Читать книгу Dreizehn. Das Tagebuch. Band 1 - Carl Wilckens - Страница 7

Blackworth

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Nicht jeder im Zellenblock 13 fand Schlaf in dieser Nacht. Die Stille vertrieb ihn nicht weniger effizient, als es das rhythmische Donnern einer Flugabwehrkanone im Sperrfeuer getan hätte. Im Laufe der Nacht verzogen sich die Wolken und gaben das Loch im Himmel frei. Die Schwärze dahinter war nur vom dunklen Nachthimmel zu unterscheiden, weil darin keine Sterne schienen. Außerdem leuchtete sein Rand so hell und silbern wie der Riss, aus dem es entstanden war. Das Loch ließ den Himmel zweidimensional erscheinen; entlarvte die Tiefe des Universums als Lüge, die Sterne und den Mond als Farbtupfer auf der Innenseite eines sphärenförmigen Gemäldes.

Als der Morgen graute, erlöste Gesang die Gefangenen von der Stille. Obgleich der Mann jeden Ton traf, wie der Sänger feststellte, klang seine Stimme blechern auf der stillen Leinwand, auf die er sie auftrug:

»Wohin geht der Mond, wenn der Himmel verwelkt,

und das Weltall die Sterne verliert?

Wer trinkt das Meer, wenn sich der Meeresgrund wölbt,

und das Land zerreißt wie Papier?«

End schlug die Augen auf. Allem Unheil zum Trotz hatte er den Schlaf der Gerechten geschlafen. Der Grund dafür mochte sein, dass er in der Nacht zuvor kein Auge zugetan hatte, doch es wirkte so, als hätte er nichts vom Untergang der Welt zu befürchten; oder aber, als hätte er nichts zu verlieren.

End erhob sich von der Pritsche und reckte sich. Kurz sah der Sänger seinen muskulösen, von einem Netz aus Narben überzogenen Rücken, ehe sich der Mann in der Zelle gegenüber das Hemd anzog und vor das vergitterte Fenster trat.

»Zuris, mein Gott, warum hast du uns verlassen?

Hast uns – deinen Kindern – den Rücken gekehrt.

Es ist wohl die Strafe, weil wir vergaßen

dein Wort, das uns deine Priester gelehrt.«

»Wer singt da?«, fragte der Sänger und richtete sich auf seiner Pritsche auf.

»Ein Arbeiter«, antwortete Baxter in der Zelle neben End, während der Gesang allmählich leiser wurde. »Scheinbar ist die Seite eines Nebengebäudes von Blackworth eingestürzt. Jetzt liegen Trümmer auf den Gleisen. Der Mann hat sie in eine Schubkarre verladen und bringt sie weg.«

»Er soll uns mit seiner geschmacklosen Lyrik verschonen«, sagte Storm schlecht gelaunt. Am Vorabend war es dem Insassen gelungen, das Schloss seiner Zellentür zu knacken. Sein Freiraum war allerdings nur um den Zellengang erweitert worden, hatte sich doch der Rahmen der Tür nach draußen verzogen und sie eingeklemmt. Nachdem End Storm beinahe erwürgt hatte, hatte sich der Insasse wie ein geprügelter Hund in seine Zelle zurückgezogen. Er hatte ein Zahnrad des im Zellengang verteilten Uhrwerks, das zwei Tage zuvor der Synaígiesauger in der Rolle des Essensausgebers fallengelassen hatte, aufgelesen und damit den Schließmechanismus der Tür blockiert. »Glaubt er jetzt auch schon, dass das beschissene Ende der Welt kommt?« Er schnaubte. »So ein Schwachsinn.«

Baine in der Zelle gegenüber warf Storm einen zweifelnden Blick zu. »Sieh dir den Himmel an, Genosse.«

»Was gibt es da schon zu sehen?«

»Komm und sieh ihn dir an!«

Widerwillig erhob Storm sich von der Pritsche und trat auf den Zellengang. Er begab sich vor Baines Zelle und spähte durch dessen vergittertes Fenster nach draußen. »Ich sehe nichts.«

»Du musst in die Hocke gehen.«

Storm beugte sich herab, bis sein Gesicht fast den Boden berührte. »Was soll da sein?«

Baine seufzte. »Da ist ein Loch im Himmel, Mann!«

Storm lachte freudlos und kehrte kopfschüttelnd in seine Zelle zurück. »Der Himmel ist keine Wand. Er kann kein Loch haben.«

»Es ist, wie er sagt, Genosse«, brummte Arwin.

