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3. Kapitel

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Dass ich mal die Weihnachtsferien damit verbringe, Betonklötze zu schleppen, hätte ich auch nicht gedacht«, stöhnte Leo und wuchtete die letzte Tasche mit goldenen Christbaumkugeln in den Kofferraum von Dads Mercedes. Mom hatte uns losgeschickt, Kugeln und Windlichter von ihrer Neuentdeckung abzuholen – ein Großhändler, auf den sie durch ihren Blumenlieferanten gestoßen war. Als sie uns beim Frühstück damit beauftragte, hatte es sich nach einem simplen Job angehört. Wer hätte ahnen können, dass die Windlichter in Säcken ä zehn Kilo geliefert wurden und Mom 20 Kartons Kerzen bestellt hatte, um sicherzugehen, dass das Erdgeschoss unseres Hauses in goldenem Licht erstrahlen würde?

»Das sind keine Betonklötze«, stellte ich klar, »sondern Glaskugeln.«

»Die ganze Rückbank ist voll mit Kartons.« Leo wischte sich die Hände an der Hose ab. »Wenn ich sehe, was wir für ein bisschen Kerzenlicht durchmachen müssen, dann frage ich mich, was erst im Bezug auf das Dinner auf uns zukommt! Vielleicht müssen wir einen Stier erlegen und am offenen Feuer rösten? Oder sie schickt uns runter zur Bucht, auf dass wir mit bloßen Händen einen Oktopus erwürgen, damit es frischen Tintenfischsalat gibt!«

Ich schlug den Kofferraumdeckel zu. »Das Essen wird geliefert.«

»Dem Himmel sei Dank.«

»Von einem der angesagtesten Caterer der Stadt. Kasami Catering. Ich war mal unheimlich in den Sohn des Inhabers verknallt.«

»Falls er vom gleichen Kaliber ist wie dein Exfreund Ryan, stell ihn mir vor!«

»Mit Greg Kasami war ich nicht zusammen«, räumte ich ein, während wir in den Mercedes stiegen. »An ihn war nicht ranzukommen. Ein unnahbarer Draufgänger, den alle Mädchen gern zähmen wollten.« Ich dachte daran, wie ich ihm eines Abends doch nahegekommen war – meine Arme um seinen Bauch geschlungen und die Beine gespreizt, saß ich hinter ihm auf seinem Minibike. Ich war gerade einmal vierzehn und er noch keine 16 – jedenfalls nicht alt genug, um mit diesem Ding herumzufahren.

Es war mir an jenem Tag wie ein Wunder vorgekommen, dass Greg mich bemerkt hatte und anbot, mich mitzunehmen. Ich war auf dem Nachhauseweg gewesen und stand an einer Bushaltestelle in North Beach. Bis dorthin war ich mit dem Trolley-Bus gekommen und überlegte gerade, wie es weitergehen sollte. Aus irgendeinem Grund war ich nicht mit meinen Freundinnen unterwegs und hatte Mom nicht erreichen können, damit sie mich abholte.

Und da kam Greg angefahren, ein Traum in Jeans, schwarzer Lederjacke und weißem Helm. Er hielt neben mir am Bürgersteig an und klappte das Visier hoch. »Möchtest du mitfahren?«, fragte er, als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt. Sekunden später kletterte ich hinter ihn auf den Sitz, stopfte mein langes Haar in den Pulli und schmiegte mich an Gregs Lederjacke. Wie sehr wünschte ich damals, diese Fahrt würde nie enden! Als er vor unserem Haus hielt, war ich gerade in die Illusion versunken, Gregs Freundin zu sein.

»Da wären wir«, sagte er wie ein Taxifahrer.

Ich zögerte, weil ich nicht wollte, dass er weiterfuhr, und lud ihn ein, mit hereinzukommen. Er löste jedoch behutsam meine Finger, die in seine Jacke gekrallt waren, und wies mit dem Kopf Richtung Hauseingang.

Ich stieg ab, und er brauste mit röhrendem Motor davon.

