Читать книгу BAT Boy 2 - C. A. Raaven - Страница 7
Erstkontakt
Оглавлениеa der 2. Januar ein Sonntag war, startete die Schule erst am 3. Das war auch gut so, denn sowohl Ines als auch Lucas hätten ansonsten vom ersten Schultag kaum etwas mitbekommen. Das ganze Wochenende über dämmerten sie vor sich hin, schliefen oder starrten auf den laufenden Fernseher, ohne viel vom dort gezeigten Programm aufzunehmen. Lucas‘ Eltern betrachteten es mit Wohlwollen und einem gewissen Stolz über das, was er vollbracht hatte. Zwar verstanden sie einiges von dem, was auf der Siegessäule abgelaufen war, überhaupt nicht, hofften aber, dass Lucas es ihnen bald erklären würde. Andererseits wollten sie ihren Sohn nicht bedrängen, denn er schien von alldem nicht nur körperlich, sondern auch emotional sehr mitgenommen zu sein. Also übten sie sich in Geduld. Irgendwann würde er schon auf sie zukommen.
Diana und Tom waren weniger entspannt dabei, wenn sie Ines matt auf der Couch liegen sahen. Auch wenn der Arzt ihnen erzählt hatte, dass es bei ihr keine Anzeichen für eine Erkrankung gäbe, beruhigte sie dies nur teilweise. Es half auch nicht, dass Ines ihnen auf alle ihre vorsichtigen Fragen, den Silvesterabend betreffend, nur wortkarge und ausweichende Antworten gab.
Lucas war froh darüber, dass er seine Ruhe hatte. Es gab zu viele Dinge, die er in seinem Kopf erst mal ordnen musste, bevor er sich den Fragen seiner Eltern oder auch denen von Ines stellen konnte.
Fakt ist eins. An der BAT gibt es eigentlich nur normale Begabte.
Er scheute sich immer noch davor, das Wort Vampir zu benutzen.
Aber wie viel weiß ich denn eigentlich über die Lehrer dort? Bragulia ist zwar der Chef, aber er ist auch ziemlich vertrottelt. Der müsste schon ein absolutes Ass darin sein, sich zu verstellen. Das kann ich mir einfach nicht vorstellen. Upuaut ist da schon eher so ein Kandidat. Den kann ich einfach nicht einschätzen und irgendwie ist er auch sonst ziemlich geheimnisvoll. Mandana ist ja gar nicht so viel älter, als ich. Von ihr kann ich es überhaupt nicht glauben, dass sie Blut trinken sollte. Und dann sind da ja auch noch die Augen.
Lucas schauderte bei dem Gedanken an Plagues Augen mit ihrer weißen Iris.
So etwas kann man nicht verbergen. Nein, Blutsauger gibt’s bei uns bestimmt nicht.
Wie kannst du dir da so sicher sein?, erklang die altbekannte Stimme aus seinem Hinterkopf. Immerhin hast du ja auch nicht gewusst, dass Neumann mit ihnen gemeinsame Sache macht.
Hat er nicht!, fuhr Lucas sich innerlich an. Dann merkte er, was er da tat und schloss kopfschüttelnd die Augen. Es konnte einfach nicht sein, dass Neumann bewusst mit bluttrinkenden Vampiren zusammengearbeitet hatte. Sicher, er kannte dieses Monster Plague. Er war auch an dem Plan beteiligt gewesen, der Berlin zu Silvester um Mitternacht in Dunkelheit und Chaos versinken lassen sollte. Aber er hatte es nur wegen Geld getan. Als Plague sich als Blutsauger zu erkennen gegeben hatte, war Neumann ehrlich erschüttert gewesen. Das konnte er nicht gespielt haben. Leider gab es keine Möglichkeit mehr, ihn dazu zu befragen, denn er war tot. Plague hatte ihn umgebracht, als er von der Siegessäule geflohen war. Bei diesem Gedanken spürte Lucas, wie ihm die Kehle eng wurde, und seine Augen zu brennen begannen. Er vermisste Neumann, diesen coolen, geheimnisvollen Typen, der ihm gezeigt hatte, was er war und ihm dann geholfen hatte, mit der Angst davor umzugehen. Ohne ihn wäre Lucas wahrscheinlich nicht einmal an die BAT gekommen, denn Neumann war es gewesen, der in ihm den Begabten erkannt hatte. Aber es tat einfach zu weh, an ihn zu denken. So zwang er sich dazu, seine Aufmerksamkeit auf den Fernseher zu richten. Glücklicherweise lief dort eine Action-Komödie, die Lucas dabei half, sich lange genug ablenken zu können, um vom Schlaf übermannt zu werden.
Verdammt, wie soll ich das bloß hinbekommen?