»Gewiss ist da irgendwas, das wie ein Loch aussieht«, räumte Storm ein und legte sich wieder auf seine Pritsche. »Nichts, für das die Wissenschaftler an der Treedsgow University keine Erklärung fänden.«

»Treedsgow gibt es nicht mehr.« Wie immer, wenn End sprach – und seien es so leise Worte, dass sie kaum bis ans andere Ende des Zellengangs drangen –, fing er die Aufmerksamkeit der anderen Insassen.

»Tss«, machte Storm abfällig, sobald er das mulmige Gefühl, das Ends Worte ausgelöst hatten, verdaut hatte. »Bist du jetzt auch unter die Auguren gegangen, von denen es in deinen Märchen nicht mangelt? Mir machst du nichts vor, End. Und jetzt seid still! Jemand kommt.« Storm erhob sich abermals von der Pritsche und bezog neben der Tür zum Zellenblock Posten. In der Hand hielt er die Eisenstange aus dem Gehäuse der Lampe des Synaígiesaugers, mit der er das Schloss seiner Zelle geknackt hatte. Schritte näherten sich auf der anderen Seite.

»Du wirst sterben, Storm«, sagte End gleichgültig den Blick nach wie vor aus dem Fenster gerichtet. Die Gewissheit, mit der er die Worte sprach, jagte dem Sänger einen Schauer über den Rücken.

»Storm …«, sagte er schwach, weil er wusste, dass sein Genosse nicht zur Vernunft zu bringen war.

»Maul halten!«, zischte Storm. Auf der anderen Seite der Tür ertönten Stimmen.

»Was ist los?«

»Die Tür ist eingeklemmt, verdammte Scheiße!«

»Schwächling! Lass mich mal versuchen.«

Schnaufen.

»Wer ist jetzt der Schwächling, hä?« Es folgten mehrere Schläge, als jemand mit Wucht vor die Tür trat.

Schritte entfernten sich. »Was hast du vor?«

»Was schon? Ich hole eine Spitzhacke. Wir müssen den Türrahmen erweitern.« Die Stimmen entfernten sich. Einige Minuten lang, in denen der Sänger überlegte, wie er Storm davon überzeugen konnte, sich in seine Zelle zurückzuziehen, herrschte Stille.

Dann kehrten die Stimmen zurück. »… lassen wir die Scheißkerle nicht einfach verhungern? Der schwarze Baron wird sie eh hinrichten lassen. Das hoffe ich jedenfalls.« Die Gefangenen in den jeweils gegenüberliegenden Zellen warfen einander beunruhigte Blicke zu. Waren das dieselben Essensausgeber wie vom Vortag?

Schnaufen und Schläge am Türrahmen ertönten. Mit grimmiger Miene umfasste Storm die Eisenstange.

»Na bitte!«, rief einer der Männer auf der anderen Seite nach einer Weile. Die Spitzhacke fiel klappernd zu Boden, und die Tür zum Zellengang schwang auf. Storm trat vor, die Eisenstange erhoben bereit, sie seinen Widersachern in die Brust zu stoßen.

Ein Schuss ertönte, und die Insassen zuckten zusammen. Storm stolperte rückwärts in den Zellengang und stürzte. Die Kugel hatte ihn in den Bauch getroffen. Er hustete, und Blut spritzte über sein Kinn. Der Mann, der geschossen hatte, baute sich über ihm auf, richtete den Lauf seines Revolvers auf Storms Kopf und zog wiederholt den Abzug durch, bis keine Kugel mehr in der Trommel steckte. Der Kopf des Gefangenen war zu einer albtraumhaft deformierten Grimasse geworden. Sein Blut hatte die Wände gesprenkelt und war bis zu George gespritzt, der sich mit schreckweiten Augen an die Rückwand seiner Zelle drückte.

»Seht ihr, was passiert, wenn ihr versucht, uns zu verarschen?«, brüllte der Mann, der Storm erschossen hatte, und fuchtelte mit dem Revolver herum. »Er war nicht der Erste, der versucht hat, zu entkommen, nachdem sich eine Zellentür durch das Beben geöffnet hat.« Er rammte den Revolver ins Holster, packte Storm bei den Beinen und schleifte ihn eine Blutspur hinter sich herziehend zur Tür hinaus.

