Читать книгу Mitten im Steinschlag - Britta Kiehl - Страница 5

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2. Kapitel

Susan räumte den Frühstückstisch ab.

„Macht euch endlich los, ihr stört mich hier gewaltig. Das Ahornholz kommt nicht von allein in die Werkstatt.“ Unwirsch schob sie die beiden Männer aus der Küche.

„Na gut, satteln wir die Pferde und gehorchen der lieben Ehefrau“, sagte Philip grinsend.

Lily kam in den Pferdestall gelaufen. Ihr frisch angezogenes Kleidchen wies eine gehörige Anzahl hellroter Himbeerflecken auf.

„Lily will auch mit!“, sagte sie mit Piepsstimme und blickte auffordernd von ihrem Vater zu Daniel und wieder zurück.

„Spätzchen, du kannst nicht mitkommen“, sagte Philip.

„Dad muss arbeiten. Wir spielen, wenn ich zurück bin, versprochen.“ Lily verschlang schmollend die Arme vor ihrer Brust.

Ihre Unterlippe begann gefährlich zu zittern, während das erste Tränchen aus ihren Augen kullern wollte.

Daniel ließ sich schließlich erweichen. Ohne jegliche Vorwarnung schnappte er sich die Kleine und setzte sie auf den gesattelten Rücken seines Pferdes.

„Du hältst dich jetzt schön am Sattel fest und dann darfst du da oben ganz allein einmal um das Haus reiten“.

Während Daniel die Zügel in die Hand nahm und das Pferd langsam und bedächtig um das Gebäude führte, jauchzte die Kleine ausgelassen.

Philip sah lächelnd seiner Tochter nach. Wieder im Stall angekommen, nahm Daniel Lily sachte vom Pferd, um sie auf einen Strohballen zu setzen.

„Das war aber schön“, lispelte sie strahlend.

„Nun bist du aber schön lieb und wartest geduldig, bis wir zurückkommen. Versprochen?“

Lily nickte schelmisch, hüpfte vom Stroh und trollte sich in den Garten.

„Nun aber schnell weg, bevor sie vielleicht mit einem toten Regenwurm zurückkommt und von uns die Todesursache wissen will“, sagte Philip grinsend.

Flugs machten sich die Männer auf den Weg. Als sie sich auf freiem Felde befanden, sagte Daniel zu Philip:

„Morgen Mittag sollen zusätzliche Steuergelder in Huntington eingetrieben werden.“

„Warst du heute Nacht im Schloss? Wir haben dich gar nicht aus dem Haus gehen gehört.“

„Ja. Das Dorf ist recht klein. Eine Handvoll Männer sollte reichen.“

Nach einer kurzen Pause sagte Philip ernst:

„Bist du sicher, dass die nicht mit einer ganzen Horde bewaffneter Soldaten anrücken?“ „Absolut. Man erwartet keine Gegenwehr.“

„Danke. Ich werde es heute Nacht weitergeben und gezielte Gegenmaßnahmen einleiten“, sagte Philip kühl. Damit war das Gespräch beendet, denn sie kamen nun in eine leicht bewaldete Gegend, wo es hinter jedem Baum und Strauch Zuhörer geben könnte.

„Was machen wir, wenn der Holzlieferant wieder kein Ahorn vorrätig hat, selbst fällen?“

„Ich hoffe, er hat. Wenn wir beim Schwarzfällen erwischt werden, dann gnade uns Gott!“

Daniel erwiderte skeptisch:

„Na, ob der uns helfen kann, bezweifle ich. Der Auftrag für das Nähschränkchen muss in zwei Wochen raus. Uns wird wohl nichts anderes übrigbleiben, als im Notfall selbst zu fällen oder du zahlst eine satte Vertragsstrafe.“

Abrupt brachte Daniel sein Pferd zum Stehen.

„Was ist?“, fragte Philip leise, während auch er in die Zügel seines Pferdes griff.

„Ich habe etwas gehört“, antwortete Daniel lauschend.