Ines starrte in das Gesicht, das der Spiegel ihr zeigte. Wenn sie nicht gewusst hätte, dass es sich um ihr eigenes handelte, dann hätte sie es nicht erkannt. Blass war sie, mit dunklen Ringen um rot geäderte Augen. Das Haar stand ihr wirr um den Kopf – zumindest die Strähnen, die nicht auf dem tränenfeuchten Gesicht klebten. Eigentlich wusste sie gar nicht, warum sie weinte. Ines konnte sich an nichts vom Silvesterabend erinnern, dass die tiefe Trauer, die sie empfand, rechtfertigen würde. Genau genommen konnte sie sich an überhaupt nichts klar erinnern. Aber die Trauer war echt und deshalb musste sie herausbekommen, woher sie kam.
Ruf ihn doch endlich an, nörgelte eine Stimme in ihrem Kopf.
Ich kann nicht, antwortete sie sich selbst. Ich … habe Angst.
Jetzt war es heraus. Bei aller Notwendigkeit, zu wissen, was zu Silvester vorgefallen war, hatte sie doch trotzdem viel zu viel Angst davor, es wirklich herauszufinden. Tief in ihrem Innern befürchtete Ines, mit der Wahrheit nicht klarzukommen.
Aber würde sie mit der Unwissenheit fertigwerden?
Was wäre, wenn sie plötzlich von jemandem auf die Ereignisse angesprochen würde?
Wäre sie dann in der Lage, die Ruhe zu bewahren?
Könnte sie halbwegs vernünftige Antworten geben?
Oder würde sie womöglich wieder in Tränen ausbrechen?
Wenn Ines so in sich hineinhorchte, dann wäre vermutlich das Letztere der Fall. Nein, das konnte so nicht weitergehen. Sie stieß sich vom Waschtisch ab und drehte sich herum, um das Badezimmer zu verlassen und zum Telefon zu gehen. Auf dem Treppenabsatz zögerte Ines jedoch. Der Elan, der sie eben noch angetrieben hatte, war bereits wieder verflogen. Zögernd setzte Ines einen Fuß auf die nächste Stufe, zog ihn aber gleich wieder zurück, als hätte sie sich daran verbrannt. Mit hängendem Kopf trottete sie zurück zu ihrem Zimmer, nur um sich dort angekommen mit der Stirn gegen die geschlossene Tür zu lehnen.
Als Ines feststellte, dass sich die erhoffte Ruhe einfach nicht einstellen wollte, wartete sie noch eine Weile weiter, bis sie fühlte, dass sich innerlich eine Art Druck aufbaute. Schon kurze Zeit später war dieser Druck stark genug, dass sie das Gefühl hatte, sich von der Tür abstoßen zu können. Das tat sie dann auch, und diesmal reichte der Schwung dafür, dass sie nicht nur die erste Treppenstufe überwand, sondern direkt bis um Standort des Telefons vordrang. In dem Moment, als Ines das Handteil aus der Ladeschale nahm, kam ihre Mutter in den Flur. Sie hatte wohl aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrgenommen und war aus der Küche geeilt, um ihrer Tochter zu begegnen, in der Hoffnung, sie in ein Gespräch verwickeln zu können.
»Hallo Mäuschen, da bist du …«, begann sie, aber Ines schnappte sich nur das Telefon und stürmte, ohne ein Wort zu sagen, wieder die Treppe hoch.
»… ja wieder«, schloss Diana den eben begonnenen Satz lahm und schaute ihr hinterher. Zumindest bewegte sich Ines inzwischen wieder aus ihrem Zimmer. Das war doch schon einmal etwas.
»Luky? Bist du wach?«
Verdammt. Jetzt bin ich es wirklich wieder. Fast hätte ich es endlich geschafft gehabt. Die letzten paar Minuten des Films habe ich doch bloß noch als Geräusch wahrgenommen.
Er drehte seinen Kopf in Richtung Tür, wo er Betty stehen sah, und brachte sogar fast so etwas wie ein Lächeln zustande.
»Oh, gut«, sagte sie, als sie dies sah. »Ich hab jemanden für dich am Telefon.«
»Hmm, wen denn?«, murmelte Lucas, aber statt zu antworten, streckte seine Mutter ihm das Telefon entgegen.
»Ja?«, sagte Lucas und versuchte dabei, nicht allzu leidend zu klingen. Wenn Erik dran wäre, dann wollte er möglichst keinen Anlass zu Mitleid – oder noch viel schlimmer zu Nachfragen – geben. Die nächsten Worte, die er hörte, brachten jedoch alle Vorsätze ins Wanken.
»Hi, Lucas«, sagte Ines.
»Ohhh«, machte er, teils aus ehrlicher Überraschung, teils deswegen, weil er seiner Stimme nicht traute.
Doch dann geschah etwas, mit dem Lucas nicht gerechnet hatte. Ines lachte. Zuerst war es nur ein verhaltenes Kichern, aber es steigerte sich immer mehr, bis sie lauthals lachte. Und Lucas lachte mit, obwohl er eigentlich gar nicht wusste, warum. Er lachte, bis ihm die Tränen in den Augen standen, und bemerkte dabei erstaunt, wie befreiend es auf ihn wirkte.