Wie auf einem roten Teppich betraten zwei weitere Männer den Zellengang. Einer davon – ein magerer Kerl mit grauem Bart und müdem Blick – ging in Handschellen. Der Gefängniswärter schloss die Tür der ersten Zelle auf der rechten Seite auf und beförderte den Neuankömmling mit einem groben Stoß hinein.

»Sagt Hallo zu eurem neuen Mitgefangenen«, sagte er, nachdem er die Zellentür ins Schloss geworfen hatte. Sein Blick fiel auf die Eisenstange, die Storm fallengelassen hatte. »Was zum …?« Er hob sie auf, betrachtete sie mit einer Miene, als versuche er sich an einer schwierigen Kopfrechnung, und sah schließlich in Storms Zelle. »Mir scheint, die Tür hat sich gar nicht durch das Beben geöffnet«, rief er seinem Partner zu. Seine Schritte schmatzten auf dem blutverschmierten Boden, als er Storms Zelle betrat, mit der Lampe wieder herauskam und den Zellengang verließ. Er warf die Tür hinter sich ins Schloss und schob den Riegel vor. Niemand wagte, ein Wort zu sagen, ehe sich die Schritte des Wärters entfernt hatten.

»Scheiße, Mann!«, keuchte George schließlich und wischte sich Storms Blut vom Gesicht. »Was ist in sie gefahren?!«

»Storm«, murmelte Ronald.

»Verdammt!«, brüllte Baine und rammte die Faust wiederholt gegen die Zellenwand, dass seine Fingerknöchel bluteten. »Wenn ich hier rauskomme, werde ich diese Mistkerle erwürgen!«

Dem folgten mehrere Minuten betretenen Schweigens.

»Waren das die gleichen Kerle wie gestern?«, fragte Baxter schließlich.

»Ich denke schon«, murmelte Arwin. »Möge Zuris sich der Seele unseres Genossen annehmen.«

»Mit denen stimmt doch irgendwas nicht«, meinte der Sänger mit schwacher Stimme und sah zu End.

Sein Gegenüber wandte sich um. »Sie sind von Hirnmarodeuren befallen. Die Bösen Geister strömen derzeit in großer Zahl durch das Loch im Himmel in unsere Welt.«

»Durch das Loch im Himmel? Also liegt dahinter die andere Seite? Die Welt der Enerphagen?«

End nickte. »Wir befinden uns in einer gewaltigen Synaígieblase. Ihre Innenwand umschließt den ganzen Planeten, ihre Außenwand die Welt der Enerphagen – schwer vorstellbar, ich weiß, aber die vierte Dimension ist nun mal komplex. Jemand hat versucht, uns vor den Bösen Geistern zu beschützen, indem er uns versteckte und sie zugleich in ihrer Welt einschloss.«

»Hey, Neuer«, rief Baine. »Wie heißt du?«

»Bill«, antwortete der Mann. Seine Kehle war eingerostet, seine Stimme farblos. Er räusperte sich und wiederholte seinen Namen mit demselben Ergebnis.

»Kommst du klar?«, forschte Baine nach.

»Der Himmel fällt uns auf den Kopf«, sagte Bill heiser. »Und du fragst, ob ich klarkomme?« Baine hätte wohl in einem Anflug von Galgenhumor freudlos gelacht, hätte sein neuer Zellennachbar nicht so bitterernst geklungen. »Heute Nacht sind alle Insassen im Zellenblock 1 einer nach dem anderen durchgedreht – alle außer mir. Liam zuerst, als er plötzlich anfing, seinen Kopf gegen die Zellenwand zu donnern, bis er das Bewusstsein verlor. Als er wieder zu sich kam, biss er sich die Pulsadern durch und verblutete. Danach war Stuart an der Reihe. Hintereinanderweg nahmen sich meine Zellengenossen das Leben … Truman, Brandon, Walto, Luke, Brook, Arnold und zuletzt Mick. Als ich dachte, dass nun meine Zeit gekommen war, betraten die beiden Wärter den Zellenblock. Teile der Decke waren durch die Erdbeben runtergekommen, und sie wollten uns auf die anderen Zellenblöcke aufteilen. Der Anblick meiner neun toten Genossen ließ sie völlig kalt. Sie lachten bloß und meinten, wer zu dumm zum Leben sei, habe es verdient, zu sterben.« Er brach ab und rang einen Moment lang um Fassung. »Das ist die Apokalypse, nicht wahr? Der Himmel zerbricht, und die Menschen fallen dem Wahn anheim.«

