Читать книгу Und der Schamane lacht … - Britta Wulf - Страница 10

Vorwort

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Alle Filme, die ich in meinem Leben drehen durfte, haben mich bewegt, berührt und klüger gemacht. Doch dieser eine Film in Sibirien hat mein Leben und mich verändert. Das klingt so einfach. Doch einfach war und ist es nicht. Alles ist ganz schön durcheinandergewürfelt worden. Dabei habe ich mich doch nur verliebt: In ein Land, in seine Bewohner, in einen See und in einen Mann, der achttausend Kilometer von mir entfernt am Nordufer des Baikals lebt.

Normalerweise erzähle ich Geschichten in Bildern. Es sind unterschiedlichste Schicksale, die ich in meinen Filmen verarbeite. Mich reizt der Alkoholiker genauso wie die Frau, die durch eine Nierentransplantation ein neues Leben beginnen darf. Oder ich berichte für die Sorben in Deutschland, über das Leben anderer Minderheiten, meist in Europa. Dieses Filmschaffen ist mein Beruf, genau wie die Arbeit als Bildregisseurin beim Fernsehen. Doch jetzt beginne ich mit dem Schreiben. Ich schreibe meine eigene Geschichte auf. Nichts möchte ich vergessen, alles festhalten.

Ständig fragt mich jemand nach meinen Reisen ins doch so kalte Russland nach meinen Abenteuern und nach meiner Liebe zu dem Sibirier Anatoli. Bereitwillig gebe ich Auskunft, erzähle, was ich erlebt habe dort im Land meiner Träume, dass übrigens nicht immer kalt ist. Ja, ich rede gern darüber und spüre, dass es viele spannend finden. Nachts tippe ich das Ganze in meinen Computer. Ich schreibe in jeder freien Minute, bin wie berauscht davon, alles noch einmal zu erleben. Ich schreibe gegen das Vergessen an. Die vergangenen zwei Jahre sind plötzlich wieder wahr und greifbar, nicht Erinnerung, sondern Leben. Und ich fühle mich dem Mann, der mich so magisch anzieht und den ich so heftig vermisse, dadurch näher. Nach den ersten Seiten wird mir klar, dass ich zu persönliche oder gar intime Dinge weglasse. Habe ich etwa die Idee, das Ganze öffentlich zu machen? Ja! Nein! Warum eigentlich nicht?

Eines Abends überwinde ich alle Zweifel und sende den Text an Patricia. Sie selbst schreibt sehr erfolgreich Romane und ich bin überrascht, dass sie die Veröffentlichung meines Manuskriptes nicht für komplett verrückt hält. Sie rät allerdings, daraus etwas Fiktives zu machen oder zumindest anonymer zu schreiben. Ihre Befürchtungen, dass ein so persönlicher Bericht, mir auch schaden könnte, teile ich. Und nicht nur ich. Auch meine Mutter äußert zaghaft den Gedanken, ob ein solcher Text nicht sehr verletzlich machen könnte? Vielleicht haben sie recht. Aber ich spüre, dass ich nicht anders kann. Nicht bei diesen Zeilen. Hier kann ich nichts hinzufügen, ich will und kann nichts erfinden, nur dokumentieren wie es war. So wie es mir passiert ist. Es ist echt. Es ist mein Leben. Nach dieser Entscheidung geht es wie von selbst weiter. Jeden Abend, nach der Arbeit, versinke ich in der schönsten und spannendsten Phase meines Lebens. Es tut gut, die Gedanken und Gefühle zu sortieren und für später zu konservieren. Vielleicht befürchte ich, dass irgendwann von allem nur das bleiben könnte, was ich aufschreibe. Aber jetzt schreibe ich nicht mehr nur für mich, jetzt sollen es alle erfahren.

Ich frage Tolja, wie ich Anatoli nenne, ob er etwas dagegen hätte, wenn ich unsere Geschichte öffentlich machen würde. Er findet die Idee wunderbar. „Ein Buch über deine Reisen und über uns? Klar! Wenn es die Deutschen interessiert? Tu es! Natürlich kannst du meinen Namen nennen und unsere Fotos zeigen. Ich wäre stolz darauf.“

Auch alle anderen Personen, von denen ich erzähle, haben nichts dagegen einzuwenden.

„Das Rentier in der Küche – Eine deutsch-sibirische Liebe“ wird das Buch, welches von meiner Liebe zu Tolja und meinen Reisen zu ihm nach Sibirien erzählt. Wer also wissen möchte, wie alles angefangen hat, kann meine vorangegangenen Abenteuer dort nachlesen.

Das was in diesem Buch folgt, ist die Fortsetzung. So geht meine Geschichte weiter …

Und der Schamane lacht …

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