Als sie sich beide wieder beruhigt hatten, räusperte sich Lucas und sagte: »Ja, hi Ines. Ähm. Warum hast‘n du gelacht?«
»Ach, na ja. Ich hab schon den halben Tag mit mir gekämpft, weil ich wusste, dass ich mit dir sprechen muss. Und eben beim Wählen habe ich mir die ganze Zeit gesagt ‘Wir müssen reden – wir müssen reden – wir müssen reden’. Und dann gehst du ran und sagst ‘Oh’.«
Lucas grinste. »Stimmt. Da hätte ich wohl auch lachen müssen.«
Doch dann wurde ihm bewusst, was als Nächstes geschehen würde, und das Grinsen erstarb.
»Ähm«, machte Ines.
Lucas schwieg, denn er hatte Angst davor, was sie gleich sagen oder fragen würde. Es trat eine unangenehme Pause ein, während die beiden krampfhaft nach Worten suchten, um weiterzumachen. Lucas hob seinen Blick und sah aus dem Fenster in die Richtung des Balkons, hinter dem sich Ines‘ Zimmer befand. Als er dort nicht nur ein erleuchtetes Fenster, sondern auch ihren Umriss erkannte, zuckte er schuldbewusst zusammen. Ihm wurde klar, dass es für Ines ungleich schwerer sein musste, den Anfang zu machen.
Also räusperte er sich erneut und fragte: »Gibt es etwas Bestimmtes, das du wissen willst?«
»Alles«, hauchte sie in ihr Telefon. »Ich will, nein ich muss alles wissen. Sonst werd ich noch verrückt. Was war das mit diesem Freak? Wo ist Neumann? Und was hast du mit mir gemacht? Wo war ich?«
Lucas ließ seinen Kopf hängen. Verdammt – das volle Programm. War sie überhaupt bereit dafür? War er es? Wo sollte er anfangen?
Er schluckte schwer. »Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll«, gestand er.
»Na dann fang doch am besten mit dem Club an. Wenn ich es mir überlege, dann denke ich, dass ich nicht mal die Hälfte von dem weiß, was da so abgeht.«
Oh, Mist.
Das stimmte. Also war es sogar noch mehr, als nur das volle Programm. Das würde sie bestimmt nicht aushalten. Aber als Lucas in sich ging, stellte er fest, dass er eigentlich davon überzeugt war, dass Ines es doch aushalten würde. Das Nichtwissen war vermutlich noch schwerer zu ertragen. Lucas stand auf und trat an sein Fenster.
Ines‘ Silhouette im Blick sagte er mit möglichst fester Stimme: »Das geht so nicht. Ich muss zu dir kommen.«
»Was?!«, kam es prompt von ihr zurück.
Lucas schloss die Augen. Genau diese Reaktion hatte er befürchtet. Es hatte sich nichts geändert. Auch das gemeinsame Lachen vorhin war nichts weiter gewesen, als ein Zufall, der sie beide kalt erwischt hatte. Aber er blieb hart.
»Hör mal. Ich kann dir das nicht einfach am Telefon erzählen, so wie man nem Freund von einem Kinobesuch berichtet. Ich muss dir dabei in die Augen sehen. Also entweder lässt du mich vorbeikommen, oder du kannst lange auf die Erklärung warten.«
Lucas hörte, wie Ines tief Luft holte – wahrscheinlich um zu einer geharnischten Antwort auszuholen – aber dann ließ sie die Luft seufzend wieder entweichen.
»Na gut. Tu, was du nicht lassen kannst. Ich sag meiner Mutter Bescheid, dass du gleich rüberkommst«, murmelte sie und legte auf, ohne sich zu verabschieden.
Ein weiteres Mal starrte Lucas auf ein Telefon in seiner Hand. Dann stand er auf, zog sich schnell etwas an und spritze sich im Bad ein wenig kaltes Wasser ins Gesicht. Danach ging er hinunter, um seinen Eltern zu sagen, dass er kurz zu Ines gehen würde.
»Ach, weiß du, es ist bestimmt ganz gut, dass du noch ein bisschen frische Luft bekommst, und ihr beide mal ein bisschen in Ruhe quatschen könnt«, sagte Lucas‘ Vater, während dieser das Haus verließ.
Wenn du wüsstest, was es mit dieser netten Plauderei auf sich hat, dachte Lucas, als er die Tür hinter sich schloss.
Der Spaziergang bis zu Ines‘ Haus dauerte nicht lange. Dort angekommen erblickte Lucas Ines, die in der Tür stehend auf ihn wartete.
»Hi«, begann er, wurde aber von Ines sofort gestoppt.
»Am besten gehen wir direkt hoch«, sagte sie. »Meine Eltern sind gerade beschäftigt.«
»Okay?«, machte Lucas zweifelnd, folgte ihr aber gleichwohl.
