns so viel Mühe und Arbeit gekostet hat, das alles so sorgfältig zu arrangieren. Das Erreichte muss gefestigt und verteidigt werden. Aus Festem und Unveränderlichem wird unser subjektives Gefühl von Sicherheit genährt. Gewohnheiten sind vorhersehbar und Geplantes haben wir unter Kontrolle. Mitten auf der offenen und manchmal stürmischen See suchen wir nach festem Halt.
Den aber gibt es nicht. Weder mitten auf dem Meer noch im Ozean des Lebens. Das Leben nämlich ist etwas Fließendes. Etwas, das ständig und ununterbrochen in Bewegung ist. Etwas, das sich ständig verändert und wandelt. Jede Veränderung ist gleichzeitig eine Verwandlung. Etwas Altes ist vorbei — etwas Neues hat noch nicht begonnen. Da ist weder eine vertraute Erfahrung, auf die wir zurückgreifen können, noch ein Halt in einer vorhersehbaren Zukunft. Im Augenblick der Veränderung gibt es nichts, an dem wir uns festhalten können. Es ist offener Raum ohne Garantie, dass der nächste Schritt gut ausgehen wird. Unbekanntes Land. Keine Absicherung. Keine Garantie für Nichts.
Der Zustand mitten im Prozess der Veränderung macht uns Angst, verunsichert uns und scheint uns manchmal sogar den Boden unter den Füßen weg zu ziehen. Aber jeder Schritt im Leben hat damit zu tun, Boden unter den Füßen zu verlieren. Wenn wir von einem Ort zum anderen gehen, muss sich unser Fuß vom Boden lösen, bevor er einen kleinen Schritt weiter voran wieder festen Boden unter den Füßen hat. Und im nächsten Schritt hebt sich der andere Fuß und der, der vorher in der vergangenen Wegstrecke war, gibt nun Halt und Stabilität in unbekanntem Terrain weiter vorn.
Beim Gehen haben wir uns an die Unsicherheit gewöhnt. Beim Atmen auch. Oder haben Sie nur deshalb nicht tief ausatmen können, weil Sie befürchtet haben, dass auf das Einatmen kein Ausatmen folgt? Tief ausatmen können ist ein Zeichen von Vertrauen und Zuversicht ins Leben selbst.
Dieses Vertrauen und diese Zuversicht brauchen Mut. Den Mut, das Wagnis der Unsicherheit einzugehen. Den Mut, ohne Netz und doppelten Boden Schritte zu gehen, die so oder so gegangen werden müssen. Älter werden geschieht von selbst … mit jedem Schritt und jedem Atemzug gehen wir der Verwandlung entgegen. Genauer gesagt sind wir mitten drin. Schritt für Schritt. Moment für Moment. Immer und in jedem noch so kleinen Augenblick geschieht Wandlung, Änderung, Transformation. Kein Augenblick ist genau so, wie ein anderer zuvor. Dieser völlig einmalige Zauber der unendlich beständigen Verwandlung heißt: Leben.
Karl-Ludwig Leiter (Design Studio und Buchautor)