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Kapitel 1

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Gertrud Leander schnaufte ärgerlich. Jetzt stand sie schon seit zehn Minuten im Stau und nichts bewegte sich. Ausgerechnet heute! Wo sie doch immer äußerst pünktlich war.

Ihre Hände lagen zu Fäusten geballt auf ihren Oberschenkeln. Sie saß ganz gerade, damit ihr dunkelblaues Seiden-Shirt, das so perfekt zu ihrer hellblauen Jeans passte, nicht knitterte. Sie wollte gerade heute einen guten Eindruck machen.

„Verrückt“, dachte sie. „Wie schnell ich mich doch daran gewöhnt habe, mit einem Androiden zusammenzuarbeiten. Ich empfinde ihn schon gar nicht mehr als Maschine.“

Vor fast genau zwei Jahren war damit begonnen worden, landesweit die Leitungsposten mit einer Roboter-Generation zu besetzen, die Menschen zum Verwechseln ähnlich war. Äußerlich. Beim Händeschütteln konnte man keinen Unterschied zu einem Menschen merken. Sie hatten dieselbe Temperatur wie ihre menschlichen Ebenbilder. In ihrem Handeln unterschieden sich diese Androiden allerdings fundamental von Menschen. Sie verhielten sich in jeder Situation korrekt, bevorzugten niemanden, intrigierten nicht, waren nicht ungerecht, ließen sich nicht von dem Trachten nach Macht treiben, waren unbestechlich, verfolgten einfach nur ihre Aufgabenerledigung.

Der Umstellung auf Androiden waren heftigste Proteste der betroffenen Führungskräfte vorausgegangen. Zuerst hatten sie versucht, das Gesetz, das den Roboter-Einsatz möglich machte, zu torpedieren, indem sie Unterschriftensammlungen veranstalteten und Petitionen einbrachten.

Als das nichts nützte, waren sie zu Protestanzeigen in Zeitungen und Demonstrationen übergegangen. Nur half auch das nichts, denn die Mehrheit der Mitarbeiter aus den Betrieben der abtgesetzten Managementebene war von deren Leistung durchaus nicht angetan und erhoffte sich von den Androiden ein besseres Arbeitsklima und faire Aufstiegschancen.

Und so wurden die ehemaligen Chefs in sogenannte Beratungszentren umgesetzt, in denen sie in ihren jeweiligen Fachgebieten hochwertige Sachbearbeitung leisten sollten.

Damit fing in den Betrieben eine neue Ära an. Die Schleimspur hatte ausgedient. Gertrud musste lächeln. Der eine und andere Kollege fand das gar nicht gut. Die Androiden eierten nicht herum, wenn sie an einem Mitarbeiter negative Kritik übten. Das war sehr ungewohnt, und auf einmal zählten nur noch die tatsächlichen Leistungen der Mitarbeiter, wenn es um die Chancen zum Aufstieg ging. Schmeicheleien und gute schauspielerische Selbstdarstellung halfen nicht mehr weiter.

Etwas Besseres hätte den Angestellten nicht passieren können, fand Gertrud. Der Roboter-Hersteller Robert Gabelmann hatte eine bahnbrechende Technik auf den Markt gebracht und war immer wieder in aller Munde, denn die Bestückung von Unternehmen mit seinen Robotern ging unaufhaltsam weiter. Schade nur, dass die Technik noch nicht perfekt ausgereift war. Gertruds letzter elektronischer Abteilungsleiter war plötzlich erstarrt auf dem Gang zu den Büros stehen geblieben. Mehrere Elektroniker hatten daraufhin versucht, ihn wieder zum Leben zu erwecken, sozusagen, aber ohne Erfolg. Sie musste grinsen. Irgendwie war es ja schon merkwürdig, diese Maschinen als Vorgesetzte zu haben.

Ab heute sollte ein Ersatzmodell zum Einsatz kommen. Sie war gespannt, wie der oder die Neue aussehen würde und hoffte auf Verständnis für ihr Zuspätkommen. Immerhin war sie bisher mit den Androiden gut gefahren. Die Zusammenarbeit lief reibungslos, ohne jegliche Spannungen oder Missverständnisse, und so freute sie sich auf die erste Begegnung.

Da, endlich! Der Wagen vor ihr fuhr an. Sie startete ihr Auto. Die Wagenschlange setzte sich in Bewegung.

Die Automatin

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