Oben angekommen führte Ines ihn in ihr Zimmer und schloss die Tür. Sie setzte sich auf ihre Bettcouch und sah Lucas erwartungsvoll an.
»Also gut. Dann schieß mal los.«
Lucas stand etwas belämmert da, weil ihm in diesem Moment klar wurde, dass er – abgesehen von der Aktion zu Silvester – zum ersten Mal in Ines‘ Zimmer war und das auch noch allein. Hilfesuchend sah er sich nach einer Sitzgelegenheit um, da er keine Lust hatte, wie bei einem Vortrag in der Schule stehen zu müssen.
Zu seinem großen Erstaunen sagte Ines: »Ach, Quatsch. Setz dich hier mit her. Ich glaub, ich habe insgesamt ein bisschen überreagiert. Aber das war alles echt …«
»Ist schon okay«, platzte Lucas heraus und setzte sich auf die Couch, bevor Ines es sich anders überlegen konnte. Dann sah er ihr fest in die Augen und sagte eindringlich: »Tu mir bitte den Gefallen und hör dir erst mal alles an, was ich zu sagen habe. Ich hoffe, dass ich in möglichst kurzen Worten zumindest das Wichtigste erzählen kann. Wenn du Fragen hast – und du wirst welche haben – dann beantworte ich sie gerne hinterher.«
»Na gut«, kam es von Ines zurück.
»In Ordnung«, begann Lucas. »Das alles hat schon vor über einem halben Jahr angefangen. Weißt du noch, als wir uns bei dem Footballspiel das erste Mal außerhalb der Schule begegnet sind?«
»Hmm.«
»Ich musste da plötzlich abhauen, weil mich der Lärm fast alle gemacht hat.«
»Aha.«
»Ja, und nicht nur das. Alles war plötzlich viel heller, lauter und irgendwie … mehr. Erst habe ich es gar nicht richtig bemerkt, aber als wir an die neue Schule gekommen sind, da wär ich fast ausgetickt, wenn Herr Neumann mich nicht gefunden hätte.«
»Stimmt. Du bist doch mit dem zusammengeknallt. Was ist eigentlich mit …«
»Später.«
»Aber …«
»Bitte lass mich weitermachen.«
»Na gut.«
»Neumann schien damals irgendwas bemerkt zu haben und hat mich dann in so einen Club eingeladen, wo ich angeblich Antworten auf diese Fragen bekommen sollte.«
»Der BAT-Club!«
»Genau. Aber hast du dir schon mal Gedanken darüber gemacht, was das BAT zu bedeuten hat?«
»Ähm«, machte Ines. »Na ist doch eigentlich ganz einfach … ‘bat’ heißt Fledermaus.«
»Also Fledermaus-Club?«, bemerkte Lucas fragend.
»Och Mensch, jetzt nerv doch nicht«, sagte Ines und schubste ihn spielerisch.
Lucas war stark in Versuchung, jetzt mit ihr eine armlose Kabbelei einzugehen, aber er zwang sich zur Beherrschung.
Okay, schnall dich an. Showtime.
Er blickte Ines an, bis er sich sicher war, wieder ihre volle Aufmerksamkeit zu haben.
»Du hast gar nicht mal so unrecht, auch wenn BAT in Wirklichkeit eine Abkürzung ist. Und zwar für ‘Berliner Akademie für Transmutationen’.«
»Transmu … wasfürnzeug?«
»Transmutationen. Das bedeutet Umwandlung durch Veränderung des Erbguts.«
Zwischen Ines‘ Augen bildete sich über der Nasenwurzel eine tiefe Falte, als sie bei dem Versuch, Lucas‘ Worten eine Bedeutung zu entnehmen, die Stirn runzelte.
»Lass es mich so erklären«, fuhr er fort. »Wenn du als Mensch lieber eine … sagen wir mal, weil wir schon dabei sind, Fledermaus wärst. Was hindert dich dann daran, eine zu sein?«
»Was?!«, rief Ines völlig verwirrt.
»Dein Erbgut. Das hindert dich daran, denn deine Gene besagen, dass du nun mal ein Mensch bist.«
»Ist doch klar«, kam es von Ines zurück.
»Richtig. Aber was wäre, wenn du in der Lage wärst, deine Gene zu verändern, sodass sie nun ‘Fledermaus’ sagen?«
»Ja klaar«, bemerkte sie ungläubig.
Aber Lucas sah ihr ein weiteres Mal in die Augen und sagte: »Ja, klar.«
Ines blinzelte entgeistert.
»Du … du-du-du meinst …«
»Dass es Menschen gibt, die genau dazu in der Lage sind. Und die BAT ist ein Ort – wenn nicht sogar der Ort, wo sie lernen können, damit umzugehen.«
Ein Großteil der Farbe wich aus Ines‘ Gesicht. Sie sackte leicht zusammen, als sie diesmal Lucas fest in die Augen sah.
»Sag, dass das nicht wahr ist«, hauchte sie.