»An jeder Highschool gibt es so einen Typen«, sagte Leo jetzt. »Der obercoole Draufgänger, den alle bewundern und zugleich fürchten.« Er schaute auf die Uhr und drehte die Rückenlehne des Beifahrersitzes so weit nach hinten, wie es die Kisten auf der Rückbank zuließen.

»Nach Hause, James«, befahl er. »Ich habe heute Nachmittag noch etwas vor.«

»Willst du zu deiner Tante Sophie?« Ich wusste, dass Leo versucht hatte, eine entfernte Verwandte in Berkeley zu erreichen.

Er nickte. »Eigentlich ist sie gar keine echte Tante, aber sie steht mir näher als Vaters Schwestern.« Als wir den Hügel hinunterfuhren, gerieten die überall im Auto verteilten Kartons ins Rutschen. »Hoffentlich ist ihr neuer Ehemann nicht so ein Trottel.« Er griff nach einem Karton, der gerade über die Mittelkonsole nach vorn gerutscht kam. »Wofür genau sind diese Kerzen und Felsbrocken eigentlich?«

»Das wird Mom uns schon zeigen. Sie hat immer tolle Ideen für die Dekoration.«

»Wenigstens etwas, worauf wir uns freuen können«, murmelte er. »Hoffentlich ist Amerikas beste Hausfrau damit einverstanden, unsere Handarbeitsausbildung noch um einen Tag zu verschieben.«

»Du bist ein verdammter Snob«, schimpfte ich. Er hob das Kinn und seufzte. »Ich bemühe mich.«

Zu Hause stießen Leo und ich den Hintereingang auf und begannen, unsere Fracht in die Abstellkammer zu stapeln. Wir hatten den Kofferraum fast leer geräumt, da wurde die Küchentür geöffnet und Mom spähte herein, die Lesebrille auf ihr rotes Haar hochgeschoben.

»Da seid ihr ja!«, rief sie. »Wunderbar! Kommt bitte in die Küche, sobald ihr fertig seid. Wir kosten gerade, und ich möchte eure Meinung hören.« Die Tür schlug hinter ihr zu. Leo setzte die letzte schwere Tasche auf dem Boden ab.

»Ein paar Essensreste für die Sklaven?«, fragte er.

Ich lachte. »Du musst für deine Eltern der reinste Alptraum gewesen sein.« Ich rückte einen Stapel Kartons gerade und zog den Autoschlüssel aus meiner Tasche. »Warum gehst du nicht schon rein? Ich schließ noch schnell den Wagen ab und komme dann nach.«

Leo strich über das Revers seiner Lederjacke. »Bin ich für das Testessen passend angezogen?«

»Beweg deinen Hintern«, murmelte ich und schoss nach draußen.

Als ich kurz darauf in die Küche kam, erkannte ich Leo kaum wieder. Er saß Mom am Küchentisch gegenüber, ein Glas Weißwein lässig in der Hand.

»Auf jeden Fall die Sauce ganz außen«, erklärte er, während er und Mom mit Essstäbchen appetitlich aussehende Klößchen probierten. »Für einen sehr anspruchsvollen Gaumen könnte sonst die buttrige Note des Hummers überlagert werden.«

Dezente Kochdüfte hingen in der Luft. »Riecht köstlich«, sagte ich.

Mom wies feierlich Richtung Kühlschrank. »Madison, du erinnerst dich bestimmt noch an Greg Kasami, nicht wahr?«

Ich wirbelte herum und hatte Mühe, nicht vor Überraschung den Mund aufzureißen. Greg Kasami war hier, in der Küche meiner Eltern! Was wohl die Mädchen aus dem Cheerleader-Team dazu sagen würden?

Hey, werde erwachsen, sagte ich mir und strich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Die Highschool- und Collegezeit ist vorbei! Zum Glück!