„Lass uns nachsehen.“

Lauernd glitten sie von den glatten Pferderücken. Im Schutz von Buschwerk und Gestrüpp schlichen sie lautlos in die Richtung, aus welcher sie die entfernten Geräusche zu hören glaubten. Metall schlug auf Metall, eine Frau keuchte wütend und schroffe Männerstimmen störten die Ruhe zwischen Vogelgezwitscher und Grillenzirpen.

Plötzlich zog Philip seinen Freund hinter ein niedriges Nadelgehölz und zeigte wortlos mit einer Kopfbewegung nach rechts.

Drei grobschlächtig aussehende Männer bedrängten zwei junge Reiterinnen, die ihrer Reitkleidung zur Folge aus gutem Hause zu kommen schienen. Was sie von den Mädchen wollten, war durch ihre anmaßende, obszöne Wortwahl klar ersichtlich. Die Hübschere der Mädchen war bis an die Zähne bewaffnet. Sie schlug sich stolz, energisch und effektiv. Sie schien keinerlei Probleme zu haben, sich die dreisten, gierig sabbernden Kerle vom Hals zu halten. Die etwas Kleinere und Zierlichere der beiden, war weniger gut im Fechten gewandt und drohte ihrem Angreifer zu unterliegen. Hilfesuchend rief sie nach dem anderen Mädchen, als sie mehr und mehr in die Enge getrieben wurde. Diese reagierte blitzschnell. Mit einem gekonnten Hieb entwaffnete sie ihren Gegner. Ihm blieb keine Zeit, den ihm entrissenen Degen wieder an sich zu bringen. Blitzschnell hatte sie die Pistole aus dem Gürtel ihrer Reithose gezogen und ihren Gegner erschossen. Ein zweiter Schuss fiel.

Der Getroffene kippte mit weit aufgerissenen Augen nach vorn.

„Lauf zum Pferd und verschwinde Lizzy!“ Die Angesprochene zögerte einen Moment. Das zur Hilfe geeilte Mädchen stellte den feist grinsenden Kerl und bot ihm gebührend Paroli, während die mit „Lizzy“ angesprochene Frau auf ihr Pferd sprang und wie von Sinnen vor Angst davonjagte.

Daniel sah, dass sie durch ihre panische Handlungsweise die Kontrolle über das Tier verloren hatte und blindlings durchs Gebüsch und an Bäumen vorbeiraste.

Das Drama hatte sich innerhalb weniger Minuten zugetragen, sodass die Männer nach kurzer Sondierung der Sachlage keine Zeit gefunden hatten, in das Geschehen hilfreich eingreifen zu können.

Doch nun war Reaktion gefragt. Philip schnellte aus dem Buschwerk, um dem wild, aber kontrolliert kämpfenden Mädchen Beistand leisten zu können, während Daniel zurück zu seinem Pferd rannte und dem anderen Mädchen beritten hinterherjagte.

Daniel war noch nicht weit gekommen, als er eine grazile Frauengestalt bewegungslos unter einer weit ausladenden Kastanie liegen sah.

Wachsam um sich blickend näherte er sich dem hilflosen Mädchen. Auf ihrer Stirn prangte eine riesige, hellblau angelaufene Beule. Gekonnt tastete er nach ihrem Pulsschlag. Sie lebte. Vorsichtig hob er ihren Kopf an. Gequält öffnete sie die Augen.

„Alles in Ordnung mit dir?“, fragte er ruhig.

„Keine Angst, ich tue dir nichts“, fügte er hinzu, als er sah, dass sie angsterfüllt die Augen aufriss.

„Mir ist übel und mein Kopf …“, weiter kam sie nicht, da sie sich furchtbar erbrechen musste.

Daniel legte beruhigend seine warme Hand auf ihre von kaltem Schweiß bedeckte Stirn.

Suchend sah er sich nach Philip um.

Als Philip kurze Zeit später das stöhnende Mädchen im Gras liegen sah, den Kopf durch Daniels Hand gestützt, meinte er stirnrunzelnd:

„Aua, der geht’s aber gar nicht gut!“

„Wir werden sie wohl mitnehmen müssen. Siehst du irgendwo ihr Pferd?“ Philip blickte in alle Richtungen.