»Das kann ich nicht, denn es ist wahr. Und ich bin einer von ihnen. Ein Gestaltwandler.«
Lucas sprach nicht weiter, da er sich sicher war, dass Ines etwas sagen würde. Aber sie saß nur da und sah ihn mit großen Augen an. Also machte er weiter.
»Jeder von uns kann sich zuallererst in eine Fledermaus umwandeln. Später kommen dann möglicherweise noch andere Tiere dazu.«
»So wie … Löwen?«, fragte Ines dazwischen.
Lucas nickte. Er wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als er plötzlich ein eigenartiges Geräusch hörte, dass ihm die Haare zu Berge stehen ließ. Dann aber merkte er, dass es sich um ein leicht hysterisches Lachen handelte, und dass es Ines war, die da lachte. Nun war es an ihm, verwirrt dreinzuschauen.
»Ähm, warum …«, begann er.
»Warum ich lache?«, presste Ines kichernd hervor. »Ich habe gerade an den Tag denken müssen, als ich in einem der Räume in der BAT etwas holen wollte und mit einem Mal vor einem Löwen stand. Dann bin ich wieder rausgestürzt und hab die Tür hinter mir zugeknallt, weil ich hoffte, dass Löwen keine Türen öffnen können. Aber sie öffnete sich doch. Da standest du und hast mir was von Projektoren erzählt. Aber das war keine Projektion, sondern du!«
»Ja, ich und Harald. Oder denkst du, ich dürres Gerippe kriege allein so nen großen Löwen hin?«
Ines brach in ein erleichtertes Gelächter aus, denn ihr war in diesem Moment ein Stein vom Herzen gefallen. Tief in ihrem Inneren hatte sie nie das geglaubt, was Lucas ihr damals als Erklärung angeboten hatte. Nur hatte sie sich nicht getraut, nachzufragen, aus Angst davor, dass er sie lediglich beruhigen wollte, weil mit ihr etwas nicht stimmte.
Lucas bemerkte, wie ein Teil der Anspannung aus Ines wich. Hoffnungsvoll stimmte er in ihr Lachen ein. Vielleicht konnte ja doch noch alles gut werden.
Nach einer Weile wischte sich Ines die Lachtränen aus den Augen und sagte: »Puh, das war gut. Und wie ging’s dann weiter? Was hat Neumann denn dazu gesagt, dass du nen Löwen kannst?«
»Hatte überhaupt keine Gelegenheit dazu, es ihm zu sagen, und …«
»Na ja, das kannst du ja später nachholen.«
»Ähm Lucas?«, ergänzte Ines, nachdem eine Weile Stille geherrscht hatte. Dann sah sie ihn genauer an und stutzte, denn Lucas war bleich geworden. Tränen rannen in Strömen seine Wangen hinunter.
»Lucas, was ist denn?«, fragte Ines vorsichtig, aber er schüttelte nur den Kopf und schwieg.
Er hatte geglaubt, hatte es inständig gehofft, dass er nach fast zwei kompletten Tagen, in denen er seiner Trauer freien Lauf gelassen hatte, besser mit den Tatsachen umgehen könnte. Aber nichts dergleichen war der Fall. Der Verlust war immer noch wie eine frisch geschlagene Wunde in seiner Brust, durch die sein Lebensmut entwich. Am liebsten hätte er sich einfach fallen lassen, in einen Schlaf, aus dem er nie mehr erwachen musste. Klar, Neumann war letztendlich einer von den bösen Jungs gewesen, aber Lucas konnte einfach nicht vergessen, was er alles für ihn getan hatte.
»Was ist denn nur los mit dir?«, fragte Ines von neuem und berührte ihn sanft am Arm.
Es war diese Berührung ihrer warmen Finger, die es Lucas ermöglichte, sich aus der Abwärtsspirale zu lösen, in die er sich begeben wollte. Er schniefte mit der Nase und hob den Kopf, um Ines anzusehen.
»Neum …« Lucas räusperte sich, weil seine Stimme ihm den Dienst versagte. »Neumann kann ich nix mehr erzählen.«
»Wieso? Na klar, morgen ist doch …«
»Er ist tot!«, sagte Lucas mit erstaunlich fester Stimme, aber viel lauter, als notwendig.
»Waas?«, rief Ines mit weit aufgerissenen Augen, die Hand vor den Mund geschlagen.
»Okay, die Kurzfassung«, sagte Lucas, der sich inzwischen wieder unter Kontrolle bekommen hatte. »Ich bin also in der BAT und kriege mit, dass sich irgendwelche Typen über diese Bombe unterhalten. Leider muss ich abhauen, als die das Gespräch beenden, damit mich keiner sieht. Daher weiß ich nicht, wer das war. Aber ich schaue hinterher in dem Kabuff nach, wo sie sich unterhalten hatten, und entdecke eine Zeichnung. Außerdem habe ich bei dem Gespräch so ein Wort mitbekommen.«
»Weitukäi«, bestätigte Ines.