Die hohe Edelstahltür des Kühlschranks schwang zu und ein umwerfend attraktiver Mann wurde in seiner vollen Größe sichtbar. Glänzendes pechschwarzes Haar, feine asiatische Gesichtszüge, strahlendes Lächeln. Und ein Körper ... groß, schlank, anmutig. Eines jeden Mädchens fleischgewordene Fantasie von einem Ninjakämpfer.

Ich schluckte. War das der rebellische Junge, der seinen Vater damit in den Wahnsinn trieb, dass er mit der Kawasaki durch die Stadt raste?

»Ihr seid zusammen zur Schule gegangen, nicht wahr?«, fragte Mom und spießte noch ein Klößchen auf.

»Sind wir«, erklärte Greg und lächelte mich so breit an, dass mir fast schwindelig wurde. Dann ging er hinüber zur Herdplatte, um in einer Sauce zu rühren. Ich bemühte mich, mein Zittern zu ignorieren, wusch mir die Hände und setzte mich zu Mom und Leo an den Tisch.

»Ein Hummerklößchen ist noch da. Probier mal, während ich Greg beim Kochen über die Schulter schaue«, befahl Mom und tupfte sich die aprikosenfarbenen Lippen mit der Serviette ab.

Als sie aufstand, folgten Leo und ich ihr mit den Augen. Wie hypnotisiert sahen wir alle drei Greg dabei zu, wie er in dem Topf rührte, mit seinen schlanken, kräftigen Fingern, mit diesen majestätischen breiten Schultern. Man hätte meinen können, wir drei hätten den weltberühmten Cellisten Yo-Yo Ma bei einem Solo bewundert.

Leo trat mich unterm Tisch und formte mit dem Mund die Worte: Er ist umwerfend!

Ich versuchte, dem geballten Aufmarsch der Hormone in meinem Körper keine Beachtung zu schenken, und trat zurück.

Er gehört mir!

Leo verschränkte die Arme. Ich hab ihn zuerst gesehen.

Ich schluckte das letzte Stück Hummerklößchen runter und lächelte. Er steht auf Frauen.

»Verflixt!«, entfuhr es Leo hörbar. Er schaute auf die Uhr. »Ich muss mich langsam umziehen. Tante Sophie wartet nicht gern.«

»Wir lassen dir ein bisschen Sake übrig«, sagte Greg.

»Klingt gut.« Leo stand auf und ging hinüber zum Herd, um einen Blick in die brodelnden Töpfe zu werfen.

»Wartet, bis ihr erst die mit Jacobsmuscheln gefüllten Spinatkörbchen gekostet habt«, schwärmte Mom und schloss verzückt die Augen.

»Lassen sich aber nicht gut aufbewahren«, betonte Greg. »Vielleicht sollte ich sie ein anderes Mal machen. Sagten Sie nicht, dass Sie auch wegmüssen?«

Mom schaute zur Küchenuhr und legte erschrocken die Hand an die Wange. »Allerdings! Ich bin mit Emily im Club verabredet. Und danach muss ich Dr. Greenwood am Flughafen abholen.« So lange ich zurückdenken kann, hat Mom meinen Dad immer Dr. Greenwood genannt – als wäre sie seine Sekretärin, die für ihn OP-Termine vereinbart.

»Wenn du möchtest, hole ich Dad ab«, bot ich an.

»Aber Emily müsste ich auch absagen, und das kann ich ihr nicht antun.« Mit bedauerndem Gesichtsausdruck wandte sich Mom Greg zu. »Es tut mir furchtbar leid! Ich dachte, wir hätten noch genügend Zeit.«

»Kein Problem«, sagte Greg und strahlte sie mit seinem Sunnyboy-Lächeln an. »Ich komme ein anderes Mal vorbei – rechtzeitig vor der Party. Den Rinderbraten in Burgundersauce muss allerdings noch jemand probieren – er ist fast fertig.«

Alle Augen richteten sich auf mich.

»Klar übernehme ich das«, murmelte ich und fragte mich, warum meine Kehle plötzlich so trocken war. Ich ging zum Kühlschrank und holte mir eine Flasche Wasser.