»Ist für das, was in Zellenblock 1 geschehen ist, vielleicht auch ein Hirnmarodeur verantwortlich?«, wandte sich der Sänger beunruhigt an End. Sein Gegenüber antwortete nicht. Wieder einmal starrte er an die Betonwand seiner Zelle, als handelte es sich um ein Panorama. Hatte er Bill überhaupt zugehört? »Hey!«

Erst jetzt schüttelte er den Kopf. »Was der Neue sagt, klingt eher, als wären seine toten Zellengenossen nicht Herren ihrer selbst gewesen. Dazu wäre ein Folkore nicht imstande.«

»Also ein Alb? Oder ein Norn?«

»Alben laben sich nicht am Leid der Menschen«, meinte End. »Und Norn gehen für gewöhnlich subtiler vor. Vermutlich war es ein nicht kategorisierter Enerphag mit instabiler Dunkler-Mana-Aktivität.«

»Müssen … wir damit rechnen, dass er auch hierher in den Zellenblock 13 kommt?«, forschte der Sänger nach.

»Wär möglich«, entgegnete End.

Seine Teilnahmslosigkeit brachte den Sänger an den Rand der Verzweiflung. »Es muss eine Möglichkeit geben, uns zu schützen«, sagte er händeringend.

»Knoblauch schützt einen vor den meisten Folkloren und nicht kategorisierten Enerphagen«, entgegnete End ungerührt. »Frag mich jetzt nicht, wie wir den auftreiben sollen.«

Wieder löste betretene Stille die Konversation im Zellenblock 13 ab.

»End weiß scheinbar, was hier vor sich geht«, erklärte Baine seinem neuen Zellennachbarn und kratzte sich am Nacken. »Was er erzählt, klingt vollkommen verrückt. Aber nach allem, was passiert ist … lass es mich so sagen: Wenn ich noch meiner eigenen Wahrnehmung glauben kann, dann auch ihm.«

»End?«, wiederholte Bill. »Also ist es wahr? Godric End ist in diesem Zellenblock?« Die anderen Insassen bejahten. »Ich war in Onslow dabei, Mann!«, sagte Bill aufgeregt.

»Ein historischer Tag«, erwiderte End spöttisch.

»End erzählt uns, was wirklich passiert ist«, brummte Arwin. Ihm war anzuhören, dass die Wahrheit ihn nicht glücklich machte.

»In Onslow?«, fragte Bill verständnislos.

»Generell«, entgegnete Jed.

»Kannst du ihm nicht eine kurze Zusammenfassung geben, End?«, fragte Baxter seinen Zellennachbarn.

»Klar«, entgegnete End. Baxter stutzte. Er hatte nicht damit gerechnet, dass End so leicht einwilligen würde. Immerhin kostete es sie eine Zigarette pro Tag, damit er ihnen seine Geschichte erzählte.

»Wenn du auch noch deine Füße in den Zellengang streckst, könnte ich sie dir währenddessen massieren«, fügte End in sarkastischem Tonfall hinzu.

»Ich meinte ja nur …«, sagte Baxter kleinlaut.

»Und wenn du zwei Zigaretten bekommst?«, schlug Jed vor. Nun wirkte End interessiert.

Ehe er antworten konnte, hatte der Sänger seinen Tabakvorrat überprüft. »Dann habe ich vielleicht nicht mehr genug Tabak für den Rest der Geschichte«, meinte er.

»Ich habe Tabak«, meldete sich Bill zu Wort. Der Sänger glaubte zu sehen, wie sich Ends Nasenflügel blähten, als könnte er das Kraut wittern, während der Neuankömmling eine Zigarette drehte. Bill reichte sie an Baine weiter, Baine an Arwin, Arwin an Baxter. Letzterer hielt die Zigarette in den Zellengang, sodass End sie sehen konnte.