„Der Gaul grast da hinten gemütlich. Ich hole mal das liebe Tierchen.“

Rasch kehrte er mit dem Pferd zurück. Das benommene Mädchen wurde zu Daniel auf das Pferd gehoben.

„Was ist mit der anderen?“, fragte Daniel seinen Freund.

„Die ist noch mit einem der Angreifer beschäftigt. Mich hat sie angepöbelt und gesagt, ich soll machen, dass ich wegkomme. Sie sei gerade so schön in Übung. Na, da habe ich eben gemacht, dass ich wegkomme. Ich hatte nicht das Bedürfnis, mich mit der anzulegen. Vermutlich hätte die mich auch noch erledigt.“ Philip grinste verlegen.

„Die hier muss jedenfalls schnellstens von hier weg und in die Waagerechte“, erwiderte Daniel besorgt auf seinen Schützling blickend.

Das halb bewusstlose Mädchen wurde in Daniels Zimmer gebracht und von Susan ins Bett gelegt. Hilflos ließ sie alles mit sich geschehen.

„Die Kleine hat eine ordentliche Gehirnerschütterung, ansonsten hat sie nur ein paar blaue Flecken“, meinte Susan unvermittelt.

„Was zum Teufel habt ihr mit ihr angestellt?“

Mit gefährlich blitzenden Augen sah sie Philip und Daniel an.

„Wir erstmal überhaupt nichts“, antwortete Philip leicht pikiert.

„Das Pferd ist mit ihr durchgegangen, nachdem vier üble Kerle sie und eine andere Lady bedrängten. Nach dem Horn auf ihrer Stirn zu urteilen, muss sie in vollem Galopp gegen einen tiefhängenden Ast gerauscht sein.“

Susan schnitt energisch das Gemüse für das Mittagessen klein.

„Die Kleine braucht mindestens zwei Tage Bettruhe“, sagte sie bestimmt.

„Wisst ihr, wer sie ist?“ Philip antwortete mit einem entschiedenen: „Nein!“

„Doch“, sagte Daniel ernst.

„Ich brauche etwas zum Schreiben und einen absolut verlässlichen Botenjungen.“

Mit diesen kurzen Worten nahm er sich, was er brauchte, setzte sich an den Tisch und schrieb. Susan und Philip sahen sich verblüfft an, fragten aber nicht weiter, da es ihnen im Moment zwecklos erschien.

Der Botenjunge war schnell geholt. Das versiegelte Schriftstück wurde ihm ausgehändigt, dazu ein angemessener Lohn, welcher sich verdoppeln sollte, wenn der Auftrag zufriedenstellend ausgeführt war. Das Schreiben musste umgehend zu Lenox Castle gebracht werden.

„Kannst du uns jetzt mal aufklären?“, fragte Philip etwas ungehalten. Er hasste es, den Unwissenden abgeben zu müssen.

„Ich habe eine Nachricht an Lenox Castle geschrieben, um denen mitzuteilen, dass Prinzessin Lizzy leicht verletzt, aber in Sicherheit ist und bla, bla, bla.“

„Wer bitte ist die Kleine?“, Susan sah erschrocken auf.

„Woher weißt du das?“, fragte Philip erschrocken.

Daniel seufzte schwer.

„Ich habe das andere Mädchen erkannt und da diese hier mit Lizzy angeredet wurde, kann das ja dann wohl nur die jüngere Schwester sein.“

Philip hatte sich wieder gefasst. „Hoffentlich erfährt niemand, dass die Kleine unter unserem Dach ist. Deine Sippe würde sich alle zehn Finger ablecken, wenn sie die Prinzessin in ihre Hände bekämen.“

„Warum sollten sie. Ich tobe doch hier auch lustig durchs Haus!“

„Habe ich ganz vergessen in der Aufregung.“

„Vernünftig“, kam es von Daniel lässig zurück.

„Ich fürchte nur, wir müssen nun noch einmal los, denn Ahornholz haben wir immer noch nicht.“ Philip seufzte, bevor er erneut sein Pferd bestieg, um mit Daniel auszureiten.