Leo stellte sich neben mich und goss sich ebenfalls ein Glas Wasser ein. »Genieß den Braten«, sagte er mit vielsagendem Blick.

Ich versuchte mein Grinsen zu verbergen, während Leo schon über die Hintertreppe nach oben verschwand. Wie zum Teufel hatte ich in die Situation kommen können, Gastgeberin für Greg zu spielen? Es kam mir so albern vor, plötzlich den Vorkoster seiner kulinarischen Köstlichkeiten zu mimen, wenn ich wenige Monate zuvor noch in der Schulmensa gesessen und in matschigem Rührei herumgestochert hatte. Noch grotesker war allerdings die Vorstellung, den Rest des Nachmittags mit diesem attraktiven Mann allein im Haus zu verbringen. Bei dem Gedanken an die sich daraus ergebenden Möglichkeiten zitterten mir die Knie. Aber in Anbetracht der geringen Wirkung, die ich in den letzten Jahren auf Männer ausgeübt hatte, machte ich mir keine allzu großen Hoffnungen.

Mom gab Greg noch ein paar Anweisungen, bevor sie ebenfalls über die Hintertreppe nach oben stürmte und mich mit Greg Kasami und einem mulmigen Gefühl im Bauch in der Küche zurückließ. Er hatte ein weißes Geschirrtuch durch eine Gürtelschlaufe seiner schwarzen Jeans gezogen. Und obwohl er kochend am Herd stand und in diesem Moment gerade Karotten in perfekte Juliennestreifen schnitt, zierte kein einziger Flecken seinen Rollkragenpullover.

»Ich habe einen schönen Cabernet mitgebracht. Möchtest du ihn zum Fleisch probieren?«, fragte Greg. »Die Flasche steht da vorn. Mach sie doch schon mal auf.«

»Natürlich.« Mein Vater war ein Weinkenner, und schon als ich in der achten Klasse war, hatte er mir beigebracht, wie man Flaschen richtig öffnen und am Korken schnuppern muss. Ich goss ein bisschen in ein Glas und zögerte. Sollte ich Greg auch ein Glas anbieten oder verstieß es gegen den Ehrenkodex der Caterer, im Dienst zu trinken?

»Möchtest du auch einen Schluck?«, fragte ich.

»Unbedingt«, antwortete er. »Wein ist für viele Speisen ein wunderbarer Geschmacksverstärker.«

Ich nickte und schenkte ein zweites Glas ein. Als ich es zu ihm an den Herd brachte, legte er gerade den Schmorbraten in die köstlich duftende Sauce. »Ich koche nicht gern«, gestand ich, während ich ihm den Wein reichte. »Ist es nicht stinklangweilig, seinen Lebensunterhalt mit Kochen zu verdienen?«

»Ich liebe ein gut zubereitetes Essen.« Er hielt sich das Glas unter die Nase, schnupperte daran und nahm einen Schluck. Dann seufzte er genüsslich, und ich registrierte neidisch, dass er offenbar alles um sich herum vergessen und einen Wein intensiv genießen konnte.

Als er die Augen wieder öffnete, starrte ich ihn immer noch an, was ihn aber nicht zu stören schien. Sein Gesicht war wunderschön, und diese verheißungsvollen Augen wirkten wie das Tor zu einer unbekannten, herrlichen Welt. »Ist es nicht fürchterlich langweilig, sein Geld bei einer Zeitschrift zu verdienen?«

Ich trank einen Schluck Cabernet und lächelte. »Nur, wenn ich arbeite – was ich die meiste Zeit tue«, witzelte ich. »Das Ganze hört sich beeindruckender an, als es ist. Ein Großteil meines Jobs besteht darin, den Papierstau im Kopierer zu beseitigen, und bei den fertigen Texten das Schriftbild zu prüfen.«

»Und das ist befriedigend?«, fragte er und schüttete Glasnudeln in einen Topf. Das kochende Wasser brodelte auf, als hätte Greg eine Zauberformel gesprochen. Es machte mich nervös, dass Greg nur fünf Minuten gebraucht hatte, um das Thema auf meine noch sehr in den Anfängen steckende Karriere zu lenken.