»Haben wir einen Deal?« Wortlos trat End vor die Zellentür, steckte einen Arm durch die Gitterstäbe und hielt die Hand auf. Baxter legte die Zigarette hinein, und End zog sich in seine Zelle zurück wie ein Raubtier in eine Höhle, um seine Beute zu verspeisen. Er holte die Streichholzschachtel, die ihm der Sänger am Tag seiner Ankunft in Blackworth zugeworfen hatte, aus der Hosentasche und steckte sich die Zigarette zwischen die Lippen. Dann zog er eines der Zündhölzer über seine Schuhsohle und entzündete den Tabak.

Was noch riefe jenen Ausdruck der Verzückung in Ends Miene wach, wie es der jeweils erste Zug einer Zigarette tut?, fragte sich der Sänger. Nicht viel, vermutete er.

»Ich schätze«, begann End, sobald er die Zigarette aufgeraucht hatte, »du kennst die Geschichten vom Unterrumpf. Du weißt, dass ich dort aufgewachsen bin. Du hast vielleicht auch schon mal gehört, dass ich eine Zeit lang für eine der Banden auf der Swimming Island als Auftragsmörder gearbeitet habe. Und natürlich kennst du die Geschichten davon, wie ich Baron Enoch Ashbee tötete.« End holte einmal tief Luft. »Wovon du gewiss noch nie gehört hast, ist das Tagebuch von William Walker. Du weißt nicht, dass er meine Schwester tot aufgefunden hat – eingefroren in einer Kühltruhe – und versucht hat, sie mithilfe der Alchemie ins Leben zurückzuholen.«

»Alchemie?«, wiederholte Bill. »Soll das ein …« George zischte warnend und legte einen Finger auf die Lippen.

»Du denkst, Böse Geister gibt es nur in den Mythen der Norvolken, und dass Auguren und Alchemisten nicht existieren«, fuhr End fort, als wäre er nicht unterbrochen worden. »Du hast noch nie von Idun gehört, oder dass die entrische Energie, als die wir sie kennen, ein Bewusstsein ist. Und auch wenn die ganze Welt scheinbar mehr über mich weiß, als mir lieb ist, ist doch recht wenig über jenen Abschnitt meines Lebens bekannt, der zwischen dem Untergang der Swimming Island und der Eskalation in Onslow liegt. In Treedsgow stieß ich auf Damon, den Banditenanführer, dem Insomnium, ein alchemistisches Gebräu, zu übermenschlichen Kräften verhalf. Ich lernte Rocío kennen, Damons Exgeliebte und ehemalige Alchemistin, und Roberto Fonti, der zu einem meiner treuesten Verbündeten wurde, nachdem ich ihm und Maria, der ehemaligen Perle eines Lokals namens Fourier, das Leben gerettet hatte. Ich schloss Freundschaft mit Jasper, der zum Preis dafür, dass er mich vorm Tod bewahrte, mehrere Viertel in der Welt der Bösen Geister eingeschlossen war, und machte Bekanntschaft mit Waterstone, Professor für Mathematik an der Treedsgow University. Ich brach in die Nervenheilanstalt Sankt Laplace ein, begegnete den Hibridia und jagte das Hotel Whitehall Nord in die Luft. Ich fand einen Weg ins Universitätsviertel von Treedsgow und half Waterstone bei der Erforschung der segovianischen Technologie – nicht immer aus freien Stücken, pflanzte der Professor mir doch bei der ersten Gelegenheit ein Relikt aus der Antike, eine sogenannte Segovia-Kapsel, in die Brust ein. Ich wurde Zeuge davon, wie mein Spiegelbild lebendig wurde, und entdeckte die vollständig erhaltene Bibliothek von Ad Etupiae im Erdreich unter Treedsgow. Ich las den ersten Teil der Memoiren von Norin, dem Unbezwungenen, und erfuhr, wie die Zivilisation vor tausenden von Jahren ausgesehen hat.« End verstummte. Irgendwie schaffte er es, dem kurzen Schweigen, das er anstimmte, eine Prise Amüsement beizumengen. »Ich weiß, dass dir nun das ein oder andere spöttische Wort auf der Zunge liegt. Schluck es runter, bevor dir eines davon über die Lippen stolpert, oder ich werde nicht fortfahren, ehe ich nicht eine weitere deiner kostbaren Zigaretten bekommen habe.«

Dreizehn. Das Tagebuch. Band 1

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