Müde öffnete die Patientin die Augen. Mit hilflosem und scheuem Blick sah sie um sich. Sie konnte sich weder daran erinnern, was geschehen war, noch wo sie sich befand. Ängstlich starrte sie den jungen Mann an, der auf der Bettkante saß und sie besorgt ansah. Noch nie hatte sie in so ein wundervolles, gutaussehendes Gesicht eines Mannes gesehen. Sie errötete verlegen.

„Wo bin ich? Wie komme ich hierher? Was ist passiert?“, sprudelte es aus ihr verzweifelt heraus. Gleichzeitig versuchte sie sich aufzurichten, doch pochende Schmerzen ließen ihren Kopf unter leisem Stöhnen wieder in die Kissen sinken.

Kurz und knapp berichtete Daniel über die vorangegangenen Ereignisse des Vormittages.

Unvermittelt wurde das Mädchen erneut von Angst ergriffen.

„Mein Vater, meine Schwester, sie werden sich unendlich sorgen und mich suchen. Ich muss weg …!“

Daniel hielt es für angebrachter, die leicht Verängstigte mit einem vertrauensvollen „Du“, statt mit der schicklichen Anrede anzusprechen.

„Ich habe sie umgehend informiert. Du hast im Schlaf deinen Namen gesagt“, log er der Not gehorchend.

Sie wurde etwas ruhiger. „Du musst dich nicht sorgen, du bist hier in Sicherheit. Es ist wichtig, dass du dich ausruhst, dein Kopf hat ein bisschen was abbekommen. In etwa drei Tagen werden wir dich nach Hause bringen können.“

Daniel lächelte sie sanft an.

„Oje“, ging es Lizzy durch den Kopf. Ihr Herz würde bei diesem umwerfenden Lächeln stehen bleiben. Was war nur los mit ihr. „Der Kopf, es ist nur der Kopf“, dachte sie verstört. Das wird es sein.

Daniel nahm kurz ihre Hand in die seine.

„Du solltest versuchen zu schlafen.“

Gehorsam schloss sie die müden Augen. Erst als ihr Atem ruhig und gleichmäßig ging, ließ er ihre zarte Hand los. Während sie schlief, betrachtete er sie eingehend. Lizzy war bei weitem nicht so hübsch anzusehen, wie ihre energische Schwester. Doch ihr zartes, sanftmütiges und liebreizendes Wesen strahlte eine Natürlichkeit aus, die Daniel unwillkürlich fesselte und sein Herz aus dem Takt brachte.

Sein harter Verstand siegte über sein Herz. Abrupt löste er sich von ihrem Anblick.

Minuten später war er tief in die aufwendigen Intarsienarbeiten eines Nähschränkchens für Lord Murrays extrovertierte Frau versunken.

Lily spurtete laut vor sich her singend in die Werkstatt.

„Dad soll in die Küche kommen, ganz fix hat Mum gesagt.“

„Sag ihr, ich kann jetzt nicht.“

„Mum hat aber gesagt, jetzt.“

Philip sah die lustig vor sich hin trällernde Lily gereizt an.

„Noch mal. Ich habe jetzt keine Zeit!“

Daniel sagte beschwichtigend:

„Lass nur. Der Fischleim muss sowieso erst aushärten, bevor ich weiter machen kann. Ich gehe schon.“ Philip nickte erleichtert, während sich Lily kopfüber und lauthals kreischend in die mit Hobelspänen gefüllte Abfallkiste plumpsen ließ.

„Wieso hat mein Gatte schon wieder keine Zeit? Er hat mir versprochen, das abgeerntete Erbsenbeet umzugraben. Die Erde ist dort fest wie Stein. Da soll ich mich doch wohl nicht mit herumquälen. Wozu habe ich einen Mann, frage ich dich? Wird das etwa wieder nichts oder was!“ Aufgebracht warf sie ein Holzscheit in den Herd. Daniel fingerte eine der Himbeeren vom frisch belegten Tortenboden, während Susan wütend in der halbfertigen Kartoffelsuppe rührte. Ungerührt sich die klebrigen Finger ableckend sagte Daniel:

„Dein Gatte trägt mehrschichtig Schellack auf, da ist nichts mit zwischendurch Beete umgraben. Ich habe gerade Zeit, also grabe ich, wenn es der Dame des Hauses recht ist.“

Susan knurrte irgendetwas unverständliches, als Daniel munter die Küche verließ, um sich in den Garten zu trollen.