Lucas stockte kurz, dann aber fiel ihm ein, dass Ines ja in ein Gespräch zwischen ihm und Harald geplatzt war, in dem es um dieses Wort ging. Er nickte.
»Richtig. Wir haben das ja wohl irgendwie beide kapiert, wann und wo es letztendlich abgehen sollte. Wie haben sie dich eigentlich erwischt?«
»Tja, erst hab ich es tatsächlich noch geschafft, aus dem Lieferwagen rauszukommen, ohne dass mich wer sieht. Aber dann habe ich Neumann mit Kevin und Dirk gesehen und bin ihnen hinterher, als sie zur Siegessäule sind. Die haben da von der Bombe gesprochen, und ich wollte doch wissen, was los ist. Plötzlich kommt dieses Monster von hinten und schleppt mich mit rein.«
Lucas hörte interessiert zu. Einerseits, weil es bisher noch keine Gelegenheit gegeben hatte, mit Ines darüber zu reden. Andererseits hoffte er, dass der Schrecken dessen, was er gleich erzählen musste, etwas geringer sein würde, wenn sie sich durch ihre Erzählung wieder ein wenig mit der Situation vertraut machen konnte.
Deshalb fragte er nach: »Warum hattest du eigentlich das Meta-Suit an?«
»Das was?«
»Na den schwarzen Anzug, den du unter deinen Klamotten getragen hast.«
»Ach, dieses komische Ding, das ich erst gar nicht angezogen bekommen habe, weil ich nicht wusste, wo der Einstieg ist?«
»Jep.«
»Das hat mir Herr Neumann gegeben, weil’s da oben so schweinekalt war.«
Und wieder wurde Lucas‘ Kehle bei der Erwähnung des Namens eng. Er schloss resigniert die Augen. Würde das jetzt ewig so weitergehen? Es war doch schließlich nicht mehr zu ändern. Tot war tot. Er öffnete seine Augen wieder und sah jetzt auch in denen von Ines Tränen stehen.
»Aber wie kann das nur sein? Was ist passiert?«, fragte sie.
»Erinnerst du dich noch daran, wie du oben auf der Siegessäule gestolpert bist?«
»Ja. Ich bin da gegen irgend so ein Ding geknallt und dann war ich … weg.«
»Na ja, fast«, bemerkte Lucas. »Das war nicht ein Ding, sondern ich, als ich gerade mitten dabei war, mich umzuwandeln. Da gibt es so eine Phase, in der alles zerfließt. Die musst du wohl erwischt haben.«
Ines klappte der Mund auf. Mit starr auf Lucas gerichtetem Blick stammelte sie: »Du … du meinst … ich war … in … dir drin?«
»Nee, ich glaube eher, dass wir beide eins waren«, entgegnete Lucas. Die Tatsache, dass außer ihr auch noch Harald dabei gewesen war, verschwieg er lieber. »Das war auch der Grund, warum wir miteinander reden konnten.«
»Nein«, stieß Ines hervor und rückte ein Stück von Lucas ab. »Du … wir … das geht nicht.«
»Geht es doch. Ich habe eine wohl sehr seltene Fähigkeit. Ich kann mich mit anderen Lebewesen verbinden und daraus ein großes Ganzes machen. Als du dann anfingst … na ja, ein bisschen hysterisch zu werden …«
»Wärst du das nicht?«, unterbrach Ines ihn.
»Ich hab ja nicht gesagt, dass das falsch war oder so. Aber das war leider das Letzte, was ich in diesem Moment gebrauchen konnte. Die Typen waren fast oben angekommen, und ich wollte sie aufhalten. Da musste ich was tun. Also habe ich dich irgendwo in mir … uns versteckt. Ich weiß nicht wie, aber es war so, als hätte ich dich irgendwo eingeschlossen.«
Lucas stockte einen Moment – innerlich auf eine Schimpfkanonade von Ines gefasst, die aber ausblieb.
»Aha«, machte sie nur, was er als Zeichen wertete, dass er fortfahren konnte. Und er tat es nur zu gern, denn es war seltsam wohltuend, dies mit Ines zu teilen.
»Ja, und dann ging alles total schnell. Ich hab mich denen in den Weg gestellt. Es ist zu einem Kampf gekommen. Plötzlich hat dieser Plague Neumann die Treppe runtergestoßen, um durch die Verwirrung, die daraus entstand, fliehen zu können. Als ich gecheckt habe, dass wir den nicht so ohne Weiteres einholen können, da hab ich mich in einen Zitteraal umgewandelt und ihm einen Stromstoß hinterhergeschickt. Aber dabei habe ich aus Versehen wohl ein bisschen übertrieben und sowohl Plague als auch den auf der Treppe liegenden Neumann zu Asche verbrannt. Danach haben wir es alle zusammen gerade noch so geschafft, diese Bombe wegzubringen, bevor sie losgegangen ist.«
»Was?! Die ist explodiert? Aber wo … wie?«, rief Ines und sprang von ihrer Couch auf.
