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4. Kapitel
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"Erst die Praxis", hatte Papp seine Leser in einer Überschrift wissen lassen, „rändert die norminative Perspektive…" - Und tatsächlich zeigte das lang hingestreckte Kronland Dalmatien, betrachtete man es von militärisch-politischen Gesichtspunkten aus, sich als eine Art Wurmfortsatz der Monarchie, der, wäre er mit einmal vom Rumpf abgeschnitten, eine weitere Verbindung beider Teile allenfalls noch über die Adria zuließe. Bahnlinien oder für rasche Truppenverschiebungen geeignete Straßen fehlten zur Gänze - wenn überhaupt, konnte der schmale Küstenstreifen Dalmatiens, militärisch abgeschnitten, gegen feindliche Angriffe einzig von der österreichischen Kriegsflotte geschützt werden. Die regelmäßige Wiederkehr schwerer Unruhen in den türkischen Balkanprovinzen und die darauf erfolgenden Truppenkonzentrationen seitens der Pforte, lösten in Wien deshalb jedes Mal größte Besorgnis um die Sicherheit der dalmatinischen Grenzen aus. Fallweise verstärkte man in Süddalmatien danach die Garnisonen und zog in Kroatien Truppen zusammen, um aber die Eventualität eines Einmarsches in Bosnien, wie gesagt, schon seit langem still zu erwägen.
Ein unentwegter, beharrlicher Trommler, hielt Ari Papp rückschauend fest, dass schon 1853 (also noch zu Zeit des Krimkriegs), auf österreichischer Seite 44 Bataillone, 32 Eskadronen, 11 Feld- und 4 Raketenbatterien, 8 technische Kompanien, insgesamt rund 70.000 Mann mit 7777 Pferden und 136 Geschützen, kampfbereit an der bosnischen Grenze gestanden seien. Erstes Operationsziel jener Geisterarmee, die im Ernstfall die türkische Grenze überschritten hätte, wäre Sarajevo gewesen - einzig der schlussendliche diplomatische Rückzug der Türkei hätte diesen militärischen Schlag buchstäblich in letzter Minute vereitelt.
Damit habe jedoch, erklärte Papp, gleichzeitig eine hochdramatische Entwicklung ihren langen Schatten vorausgeworfen, mit der auch das dualistische Österreich – nicht zuletzt durch seine rechtfertigten Ansprüche am Balkan bedingt -, nunmehr gewissermaßen schicksalhaft ins Zentrum der gegenwärtigen gesamteuropäischen Krise gerückt sei, deren Ausgang jedoch derzeit so düster und ungewiss erschiene, dass dringender Handlungsbedarf vonnöten bliebe.
Sein Chefredakteur bestellte Papp daraufhin zu sich, lobte ihn namens der neidvoll grinsenden Redaktion und erhöhte sein bisheriges Salär um die doppelten Bezüge, was umso willkommener war, da Papp teure Maßanzüge und handgenähte Budapesterschuhe bevorzugte, sich einen eigenen Hemdenschneider leistete und auch ansonsten sein Geld mit leichter Hand aus dem Fenster warf.
Seine wohl kalkulierten Artikelreihen, die den Gedanken an eine "Erwerbung" Bosniens, der schon lange festere Formen angenommen und heimlich und leise auch Anklang in den Staatskanzleien gefunden hatte, wo man ein militärisches Balkanabenteuer jedoch vorerst noch scheute, nunmehr in lebendiger Form öffentlich aufgriffen, beschäftigten freilich naturgemäß nicht nur die Abonnenten.