»So gut wie nie.« Ich lehnte mich gegen die Arbeitsplatte und sah zu, wie er Pilze in die Sauce rührte. »Das wäre toll«, fuhr ich nachdenklich fort, »einen Job zu haben, der einen befriedigt.«

»Das ist sehr wichtig«, sagte er. »Du brauchst etwas, das dich ausfüllt, Madison.«

Meine Gedanken waren in dem Moment bei einer ganz anderen Art von Ausfüllen. Ich ließ meine Augen über Gregs breite Schultern und seinen Rücken hinunterwandern. Sein Hintern war klein und fest, und dem Sitz seiner Jeans nach zu urteilen genau in der richtigen Form, dass man etwas zum Festhalten hatte. Mein Körper sprach deutlich auf ihn an – oder es lag am Wein? Wie auch immer, mir wurde warm, und um mich herum verschwamm alles wie auf einem unscharfen Foto. Ich wollte seinen Körper spüren, traute mich aber nicht, den ersten Schritt zu tun.

O Madison, vergiss deine schmutzigen Fantasien, sagte ich mir. Er ist hier, um einen Job befriedigend zu erledigen und nicht, um dich befriedigen!

Aber Gregs Anziehungskraft ließ sich nun mal nicht verleugnen. Ich zog in Erwägung, ihn zu fragen, ob er mittlerweile verheiratet war, kniff aber im letzten Moment. »Seit wann arbeitest du für deinen Vater?«

»Seit etwas mehr als vier Jahren. Vorher war ich zwei Jahre in Berkeley, aber es kam mir vor wie Zeitverschwendung, da ich doch irgendwann Vaters Geschäft übernehmen würde.«

»War das für dich so klar?«

»Ich wusste schon immer, dass mein Platz am Herd ist.« Greg fischte mit dem Löffel ein kleines Stücken Fleisch aus der Sauce, wölbte die Hand um den Löffel und pustete vorsichtig darauf. »Und ich glaube, Dad hat mich darauf vorbereitet, seit ich alt genug war, mit Stäbchen zu essen. Wir sind immer gut miteinander ausgekommen.«

Auch wenn du auf deinem Motorrad über die Hügel von San Francisco gedüst bist?, fragte ich stumm. Wie kam es, dass Gregs Leben so wunderbar geordnet wirkte, mit der klaren Ästhetik eines japanischen Gartens, während meines über eine Straße voller Schlaglöcher dahinzustolpern schien?

»Probier mal«, sagte er und führte den Löffel an meine Lippen. Diese Geste fand ich sehr intim, insbesondere, da er vorher darauf gepustet hatte. Als ich den Mund öffnete und mich vorbeugte, um zu probieren, kam ich mir vor wie eine erblühende Sexgöttin, die an Gregs Nektar nippte.

Das musste Ambrosia sein – die Speise der Götter. Ich schloss die Augen, um die mit Wein, Knoblauch und vielerlei Kräutern, die ich nicht identifizieren konnte, verfeinerte Sauce zu kosten. »Wunderbar.« Als ich die Augen öffnete, hatte sich Greg längst wieder dem Herd zugewandt. Er füllte zwei Teller mit Nudeln und Fleisch, ging zum Tisch, und wir setzten uns einander gegenüber.

Dann aßen wir unter der Tiffanylampe am Küchentisch, wie ein altes Ehepaar. Das Essen war zum Niederknien – aber Greg unnahbar wie eh und je.