»Das war keine Bombe, die explodiert«, beruhigte Lucas sie. »Eigentlich war es eher eine Art Maschine, die alle technischen Geräte auf einmal kaputtgemacht hätte oder so ähnlich. Wir waren schon recht nah am Stadtrand, als ich sie aus den Klauen verloren habe, und sie im Fallen losging.«
»Ähm Moment mal. Klauen?«, fragte Ines, die inzwischen in ihrem Zimmer auf und ab ging.
»Ich habe dir ja schon erzählt, dass ich mich mit anderen Personen oder Organismen verbinden kann. Als es kurz vor zwölf war, hatten wir die Vermutung, dass die einzige Chance, ein Chaos in der Innenstadt zu verhindern, darin bestand, dieses Bomben-Dings von da wegzubringen. Aber wie sollte das passieren? Da kam mir die Idee, dass es nur durch die Luft schnell genug gehen könnte. Also haben wir uns in etwas umgewandelt, das fliegen konnte und stark genug war, um diese Bombe schnell wegzutragen.«
»Was soll das eigentlich für ein Wesen sein, von dem du da sprichst? Und wenn es so groß und stark sein sollte, wie du sagst, dann würden Harald und du alleine dafür bestimmt nicht ausreichen, oder?«, fragte Ines. Ein seltsames Gefühl von Hoffnung beschlich sie in diesem Moment.
Lucas blickte sie unsicher an und sagte: »Aber versprich mir bitte, dass du weder lachst, noch ausflippst.«
»Okay«, antwortete Ines schnell, denn aus einem unerfindlichen Grund versprach sie sich eine wesentliche Erkenntnis von dem, was er gleich sagen würde.
»Na gut. Also wenn ich ‘wir’ gesagt habe, dann meinte ich damit Harald … und meine Eltern.«
»Mhmm«, machte Ines nur.
Sie fixierte Lucas mit ihrem Blick, so als ob sie sich jedes Detail und jede Regung von ihm einprägen wollte.
Von diesem Verhalten noch mehr verunsichert, rutschte dieser unruhig auf der Couch hin und her. Dann stand er ebenfalls auf, um ihr Aug in Auge gegenüberzustehen.
»Tja und dieses Wesen«, begann er zögernd. »Dieses Wesen habe ich aus verschiedenen Tieren zusammengesetzt. Eigentlich gibt’s das gar nicht – denke ich.«
»Ja?«, ermunterte Ines ihn.
»Ich glaub, das Wort, das es am besten bezeichnen würde, ist … Drache.«
»Yes!«, rief Ines und fiel Lucas lachend um den Hals.
Endlich war es heraus. Sie hatte so sehr gehofft, dass er genau dieses Wort sagen würde, denn das bedeutete, dass all die verwirrenden Träume und Erinnerungen, die sie zu haben geglaubt hatte, wahr waren. Also hatte sie keinen Sprung in der Schüssel. Vor Erleichterung ganz trunken, gab sie Lucas einen dicken Kuss auf die Wange.
»Ups, oh entschuldigt bitte. Ich wollte nicht stören«, erklang es plötzlich hinter ihnen.
Ines ließ Lucas abrupt los und drehte sich um. Dort stand Diana, ihre Mutter, mit einem Tablett, auf dem sich eine Flasche Limonade, Gläser und Kekse befanden, in der geöffneten Tür.
»Ich wollte nicht … ich bin schon wieder weg«, murmelte sie, stellte das Tablett auf einen Tisch und verließ hastig das Zimmer.
»Arme Mama«, prustete Ines los. »Sie hält immer so viel darauf, dass sie nicht so ätzend ist, wie manche anderen Eltern es nun mal sind. Und jetzt platzt sie ausgerechnet rein, wo wir … na egal.«
Sie wurde rot, als sie sich vorstellte, wie es wohl für Diana ausgesehen haben mochte. Um ihr Erröten zu verbergen, aber auch keine peinliche Pause entstehen zu lassen, drehte Ines sich nach den Gläsern um. Dabei fragte ie das Erstbeste, das ihr durch den Kopf ging: »Sag mal, was macht dich eigentlich so sicher, dass Herr Neumann tot ist? Ich meine, es hat doch keiner gesehen, was passiert ist, als er die Treppe herunterfiel.«
Bei diesen Worten prallte Lucas von Ines zurück, als ob sie ihn geschlagen hätte. Hinter seinem Gesicht, aus dem alle Farbe gewichen war, überschlugen sich seine Gedanken.
Nein, nicht das. Sie konnte doch nicht meinen, dass er …
Ines ergänzte nichtsahnend: »Vielleicht hat dieser Freak ihn ja doch nur schwer verletzt und … Lucas!«
Erschrocken ließ sie eines der Gläser fallen, denn sie hatte sich in diesem Moment umgedreht und Lucas erblickt, der – kalkweiß im Gesicht – seinerseits sie fassungslos anstarrte. In diesem Moment wurde Ines klar, was sie mit den Worten, die sie eben gedankenlos gesagt hatte, für ihn angedeutet haben musste.