Während Papps Logik sich ohne jedes Zögern den Vorgängen auf dem Balkan anschmiegte, um damit ein emotionsgeladenes Echo zu finden, war die auswärtige Politik in Wien, wenngleich erfolglos, insgeheim längst mit obskuren Tauschabsichten beschäftigt gewesen, die Österreich durch den Zuschlag diverser Gebiete entschädigen sollten. Selbst Bismarck schien mittlerweile zunehmend geneigter, die Donaumonarchie in der sogenannten >Bosnischen Frage< maßgeblich zu unterstützen, umso mehr der plötzliche Sturz des österreichischen Außenministers Graf Beust, eines seiner erbitterten Gegner, sowie die überaus effektvolle Bestellung des ungarischen Ministerpräsidenten und ehemaligen 1848er-Rebellen, Graf Gyula (Julius) Andrássy zu dessen Nachfolger, dem Deutschen Reich schon im Vorfeld einen unabdingbaren Wechsel der österreichischen Außenpolitik signalisiert hatte.
In Dresden geboren, sah sich Beust, nach dem Scheitern seiner preußenfeindlichen Pläne, nunmehr auf einen Botschaftersessel nach London verbannt, wogegen der eigenwillige Graf Andrássy das von Österreich-Ungarn gemeinsam geführte k. u. k. Ministerium des Auswärtigen auf dem Ballhausplatz in Wien dirigierte.
"Ah, was!" hatte man in der Residenzstadt darüber gemeckert. "Was wollen diese hergelaufenen Erfinder des Paprika, die Ungarn, eigentlich noch von uns ham, he? Gibt man denen nur einmal die Hand, fehlt einem gleich ein Finger."
Dass damit, erstmals in der Geschichte der Monarchie, das Kaiserhaus einen Magyaren zum Vertreter seiner auswärtigen Interessen berufen hatte, war freilich keinesfalls Zufall gewesen - wohl kaum ein österreichischer Politiker hätte, wie auch Arpad Papp häufig anzumerken verstand, die überkommenen Regeln der bisherigen Außenpolitik dermaßen leicht abzuschütteln vermocht, wie der besagte Rebellengraf.
Als blutvoller Ungar, die - sowohl durch den vollzogenen Ausgleich wie von der "klein-deutschen" Lösung - nunmehr endgültig gebannte deutsche Vormachtstellung innerhalb der Monarchie nicht länger befürchten müssend, hatte Graf Andrássy als ungarischer Ministerpräsident schon bei Ausbruch der deutsch-französischen Feindseligkeiten auf strikte Neutralität beharrt, um inzwischen vielmehr ein alle überraschendes, politisches Bündnis zwischen Österreich-Ungarn und dem Deutschen Reich anzustreben. Ein analytischer Geist mit stark ausgeprägten politischen Sensoren, wusste der Graf sich freilich ebenso - die menschliche Begrenztheit erkennend -, in seinen außenpolitischen Intentionen schon im Vorhinein ziemlich auf sich alleine gestellt. Aus einer Familie stammend, die ihre patriotische Gesinnung auch schon in der Türkenzeit niemals verleugnet hatte, empfand Andrássy einzig für den äußerst rechten Flügel der Monarchie, der für ihn einen übertrieben linken Kurs verfolgte, gewisse Sympathien. Von einer derartigen Einstellung geprägt, bereitete sein national-patriotisches Engagement sowie sein geradliniges Rechtsbewusstsein ihm naturgemäß Schwierigkeiten, sich in das bestehende diplomatische System willfährig einzuordnen. Sollte die von ihm inaugurierte, neue Balkanpolitik jedoch tatsächlich Wirkung zeigen und einen vollwertigen Ersatz für den Verlust der österreichischen Position in Deutschland und Italien bieten, sollte sie selbstverständlich aktiven Charakter besitzen - eine >diplomatisch aktive Balkanpolitik< vertrug sich jedoch mit Andrássys zeitweiligen Überlegungen, die marode Türkei bis auf weiteres noch "konservieren" zu wollen, nur äußerst schlecht - oder eigentlich gar nicht.
Seine Haltung in dieser Frage krankte somit von allem Anfang an einem logischen Zwiespalt; er befand sich damit in dem Dilemma, zwischen zwei politische Mühlräder geraten zu sein.