Aber ich wollte es wenigstens auf einen Versuch ankommen lassen. »Ich muss zugeben, dass ich ein wenig überrascht bin«, begann ich. »Du nimmst das Kochen ernst ... und bist in den Familienbetrieb eingebunden. Dabei warst du in der Schule ganz schön aufmüpfig.«

»Du meinst wegen des Motorrads? Stimmt, damals hatte ich eine wilde Phase.« Er grinste. »Wie hast du das nur ertragen?«

Ich verdrehte theatralisch die Augen. »War nicht leicht. Andererseits waren wir nicht gerade eng befreundet.«

»Nicht so wie du und Ryan Wilkinson.«

»Ryan?« Ich rümpfte die Nase. Nicht schon wieder! Hatte diese Klette meinen Ruf für alle Zeiten verdorben? Ich sah im Geiste meine Biographie vor mir: Trotz ihrer Leistungen, die weltweit Auswirkungen hatten, galt Madison immer nur als Ryan Wilkinsons Freundin.

»Ihr beide wart doch fest zusammen.«

»Für etwa einen Monat«, log ich. »Aber wie auch immer, das ist schon lange her. Momentan habe ich nichts Festes.« Konnte sicher nicht schaden, das zu erwähnen.

»Ich auch nicht.« Er trank einen großen Schluck Wein, ohne den Blick von mir abzuwenden.

Ob ihm klar war, dass diese Worte mein Herz bis zum Hals schlagen ließen? Kaum zu glauben, dass Greg Single war – aber besser nicht nachhaken, sagte ich mir.

Nachdem das Eis zwischen uns gebrochen war, aßen wir, tranken Wein und redeten über ehemalige Klassenkameraden. Greg war mit niemandem eng befreundet, schien aber bei vielen zu wissen, was aus ihnen geworden war.

»James Min macht in Berkeley seinen Master«, erzählte er mir, während er an seinem zweiten Glas Wein nippte. »In Völkerkunde – oder war es Philosophie? Jedenfalls habe ich ihn damit aufgezogen, dass er dann Master für nutzloses Zeug sei.«

Wir mussten lachen. »Typisch James«, sagte ich.

»Und Sara Vega«, Greg machte eine kurze Pause, »hat schwere Zeiten hinter sich. Ich sehe sie nicht oft, sie ist für eine Weile in den Mittleren Westen gezogen.«

»Nach Kansas«, fügte ich hinzu. Eine meiner besten Freundinnen hatte mir davon erzählt. »Für genau neun Monate.«

Er sah mich überrascht an. »Dann stimmt es also?«

»Angeblich wollte sie das Kind zur Adoption freigeben, aber dann ist der Vater aufgetaucht und hat das Sorgerecht verlangt. Ihre Eltern wollen nichts mehr mit ihr zu tun haben, und sie lebt momentan bei ihrem Bruder in Seattle.«

Greg schüttelte den Kopf. »Traurige Geschichte. Aus ihr hätte was werden können.«

»Ihre Eltern hatten schon immer einen Knall«, sagte ich. Dann schob ich meinen Stuhl zurück. »Das war köstlich, vielen Dank.«

»Ist alles im Preis inbegriffen«, sagte Greg grinsend, doch ich fürchtete, dass er nur einen Scherz machte.

Ich trug die Teller zum Spülbecken und begann abzuwaschen. Greg ging an den Herd und stellte eine Platte an.

»Jetzt sag nicht, dass es noch einen Gang gibt«, stöhnte ich.

»Ein Dessert natürlich.« Er gab mit dem Löffel einen Klacks von irgendetwas in den Topf und begann zu rühren.

Ich wandte mich wieder dem Geschirr zu und genoss einfach Gregs Anwesenheit. Während ich spülte, tat er auf zwei Teller je eine kleine Kugel Vanilleeis und übergoss sie dann mit einer dickflüssigen Sauce. Ich trocknete mir die Hände ab und lächelte. »Eis mit Karamellsauce.«

»Nicht ganz. Diese Sauce ist ein geheimes Familienrezept. Sie enthält eine alte japanische Zutat, die man zum Brauen von Liebestränken verwendet.«

»Ein Aphrodisiakum?« Ich ließ den Löffel in die Sauce sinken und führte ihn dann vorsichtig an seine Lippen. »Du probierst zuerst. Wir werden sehen, ob es funktioniert«, sagte ich und war selbst überrascht, wie forsch ich ranging.

