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Grundlagen
der Biografiearbeit

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In den biografischen Einzelcoachings erlebe ich immer wieder, dass Menschen, die ihre Lebenskrisen und Lebensübergänge biografisch genutzt haben, an ihren Erfahrungen gereift und keineswegs gescheitert sind. Sie gingen empathischer und einsichtiger mit sich und ihren Schwächen um. Vielen ist es gelungen, eine neue Haltung zu entwickeln, die dazu beitrug, das kleingeistige, diskursive Denken hinter sich zu lassen. Ihre Liebesfähigkeit und natürliche Güte vertieften sich, während alter Groll sich mehr und mehr verabschiedete. Viele ältere Menschen setzten ausstehende Lebenspläne in die Tat um und kümmerten sich entschlossen um ihre Freudenbiografie: Sie lernten, auf das zu schauen, was sie gestärkt, ermutigt und erfreut hat, und konnten schließlich zufrieden auf die Lebensjahrzehnte zurückblicken.

Die strukturgebende Biografiearbeit zeigt individuelle Entwicklungsaufgaben und Wahlmöglichkeiten auf. Ursprünglich basiert sie auf Rudolf Steiners Forschungen der geistigen, seelischen und körperlichen Entwicklungszyklen und auf Erik H. Eriksons Stufenmodell des vollständigen Lebenszyklus. Darüber hinaus bezieht die moderne Biografiearbeit Erkenntnisse der Hirnforschung und Traumaarbeit mit ein. Der biografische Erwachsenenzyklus unserer Zeit lässt sich in drei Ebenen einteilen. Die erste Ebene bezieht sich auf die Zeitspanne von 18 bis 30 Jahren. Wobei die Jahre um die 20 noch zu den zögerlichen gehören. Nach all den Strapazen der Jugendzeit will man erst noch mal richtig Spaß haben, bevor es an den Lebensstart geht. Die zweite Ebene bezieht sich auf die Zeitspanne von 30 bis 45 Jahren. Doch noch bevor man 30 wird, kommt es zu einer ersten Bestandsaufnahme, und dann geht es mit „Drive“ los in den Ernst des Lebens. Um die 40 winken bereits die ersten Abschiede von Möglichkeiten; man stirbt die kleinen Tode, die sich wie eine Midlife Crisis anfühlen. Die dritte Ebene wird nach 45 Jahren erklommen. Jetzt mehren sich die Sterblichkeitskrisen, bevor es zu inneren Neugeburten kommt. Dann aber nimmt man, so um die 50, richtig flott an Fahrt auf, setzt zu geistigen Höhenflügen und Spitzenleistungen an, bevor kurz vor dem 60. Jahr erneut innegehalten wird. Nun ist man bereits unterwegs zur Ganzheit, hat seine Sinnkrisen allmählich verstanden, geht wieder Risiken ein, wagt Abenteuer und erlangt oft erst jetzt die Reife in der Liebe. Nach 70 Jahren wird es leichter, mit dem Loslassen, und das geistige Potenzial der Weisheit kann aufblühen.

Biografische Beratung mit Paaren

In der langjährigen Arbeit mit Paaren hat sich gezeigt, dass den meisten partnerschaftlichen Problemen — biografisch bedingt — unterschiedliche Bewältigungsstile zugrunde liegen. Sie treten vor allem in Belastungssituationen zum Vorschein und wirken sich destruktiv aus, was zu massiven Störungen im Miteinander führt. In der herkömmlichen Paarberatung werden biografische Lebensaufgaben und nicht verarbeitete traumatische Erfahrungen weniger berücksichtigt; vielmehr wird der Blick auf das aktuelle Geschehen gelenkt und am derzeitigen Verhalten gearbeitet. Das mag zwar kurzfristig für eine Verhaltensänderung sorgen, langfristig aber bleibt der Weg zu tiefgreifender Veränderung versperrt, weil die innere Einsicht in familiäre Zusammenhänge fehlt.

In der Paarberatung arbeite ich seit vielen Jahren mit Hermann Galle zusammen, der sich auf die Folgen traumatischer Erfahrungen spezialisiert hat und mir für dieses Buch wichtige Impulse und Denkanstöße gegeben hat.

Mut zum Lebenswandel

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