Susan sah oft nach ihrem hochrangigen Gast. Jedes Mal, wenn sie das Zimmer betrat, fragte Lizzy nach Daniel, der so oft seine Zeit es zuließ, ihr Gesellschaft leistete.

Lizzy fühlte sich mehr und mehr zu ihm hingezogen. Er strahlte trotz seines ernsten und überlegten Gesichtsausdrucks eine vertraute Wärme aus, die sie in seinen Bann zog.

Unendlich war sie ihm dankbar, dass er die Nacht in dem alten, abgenutzten und recht unbequemen Sessel unter dem Fenster verbrachte und sie nicht in dem fremden Zimmer allein ließ. Sicher schickte sich so etwas nicht, aber Lizzy fühlte sich unendlich einsam und verlassen, wenn er nicht in ihrer Nähe war.

Ihrem Kopf ging es allmählich besser. Die Beule auf ihrer Stirn war nach stundenlangem Kühlen merklich kleiner geworden. Susan versuchte es ihr so bequem, wie möglich zu machen, hielt jedoch eine gewisse Distanz zu Lizzy, da sie nicht wusste, wie sie sich richtig einer so hoch gestellten Persönlichkeit gegenüber verhalten sollte. Dabei halfen ihr auch keineswegs Lizzys offenherzige Art und ihre dankbaren Blicke.

Bei Daniel war das etwas völlig anderes. Er wohnte seit Jahren bei Philip, als dessen Freund und gleichzeitig als dessen Angestellter in der Tischlerei.

Ihn lernte sie als einfachen Möbeltischler mit all seinen Vorzügen und Schwächen kennen, als Philip sie damals ins Haus brachte. Nie wäre sie auf die Idee gekommen, dass Daniel irgendetwas anderes in seinem Leben war als ein einfacher Mensch aus ihrer Gesellschaftsschicht. Einfach, normal, angepasst und unauffällig. Erst nach der Hochzeit mit Philip offenbarte dieser ihr irgendwann ganz beiläufig, welchen Status Daniel eigentlich besaß. Sicher war sie schockiert gewesen und dachte an einen schlechten Witz von Seiten ihres Gatten. Philip beteuerte, ihr die Wahrheit gesagt zu haben und klärte sie über die Gefahren, die dieses Wissen mit sich brachte, auf.

Kurze Zeit gab sie sich Daniel gegenüber verhalten. Respekt und Ehrfurcht hemmten sie daran, Daniel natürlich gegenüber zu treten. Daniel merkte und ahnte nichts davon, was ihr sehr gelegen kam. Da aber das Leben im Haus völlig normal weiterging, konnte Susan schnell die enormen Standesunterschiede, die zwischen ihr, Philip und Daniel bestanden, ignorieren und irgendwann vergessen.

Obwohl Susan eine starke Frau war, so fiel es ihr oft schwer zu akzeptieren, dass Philip Rebellenführer war und so manche Nacht nicht im Haus war. Wenn sie allein im Bett lag, von Ängsten um ihren Mann geplagt, sehnte sie sich nach einem gewöhnlichen, friedlichen und liebenswerten Alltagstrott. War der Alltag da, dann fühlte sie wiederum ein seltsames Kribbeln auf der Haut, welches ihr unumstößlich anzeigte, dass sie die Gefahr irgendwie auch liebte, die das scheinbar eintönige Leben mit Philip interessant und aufregend machte.

Die Tatsache, dass sie in den Nächten, in denen Philip nicht im Haus war, nicht schutzlos war, beruhigte sie indes auch wieder. Daniel schlief zwar oben im Dachgeschoß, doch wusste sie, dass er wachsam genug blieb, um das Haus jederzeit vor Eindringlingen verteidigen zu können.

Bei Lizzy aber vermochte Susan die Hemmschwelle einfach nicht übertreten zu können. Die Prinzessin war eine Fremde, die in einem für sie fremdem Leben lebte.

Mitten im Steinschlag

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