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WAHRHEIT

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„Henry, komm doch mal bitte, wir müssen mit dir reden!“, rief Theo.

„Oh je“, dachte Henry, denn er wusste sofort um was es ging.

Bestimmt hatten sie bemerkt, dass er heimlich die Himbeermarmelade aus der Vorratskammer aufgegessen hatte. Es waren fünf ganze Gläser gewesen.

Er hatte einfach nicht widerstehen können, denn Himbeermarmelade war einfach seine Lieblingsmarmelade.

„Ich komme!“, rief er und sprang vom Garten durch das offene Fenster in die Höhle hinein. Mit angelegten Ohren stellte sich Henry vor Theo und schaute ihn verlegen an und musste niesen.

Aus dem kleinen Katzenbaby war inzwischen ein hochgewachsener Junge geworden, mit langen Beinen und schmaler Brust, der fest daran glaubte, ein Bär zu sein - ein Bär wie seine Eltern, Lotti und Theo.

„Setz dich“, sagte Theo und deutete auf den Stuhl und begann auf und ab zu gehen. Der Boden ächzte unter seinen Schritten. Der Esstisch wackelte und das Geschirr im Küchenschrank klapperte. Lotti, die ebenfalls unruhig umherlief, tauschte mit Theo verschwörerische Blicke. Schließlich blieben die Bären vor Henry stehen und es wurde still im Raum.

Theo räusperte sich

„Also, Henry, was wir Dir sagen wollten, ist folgendes“, sagte er und konnte den Satz nicht beenden, denn Henry war vom Stuhl aufgesprungen und rief:

„Entschuldigung!“

„Was?“, fragte Theo.

„Wie bitte?“, rief Lotti.

„Entschuldigung!“, wiederholte Henry.

Theo zuckte mit den Achseln und flüsterte Lotti etwas ins Ohr. Sie seufzte und nickte. Dann legte sie Henry ihre Pfote sanft auf die Schulter und sagte: „Hör gut zu, Henry, wir wollten dir sagen, dass du…“

„Ja, ich weiß schon! Sowas darf ein Bär nicht tun. Ein anständiger Bär frisst nicht heimlich alle Marmeladengläser leer. Mach ich nicht mehr, wirklich, versprochen“, rief Henry.

So, jetzt war es raus. Er wartete darauf, dass sie ihn schimpften und herummeckerten. Aber nichts geschah. Lotti betrachtete ihre Bärenkrallen und Theo starrte ihn seltsam ernst an.

„Ihr seid wohl sehr sauer?“, fragte Henry.

Theo holte tief Luft. Seit Monaten trauten sie sich nicht Henry die Wahrheit zu sagen. Seit Monaten übten Lotti und er den Satz: „Henry, Du bist kein Bär, Du bist ein Kater“, das war es, was sie ihm sagen wollten, aber stattdessen sagte er:

„Schon gut, Henry. Schwamm drüber.“

„Ja, genau, Schwamm drüber“, sagte auch Lotti schnell. „Heute ist so ein schönes Wetter. Was haltet ihr davon, wenn - wenn wir einen Ausflug machen?“

Henry blickte sie mit großen Augen an. Kein Geschimpfe? Ein Ausflug? Hatte Lotti wirklich Ausflug gesagt? Er konnte es kaum glauben. Was war heute bloß mit seinen Eltern los?

„Wir dachten, wir könnten mit dir auf den Blaubeerwaldberg gehen, auf den großen Agbarberg, nicht wahr Theo?“, sagte Lotti.

Theo atmete schwer.

„Ja, stimmt, das könnten wir. Jetzt bist Du groß genug, um auf den steilen Berg zu gehen.“

„Bis auf den Gipfel?“, fragte Henry mit glänzenden Augen.

Theo nickte.

„Und vielleicht sehen wir auf dem Weg sogar ein Königstier!“, sagte Lotti und eilte in die Küche um den Proviant für den Rucksack vorzubereiten.

„Was ist denn ein Königstier, Mami?“, fragte Henry, während er zusah, wie Lotti und Theo eine Menge Brote mit Butter beschmierten und Äpfel einpackten.

„Die Königstiere, das sind die Herrscher unseres Blaubeerwaldes und sie sind ausserordentlich klug“, sagte Lotti.

„Das sind wir Bären, aber doch auch, oder?“, sagte Henry.

Lotti und Theo seufzten gleichzeitig.

„Die Königstiere sind aber noch klüger, sie haben eine Art geheimes Wissen“, sagte Theo. „Sie leben sehr zurückgezogen. Und sie lassen sich nur selten blicken.“

„Aber vielleicht sehen wir ja doch eines“, meinte Lotti unbeirrt. „Manchmal tauchen die Königstiere einfach auf. Das habe ich gehört.“

„Du meinst, sie stehen wie Geister plötzlich da?“, fragte Henry.

Lotti nickte und sie sah, dass Henry erschrocken aussah.

„Aber du musst keine Angst haben“, beruhigte sie ihn. „Die Königstiere, die sind nicht gefährlich.“

„Und was ist gefährlich?“, fragte Henry.

„Das erklären wir dir, wenn wir auf den Berg gehen“, sagte Theo.

Er zwinkerte Lotti zu und flüsterte ihr ins Ohr: „Bei der Gelegenheit werde ich es Henry sagen. Ganz bestimmt!“

Lotti nickte und sie machten sich auf den Weg zum großen Agbarberg.

Die Abenteuer des Henry Himmelblau

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