Schnell stürzte sie in Lucas‘ Richtung und rief zerknirscht: »Ach verdammt, das habe ich doch nicht …«
Aber der Schaden war bereits angerichtet.
Lucas bedachte sie mit einem leeren Blick und antwortete mit tonloser Stimme: »Nein, nein. Ist schon ganz richtig. Kann ja wirklich sein, dass Plague nicht stark genug zugetreten hat, und Neumann dann günstig gefallen ist, sodass er nur betäubt war. Kann auch sein, dass wir besser nach ihm hätten sehen sollen, als diesem Monster zu folgen. Und es kann natürlich auch sein, dass ich nicht so gottverdammt viel Energie hätte aufwenden müssen, um ihn zu stoppen. Vielleicht … ja vielleicht könnte Neumann dann immer noch leben.«
Er stieß ein freudloses Lachen aus und hob abwehrend die Hände, als Ines sich ihm nähern wollte.
»Jetzt musst du mich bitte entschuldigen«, krächzte Lucas mit zugeschnürter Kehle. Er stand auf, ging an Ines vorbei und verließ ohne ein weiteres Wort das Haus.
Ines brauchte eine Weile, bis sie begriff, dass Lucas wirklich gegangen war. Einen Moment lang blickte sie ihre geschlossene Zimmertür an. Dann räumte sie das Geschirr wieder aufs Tablett, wischte die ausgeschüttete Limonade auf und brachte alles zusammen nach unten in die Küche. Zum Glück fragte ihre Mutter nicht nach, warum Lucas so plötzlich wieder weg war. So trollte Ines sich unbehelligt wieder nach oben, wo sie sich auf ihre Couch fallen ließ, um Löcher in die Luft zu starren. Kurze Zeit später bemerkte sie aus dem Augenwinkel etwas wie eine Bewegung. Als sie jedoch den Blick darauf richtete, stellte sie fest, dass es doch keine Bewegung gewesen war, sondern nur ein Lichtschein, der aus Lucas‘ Fenster drang. Also war er wieder zu Hause. Was er jetzt wohl tat? Ines ertappte sich dabei, in Gedanken schon auf dem Weg zum Telefon zu sein, um ihn anzurufen. Eine Aktion, die sie vorhin noch sämtliche Willensanstrengung gekostet hatte, deren sie fähig war, wirkte nun wie etwas, das sie ohne jegliche Mühe bewerkstelligen könnte. Aber Ines wusste, dass es im besten Fall keinen Sinn haben würde, weil er einfach nicht dranging. Im schlimmsten Fall … daran wollte sie gar nicht denken. Sie riss den Blick von dem kleinen Rechteck aus Licht los und versuchte, an etwas anderes zu denken. Nun ja, eigentlich nicht wirklich etwas anderes aber zumindest nicht mehr direkt an Lucas, sondern an das, was sie vorhin von ihm erfahren hatte.
Es war also tatsächlich nicht nur ein bloßer Jugendclub, der sich in diesem seltsamen Hinterhof befand. In Wirklichkeit war es eine Akademie. Eine Akademie für … wie hatte Lucas es genannt? Gestaltwandler. Menschen, die zu Tieren werden konnten. Unglaublich, dass sie sich wochenlang mitten unter ihnen aufgehalten hatte, ohne etwas zu merken – und ohne dazuzugehören. Aber gehörte sie denn wirklich nicht dazu? Hatte Amanda sie nicht gescannt? Ja, aber das war wohl nur dafür gewesen, um durch die Tür zu kommen. An diesem ominösen Check hatte sie vorsorglich nicht teilgenommen. Nur warum hatte Amanda so zufrieden ausgesehen, als sie sich in der BAT getroffen hatten? Wusste sie vielleicht doch etwas, das sie Ines nur nicht gesagt hatte? Und was war mit diesen Kaugummis gewesen? Es hatte ja glatt so geklungen, als ob die für irgendwas wichtig waren. Ines ließ sich das Gespräch mit Harald und Amanda noch einmal genau durch den Kopf gehen und kam zu dem Schluss, dass mit diesem Kaugummi etwas getestet worden war – vermutlich, ob sie auch ein Gestaltwandler war. Dumm nur, dass sie auf den letzten nicht wirklich geachtet hatte, sonst hätte sie … ja was denn? Sie würde es nie wissen, wenn sie nicht jemanden fragte. Aber Moment. Sie konnte ja jemanden fragen. Sie schoss hoch. Lucas würde bestimmt … Ines‘ Gedanken verebbten und mit ihnen auch das Lächeln, das eben noch dabei gewesen war, sich auf ihrem Gesicht auszubreiten. Sie raufte sich die Haare und ließ sich rückwärts auf die Couch sinken.