Einem alten Adelsgeschlecht entstammend, war Graf Andràssy, dem Ari Papp in seinen Kommentaren etliche Lobesartikel stiftete, ein Mann mit höchst abenteuerlicher Biographie. Zuerst Mitkämpfer und Rebell im ungarischen Unabhängigkeitskrieg 1848/49, danach als diplomatischer Agent der sogenannten >Debreciner Regierung< nach Stambul geflüchtet und in effigie (d. h. symbolisch) zum Tode verurteilt, war er, 1857 wieder amnestiert, 1861 bereits Abgeordneter im ungarischen Reichstag gewesen, um 1867 erster Ministerpräsident Ungarns zu werden.
Während das nationale ungarische Bewusstsein noch das Gedenken an das >Arader-Strafgericht< trübte, wo, nicht nur den Mitgliedern der ungarischen >Magnaten-Tafel< unvergesslich, nach der Niederwerfung der selbsternannten Ungarischen Republik, neun aufständische Generäle gehenkt und vier stante pede erschossen worden waren, während Ministerpräsident Graf Ludwig Batthyány sich, zum Galgen verurteilt, in der Haft selbst eine Halswunde beigebracht hatte, um füsiliert zu werden, war Graf Andrássy, neben dem damit sein politisches Lebenswerk krönenden Franz von Deák, daraufhin maßgeblich an den Präliminarien des Ausgleichs beteiligt gewesen. Zwar gemeinsam mit Deák auch noch die Wiederherstellung der ungarischen Verfassung von 1848 bewirkend, vertrat Andrássy als k. u. k. Außenminister jedoch keinen ausgesprochen "magyarischen" Kurs, zumal er die historischen Rechte seines Landes als mit der Großmachtstellung der freilich zerrissenen, unschlüssig handelnden Monarchie inzwischen in Einklang gebracht sah. Sein wahres Ziel bestand seither vielmehr darin, die Bedeutung des europäischen Orients für das alte Kaiserreich wahrzunehmen, um - nicht zuletzt dessen geopolitischer Lage sowie der äußeren Verhältnisse wegen - in Zukunft eine entscheidende Rolle im Kräftespiel auf der Balkanhalbinsel wahrzunehmen, ohne aber die Monarchie deshalb sogleich gefährlichen neuen Erschütterungen auszusetzen. Anstatt der Annexionsabsichten der Militärs, die sogar den Kaiser zu gelegentlichen Träumen hinrissen, verfolgte er als Außenminister insgeheim die Absicht, die dahinsiechende, kränkelnde Türkei möglichst lange zu erhalten, aber, wie er in kleinem Kreis sagte, "im gegebenen Moment an ihre Stelle zu treten, falls es ihr an der Kraft mangeln sollte, ihre Position selbst zu verteidigen".
Andrássy erschien es daher zunächst notwendig, den österreichisch-ungarischen Einfluss auf die Balkanländer gegenüber Russland, das dort ausschließliche Autorität anstrebte, in entsprechender Weise auszubauen. Zunächst noch von Frankreich in seinen Bemühungen unterstützt, das sich in der >Orientalischen Frage< bald enger an Österreich anschloss, war aber das Zusammenrücken des Zaren mit Preußen, das sich vor allem im Krieg gegen Frankreich schon für Berlin von großer Bedeutung erwiesen hatte, unvermeidbar geworden. Russland hatte sogar verlauten lassen, in den Konflikt einzutreten, sobald etwa eine dritte Macht – gemeint war Österreich-Ungarn, das mit einer Wiedererlangung seiner Position in Deutschland spekulierte und versucht war, die Gunst der Stunde zu nutzen - sich einmischen würde. Dabei hatte der Zar den Hintergedanken gehegt, als Vermittler aufzutreten und sich damit eine führende Rolle in Europa zu sichern. Nur der allseits unerwartete Ausgang des Krieges hatte die geplante russische Einflussnahme verhindert. Gewaltsam entstanden, sah sich das Deutsche Reich seither nicht mehr, wie das frühere Preußen, auf eine weitere Freundschaft seitens St. Petersburgs angewiesen, sondern, nach einer Verständigung mit Österreich-Ungarn, überdies in die Lage versetzt, auf die Winkelzüge des Zaren ganz verzichten zu können. Während Russland im Stillen unermüdlich weiterhin an einer Zersetzung der Türkei arbeitete und von den meisten, noch unter der Botmäßigkeit der Pforte stehenden Staatengebilden schon längst als deren eigentliche Schutzmacht betrachtet wurde, musste es sich daher gefallen lassen, dass die Großmächte Frankreich, England sowie auch die Donaumonarchie seinen Aktivitäten auf dem Balkan höchst misstrauisch entgegentraten. Dennoch stand vorerst fest, dass Deutschland sein gutes politisches Verhältnis zum Zarenreich nicht durch ein ähnliches mit Österreich-Ungarn zu irritieren wünschte und die Monarchie sich im Kriegsfall mit Russland also keinerlei deutsche Unterstützung erhoffen dürfe - wohl aber immerhin, dass Deutschland, wie Ari Papp andeutungsvoll in den Raum stellte, sein ganzes Gewicht zumindest dafür einsetzen würde, einen solchen Zusammenstoß an seinen Landesgrenzen nach Möglichkeit zu verhindern.
