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Mastermind: Der „auf alles perfekt vorbereitet“-Single
Ein ziemlich engagierter Trockenschwimmer ist der nächste Single-Typus. Und ich gebe zu, beim ersten Kontakt mit dieser Spezies dachte ich lange Zeit, ich wäre im falschen Film oder hätte irgendeine relevante Information verpasst.
Dass Männer bei uns auch für ihre Frauen einkaufen, ist nichts Ungewöhnliches. Manche verschenken zum Hochzeitstag etwas, das sie gerne mal an ihr sehen würden. Die einen mit kleinem Budget und eher recht plakativen Ideen, andere mit ganz ausgezeichnetem Geschmack. Wir weiblichen Angestellten haben schon oft einem Mann unser aufrichtiges Kompliment ausgesprochen, wenn da einer mit viel Liebe zum Detail eine Auswahl an Dessous, Düften, Nylons und Accessoires zusammenstellte, die fast ein wenig neidisch machen kann. Und es gibt auch die sehr bemühten Männer, die offensichtlich hilflos geraume Zeit vor einer meterlangen Dessous-Wand stehen, aber eine Beratung scheuen. Manchmal lösen wir Kolleginnen dieses Problem, indem wir ganz zufällig ein Stück entfernt ein Gespräch unter uns beginnen und uns über Optik und Passform verschiedener Modelle austauschen. In solch einem Fall sieht man nebenan dann die Ohren wachsen und nicht selten wandert anschließend genau eines der besprochenen Modelle, sogar in selbst ausgewählter Größe, an die Kasse. Eine Art Beratung-light, die uns immer wieder viel Spaß macht.
Aber es gibt auch Geschenkanlässe, die in mir eine Menge Fragen aufwerfen:
„Ich hätte gerne etwas für eine Frau.“
„Aber klar, gerne. Was soll es denn sein?“
„Naja, ich weiß nicht so recht. Vielleicht erstmal etwas, was sie anziehen kann.“
„Ok, haben Sie sich ein spezielles Material vorgestellt? Hier im Fetisch-Bereich kann ich Ihnen Lack, Wetlook und Latex anbieten.“
„Was wird denn gerne getragen?“
Es folgt eine kleine Materialkunde, bei der wir eher zu den leicht tragbaren Dingen tendieren, da ein klassischer Latex-Käufer wüsste, dass er Latex bevorzugt.
„Ja, dann vielleicht sowas wie hier drüben.“
„Welche Größe soll es denn sein?“
„Ich kenne mich da nicht so genau aus. So wie Sie etwa. Vielleicht mit etwas mehr (alternativ: weniger) Busen.“
„Gut, dann wäre das ungefähr eine M-Size. Meinen Sie, das kommt hin?“
„Ja, das könnte ich mir ganz passend vorstellen. Und dann noch was Erotisches zum Spielen.“
„In welche Richtung soll es denn gehen?“
„Ich hatte da ehrlich gesagt auf Ihre Beratung gehofft.“
„Sehr gerne, aber ein klein wenig thematische Starthilfe müssen Sie mir schon bitte geben.“
„Naja, also es wäre schön, wenn sie mich ein bisschen dominieren würde. Aber so, dass es auch ihr Spaß macht.“
„Ähm, wir stehen hier zwischen Peitschen, Fesseln, einer Unzahl an Painplay-Artikeln, Keuschheitskäfigen und Co. Was reizt Sie denn besonders?“
„Alles.“
„Ok. Was halten Sie davon, wenn ich Ihnen eine Art Starter-Set zusammenstelle? Sehr brauchbare Dinge, mit denen man kaum falsch liegen, aber einiges ausprobieren kann?“
„Das klingt gut, aber unbedingt auch etwas Verwöhnendes für die Frau. Etwas, was sie richtig heiß macht.“
„Das bekommen wir hin. So (lang und breit erklärt), ich denke, das wäre ein sinnvolles Set, mit dem Sie zuhause Freude auslösen werden.“
„Prima, das nehme ich alles. Inklusive Kleid. Und Stiefel. Hohe Stiefel bis zum Oberschenkel bitte.“
„Gerne. Welche Schuhgröße trägt die Dame?“
„Was ist denn die Durchschnittsgröße bei ungefähr 1,70 m?“
„Kann man so nicht sagen. 40 vielleicht. Aber fragen Sie doch am besten bei Ihrer Partnerin nach.“
„Das kann ich nicht. Es gibt sie doch noch gar nicht.“
In solchen Momenten werde sogar ich sprachlos. Ja, es gibt wirklich Singles, die eine Unmenge an Geld in die Ausstattung einer imaginären Traumfrau investieren, der sie irgendwann zu begegnen hoffen. Und die mit mittelgroßen Brüsten dann hoffentlich in eine durchschnittliche M-Size und eine ebenso durchschnittliche 40er Schuhgröße passt. Und dann ganz, ganz schnell, von einer erotischen Devotionalien-Schatzkiste überrascht, all die Zauberdinge professionell einzusetzen versteht, um der langjährigen Sehnsucht des frisch kennengelernten Kandidaten endlich Befriedigung zu verschaffen. Ach ja, die Liebe und die Hoffnung sind doch wahre Himmelsmächte!
Aber wie so oft im Leben: die einen darben einsam, die anderen schwelgen im Überfluss. Bei den jungen, gutaussehenden Dauer-Singles mit Parship-Mitgliedschaft herrscht eher Flut denn Ebbe. Bekanntlich wird sich dort alle elf Minuten neu verliebt und man könnte fast das Gefühl bekommen, dass es sich dabei immer um ein und denselben Single handelt.
Uns kann das mehr als recht sein, vor allem wenn die Jungs verspielt genug sind, für jede Affäre eine eigene, kleine Toy-Kiste einzurichten, was ja fast schon einen fürsorglichen Charakter hat. Denn wer möchte am Freitag schon den Dildo der Mittwochsfrau in sich haben? Eben. Für mich ist das sogar sehr amüsant, wenn noch an der Kasse kleine Häufchen gebildet werden, damit für unterschiedliche Vorlieben und zugehörige Partnerinnen auch nichts vergessen wird.
„Dann leg doch bitte noch eine Packung XXL-Kondome zum Silikon-Gleitgel und den Nippel-Saugern. Und zum Flogger und dem Bondage-Tape die Gummis mit Bananengeschmack.“
„Spannende Mischung. Ich hätte jetzt eher auf umgekehrt getippt. Fruchtgeschmack für die SM-Braut? Und seit wann kaufst du XXL?“
„Die sind nicht für mich, sondern für die XXL-Dildos der kleinen, schönen Fee. *lacht* Und die SM-Braut hasst Bananen, ich freue mich jetzt schon auf ihr Gesicht, wenn sie die Dinger probieren darf.“
„Dann komm mal nicht durcheinander mit deinen Schätzen.“
„Keine Sorge, das wandert sauber in unterschiedliche Kartons. Ordnung im Chaos ist verdammt wichtig.“
„Deshalb stecke ich dich ja auch in die Kunden-Schublade ‚Der auf alle Eventualitäten perfekt vorbereitet‘-Single.“
„Immer zu. Hey, ich hätte da übrigens noch Kapazitäten.“
„Lass mal stecken, ich könnte deine Mutter sein.“
„Schade, die Milf-Schublade ist bei mir noch frei.“
Tja. Ein echtes Organisationstalent im Kreise der Hoffnungsträger.