Greg öffnete den Mund, und ich schob den Löffel hinein. »Mmm«, stöhnte er und leckte an dem Löffel. »Besser als Sex.«

»Abwarten«, erwiderte ich und probierte selbst von der dunklen Sauce, die sich mit dem schmelzenden Eis vermischte. Ich schloss die Augen und seufzte. »Nicht besser als Sex, aber nahe dran. Verdammt nahe dran.«

»Wie ich sehe, entfaltet das geheime Kraut bereits seine Zauberkräfte.«

»Frecher Lügner. Das schmeckt nach Schokolade und sonst gar nichts. Allerdings soll die bei manchen Leuten wirklich wie ein Aphrodisiakum wirken.«

Lachend schob er die Schüssel auf Moms Arbeitsplatte ganz nach hinten. Dann hob er mich hoch und setzte mich auf die frei gewordene Stelle. Es ging so schnell, dass ich noch Halt suchte, während er sich schon gegen meine Knie presste und mit den Händen über meinen Baumwollrock fuhr. »Spürst du es?« Ich war nicht sicher, ob er die Wirkung des Aphrodisiakums meinte oder wie sehr es zwischen uns funkte, aber in jedem Fall spürte ich etwas. Ich nickte und legte die Hände auf seine breiten Schultern, die sich wunderbar warm anfühlten.

Greg schob meine Beine auseinander und drängte sich dazwischen, bis sein Körper dicht an meinem war und ich seine Lippen auf meinen spürte. Ich ließ mich von ihm küssen, erst sanft, dann immer leidenschaftlicher. Als ich mit der Zunge über seine schönen Zähne fuhr, schob er die Hände unter meinen Rock bis hinauf zu den Hüften, fasste das Höschen und zog es mir aus. Er ließ es auf den Boden fallen und begann die Innenseiten meiner Schenkel zu erforschen, immer höher hinauf, bis ich vor Verlangen aufstöhnte.

Plötzlich ließ er mich für einen Moment los und zog sich einen Küchenstuhl heran. Erst verstand ich nicht, was er vorhatte. Aber dann setzte er sich, und sein Gesicht war nur Zentimeter von meinen Knien entfernt ... ich wurde auf der Stelle pitschnass.

Als er vorsichtig meine Beine öffnete und den Kopf unter den Rock schob, hielt ich die Luft an. Ich spürte seine Zunge und keuchte vor Lust. Zielsicher fand er die empfindlichsten Stellen und brachte mich an den Rand der Ekstase.

Ich ließ den Kopf nach hinten sinken und schloss die Augen, während er sanft und fest saugte und einen Lustschauer nach dem anderen durch meinen Körper jagte. Ich war mehr als bereit, bewegte mich plötzlich mit ihm im gleichen Rhythmus und schrie auf vor Lust, als dieses köstliche Gefühl durch meinen Körper schoss.

Greg hielt mich ganz fest, während ich darauf wartete, dass mein Herz aufhörte, so wild zu schlagen.

»Hui«, hauchte ich. »So gut habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt.«

Er lehnte sich zurück und schaute mich an. Dann zog er mich näher und presste seine Hüften gegen mein Becken. Ich spürte seine Erektion, was meine Lust sofort aufs Neue entfachte.

»Was meinst du?«, fragte er und rieb über meinen Oberschenkel. »Sollen wir noch einen Gang versuchen?«

Ich lächelte. »Wenn du mir versprichst, bei meiner Mutter nicht nach Stunden abzurechnen, esse ich die ganze Nacht.«

Er grinste. »Was für ein unartiges Mädchen.«

»So etwas vom unartigsten Jungen der Nob Hill High gesagt zu bekommen, ist ein echtes Kompliment.«

Von diesem Tag an würde ich dem Kochen sicher ganz neuen Respekt entgegen bringen ... und meine Gefühle beim Betreten der Familienküche würden nie wieder so sein wie früher. Es sprach also einiges dafür, weiterzuessen.

Wer küsst schon einen Weihnachtsmann?

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