Ohne dass in außenpolitischen Fragen, ganz wie bei etlichen anderen anstehenden Staatsproblemen, in der Donaumonarchie tatsächlich Einigkeit geherrscht hätte, kam der >Bosnischen Frage< in den ränkereichen Kombinationen des Wiener Hofes, der seinen verloren gegangenen Glanz sowie seine fragwürdig gewordene Reputation natürlich wiederaufzupolieren trachtete, aber auch in Papps lawinenartig losgetretenen Leitartikeln, denen andere Tageszeitungen folgten, bald eine wesentliche, wegweisende Rolle zu.
Führende Kreise der Monarchie strebten völlig offen eine Erweiterung des österreichisch-ungarischen Territoriums an, wobei ihnen die maroden türkischen Ländereien und deren slawische Bevölkerung nicht nur geographisch allein als nächstliegend schienen. Selbst der ansonsten weit mehr dem Aktenstaub als der Wirklichkeit verpflichtete Kaiser erlag mitunter jenen ans Abenteuerliche streifenden Ideen, um sich - zumindest zeitweilig - die Erwerbung Bosniens und der Herzegowina auszumalen. Ganz im Gegensatz dazu zeigte man in Ungarn über solche Bestrebungen starke Besorgnis - ging man dort doch allgemein davon aus, dass eine Aufnahme der Slawen unweigerlich eine Schwächung des magyarischen Einflusses innerhalb der Doppelmonarchie herbeiführen würde, wogegen Ari Papps Kommentare dieser Auffassung entschieden widersprachen. Der neue Außenminister selbst schob den Gedanken an eine Annexion der türkischen Grenzprovinzen aus Furcht, dass eine Bildung slawischer Balkanstaaten die von Russland gesteuerten panslawistischen Ideen unterstützen und unter Umständen eine Abspaltung der nationalen Kräfte bewirken könne, noch geraume Weile vor sich her, ohne ihn jedoch, wie später vielfach behauptet wurde, deshalb aber grundsätzlich zu perhorreszieren.
War dem vorsichtig taktierenden Grafen die Aufrechterhaltung des Status quo in Südosteuropa vom Standpunkt der schwer erschütterten Monarchie aus anfänglich noch unabdingbar erschienen, in dessen - wenngleich befristet anzusehender Erhaltung - er, ähnlich wie schon Metternich - vorläufig ein notwendiges Axiom seiner eigenen Balkanpolitik erblickte, das den >Kranken Mann am Bosporus< vorübergehend als schlappen Nachbarn eines Südostrands tolerierte, von dem keinerlei böse Überraschungen drohten, hatte er diese Ansicht jedoch schon sehr bald wieder verworfen. Da Andrássy jedoch ebenso gut erkannte, dass die Monarchie eine Zeit innerer Stabilität zur ihrer Konsolidierung benötigte, anstatt gefahrvolle territoriale Gebietserwerbungen auf sich zu nehmen, die neuerliche auswärtige Rückschläge heraufzubeschwören imstande wären, hatte er im Vorfeld ein erstes, dementsprechendes offizielles Zirkular erlassen, das Verbündeten wie Gegnern gezielt zur Kenntnis gebracht worden war:
"Zu bedeutend, um seine Mission anderswo als in sich selbst zu suchen, zu groß nach seiner Ausdehnung, um eines Zuwachses an Gebiet zu bedürfen, kann die österreichisch-ungarische Monarchie keine Erweiterung ihrer Grenzen anstreben, so zwar, dass es schwer wäre, irgendeine Gebietsvergrößerung zu bezeichnen, welche nicht viel mehr eine Quelle der Verlegenheit für beide Teile der Monarchie werden müsste..."
Andrássys abwartende, doch nur scheinbar konziliante Haltung gegenüber der Türkei, war vor allem von seiner tiefen Abneigung gegen dem Panslawismus geprägt, der, sobald eine Schwächung der Hohen Pforte eintrat, die Südslawen zugleich zu gefährlichen Gegenspielern der Magyaren machen und deren politisches Gewicht in der Monarchie zwangsläufig mindern würde. Ein solcher Preis für eine Übernahme der verwahrlosten Provinzen Bosnien-Herzegowina erschien dem Grafen (zumindest vorläufig) noch entschieden zu hoch.
Hinsichtlich der Tatsache des siech daniederliegenden Osmanischen Reiches, konnte die Gewissheit einer österreichischen Okkupation, die zum geeigneten Zeitpunkt jedenfalls einer Besetzung seitens Serbiens oder Montenegros zuvorkommen musste, andererseits nur eine bloße Zeitfrage sein, zumal eine Konsolidierung der slawischen Staaten auf dem Balkan nicht nur den Verzicht auf die führende Rolle der Monarchie im europäischen Orient bedeuten, sondern auch einer fatalen Niederlage Österreich-Ungarns gegenüber Russland gleichkommen würde.
Eine Lösung dieses Dilemmas stand somit in den Sternen.
Eingedenk all dieser Eventualitäten, betrieb der Minister des Äußeren den Einfluss der Monarchie in den Balkanländern, deren Position dort weitgehend vernachlässigt worden war, auf unterschwellig diplomatische Weise, während er in kleinem Kreis einräumte, schon vom bloßen Gedanken erbost zu sein, dass bei einem eventuellen Zerfall der Türkei der Zar ohne Rücksicht auf die Monarchie das Recht für sich beanspruchen könne, eigenmächtig über die Geschicke der slawischen Untertanen des Osmanischen Reichs entscheiden zu wollen.
Man sagte Andrássy daher sogar nach, das ihm noch ein jedes Mal eine Blutwelle ins Gesicht schösse, sobald er nur vom Herrscher aller Reußen als alleinigen Beschützer der christlichen Bevölkerung der Türkei reden höre.
Von seinen Kontakten zu diplomatischen Kreisen gut unterrichtet, wusste Ari Papp, dass der Außenminister sich daher nicht scheute, um die Sympathien der weitgehend ungeliebten, bereits größtenteils panslawistisch orientierten Südslawen zu werben, um ihnen, nur um sie der Monarchie günstig zu stimmen, für den Fall eines Zusammenbruchs der Türkei sogar insgeheim territoriale Zugeständnisse zu gewähren. Demgemäß hatte auch der Graf unter vier Augen schon Feldzeugmeister Mollinary über seine wahren Absichten aufgeklärt:
"Wir wollen dort, im Orient, nicht durch Kriege, sondern nur in friedlicher Weise Eroberungen machen und diese auf die nordwestlichen Teile Bosniens sowie die nördlichen der Herzegowina beschränken; den östlichen Strich Bosniens" – (Fetzen an der Drina, nannte Andrássy ihn) - ," aber den Serben und den südlichsten Teil den Montenegrinern überlassen. Bedenken Sie, Herr", setzte der Graf, eine gebieterische Miene ziehend, noch im gleichen Atemzug nachdrücklich hinzu, "ein künftiges Europa wird entweder christlich sein – oder es wird nimmer sein."